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Der Spürsinn des kleinen Doktors. Georges SimenonЧитать онлайн книгу.

Der Spürsinn des kleinen Doktors - Georges  Simenon


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wenn Sie mich nicht mehr brauchen, werde ich mich wieder um meine Kranken kümmern.«

      Aber er hielt mit seinem kleinen knatternden Auto nicht vor seinem Haus an, obwohl man von der Straße aus sah, dass im Wartezimmer lauter erschöpfte Patienten saßen.

      III Ein vollkommen unnützer Messerstich

      Bis Rochefort ging alles gut. Die Straße war solide, Vögel sangen in den Bäumen, und der kleine Doktor ertappte sich mehrmals dabei, wie er vor sich hin pfiff.

      Er war mit sich zufrieden. Mehr als zufrieden. Hatte er nicht soeben ganz besondere Talente in sich entdeckt? Und diese Talente verhießen ihm obendrein bislang ungeahnte Freuden.

      Ein Anruf … Vorher hatte sich niemand um die Maison-Basse und ihre Bewohner gekümmert. Er war ihnen mehrmals begegnet, ohne sich für sie zu interessieren. Nur einmal hatte er mit Drouin gesprochen, um ihm ohne rechte Überzeugung ein einfaches Medikament zu empfehlen, das er sich auch selbst hätte kaufen können … Und einmal hatte er mit der jungen Frau gesprochen.

      Und trotzdem hatte er in wenigen Stunden alles entdeckt. Er war davon überzeugt. Er war sich dessen sicher. Die anderen, der Assessor, der Kommissar und erst recht der brave Bürgermeister, tappten im Dunkeln, und das musste so sein, sagte sich der Doktor. So war es wohl fast immer bei einem Kriminalfall.

      Weil sie es falsch anfingen!

      Aber er … Wie fing er es an? Er hätte es nicht genau sagen können, aber er spürte es. Er versetzte sich an die Stelle des … oder vielmehr …

      Nun, es spielte keine Rolle. Entscheidend war, dass er ans Ziel kam, dass die Maison-Basse keine Geheimnisse mehr für ihn barg.

      Es ging jetzt nur noch darum, Drouin zu finden, was nicht schwer sein würde. Rochefort ist nicht groß. Seit es keine Garnison mehr ist, ist es fast eine tote Stadt mit Straßen, in denen kein Verkehr pulst.

      Er begann im Café de la Paix, weil er nichts außer Acht lassen wollte, aber wie erwartet saß Drouin weder auf der Terrasse noch drinnen.

      »Café du Commerce … Café Joffre … Café de la Marine.«

      Die Sonne stand schon tief am Himmel, aber die Hitze war noch unerträglich, und der kleine Doktor bekam das Biertrinken allmählich über.

      An einer Theke trank er einen Weißwein. Dann an einer anderen noch einen, und er war wie im Rausch, einem Spieler ähnlich, der sicher ist, dass er den richtigen Riecher hat, und darauf wartet, dass die kleine weiße Kugel auf der von ihm gewählten Zahl liegen bleibt.

      »Vorausgesetzt, dass er keinen Blödsinn macht«, murmelte er vor sich hin.

      ›Blödsinn machen‹ hieß, sich abzusetzen, in einen Zug, einen Bus zu steigen, weiter zu flüchten, was die sicherste Methode war, geschnappt zu werden.

      Was mochte Drouin jetzt machen? Seit mittags bewegte er sich in einem begrenzten Raum mit hundert Straßen vielleicht, hundert Cafés, die kleinsten Bars mit eingeschlossen.

      »Ach, ich hätte doch fast vergessen …«

      Dollent schlug sich an die Stirn und stieg wieder in sein winziges Auto. Er hielt in einer Straße, wo an allen Häusern die Läden geschlossen waren und jedes durch eine große Nummer gekennzeichnet war.

      Ohne Scheu ging er überall hinein, setzte sich, bestellte der Form halber einen Schnaps und erwehrte sich der Zudringlichkeiten der Damen.

      »Ich suche einen Freund, der mir gesagt hat … Haben Sie ihn vielleicht heute Nachmittag gesehen? Er hat einen Bart.«

      »Einen mit Bart? Nein. Übrigens, nachmittags kommt kaum jemand her. Eigentlich nur Stammgäste.«

      »Ich bin ein Idiot«, dachte er, »ein Vollidiot. Wieso habe ich nicht eher daran gedacht?«

      Nach den Cafés, den Bars, den Bordellen kamen die Friseure an die Reihe. Er musste sich beeilen, denn die Läden würden bald schließen.

