Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
das frische Weißbrot, die dampfenden Bohnen und die Kaffeekanne.
»Welch ein Unterschied gegen gestern Abend«, rief Saxon und klatschte in die Hände. »Es ist ein Märchen, wie man es in den Büchern liest. Ach, ich muss an den Jungen denken, der fischen ging. Denk an den schönen Tisch und das schöne Haus gestern, und sieh jetzt das hier. Wir hätten ganze tausend Jahre in Oakland leben können, ohne je eine Dame wie Frau Mortimer zu treffen oder uns träumen zu lassen, dass ein Haus wie das ihre existierte. Und Billy, denk nur, dabei haben wir eben erst angefangen.«
Billy arbeitete drei Tage lang, und wenn er auch behauptete, gut fertig zu werden, so gab er doch zu, dass das Pflügen schwerer war, als er sich gedacht hatte. Saxon war stillvergnügt, als sie hörte, dass es ihm Spaß machte.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mir etwas aus Pflügen machen würde – nein«, meinte er. »Aber es ist großartig. Es ist auch gut für die Beinmuskeln. Die übt man nicht genug, wenn man fährt. Wenn ich je wieder für einen neuen Boxkampf trainieren sollte, so kannst du drauf schwören, dass ich auch pflügen würde. Und die Erde duftet so herrlich, wenn man sie wendet, und immer wieder wendet. Sie ist direkt zum essen, so riecht sie. Und wenn man sie den ganzen Tag wendet – so frisch und fett und gut. Auch die Pferde – die sind ein paar Prachtexemplare! Die wissen so gut wie ein Mensch, was sie zu tun haben. Das muss man sagen – Benson hat nicht eine einzige Schindmäre auf seinem Betrieb.«
Am letzten Tage, den Billy für Benson arbeitete, überzog sich der Himmel, die Luft war feucht, es begann stark aus Südwest zu wehen, und alles deutete daraufhin, dass dies der Anfang des Winterregens war. Billy kam am Abend mit einem kleinen Bündel alter Sackleinwand zurück, die er sich geliehen hatte, und woraus er eine Art Dach über ihrem Zelte machte, um den Regen fernzuhalten. Er klagte mehrmals über den kleinen Finger seiner linken Hand. Er hatte ihn den ganzen Tag gestört, wie er zu Saxon sagte, ja, er störte ihn eigentlich schon mehrere Tage und war so empfindlich wie eine Beule – vermutlich hatte er sich einen Splitter eingerissen, aber er konnte ihn nicht finden.
Er machte sich an die Vorbereitungen für die Nacht, hob das Bett auf ein paar alte Bretter, die er aus einer verlassenen und verfallenen Scheune auf der anderen Seite des Baches holte. Auf die Bretter schichtete er trockene Blätter, dass sie eine Art Matratze bildeten. Zuletzt befestigte er das Sackleinen noch besser mit gefundenen Bindfäden und Bändern.
Als die ersten Regentropfen auf das Sackleinen schlugen, war Saxon begeistert. Billy interessierte sich sehr wenig für das Ganze. Sein Finger schmerzte ihn allzu sehr, sagte er. Weder Saxon noch er konnten begreifen, was es war.
»Ich erinnere mich, dass Cadys Frau einmal etwas ähnliches hatte – auch im kleinen Finger. Ich glaubte, sie legte einen Grützbeutel darauf. Und ich erinnere mich, dass sie Salbe darauf schmierte. Er wurde sehr schlimm, und schließlich ging der Nagel ab. Dann wurde es schnell wieder besser, und ein neuer Nagel wuchs. Soll ich dir nicht einen warmen Umschlag machen?«
Aber davon wollte Billy nichts wissen, er meinte, es würde am nächsten Tage schon besser werden. Saxon war besorgt, und als sie endlich einschlummerte, wusste sie, dass er unruhig dalag und offenbar arge Schmerzen hatte. Einige Minuten später wurde sie durch einen heftigen Windstoß geweckt, der den Regen gegen das Sackleinen peitschte, und sie hörte Billy leise stöhnen. Sie erhob sich auf den Ellbogen und strich ihm mit der freien Hand über Stirn und Augen, wie sie es sich angewöhnt hatte, und dadurch beruhigte sie ihn schließlich, sodass er einschlief.
