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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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die übrigen Redner auf ihre Worte verzichten, so frage ich die Versammlung, ob sie es an der Zeit halte, daß der Bote gehört werde.«

      Fast alle erhoben sich zum Zeichen der Zustimmung.

      Nun wendete sich Ben an Witiko, und sagte: »Junger Reiter, die edlen Herren des Reiches in dieser Versammlung wollen dich hören, rede.«

      Witiko blieb auf seinem Platze stehen, verneigte sich, richtete sich wieder auf, und sprach: »Hohe mächtige Herren! Ich bin ein Kind dieses Landes. Wir haben im Mittage ein kleines Eigen in Pric, noch ein kleines im Walde in Plan, und ein noch kleineres im Wangetschlage. Mein Geschlecht soll in uralten Tagen im großen Walde sehr mächtig gewesen sein. Aber wie es auch ist, jetzt sind wir nichts. Ich bin vor zweiundzwanzig Jahren im Lande geboren worden. Mein Vater starb bald. Meine Mutter war mit mir öfter in Bayern, öfter in unserm Eigen. Als ich reiten gelernt hatte, und die Waffen führen konnte, ritt ich von Bayern durch meine Heimat nach Prag, um Sobeslaw dem Herzoge unseres Landes zu dienen. Es sind seither achtzehn Monde verflossen. Ich kam unter Männer, die als Reiter dienten. Als im vergangenen Jahre der Zug unseres Volkes in Verbindung mit dem deutschen Könige Konrad gegen die Sachsen war, und als ich einen Weg ausforschte, durch welchen unsere Schar eine bessere Aufstellung machen konnte, sah ich den Herzog, welcher mich belobte. Als der Herzog krank war, ritt ich auf Hostas Burg, um zu erfahren, wie schwer er leide. In dem vorigen Monate ließ er mich in sein Krankengemach rufen, und sagte, ich solle nach Prag reiten, es seien auf dem Wyšehrad Versammlungen, welche beraten, was nach seinem Tode sein wird. Ich solle ergründen, was sie sagen und vorhaben, und soll ihm die genaue Nachricht bringen. Zum Zeichen, daß ich nicht aus mir selber rede, hat er mir ein Kreuzlein gegeben, an welches geglaubt werden wird.«

      Witiko brach hier ab, zog das Beutelchen hervor, nahm das Kreuzlein heraus, trat einige Schritte vor, und reichte es dem Bischofe Zdik.

      Dieser betrachtete das Kreuz, und gab es dann an der Bischof Silvester. Der Bischof Silvester gab es in die Hände der Äbte und Priester, welche an seiner Seite saßen. Von diesen kam es an die übrigen Priester, und von den Priestern an die weltlichen Herren. Der Mann mit dem purpurnen weiten Gewande betrachtete es genau, und gab es dann weiter. Die es besehen hatten, gaben es wieder weiter, und es kam immer mehr zurück. Dann kam es wieder vorwärts bis in die Hände des Bischofes Zdik. Zdik gab es Witiko. Dieser trat an seinen Platz zurück, und barg es in seinem Fache und mit ihm in seinem Gewande.

      Als dieses geschehen war, trat ein Priester von denen, die abseits der Bischöfe und Äbte saßen, auf den freien Raum hervor, und rief: »Ich bin Daniel der Sohn des Magnus, ein Untergebener des ehrwürdigen Propstes von Prag Otto und mit ihm des hochehrwürdigen Bischofes Silvester. Ich bitte mit der Genehmigung meiner Obern die mächtigen Herren um Gestattung einer Zwischenrede wegen des Kreuzes.«

      Da nach diesen Worten alle still waren, sagte er: »Das Zeichen, welches der Bote vorgewiesen hat, gehört unserm erlauchten Herzoge Sobeslaw. Es ist ein Kreuzlein, welches er trägt, seit er sich mit seinem sterbenden Bruder Wladislaw versöhnt hat. Es ist von dem Bischofe Meinhard geweiht worden. Ich bin dabei im Kirchendienste neben meinem Vater gestanden, und habe es auf einem Kissen gehalten. Es hat den Namen Jesus in feinem Golde, und die Anfangszeichen der Namen Wladislaw und Sobeslaw an seinem Fuße. Die Weihe des Kreuzes ist in den Schriften der Bischofkirche aufgezeichnet worden, und meine hochehrwürdigen geistlichen Obern haben mich, da das Kreuzlein in der Versammlung beschaut wurde, ermächtigt, das Zeugnis abzulegen.«

      Nun schwieg er.