      »Sagen Sie … Ich suche einen Freund, mit dem ich mich am Bahnhof verabredet hatte. Ein großer junger Mann, graue Hose. Ich weiß, er wollte sich den Bart abnehmen lassen.«

      »Ernest! Hattest du heute einen mit Bart?«

      »Nein, Chef.«

      Ein Friseur, zwei, fünf, zehn Friseure. Und kein Bart! Immerhin musste er nicht trinken, und das war ein Glück, denn ihm begann sich schon der Kopf zu drehen.

      »Einen Bart? … Moment. Ja, um drei. Allerdings habe ich nicht auf die Farbe seiner Hose geachtet.«

      »Das macht nichts. War er allein?«

      »Ja … Kann aber auch sein, dass er mit einer Dame gekommen ist. Die wäre dann in den Damensalon gegangen. Auguste, hast du um drei eine Dame bedient, die …«

      Nein! Na wennschon. War es nicht auch so schön? Und berauschend? Ganz allein war es ihm gelungen, Drouin aufzuspüren, und die Spur war noch heiß.

      »Sie wissen nicht, wohin er dann gegangen ist?«

      Nein, das wusste man nicht. Und eine Viertelstunde später, als die Sonne hinter den Häusern am Marktplatz unterging, war der kleine Doktor ganz entmutigt. Er überlegte, was er auf der Terrasse des Café de la Paix trinken sollte, wo er seine Runde begonnen hatte und wo er sie nun beendete. Studenten spielten Karten. Eine Frau saß allein vor einem Glas Bier und zwinkerte ihm zu.

      »Was soll’s! Einen Pernod …«

      Noch nie in seinem Leben hatte er so viel getrunken, aber er hatte auch noch nie so viel nachgedacht. Und jetzt drängte die Zeit. Es stand auf Messers Schneide. Eine Stunde verloren, und vielleicht …

      Also! Welchen Fehler hatte er gemacht? Warum war er nicht weitergekommen, nachdem er Drouins Spur bei dem Friseur wiedergefunden hatte?

      Etwas in seinen Berechnungen stimmte nicht. Es war nicht anders möglich.

      »Beim zweiten Telefonat hat er mich gefragt, ob ich das Berufsgeheimnis wahren würde, falls eine verletzte Person zu mir käme … Also …«

      Weiter kam er nicht. Er hatte seinen Pernod in der Hand, und sein Blick war so starr, dass die Frau, der er sich unwillkürlich zugewandt hatte, glaubte, nun sei alles klar.

      »Also … Er muss nach Marsilly. An das Naheliegende denkt man meist nicht. Von hier nach Marsilly sind es fünfundvierzig Kilometer … Er kann weder den Zug noch den Bus nehmen.«

      Ein Fahrrad. Das war es, woran er nicht gedacht hatte. Fünf Minuten später, nachdem er zur großen Verblüffung des Kellners vergessen hatte, seinen Pernod zu bezahlen, war er auf dem Kommissariat.

      »Ich möchte Sie um eine Auskunft bitten. Ist heute Nachmittag in Rochefort ein Fahrrad gestohlen worden?«

      Der Sekretär im Kommissariat war noch verblüffter als der Kellner im Café de la Paix.

      »Ein Fahrrad gestohlen? Warum interessiert Sie das?«

      »Bloß so … Nur so eine Idee …«

      »Nein, Monsieur, es ist kein Fahrrad gestohlen worden.«

      Drouin war also ängstlicher, als Dollent geglaubt hatte, denn nichts ist einfacher, als ein Fahrrad oder sogar ein Auto zu stehlen.

      »Gibt es viele Fahrradgeschäfte in Rochefort?«

      »Das weiß ich nicht, Monsieur. Ich interessiere mich nicht für Sport.«

      Es gab acht Fahrradgeschäfte, aber er musste sie nicht alle abklappern. Schon im dritten konnte er sich wieder seiner Begeisterung hingeben. Der Kerl in Pantoffeln antwortete ihm, wenn auch ein wenig misstrauisch:

      »Ich habe kein Fahrrad verkauft, aber ich habe zwei vermietet.«

      »Ein Herren- und ein Damenrad?«

      »Ja.«

      »Um vier Uhr?«

      »Nein, um sechs.«

      Da


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