Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
kostete nicht viel, und Billy hatte so viel Arbeit, wie er wollte. Die verschiedenen Mitglieder der Kolonie schienen sich direkt verschworen zu haben, ihn in Bewegung zu halten. Es war alles Gelegenheitsarbeit, aber ihm gefiel es, denn es setzte ihn instand, seine Zeit nach der Jim Hazards einzurichten. Jeden Tag boxten sie und schwammen lange durch die Brandung. Wenn Hazard mit seiner Morgenarbeit fertig war, stieß er ein Geheul aus, das in den Kiefern widerhallte, und Billy warf die Arbeit weg, die er gerade in den Händen hatte. Nach dem Schwimmen nahmen sie zu Hause bei Hazard ein Sturzbad, rieben sich tüchtig ab und waren zum Mittagessen bereit. Am Nachmittag kehrte Hazard an seinen Schreibtisch und Billy an seine Arbeit im Freien zurück, aber oft trafen sie sich später noch einmal zu einem raschen kleinen Lauf über die Hügel. Für beide war Training eine reine Gewohnheit. Als Hazard sein Fußballspiel aufgab, was er vor sieben Jahren getan, hatte ihn das Bewusstsein des traurigen Todes – der des Athleten mit den schweren Muskeln wartet, wenn er plötzlich aufhört zu trainieren – gezwungen, in Übung zu bleiben. Das war nicht nur eine Notwendigkeit, er hatte Gefallen daran gefunden. Billy gefiel es auch, denn er war stolz auf seinen gesunden, starken Körper.
Oft wanderte er in früher Morgenstunde mit der Büchse in der Hand hinaus, in Gesellschaft Mark Halls, der ihn Schießen und Jagen lehrte. Hall war seit den Tagen, da er noch in kurzen Hosen ging, mit der Büchse umgegangen, und seine scharfe Beobachtungsgabe und Kenntnis von den Gewohnheiten der wilden Tiere war Billy eine Offenbarung. Dieser Teil des Landes war zu bewohnt, als dass sie Großwild hier gefunden hätten, aber Billy versorgte Saxon beständig mit Eichhörnchen und Wachteln, Schnepfen und Wildenten. Und sie lernten auch, Wildenten und Kanevasenten, auf die alte kalifornische Art in 16 Minuten in einem sehr warmen Ofen gebraten, zu essen. Als er allmählich Übung im Gebrauch von Büchse und Flinte bekam, begannen ihn die Hirsche und der Berglöwe, der ihm hinter Sur entgangen war, zu ärgern; und zu den Bedingungen, die er an den Hof knüpfte, den er und Saxon suchten, fügte er jetzt die, dass es dort eine Menge Wild geben müsste.
Aber es war nicht alles Spiel in Carmel. Der Teil der Kolonie, mit dem Saxon und Billy in Berührung kamen, arbeitete recht schwer. Einige arbeiteten regelmäßig morgens oder spät abends. Andere arbeiteten stoßweise, wie der verrückte irische Dramatiker, der sich eine ganze Woche hintereinander einschließen konnte, um dann blass und mitgenommen wieder aufzutauchen und sich ebenso wütend zu amüsieren, bis er sich wieder in seine Einsamkeit zurückzog. Der blasse, jugendliche Familienvater, der ein Gesicht wie Shelley hatte, Lustspiele schrieb, weil er leben musste, und Versdramen und Sonnettenzyklen zur Verzweiflung von Theaterdirektoren und Verlegern verfasste, versteckte sich in einer Betonzelle mit Wänden, die drei Fuß dick waren, und einem Wasserrohrsystem, das so eingerichtet war, dass er durch Drehen eines Hebels jedem Eindringling ein Sturzbad bescheren konnte. Aber im großen ganzen respektierte einer die Arbeitszeit des anderen. Sie besuchten einander, wann es sie dazu zog, fanden sie aber einen Mann in seine Arbeit vertieft, so gingen sie wieder. Das galt von allen mit Ausnahme Mark Halls, der nicht zu arbeiten brauchte, um zu leben, und der in die Bäume kletterte, um seinem großen Freundeskreis zu entgehen und in Frieden arbeiten zu dürfen.
