Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
etwas für ihr Geld zu sehen bekämen.
Ihr erinnert euch an meinem Kampf mit Nat Powers. Ich habe ihn gar nicht besiegt. Ich hatte Verdacht geschöpft. Da vereinbarte es die Bande mit ihm.
Ich wusste nichts davon. Ich hatte die Absicht, ihn noch ein paar Runden über die sechzehnte hinaus hinzuhalten. Aber er täuschte doch einen Knockout vor und betrog euch alle.«
»Wie ist es denn heute?« rief einer. »Ist es auch verabredet?«
»Jawohl«, lautete die Antwort Glendons. »Und worauf hat das Syndikat gewettet? Dass Cannam bis zur vierzehnten Runde durchhält.«
Heulen und Pfeifen folgte diesen Worten. Zum letzten Male hob Glendon die Hand, um Schweigen zu gebieten.
»Ich bin gleich fertig. Aber erst möchte ich euch noch eines sagen. Das Syndikat wird sich heute schneiden. Es soll ein ehrlicher Kampf werden. Tom Cannam wird nicht bis zur vierzehnten Runde durchhalten. Er wird nicht die erste überstehen.«
Cannam sprang in seiner Ecke auf und rief wütend: »Das kannst du nicht. Der Mann ist noch nicht geboren, der mich in einer Runde erledigen kann!«
Glendon beachtete ihn nicht und fuhr fort: »Gerade jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben mit voller Kraft zugeschlagen. Ihr saht das vor einem Augenblick, als ich Hanford traf.
Heute werde ich ein zweites Mal meine ganze Kraft anwenden – das heißt, wenn Cannam nicht schleunigst durch die Seile springt und verschwindet. So, und jetzt bin ich fertig.«
Er ging in seine Ecke und hielt seinen Sekundanten die Hände hin, um sich die Handschuhe anziehen zu lassen. In der gegenüberliegenden Ecke tobte Cannam, den seine Sekundanten vergebens zu beruhigen versuchten.
Schließlich glückte es Billy Morgan, seine letzte Ankündigung zu machen.
»Dies wird ein Kampf auf fünfundvierzig Runden«, rief, er laut. »Und möge der beste Mann siegen! Los!« Der Gong ertönte.
Die beiden Männer rückten vor.
Glendon streckte die Rechte aus, um mit seinem Gegner den üblichen Handschlag zu wechseln, aber Cannam warf zornig den Kopf in den Nacken und weigerte sich, sie zu nehmen.
Zur allgemeinen Überraschung stürzte er sich nicht auf seinen Gegner. Trotz seiner Wut kämpfte er sehr vorsichtig. Sein gekränkter Stolz sagte ihm, dass er alle Kraft sparen müsse, um über die erste Runde hinauszukommen. Er machte zwar mehrere Ausfälle, aber sehr vorsichtig und ohne auch nur einen Augenblick seine Verteidigung außer acht zu lassen.
Glendon jagte ihn durch den Ring, immer weiter mit dem unbarmherzigen Tapp-Tapp seines linken Fußes vorrückend.
Aber nicht ein einziges Mal schlug er nach seinem Gegner, ja, er ließ sogar die Hände sinken und folgte ihm, scheinbar ungeschützt, um ihn zu einem Angriff zu verlocken.
Cannam lachte trotzig, weigerte sich aber, den ihm gebotenen Vorteil auszunutzen.
Zwei Minuten vergingen, dann erfolgte plötzlich eine Veränderung mit Glendon. Jeder Muskel, jede Linie seines Gesichts zeigte, dass jetzt der Augenblick gekommen war, da er seinen Gegner erledigen wollte. Es war Spiel, und er spielte gut. Er schien zu Stahl geworden zu sein, zu hartem, unbarmherzigem Stahl. Und die Wirkung zeigte sich bei Cannam, der seine Achtsamkeit verdoppelte.
Glendon trieb ihn jedoch schnell in eine Ecke und hielt ihn dort fest.
Aber er schlug immer noch nicht, versuchte es auch gar nicht, und Cannams Unruhe wurde immer schlimmer. Vergebens versuchte er aus der Ecke hinauszugelangen, konnte sich jedoch nicht zu einem Angriff auf seinen Gegner entschließen und versuchte statt dessen, durch einen Clinch Zeit zu gewinnen.
Dann kam es – eine schnelle Serie von Finten, blitzhafte Muskelbewegungen. Cannam war verwirrt. Das Publikum ebenfalls. Nicht zwei von den Zuschauern konnten später angeben, was vorgegangen war. Cannam duckte sich vor einer Finte und deckte sich gleichzeitig das Gesicht, um eine andere, gegen sein Kinn gerichtete Finte abzuwehren. Er versuchte dabei auch seine Beinstellung zu ändern.
Die Zuschauer, die nahe am Ring saßen, schworen darauf, gesehen zu haben, dass Glendon den Schlag, der jetzt folgte, von der Hüfte aus führte und dabei wie ein Tiger vorsprang, um sein ganzes Körpergewicht in den Schlag zu legen.
Wie dem auch war, jedenfalls traf er Cannam gerade in dem Augenblick, als er die Stellung wechselte, gegen das Kinn. Und wie Hanford war auch er schon in der Luft, ehe er die Seile berührte, bewusstlos und fiel den Reportern auf die Köpfe.
Von dem, was an diesem Abend in der Golden-Gate-Arena geschah, vermochten selbst spaltenlange Berichte in den Zeitungen keine auch nur annähernd richtige Schilderung zu geben.
Die Polizei vermochte gerade noch den Ring zu verteidigen, konnte die Arena aber nicht retten. Es war kein Aufruhr. Es war eine Orgie. Nicht ein Sitzplatz blieb übrig. In der ganzen großen Halle wurden mit Händen und Füßen, durch Püffe und Stöße Balken und Bretter weggerissen, umgestürzt und niedergetreten.
Die Boxer mussten Schutz bei der Polizei suchen, aber es waren nicht Polizisten genug da, und Boxer, Manager und Unternehmer wurden windelweich geprügelt.
Nur Jim Hanford wurde verschont. Sein furchtbar geschwollenes Kinn erregte Mitleid.
Als die Menge endlich zum Gebäude hinausgetrieben war, stürzte sie sich auf ein neues Auto im Werte von siebentausend Dollar, das einem bekannten Boxkampfunternehmer gehörte, und verwandelte es im Nu in altes Eisen und Brennholz.
Glendon, der sich nicht in den Trümmern des Ankleideraumes umziehen konnte, erreichte in Boxhosen und Bademantel sein Auto, aber es gelang ihm nicht, zu entkommen. Die Menge umringte seinen Wagen und hielt ihn dank der Überzahl fest. Die Polizei eilte zu seinem Schutz herbei, und schließlich schloss man einen Kompromiss: Der Wagen durfte weiterfahren, begleitet von fünftausend hurraschreienden tollen Menschen.
Es war Mitternacht, als dieser Sturm über die Union Square und durch die St. Francis Street fegte. Rufe nach einer Rede wurden laut, und obwohl sie schon vor dem Hotel hielten, wurde Glendon doch in freundschaftlicherweise am Entkommen verhindert. Er versuchte sogar, seinen begeisterten Anhängern auf die Köpfe zu springen, aber seine Füße erreichten nicht das Pflaster. Von Köpfen und Schultern getragen, von jeder Hand, die ihn erreichen konnte, ergriffen, kehrte er durch die Luft zu seinem Wagen zurück.
Da redete er denn, und Maud Sangster, die oben von einem Fenster auf ihren jungen Herkules