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Dracula. Брэм СтокерЧитать онлайн книгу.

Dracula - Брэм Стокер


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im Schlaf scheint sie, mich zu beobachten. Sie versucht, die Tür zu öffnen, findet die Tür verschlossen vor und geht durchs Zimmer, um nach dem Schlüssel zu suchen.

      6. August – Wieder drei Tage und keine Nachricht. Die Anspannung ist schrecklich. Wenn ich nur wüsste, wohin ich schreiben soll oder wohin ich gehen soll, um ihn zu finden, dann würde ich mich besser fühlen; aber niemand hat seit seinem letzten Brief ein Wort von ihm gehört. Es bleibt mir nur, Gott um Geduld zu bitten. Lucy ist erregter als sie es jemals war – ist aber auf der anderen Seite wohlauf. In der letzten Nacht sah es sehr bedrohlich aus, und die Fischer sagten Sturm voraus. Ich werde Beobachtungen anstellen und versuchen, die Zeichen des Wetters richtig deuten zu lernen. Heute ist ein grauer Tag, und die Sonne – während ich dies schreibe – steht, in dicke Wolken gehüllt, hoch über Kettleness. Alles ist grau – außer dem grünen Gras, das smaragdfarben leuchtet; graue robuste Felsen; graue Wolken, deren äußere Ränder von der Sonne durchleuchtet werden, hängen über der grauen See, in die sich die Sandbänke wie braune Finger ausstrecken. Das Meer stürzt über die Untiefen und Sandbänke mit einem Gebrüll hinweg, das aber vom landeinwärts ziehenden Nebel gedämpft wird. Der Horizont verliert sich im grauen Dunst. Alles ist so überaus gewaltig; die Wolken türmen sich wie gigantische Felsen, und über der See liegt ein tief murrender Klang, als hätte sie ein Verhängnis vorauszusagen. Dunkle Gestalten tauchen da und dort am Strand auf, und sehen im Nebelschleier aus wie wandelnde Bäume. Die Fischerboote beeilen sich heimwärts und heben und senken sich in der Brandung, wenn sie in den Hafen einlaufen. Da kommt der alte Herr Swales. Er geht direkt auf mich zu, und an der Art, wie er den Hut abnimmt, erkenne ich, dass er mit mir sprechen will.

         Ich bin tief ergriffen von der Veränderung, die in dem armen, alten Mann vorgegangen ist. Nachdem er sich neben mich gesetzt hatte, begann er sanft:

         „Ich habe Ihnen etwas zu sagen, Fräulein.“ Ich sah, dass es ihm nicht leicht wurde. So nahm ich seine alte, faltenreiche Hand und bat ihn, frei heraus zu sprechen; dann sagte er, während er seine Hand in der meinen ließ:

         „Ich fürchte, meine Liebe, ich hab’ Sie mit all den hässlichen Dingen gekränkt, die ich die letzte Woche über die Toten sprach; ich hab’ es nicht so gemeint und bitte Sie, daran zu denken, wenn ich einmal nicht mehr bin. Wir Alten, schon gebrechlich und mit einem Fuß im Grab, lieben es nicht, daran zu denken, und wir fühlen uns auch nicht wohl in der Nähe des Todes; deshalb hab’ ich mein eig’nes Herz etwas aufheitern und mich etwas erleichtern wollen. Aber Gott segne Sie, Fräulein, ich fürcht’ den Tod nicht, nicht ein bisschen; aber sterben möcht’ ich doch nicht gern, solang’ es noch anders geht. Doch meine Zeit rückt immer näher, denn ich bin alt, und hundert Jahre sind mehr als ein Mensch erwarten kann; ich bin wohl dem Ende meines Lebens sehr nahe gekommen, dass wohl der Sensenmann schon seine Klinge geschliffen hat. Sie sehen, ich kann nicht von der Gewohnheit lassen, darüber zu witzeln. Bald wird der Todesengel für mich seine Instrumente ertönen lassen. Aber trauern Sie nicht zu sehr, mein Liebling“, er sah, dass ich weinte, „wenn er heut’ Nacht noch riefe, würd’ ich mich nicht sträuben, seinem Ruf zu folgen. Denn das Leben ist doch nichts als ein Warten auf etwas and’res, und nur der Tod ist was, worauf wir uns letztlich verlassen können. Aber ich bin zufrieden, wenn er zu mir kommt, und er kommt bald. Er kann schon unterwegs sein, während wir da hinausschauen und nachdenken. Vielleicht kommt er mit dem Wind, weit draußen über der See, der Untergang, Schiffbruch, düstere Verzweiflung und traurige Herzen bringt. Schauen Sie! Schauen Sie!“, rief er plötzlich, „es ist etwas in diesem Wind und in der Luft, das klingt, das aussieht, das schmeckt und riecht wie der Tod. Es liegt in der Luft. Ich fühl’ es kommen. Oh Herr, lass’ mich freudig antworten, wenn mich mein Ruf ereilt.“ Er streckte seine Arme demutsvoll aus und nahm seinen Hut ab. Seine Lippen bewegten sich, als würde er gerade beten. Nach einem Augenblick der Stille erhob er sich, schüttelte mir die Hand, segnete mich, sagte mir auf Wiedersehen und humpelte davon. All das rührte mich tief und brachte mich durcheinander.

