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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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Vergünstigung bitten.«

      »Die Menschen, welche in dem Walde geboren worden sind, und in dem Walde groß gewachsen sind«, sagte der Priester, »bekommen gerne Heimweh, wenn sie nicht mehr in dem Walde leben können, und die Kranken würden Heimweh bekommen, wenn sie von ihren Genossen, die hier sind, entfernt würden.«

      »Ich weiß es, ich weiß es«, sagte Witiko.

      »Und von dem Gemüte aus heilt man den Körper oft leichter als mit Salben und Mitteln«, sprach der Priester.

      »Und in den Gemütern wollen wir alle sie trösten«, sagte Witiko.

      »So wollen wir«, sprach der Priester.

      Witiko ritt sogleich zu dem Herzoge, und berichtete ihm die Sache. Wladislaw gestattete, daß die Männer ihren Willen haben, und sandte sogleich guten Wein und Lebensmittel und Bettstücke und anderen Bedarf in das Haus der Verwundeten.

      Witiko ritt wieder zu den Seinigen.

      Ehe die Sonne den Mittag erreichte, zogen alle Männer des Waldes außer denen, die bei den Verwundeten bleiben mußten, mit Witiko auf das Schlachtfeld, knieten dort nieder, und beteten für ihre Begrabenen, und dann für die Begrabenen der andern. Zu Hause beteten die Pfleger der Verwundeten für sie, und es beteten die Verwundeten für sie.

      Man sendete nun auch Boten in die Heimat, zu berichten, was vorgefallen war.

      Das Lager vor der Stadt Znaim und die Hofhaltung in der Burg wurden immer fester eingerichtet. Wladislaw bestellte eine Verwaltung des Gebietes von Znaim. Er hielt Gericht, und hörte jeden, der von den Ländern Böhmen oder Mähren kam, und ein Anliegen vorbrachte. Die Kriegsbeute und die Kriegsgaben wurden aus dem Gebiete gesammelt, und die Güter der Feinde, welche bei Konrad gewesen waren, wurden zu dem herzoglichen Gute geschrieben. Männer strömten nun von allen Seiten herzu, und wollten Wladislaw dienen. Es wurden die Nötigen gewählt, und in das Heer eingeteilt. Von dem mittäglichen Walde kamen noch einhundertfünfunddreißig Männer, und wurden Witiko zugeteilt. Wladislaw hielt öfter mit seinen Führern Rat, was weiter zu beginnen sei, und oft vereinigte er sie bei den Übungen des Heeres oder bei einem fröhlichen Mahle.

      So waren siebenunddreißig Tage nach der Schlacht vor Znaim vergangen, und die weiteren Zurüstungen waren vollendet; Wladislaw verlangte von den Führern, daß sie ihre Männer in Bereitschaft setzten, den Auszug zu beginnen.

      Eines Tages wurde Witiko gemeldet, daß der Schuster von Plan, Sebastian, sehr traurig sei, und immer sage, er werde sterben.

      Witiko ging zu dem Manne in das hölzerne Haus der Verwundeten, und sprach zu ihm: »Sebastian, sie haben mir gesagt, daß du bekümmert bist, aber deine Wunde heilt schon, und du wirst sehr bald wie früher unter uns sein.«

      »Sie heilt«, antwortete Sebastian, »aber innerlich ist alles anders, und mir ist sehr wehe.«

      »Das wird sich erhellen, wenn du unter der Sonne und in der freien Luft mit uns ziehest, und die Lieder und die Gespräche erschallen«, sagte Witiko.

      »Ich werde hier sterben«, sagte Sebastian.

      »Aber ehe du stirbst, wirst du draußen sein und gesund«, sagte Witiko.

      »Ich habe sehr schöne Dinge aus rauhen Bälgen gemacht«, sprach Sebastian, »sie sind immer bei dem Gepäcke gewesen, und jetzt weiß ich nichts, und sie werden zu Grunde gegangen sein.«

      »Ich will selber nach diesen Sachen sehen«, antwortete Witiko, »und werde sie dir zu dem Bette senden, und sie sollen dir jedes Stück zeigen.«

      »Wenn sie zu finden sind«, sagte Sebastian.

      »Von dem Gepäcke ist nichts verloren worden«, sprach Witiko, »wir haben nach der Schlacht alle Säumer hieher gebracht.«

      »Wir haben groß gesiegt«, sagte Sebastian.

      »Alles Land von Znaim ist unser«, antwortete Witiko, »und jetzt wird bald Brünn und das ganze Land Mähren unser sein.«

      »Das ist recht gut, das ist recht gut«, sagte Sebastian, »und du bist sehr besorgt, Witiko.«

      »Ich gehe sogleich zur Nachfrage um deine Balgdinge«, sprach Witiko, »und werde in einer Zeit wieder zu dir kommen, und deine Wunde wird wieder besser sein, und du wirst auch besser sein.«

      »Ich werde bis dahin noch nicht sterben«, sagte Sebastian.