      Der Bischof Zdik aber sagte hierauf: »Ich erkenne auch das Kreuz, und weiß, daß es der Herzog getragen hat.«

      Nach ihm erhob sich ein alter Mann mit glänzend weißen Haaren und in dunkelveilchenblauem Übergewande aus der ersten Reihe, und sprach: »Ich bin Diwiš ein alter Diener und Zupan des Herzogs, und weiß, daß er das Kreuz bis jetzt bei sich getragen hat.«

      Nun stand der Bischof Silvester auf, und rief: »Ich bin Silvester, der erwählte Bischof von Prag.« Dann sagte er: »Ich habe mit dem Jünglinge, der vor uns steht, geredet, und er hat mir Zeichen angegeben, aus denen ich sah, daß ihm der Herzog das Kreuz in die Hände gelegt hat.«

      Nach diesen Männern sprach niemand mehr in der Zwischensache.

      Da fragte Ben die Versammlung, ob der Bote weiter sprechen solle.

      Sie bejahten es durch Zeichen der Zustimmung.

      Daher fuhr Witiko fort: »Als mir der Herzog den Auftrag gegeben hatte, fragte ich ihn, ob er, wenn er alles wisse, gegen die, welche ihm zuwider handeln, etwas Feindseliges ausführen werde. Er antwortete, daß er nur wissen wolle, was geschehe, und daß er dann sterben werde. So sagte ich, daß ich gehen werde, und so bin ich hier. Ich bin kein Kundschafter, weil ich nicht heimlich zu erfahren strebte, ich habe den hochehrwürdigen Bischof Silvester gebeten, mir zu erwirken, daß mich die hohe Versammlung höre. Ich habe mit keinem Menschen über die Sache gesprochen, und wenn sie mich fragten, habe ich keine Antwort gegeben. Ich bin kein Bote; denn der Herzog hat mich nicht an die Versammlung gesendet, ich bin für mich selber da, und stelle die ehrfurchtbezeigende Bitte, daß mich die Versammlung die Beschlüsse anhören lasse, damit ich dem Herzoge nichts Unreines und Geschändetes bringe. Ich selber komme nicht in Betracht, so wenig, wie ein Stücklein Papier, darauf eine hohe Hand eine Zeile geschrieben hat, die man findet, und achtet. Wenn mich die Versammlung hier duldet, werde ich bleiben, wenn sie mich entfernt, werde ich gehen, werde wieder mit keinem Menschen sprechen, und werde dem Herzoge den Vorgang melden, außer ich werde hier zurückgehalten, und es wird strenger gegen mich verfahren.«

      Nach diesen Worten neigte sich Witiko wieder, und blieb schweigend stehen.

      »Das ist ein treuer Knabe«, rief eine Stimme in den hinteren Reihen.

      »Das ist ein mutiger Mann«, rief eine andere Stimme in der Mitte.

      Der Bischof Zdik ging zur Glocke, und tat drei Schläge auf dieselbe.

      Man hörte keinen Ruf mehr; aber es wurde an die Schwerter geschlagen.

      Der Bischof sagte, da es ruhig geworden war: »Die Ordnung der Versammlung muß die bleiben, daß die Reden und Ansprachen in der Reihe erfolgen, wie sie verzeichnet sind. Es geht an den zweiten Führer der Versammlung der Ruf, ob er den Jüngling etwas fragen will.«

      Er setzte sich nach diesen Worten wieder auf seinen Sitz.

      Ben stand auf, wendete sich gegen Witiko, und sprach: »Dein Name ist Witiko.«

      »Witiko«, antwortete der Gefragte.

      »Und welcher war der Name deines Vaters?« fragte Ben weiter.

      »Mein Vater hieß Wok«, entgegnete Witiko.

      »Nun also, Witiko Sohn des Wok«, sprach Ben, »ich der Kriegsanführer Ben der zweite Führer dieses Hauses frage dich: Bist du von dem Herzoge Sobeslaw an diese Versammlung gesendet worden?«

      »Ich bin nicht an sie gesendet worden«, entgegnete Witiko.

      »Und weshalb stehst du vor ihr?« fragte Ben.

      »Ich stehe in meinem Namen mit einer Bitte, die ich gesagt habe«, antwortete Witiko.

      »Und hat der Herzog dir selber das goldene Kreuzlein gegeben, welches du gezeigt hast?« fragte Ben.

      »Seine Hand hat es in meine Hand gelegt«, entgegnete Witiko, »es soll nur ein Zeichen sein, daß ich von ihm einen Auftrag habe.«

      »Warum hat der Herzog nicht einen Lechen des Reiches an die Versammlung gesendet?« fragte Ben weiter, »warum hat er nicht geharrt, bis ihm einer aus dieser Versammlung die Nachricht bringt, sondern hat dich fast einen Knaben geschickt?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Witiko, »er hat gesagt: Du blickest ehrlich, du wirst meinen Auftrag vollführen.«

      Ben schwieg, und zauderte nach dieser Antwort einen Augenblick. Die Versammlung schwieg auch.

      Da sagte Bolemil: »Fragt weiter!«

      Ben fragte: »Und wenn du hier verweilen darfst, Witiko, wirst du auch reden wollen?«

      »Das


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