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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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hatte.

      Die Speisen bestanden in Rindbraten Geflügel Fischen und Wild nebst Brot und verschiedenen Kuchen. Das Getränke war Wein, der aus großen Eimern in silberne Becher geschenkt wurde. Es standen auch Krüge mit Bier in Bereitschaft.

      »Vor Jahren sind auch meine Söhne und Töchter bei mir an dem Tische gesessen«, sagte Lubomir, »jetzt aber sind alle fort, ich danke Gott, er hat mir kein einziges genommen; aber alle haben sich ihr Haus gegründet, und leben bei den Ihrigen.«

      »Das ist nun so«, sagte Boleslawa, »in der Jugend ist man bei seinen Eltern, in späteren Jahren bei seinen Kindern, und im Alter allein.«

      »Und doch nicht allein«, entgegnete Lubomir, »wir sind hier in der Burg inmitten aller, und wenn wir auf ihre Zinnen gehen, oder wenn wir auf einem Hügel außerhalb ihr sind, so sehen wir die Büsche oder die Wäldchen oder die Bühel, hinter denen unsere Kinder sind, die wieder ihre Kinder um sich haben, die auch zu uns gehören. Wir denken hin, sie denken her, und wir kommen hin, und sie kommen her.«

      »Meine Mutter ist in Pric oft lange allein gewesen«, sagte Witiko, »dann ist sie zu einer Base nach Landshut gegangen. Ich bin jetzt immer allein.«

      »Nicht so, mein Sohn«, sagte Lubomir, »der Segen deiner Mutter und ihr Wunsch ist dir gefolgt, und kehrt allemal wieder zu ihr zurück.«

      »Ja meine Gedanken kehren zu ihr zurück«, sagte Witiko, »und die ihrigen werden wohl auch zu mir gehen.«

      »Siehst du«, sagte Lubomir.

      »Alle Menschen suchen ihre Zukunft«, sagte Boleslawa, »und glauben, daß sie noch etwas recht Gutes erreichen werden.«

      »Wenn sie es nicht täten«, entgegnete Lubomir, »so käme das Leben zum Stehen. Es ist noch glücklich, wenn nicht von fremder Seite her Dinge kommen, die den Menschen verwirren, und aus seinem Wesen schlagen.«

      »Und dann kann er noch suchen, Gutes für die zu erwirken, die um ihn leben«, sagte Boleslawa.

      »Wenn ich, der ich keine neue Zukunft mehr erstrebe, bei den Leuten draußen bin, die um uns wohnen«, sagte Lubomir, »und sie mich fragen, oder etwas begehren, oder ich mit ihnen rede, so ist das um mich, was ich ihnen wohl will.«

      »Des Menschen Tun und Lassen ist auch seine Gesellschaft«, sprach Boleslawa, »ist es nicht so, ehrwürdiger Vater?«

      »Was ein Mensch in Demut verrichtet«, sagte der Mann am untersten Ende des Tisches, »ist seine Nachkommenschaft, die ihm bleibt, wie sehr sie auch Stückwerk sei.«

      »Wenn nur das Glück dieses Landes nicht gestört wird«, sagte Lubomir, »und nicht Unheil in die schuldlosen Hütten, Häuser und Felder kömmt.«

      Als das Essen vorüber war, trat eines der Mädchen zu Boleslawa, und hielt ihr ein silbernes Becken unter die Hände, das zweite goß aus einer silbernen Kanne Wasser auf die Hände, Boleslawa wusch die Finger, und trocknete sie an dem weißen Tuche, welches das dritte Mädchen hielt. Und so wurde jedem durch Diener ein Becken zum Händewaschen und ein Tuch zum Trocknen gereicht. Dann standen alle auf. Der Mann am untern Ende des Tisches sprach wieder ein Gebet, dem die andern antworteten, wie vor dem Mahle.

      Hierauf sagte Lubomir zu Witiko: »Man wird dich in dein Gemach führen, schlafe wohl unter diesem Dache.«

      »Nehmt eine erste gute Nachtruhe in unserem Hause«, sagte Boleslawa, »und erwacht fröhlich, wie es Euern Jahren eigen ist.«

      »Es wird wohl so sein«, antwortete Witiko, »und ich gebe den Wunsch guter Ruhe zurück.«

      »Amen«, sagte Lubomir, »gehabt euch wohl, meine Sippen.«

      »Mit Gott«, riefen die Männer.

      Nun öffnete der Mann mit dem weißen Gewande wieder die Türflügel, eine der Frauen ging mit einem Wachslichte hinaus, Boleslawa folgte ihr, und ihr folgten die zweite Frau und die drei Mädchen. Dann ging Lubomir hinaus, dem Slawa leuchtete.

