Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
will Calderhan die US-Regierung erpressen?« stellte der Butler seine nächste Frage. »Hat er vielleicht besonders wirksame Mittel? Vielleicht A-Geschosse?«
»Ja«, sagte sie. und wollte sich aufrichten, doch Judy Malone schüttelte nur verweisend den Kopf und strich ihr über das Haar.
»Werden die A-Geschosse in der Chefhütte verwahrt?«
»Nicht mehr lange«, gab sie hastig zurück. Ihre Stimme gewann wieder an Klarheit und Kraft. »Er will schon in den nächsten Tagen losschlagen, wenn die Regierung ihm nicht fünf Millionen Dollar zahlt.«
»So etwas habe ich fast vermutet.« Parker nickte gedankenvoll. »Und falls die Regierung nicht zahlt, wird Calderhan die erste A-Granate zünden, nicht wahr?«
»Er bringt sie rüber aufs Festland«, bestätigte Susan Kelly. »Die Geschosse passen glatt in einen Schrankkoffer.«
»Seit wann wissen Sie von den A-Geschossen?«
»Seit einigen Tagen. Vorher haben wir nur mit irgendwelchen Sprengstoffen gerechnet.«
»Meinen Sie mit, ›wir‹ sich und Sherman?«
»Woher wissen Sie das?« Sie versuchte zu lächeln, doch das mißglückte ihr.
»Kombination! Sie arbeiten also für Calderhans Konkurrent, Mr. Sherman, nicht wahr?«
»Bis heute hat Calderhan nichts davon gemerkt«, erwiderte sie und konnte endlich wieder etwas schmunzeln. »Beinahe hätten wir es geschafft und wären von der Insel runtergekommen.«
Parker wollte noch einige weitere Fragen stellen, doch ein schwaches Motorengeräusch lenkte ihn ab. Er richtete sich auf und suchte die See ab.
Judy Malone beugte sich jetzt zu Susan hinunter und forschte sie mit leiser Stimme weiter aus. Parkers Aufmerksamkeit konzentrierte sich währenddessen auf die nähere Umgebung. Er hatte damit gerechnet, daß Calderhan, der Chef der angeblichen Schatzsucher, die Verfolgung aufnehmen würde. Nun schien sich endlich etwas in dieser Hinsicht zu tun. Das Motorengeräusch redete eine deutliche Sprache.
Von einem Boot war auf dem Wasser nichts zu sehen. Bis der Butler plötzlich die Eingebung hatte, hoch in die Luft zu schauen. Und schlagartig wußte er dann, woher dieses Geräusch kam, das von Sekunde zu Sekunde immer lauter und deutlicher wurde.
Am Himmel hing ein einmotoriges Wasserflugzeug, das sich gerade senkte und zu einer Art Sturzflug ansetzte. Das Ziel dieses Sturzfluges war ohne Zweifel der Außenborder, in dem der Butler saß.
Auch Susan war aufmerksam geworden.
»Er... er greift an«, stieß sie erschreckt hervor. »Calderhan ist ein erstklassiger Flieger. Die Maschine hat zwei Maschinengewehre an Bord!«
Parker ließ die schnell näher kommende Maschine nicht mehr aus den Augen. Er beschrieb einen leichten Bogen und steuerte im Grunde zurück zur Insel, die aber schon nicht mehr zu sehen, höchstens zu erahnen war.
Wenig später erfolgte der erste Angriff.
Das Wasserflugzeug kam wie ein Raubvogel heran. Es sah unheimlich und tödlich aus.
Und noch tödlicher war die Spur der im Wasser einschlagenden Geschosse, deren Richtung genau auf den Außenborder zulief...
*
Über schlechte oder schwache Nerven hatte Parker sich eigentlich noch niemals zu beklagen brauchen. Doch in diesen Sekunden wußte er, daß ihre Chancen hier im Außenborder gleich Null waren. Sie boten für einen geübten Piloten ein Ziel dar, das man nicht verfehlen konnte. Die Kette der Fontänen, die die ins Wasser schlagenden Geschoße hinterließ, näherte sich in rasender Geschwindigkeit dem Boot.
Parker blieb nach außenhin vollkommen ruhig und gelassen. Von einer drohenden Gefahr schien er überhaupt nichts bemerkt zu haben. Das tödliche Stakkato der abgefeuerten Geschosse überhörte er.