      »Und später auch nicht«, sagte Witiko, »und jetzt gehabe dich wohl.«

      »Gehabe dich wohl«, sprach Sebastian.

      Witiko ging zu dem Troßlager, und fragte um die Balgwaren des Schusters Sebastian von Plan. Man suchte einen Sack unter den andern Sachen hervor, in dem sie waren. Witiko ließ den Sack zu Sebastian tragen.

      Er erzählte nach einem Rate bei dem Herzoge das Vorkommnis, und die Lechen und Herren kauften von Sebastian alle Dinge, daß er mehr Geld erhielt, als er je gehofft hatte. Und er starb nicht und saß später in der Sonne vor dem hölzernen Hause, und zählte sein Geld. Den Sack schickte er zu künftigem Gebrauche nach Hause.

      Als fünfzig Tage vergangen waren, seit das Lager vor Znaim bestand, wurde der Zug gegen die anderen Fürsten von Mähren angeordnet, die auch immer geworben, und sich gerüstet hatten. Das Heer Wladislaws war aber so stark geworden, daß trotz der Kraft der Feinde kein Krieg mehr war. Was jetzt erfolgte, war nur ein Fortdrängen der Feinde, ein Nehmen von Beute, ein Sammeln von Kriegsgaben, und eine Verwüstung und Zerstörung; der Herzog und die Führer suchten der Verwüstung zu wehren, aber die Verwüstung geschah. Und so gingen die Krieger wie eine Wolke über das ganze Land.

      Nach zwei Monden war Mähren in der Gewalt des Herzogs Wladislaw. Die Fürsten und die vornehmlicheren Führer flohen in fremde Länder. Auf grüner Heide hielt Wladislaw den Dankgottesdienst.

      Es wurde ein großes Lager der Krieger Wladislaws vor Brünn errichtet, und von diesem Lager aus wurden die Dinge des Landes geordnet.

      Eines Tages ließ der Herzog einen großen Platz zu einem Feste schmücken, und sandte Boten aus, alle, die entfernt waren, zu laden.

      Als der Tag des Festes gekommen war, sah man einen grünen Raum mit Schranken eingefaßt, welche mit kostbaren Tüchern behängt waren. Auf dem Raume sah man Bänke in einem halben Kreise, welche mit Sammet und Seide belegt waren. Vor den Bänken stand ein Tisch, auf dem Sammet war, und an dem Tische stand ein gezierter Stuhl. Weiter rückwärts waren viele Tische zu einem Mahle gerüstet. Von den Schranken weg stand in einer langen Reihe das Heer mit seinen Führern. Wladislaw, hinter dem ein Geleite war, kam von dem Lager, und ritt an der ganzen Reihe dahin, grüßte jede Abteilung, dankte für die Treue, und nahm Abschied von denen, die nach Hause gehen würden. Als er am Ende der Reihe war, ritt er wieder gegen die Mitte, entfernte sich eine Strecke von der Reihe, und grüßte mit dem Schwerte noch einmal gegen alle.

      Es erhob sich ein Ruf des Jubels und der Freude, der in den Lüften zitterte.

      Der Herzog ritt wieder gegen sein Lager.

      Dann löste sich die Reihe des Heeres, und die Abteilungen zogen in ihre Plätze.

      Die Führer aber gingen auf den grünen Raum in den Schranken, und setzten sich auf die Bänke. Unzählige Krieger und Volk umstanden die Schranken.

      Da kam auch der Herzog, und setzte sich auf den Stuhl vor dem Tische. Als das Brausen der Stimmen sich gelegt hatte, stand er auf, lüftete seine Haube, und sprach: »Fürsten der Kirche, Söhne des Stammes Premysl, Lechen, Herren, Wladyken und Obmänner. Unsere Sache ist vollendet. Das Reich Premysls steht fest. Wir haben, als der Aufruhr niedergeworfen war, auf grüner Heide in feierlichem Gottesdienste dem Herrn im Himmelreiche für seine Hilfe gedankt, und haben täglich bei der Opferfeier bis heute gedankt, und werden fortwährend danken. So gebührt es gegen Gott. Dem Heere und den Führern habe ich gedankt, und habe heute zum Abschiede den Dank wiederholt. Und auch hier wiederhole ich euch den Dank, und sage: Kehret glücklich zu den Eurigen, und freuet euch der Tage, die da kommen werden. Denkt in Liebe an einander, wie ich in Liebe eurer gedenke. Suchet meinen Hof, so oft es euch gefällt, weilet dort oder


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