Dann schlief auch sie wieder. Und wieder wurde sie geweckt, diesmal jedoch nicht vom Sturm, sondern von Billy. Sie konnte ihn nicht sehen, als sie aber nach ihm tastete, merkte sie, dass er eine höchst merkwürdige Stellung einnahm. Er kniete vor den Decken und seine Stirn ruhte auf den Brettern, während seine Schultern in unterdrücktem Schmerz zuckten.
»Es klopft darin, dass ich ganz verrückt werde«, sagte er, als sie zu ihm sprach. »Das ist schlimmer als tausend Zahnschmerzen. Aber es ist nichts – wenn nur das Sackleinen nicht wegweht. Denk daran, was unsere Vorfahren durchmachen mussten –« murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Sieh, mein Vater war einmal in den Bergen, und der Mann, der mit ihm war, wurde von einem Bären angefallen – das Fleisch wurde ihm bis auf die Knochen heruntergerissen. Sie hatten keinen Proviant, sodass sie gezwungen waren, weiter zu wandern. Zweimal von den dreien, die Vater ihn aufs Pferd setzte, wurde er ihm unter den Händen ohnmächtig, ja, er musste ihn festbinden. Und es dauerte fünf Wochen, aber sie kamen durch. Und die Geschichte von Jack Quigley. Seine ganze rechte Hand wurde ihm abgerissen, als sein Gewehr explodierte, und das Hündchen, das er bei sich hatte, fraß drei Finger. Und er war ganz allein im Sumpf und –«
Aber Saxon sollte nichts mehr von den abenteuerlichen Erlebnissen Jack Quigleys hören. Ein furchtbarer Windstoß riss das Sackleinen los und stürzte die Bretter um, sodass sie einen Augenblick lang unter dem Sackleinen begraben waren. Und im nächsten Augenblick wurde alles in der Dunkelheit fortgewirbelt, und Billy und Saxon wurden vom Regen vollkommen durchnässt.
»Da ist nur eins zu machen«, brüllte er ihr ins Ohr, »alles zu nehmen und zu versuchen, in die alte Scheune zu kommen.«
Das taten sie in Dunkelheit und triefendem Regen, aber sie mussten zweimal auf Steinen durch den Bach waten und wurden bis zu den Knien durchnässt. Die alte Scheune leckte wie ein Sieb, aber es glückte ihnen, eine trockene Stelle zu finden, wo sie ihr alles eher als trockenes Bettzeug ausbreiten konnten. Saxon war ganz verzweifelt, wie furchtbar Billy leiden musste. Sie brauchte eine ganze Stunde, um ihn zum Schlafen zu bringen, und nur, indem sie beständig über seine Stirn strich, konnte sie ihn am Aufwachen verhindern. Sie fror und war sehr elend, aber sie hätte sich mit Freuden darein gefunden, eine ganze Nacht lang wach zu liegen, wenn sie nur gewusst hätte, dass es ihn von der schlimmsten Qual befreite.
Als es ihrer Berechnung nach gerade Mitternacht sein musste, kam eine neue Störung. Ein elektrisches Licht zeigte sich wie ein winziger Scheinwerfer in der Türöffnung und bewegte sich durch die Scheune, bis es schließlich auf ihr und Billy haftete, während eine barsche Stimme sagte:
»Aha, jetzt hab’ ich euch. Wollt ihr machen, dass ihr wegkommt!«
Billy setzte sich, halb geblendet von dem Licht, auf. Die Stimme hinter dem Licht näherte sich und wiederholte, dass sie machen sollten wegzukommen.
»Was gibt es?« fragte Billy.
»Ich bin es«, lautete die Antwort, »und ich passe auf, das sage ich euch nur!«
Die Stimme war dicht neben ihnen, nur einen Schritt entfernt, und sie konnten nichts sehen, weil das Licht, das nicht gerade