Die ganze kleine Gesellschaft war vollkommen einzigartig in Bezug auf den demokratischen solidarischen Geist, der unter den einzelnen Mitgliedern herrschte, und sie pflogen sehr wenig Verkehr mit dem gesetzteren und korrekteren Teil von den Bewohnern Carmels. Diese Clique bildete eine Künstler- und Schriftstelleraristokratie, und die anderen lachten über sie und nannten sie Snobs. Dafür wieder sahen die Snobs Mark Hall und seine Freunde wegen ihrer lärmenden Bohèmemanieren scheel an. Ihre Boykottierung erstreckte sich auch auf Billy und Saxon. Billy machte gemeinsame Sache mit dem Clan, suchte keine Arbeit im anderen Lager, und sie wurde ihm auch nicht angeboten.
Hall hielt offenes Haus. Die große Wohnstube mit dem mächtigen Kamin, die Diwane, Regale und die vielen Tische mit Büchern und Zeitschriften waren der Mittelpunkt für das ganze Leben in der Kolonie. Saxon und Billy waren ebenso willkommen wie alle anderen, und sie merkten, dass sie sich in Wirklichkeit hier ebenso zu Hause fühlten wie die übrige Gesellschaft. Wenn nicht heftige Diskussionen über alle möglichen Themen unter der Sonne geführt wurden, spielten sie allerhand Spiele, an denen Billy sich beteiligte. Saxon, die unter den jungen Frauen sehr beliebt war, nähte mit ihnen, unterwies sie in der Anfertigung hübscher Dinge und lernte dafür manches andere von ihnen.
Sie waren noch keine Woche in Carmel, als Billy eines Tages fast verschämt zu Saxon sagte:
»Du weißt gar nicht, wie ich all deine hübschen Dinge entbehre. Warum kannst du nicht an Tom schreiben und sie dir schicken lassen? Wenn wir weiter wandern, können wir sie ja immer zurückschicken.«
Saxon schrieb den Brief, und den ganzen Tag klang ein Jubellied in ihrem Herzen. Ihr Mann war immer noch ihr Anbeter, und in seinen Augen war wieder das alte Spiel des Lichts, das in der unheimlichen Zeit des Streikes verlöscht war.
»Sie haben sehr hübsche Wäsche hier, aber du schlägst sie alle – soweit ich mich darauf verstehe«, sagte er zu ihr. Und bei einer anderen Gelegenheit rief er: »Ach, ich liebe dich bis in den Tod, wie es auch gehen mag. Wenn aber die Sachen nicht bald geschickt werden, dann gibt es einen toten Mann in der Gegend!«
Hall und seine Frau hatten jeder ein Reitpferd, das bei einem Fuhrmann in Pflege gegeben war, der Wagen vermietete, und dieser Stall übte natürlich eine große Anziehungskraft auf Billy aus. Dem Fuhrmann gehörte auch die Diligence, die die Post von Carmel nach Monterey beförderte, und ferner vermietete er Wagen und große Fuhrwerke für Gebirgstouren mit Platz für neun Personen. Zu jedem Wagen stellte er einen Kutscher, und da man gewöhnlich vier Kutscher brauchte, wurde oft nach Billy geschickt, der auf diese Weise Ersatzmann im Stall wurde. Bei solchen Gelegenheiten erhielt er drei Dollar den Tag, und er fuhr viele Gesellschaften den siebzehn Meilen langen Weg durch das Carmeltal und die Küste entlang nach den verschiedenen Aussichtspunkten und Strandplätzen.
»Aber es ist fast alles ein großschnauziges Pack«, sagte er zu Saxon über die Leute, die er fuhr. »Es heißt immer Herr Roberts hier und Herr Roberts da – und ich werde nicht vergessen, dass sie sich für besser halten als mich. Ich bin zwar nicht ihr Diener, aber ich bin ihnen doch nicht gut genug. Ich bin ihr Kutscher – ein Mittelding zwischen Tagelöhner und Chauffeur! Wenn sie essen, geben sie mir mein Frühstück für mich – oder hinterher. Keine Familiarität wie bei Hall und seiner Gesellschaft. Und die Leute heute