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Dracula. Брэм СтокерЧитать онлайн книгу.

Dracula - Брэм Стокер


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 „Seht! Isten Szek!“ – „Gottes Thron!“ – und er bekreuzigte sich ehrfurchtsvoll. Während wir den endlosen Weg dahin fuhren, und die Sonne hinter uns tiefer und tiefer sank, begannen die Schatten der Nacht um uns herum zu kriechen. Das ist hervorzuheben, da die schneebedeckten Bergspitzen noch im Schein des Sonnenuntergangs standen und in einem feinen, kühlen Blassrot aufglühten. Ab und zu trafen wir Tschechen und Slowaken, alle in pittoresker Kleidung, und ich konnte bemerken, dass der Kropf hier ein weit verbreitetes Übel darstellt. Am Wegesrand standen unzählige Kreuze, und wenn wir an einem vorbeikamen, bekreuzigten sich die Insassen der Kutsche. Zuweilen kniete ein Bauer oder eine Bäuerin vor einer Kapelle, und sie nahmen überhaupt keine Notiz von uns, als wir uns näherten; so tief versunken waren sie in ihr Gebet, dass sie weder Augen noch Ohren für die Außenwelt hatten. Es gab auch viel Neues für mich: Zum Beispiel: Heuschober in Bäumen; dann und wann gab es bezaubernde Hängebirken, deren weiße Stämme silbern durch das saftige Grün der Blätter leuchteten. Manchmal begegneten wir einem Leiterwagen – das gewöhnliche Fahrzeug der Bauern, das länglich und, fast wie den Schlangen nachgebaut, bewegliche Achsen besitzt und somit wie geschaffen ist für die immer unterschiedlichen Gegebenheiten dieser Straßen. Auf den Leiterwagen saßen Gruppen heimkommender Bauern – die Tschechen mit ihren weißen und die Slowaken mit ihren gefärbten Lammpelzen. Die Letztgenannten trugen lanzenartige Stäbe, an deren Ende eine Axt war. Als der Abend hereinbrach, begann es sehr kalt zu werden, und die wachsende Dämmerung schien alles in eine verschwommene, schwarze Masse zu tauchen, und die Umrisse der Eichen-, Buchen- und Kiefernbäume versanken in ihr. Doch in den Tälern, die tief zwischen den Bergen verliefen, hoben sich noch vereinzelt Föhren vom Hintergrund, übrig gebliebener Schnee, ab. Einige Male, als die Straße in Kiefernwälder mündete, schien die Dunkelheit sich um uns zu legen. Große Flecken von Grau, die hie und da die Bäume bestreuten, erzeugten einen eigenartig unheimlichen und feierlichen Effekt. Schon bei Sonnenuntergang schlangen sich unaufhörlich gespensterhafte Schatten durch die Täler der Karpaten. Das alles rief die Gedanken und wilden Fantasien vom Anfang des Abends wieder zurück. Manches Mal waren die Berge derart steil, dass die Pferde, trotz der Hast unseres Wagenlenkers, nur langsam vorwärts kamen. Ich wollte schon absteigen und zu Fuß gehen, so wie wir es zu Hause auch machen, aber der Fahrer wollte davon nichts wissen. „Nein, Nein“, sagte er, „hier dürfen Sie nicht gehen; die Hunde sind zu böse“; und dann fügte er hinzu, was er aber im grimmigen Scherz meinte, denn er sah umher, um sich des zustimmenden Lachens der Anderen zu versichern: „Sie werden noch genug solcher Dinge erleben, ehe sie heute zu Bett gehen“. Den einzigen Halt, den er einlegte, war eine kurze Pause, um die Wagenlaternen anzuzünden.

         Als es ganz dunkel geworden war, schien sich eine gewisse Aufgeregtheit unter den Passagieren breit zu machen. Einer nach dem anderen sprach auf den Fuhrmann ein, so, als wollten sie ihn zu noch höherer Geschwindigkeit antreiben. Er peitschte die Pferde unbarmherzig mit seiner langen Knute, und mit wilden Aufmunterungszurufen versuchte er sie zu erhöhter Kraftanstrengung zu ermutigen. Ich konnte in der Dunkelheit einen grauen Fleck über uns entdecken; so, als wenn ein Spalt in einer Bergwand wäre. Die Unruhe der Passagiere wuchs weiter; der Wagen schaukelte in seinen großen ledernen Federn und schwankte wie ein Boot auf tobender See. Ich musste mich festhalten. Die Straße wurde ebener, und wir glaubten, entlang zu fliegen. Dann schienen die Berge näher an uns heranzukommen und über uns zusammenzurücken; wir erreichten den Borgo-Pass. Einzelne Passagiere gaben mir Geschenke, die sie mir mit einer derartigen Ernsthaftigkeit überreichten, die eine Zurückweisung nicht erlaubte; es waren gewiss seltsame und unterschiedliche Dinge, aber jedes für sich wurde in guter Absicht, darüber hinaus verbunden mit freundlichen Worten, mit einem Segenswunsch und mit den seltsamen und Gefahr beschwörenden Bewegungen, welche ich schon außerhalb des Hotels in Bistritz gesehen hatte – dem Bekreuzigen und dem Schutz vor dem bösen Blick – überreicht. Dann, in fliegender Eile, lehnte sich der Fahrer vor, und die Fahrgäste starrten auf jeder Seite, die Ellbogen auf die Wagenkante gestützt, gespannt hinaus in die nächtliche Dunkelheit. Es war offenkundig, dass entweder etwas sehr Spannendes geschah oder erwartet wurde. Und obwohl ich jeden Reisegenossen fragte, gab mir niemand auch nur die geringste Erklärung. Dieser Zustand der Aufregung hielt einige Zeit an; schließlich sahen wir vor uns die östliche Passöffnung. Dunkle, drohende Wolken zogen über unsere Häupter hinweg, und in der Luft lag das schwere, drückende Gefühl eines Gewitters. Es schien, als trennte der Gebirgszug zwei separate Atmosphären, und dass wir nun in die der Gewitter einträten. Ich hielt nun Ausschau nach dem Transportmittel, das mich zum Graf bringen sollte. Jeden Moment erwartete ich, die Wagenlaternen aufblitzen zu sehen; aber alles blieb dunkel. Das einzige Licht war der flackernde Schein unserer eigenen Lampen, in dem der Atem unserer strapazierten Pferde zu weißen Wölkchen aufstieg. Wir konnten nun den sandigen Weg sehen, der weißfarben vor uns lag, aber es waren in ihm keine Spuren eines Fahrzeuges zu lesen. Die Passagiere seufzten erleichtert auf, was meine Enttäuschung lächerlich zu machen schien. Ich dachte schon darüber nach, was wohl nun zu tun wäre, als der Fahrer, nach der Uhr sehend, zu den anderen etwas sagte, das ich kaum zu hören vermochte – denn es war so leise und sanft gesprochen. Ich dachte aber, „eine Stunde vor der Zeit“, verstanden zu haben. Dann drehte er sich zu mir und sagte in einem Deutsch, schlechter als meines:

         „Hier ist kein Wagen. Der Herr wird hier also gar nicht erwartet. Sie fahren nun mit nach Bukowina und kehren dann morgen oder übermorgen wieder zurück; am besten übermorgen.“ Als er das sagte, begannen die Pferde, derart zu wiehern, zu schnauben und wild auszuschlagen, dass der Fuhrmann sie bändigen musste. Dann fuhr eine leichte, vierrädrige Kutsche – eine so genannte Kalesche – mit vier Pferden von hinten an uns heran, überholte uns und kam neben unserer Kutsche zum Stehen, während die Bauern im Chor laut aufschrieen und sich allesamt bekreuzigten. Ich konnte im Schein unserer Laternen erkennen, dass die Pferde schwarz wie Kohle und muskulös gebaut waren. Geleitet wurden sie von einem hoch gewachsenen Mann mit langem, braunem Bart und einem großen schwarzen Hut, der sein Gesicht vor uns zu verbergen schien. Ich konnte aber ein paar funkelnde Augen sehen, die im Lampenlicht rot erschienen, als er sich zu uns wandte. Er sagte zum Fahrer:

         „Mein Freund, Du bist sehr früh dran heute Nacht“.

         Der Mann stammelte als Antwort: „Der englische Herr war in Eile“.

         Worauf der Fremde erwiderte: „Weil Du ihn, wie ich vermute, nach Bukowina fahren wolltest. Du schaffst es nicht, mich zu täuschen, mein Freund. Ich weiß zu viel, und meine Pferde sind schnell.“

         Als er sprach, lächelte er, und der Laternenschein fiel auf seinen hässlichen Mund mit sehr roten Lippen und scharfen Zähnen – so weiß wie Elfenbein. Einer meiner Reisegenossen flüsterte zu einem anderen die Worte aus Bürgers „Leonore“ zu: „Denn die Todten reiten schnell“

         Der seltsame Kutscher hörte offenbar die Worte, denn er sah den Zitierenden mit schimmerndem Lächeln an. Dieser wandte sein Gesicht ab, streckte gleichzeitig seine zwei Finger hinaus und bekreuzigte sich.

         „Gib mir das Gepäck des Herren“, sagte der Fahrer; und mit überschießendem Eifer wurden meine Koffer abgeladen und auf der Kalesche untergebracht. Ich verließ die Postkutsche auf der Seite, wo die Kalesche stand, und der Fahrer half mir mit seiner Hand auf den Wagen und umfasste meinen Arm mit stählernem Griff. Seine Kraft musste außergewöhnlich sein. Ohne ein Wort zu verlieren, zog er die Zügel an, die Pferde kehrten um, und wir rauschten in Richtung des finsteren Passes. Als ich zurücksah, bemerkte ich noch den Hauch der Pferde, der im Laternenlicht aufstieg, ebenso im Widerschein traten die Silhouetten meiner vorigen Reisegefährten hervor und man sah sie Kreuze schlagen. Der Fuhrmann ließ seine Peitsche krachen und rief seinen Pferden etwas zu; daraufhin rollte der Wagen Richtung Bukowina.

         Als sie im Dunkel verschwunden waren, ereilte mich ein frostiger Schauer und ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich. Doch dann legte mir der Fahrer einen Mantel um die Schultern und auf die Knie und sagte in exzellentem Deutsch:

         „Mein Herr, die Nacht ist eisig. Mein Meister, der Graf, bat mich, dass ich mich um ihr Wohlergehen kümmern soll. Hier ist eine Flasche Slibowitz [der Pflaumenbranntwein des Landes] unter dem Sitz, wenn sie ihn brauchen.“

         Ich nahm nichts davon, aber es beruhigte, von ihrer Anwesenheit zu wissen. Ich fühlte mich ein wenig merkwürdig,


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