         Ich war froh, dass der Küstenwart herankam mit seinem Fernroh unter dem Arm. Er blieb stehen, um mit mir zu sprechen, wie er es immer tat; aber er sah dabei immer hinaus auf ein fremdes Schiff.

         „Ich kann es nicht herausfinden“, sagte er, „dem Aussehen nach ist es ein russisches Schiff; aber es kreuzt auf sonderbarste Weise herum. Es scheint den Sturm kommen zu sehen und kann sich nicht entschließen, entweder nordwärts in See zu stechen oder den Hafen anzulaufen. Sehen Sie nur wieder! Es wird eigenartig gesteuert; so, als ob keine Hand das Steuer führte; mit jedem Windstoß ändert es die Richtung. Ich glaube, wir hören noch mehr davon, ehe der morgige Tag anbricht.“

      SIEBENTES KAPITEL

      ZEITUNGSAUSSCHNITT AUS DEM „DAILYGRAPH“ VOM 8. AUGUST

      (In das Tagebuch von Mina Murray eingeklebt)

      Von einem Korrespondenten

      Whitby

      Schwere Stürme fielen über Whitby her. Die Begleitumstände dazu waren seltsam und einzigartig zugleich. Es war schwül, aber das Wetter war nicht anders, als es sonst im August üblich ist. Samstagabend war es schöner denn je, und der größte Teil der Urlauber besuchte gestern die Mulgrave Woods, Robin Hood’s Bay, Rig Mill, Runswick, Saithes und die anderen zahlreichen Ausflugsziele rund um Whitby. Die Dampfschiffe Emma und Scarborough machten der Küste entlang ihre Routen; und es waren besonders viele auf Ausflügen unterwegs – von und nach Whitby. Der Tag war ungewöhnlich schön, bis nachmittags einige der plaudernden Spaziergänger, die in dem Friedhof auf der Ostklippe spazierten und den sich weit ausdehnenden Rundblick über das Meer genossen, plötzlich auf eine hoch am nordwestlichen Himmel herankommende Sturmwolke aufmerksam wurden. Der Wind blies aus Südwest in moderatem Tempo, und Meteorologen würden ihn als „Nummer 2: leichte Brise“ deklarieren. Der Dienst habende Küstenwart machte sofort Meldung, und ein alter Fischer, der seit mehr als einem halben Jahrhundert auf die Wetterzeichen achtet, die von der Ostklippe kommen, prophezeite höchst erregt einen schweren Sturm. Der Sonnenuntergang war so prächtig, so grandios in seiner Fülle an herrlich gefärbten Wolken, dass sich eine große Menschenmenge in dem alten Friedhof an der Klippe versammelte, um den prachtvollen Ausblick zu bewundern. Ehe die Sonne hinter der schwarzen Masse des Vorgebirges von Kettleness verschwand, säumten unzähligen Wolken ihren Weg. Sie trugen alle Farben eines Sonnenunterganges in sich – Feuerrot, Purpur, Rosa, Grün, Violett und alle Schattierungen von Gold; dazwischen lagen schmale Streifen in absoluter Schwärze. Dieses seltene Wetterspiel ist auch an den Malern nicht spurlos vorbeigegangen, und es werden nächstes Jahr im Mai mehrere Skizzen mit dem Titel „Vorspiel vor dem großen Sturm“ die Wände der R.A. (Royal Academy of Arts) und der R.I. (Royal Institution) schmücken. Mehr als nur ein Kapitän wird sich wohl dafür entschieden haben, mit seinem cobble oder mule – wie man dort die unterschiedlichen Boote bezeichnet – im Hafen auf das Ende des Sturmes zu warten. Der Wind schwächte gegen Abend immer mehr ab, und um Mitternacht war es totenstill. Es lag eine drückende Schwüle und jene vorausahnende Spannung in der Luft, die Menschen, die von feinfühliger Natur sind, beim Herannahen eines Gewitters spüren. Nur wenige Lichter funkelten am Meer; sogar die Küstendampfer, die sich für gewöhnlich dicht am Ufer entlang „schmiegen“, hielten sich seewärts, und nur einzelne Fischerboote waren zu sehen. Das einzig Bemerkenswerte auf See war ein fremdes, zweimastiges Segelschiff, das alle Segel gesetzt hatte und augenscheinlich westwärts wollte. Das Draufgängertum oder die Unwissenheit der Offiziere lieferte reichlichen Gesprächsstoff für die Zuschauer, solange das Schiff in Sichtweite war; dem Schoner wurde sogar signalisiert, dass er angesichts der drohenden Gefahr weniger Segel setzen solle. Ehe die Nacht noch völlig hereingebrochen war, sah man das Schiff mit trägen Segeln draußen sanft im wogenden Rhythmus der Wellen schaukeln.

         Kurz vor 10 Uhr wurde die Stille beängstigend, und das Schweigen so einschneidend, dass man von landeinwärts das Blöken eines Schafes oder das Bellen eines Hundes aus der Stadt deutlich hören konnte; und die Kapelle auf dem Pier mit ihren lebhaften, französischen Tönen wirkte disharmonisch gegenüber dem großen Wohlklang der schweigenden Natur. Kurz nach Mitternacht jagte ein seltsamer Laut über das Meer, und hoch in der Luft begann ein eigenartiges, schwaches und hohles Brausen.

         Dann brach der Sturm ohne besondere


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