Dann aber, als die Geschoßkette das Boot fast erreicht hatte, riß er das Boot in einem wildverwegenen Haken zur Seite. Dieser Schlenker war derart abrupt und hart, daß das Boot fast kenterte.
Doch er hatte Glück. Das Boot blieb nicht nur auf dem Wasser, sondern die Geschoßkette zischte dicht außenbords vorbei und verlief sich irgendwo auf der Wasseroberfläche.
Ein zweiter Anflug!
Diesmal wollte sich der Pilot, alias Calderhan, nicht noch einmal bluffen lassen. Wieder ein gekonnter und zielstrebiger Anflug! Der Pilot drückte die einmotorige Maschine dicht auf das Wasser hinunter und visierte den Außenborder an.
Wieder die kleinen Wasserfontänen, die den Einschlag der Geschosse anzeigten.
In das Dröhnen des Motors mischte sich erneut das Stakkato der Abschüsse.
Die Geschoßkette tastete sich bedrohlich an den Außenborder heran.
Parker, der sich durchaus in die Lage des Piloten versetzen konnte, verzichtete darauf, den ersten Bluff noch einmal zu wiederholen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, daß der Pilot mit einem zweiten scharfen Haken rechnete.
Parker wartete wieder, bis die Geschosse das Boot fast erreicht hatten. Dann tat er einen leichten Schlenker und deutete damit an, daß er erneut scharf abfallen wollte.
Der Pilot, der sich auf dieses Manöver eingestellt hatte, riß seinerseits die Maschine herum und schoß ins Leere. Denn der Butler hatte sich nur mit diesem andeutungsweisen Schlenker begnügt, um den Piloten zu täuschen. In Wirklichkeit war der Butler sofort wieder auf den alten Kurs zurückgegangen.
Die Geschoßkette zischte ins leere Wasser hinaus und verfehlte erneut den Außenborder.
»Und jetzt?« rief Judy Malone dem Butler zu. Sie hatte sich etwas aufgerichtet, um besser sehen zu können.
»Eine Sache der Nerven, Miß Judy«, gab der Butler gelassen zurück und beobachtete die Maschine, die einen weiten Boten beschrieb, um den Außenborder zum drittenmal anfliegen zu können.
Zwei Tricks kannte der Pilot jetzt. Er hatte inzwischen wohl auch eingesehen, daß er viel zu schnell flog. Mit wesentlich geringerem Tempo waren seine Chancen größer, den Außenborder zu treffen.
Der dritte Anflug!
Parker verfolgte die Maschine, deren Pilot es jetzt wissen wollte. Das einmotorige Wasserflugzeug dröhnte heran. Doch die Geschoßketten und die kleinen Wasserfontänen blieben diesmal aus.
Parker schlug einige Haken. Er schlug sie fast regelmäßig, damit der Pilot ihn richtig anvisieren konnte. Und dann, als der Pilot seiner Sache vollkommen sicher war, als die ersten Geschosse aus den beiden Maschinengewehren hervorspritzten, in diesem Augenblick unterlief der Butler mit einem riskanten Haken die Geschosse.
Das Flugzeug raste dicht über dem Außenborder hinweg. Erst jetzt merkte der Butler, daß sie diesmal nicht ungeschoren davongekommen waren.
Die Bordwand war aufgerissen worden. Einige Geschosse waren also doch noch im Ziel gelandet. Erfreulicherweise war der eigentliche Rumpf unbeschädigt geblieben.
»Mr. Parker, schnell!« Judy Malone, die sich über Susan Kelly gebeugt hatte, winkte den Butler zu sich heran.
»Sofort, Miß Malone!« Parker hielt erst Ausschau nach dem Wasserflugzeug, dessen Motorenlärm schwächer wurde. Dann stieg er nach vorn und kümmerte sich um Susan Kelly, die regungslos auf dem Boden des Außenborders lag.
Nach kurzer Prüfung richtete der Butler sich auf und zog seine schwarze Melone.
»Sie... lebt nicht mehr?« fragte Judy Malone mit heiserer Stimme.
Parker schüttelte bedauernd den Kopf. Eines der Geschosse hatte Susan Kelly tödlich getroffen. Sie brauchte keine Hilfe mehr.
Parker fand eine alte Plane, die er über Susan Kelly deckte. Dann setzte er wieder die schwarze Melone auf und hielt Ausschau nach dem Wasserflugzeug.
Es war nicht mehr zu sehen. Das Geräusch des Motors wurde immer schwächer.
»Und