      Hierauf sagte Witiko zu den Männern, die da standen: »Gehabt euch wohl, und seid mir gut gesinnt.«

      Auf diese Worte traten sie gegen ihn heran, und reichten ihm die Hände.

      »Ruhe unter der Gastlichkeit und unter unserm Schutze in diesem Hause«, sagte der, welchen Lubomir Rastislaw geheißen hatte.

      »Ruhe wohl«, »Lebe wohl«, »Gehab dich gut«, riefen andere.

      »Ruhet wohl«, sagte Witiko.

      Und wie sich die Männer wieder von Witiko teilten, kam der zum Vorscheine, der am untern Ende des Tisches gesessen war. Er sagte: »Ruht in Gott, und du, junger Gast, ruhe in Gott.«

      »Ruht in Gott, ehrwürdiger Vater«, sagte Witiko.

      Die Männer machten Platz, und wollten ihn zur Tür hinaus lassen. Er aber sagte: »Ihr zuerst.«

      »Zuerst Witiko«, riefen einige.

      Witiko ging zur Tür hinaus, Radim leuchtete ihm vor. Dann folgten die andern mit Lichtern. Der letzte war der Mann im dunkeln Gewande.

      Radim führte Witiko in sein Gemach, zündete dort den Docht einer silbernen Lampe an, und verließ ihn darauf.

      Witiko ging noch eine Zeit in dem Gemache herum, saß auch ein wenig auf einem Stuhle, tat sein Abendgebet, entkleidete sich, löschte die Lampe, und legte sich auf sein Lager.

      Sein Schlaf war, wie er ihm gewünscht worden war, und sein Erwachen, wie Boleslawa gesagt hatte.

      Er ging in den Stall zur Wartung seines Pferdes.

      Als sich die Sonne erhob, wurde er von Radim zu Lubomir gerufen. Radim führte ihn über eine Treppe in eine große Stube, die mit Eichenholz getäfelt war. In ihr stand ein hohes Kreuz aus Eichenholz mit dem Heilande. Viele Stühle waren da, ein langer Tisch und mehrere Betschemel. Die Fenster waren farbig mit dem Heilande mit Engeln und Heiligen. Alle, die sich gestern beim Abendessen befunden hatten, waren in dem Saale versammelt.

      »Ich lade dich ein, Witiko«, sagte Lubomir, »mit uns dem Gottesdienste beizuwohnen.«

      »Ich werde es tun«, entgegnete Witiko.

      Hierauf gingen alle, welche in dem Saale waren, die Treppe hinunter, aus dem Zupenhofe hinaus, und zwischen den Häusern in die große hohe Dechantkirche. In der Kirche war nahe am Altare ein Platz für sie bereitet, auf dem sie sich niederließen. Es war viel Volk in der Kirche, das der Andachtsübung harrte. Einige hatten das weite faltige Gürtelgewand an, welches im böhmischen Lande gebräuchlich war, andere trugen engere Röcke mit Haften und Beinbekleidungen, wie man in Bayern pflegte, Mädchen und Weiber, die zu ihnen gehörten, hatten faltige Röcke und Brustlatze so wie Schürzen und weiße Kopftücher. Einige waren sehr bunt, andere mehr einfarbig. An dem Hochaltare wurde das Meßopfer von mehreren Priestern gefeiert, unter welchen der war, der im Zupenhofe das Tischgebet gesprochen hatte. Nach dem Gottesdienste ging der Zug Lubomirs wieder in die Zupanei. Der Mann, welcher das Tischgebet gesprochen hatte, war der letzte im Zuge.

      Man ging in den Speisesaal. Dort war Milch Honig Butter und manches andere auf dem Tische, wovon jeder sein Morgenmahl nahm.

      »Willst du ein wenig zusehen, Witiko«, sagte Lubomir, »wie die Leute zu uns kommen, so gehe nach dem Frühmahle in den Steinsaal. Dann sollen dir meine Vettern Kodim und Diš die Burg zeigen, bis ich wieder Frist gewinne, selber bei dir zu sein.«

      Witiko ging nach dem Frühmahle in den Steinsaal. Dort breiteten sie Tücher um einen steinernen Tisch, Tücher auf den Tisch und auf den Steinstuhl, und taten ein zusammengelegtes Tuch zu den Füßen des Stuhles. Nun kam Lubomir, und setzte sich auf den Stuhl vor dem Tische. Mehrere seiner Sippen setzten sich ebenfalls auf Stühle. Hierauf kamen Leute in den Saal, bunt und einfarbig, wie sie in der Kirche waren, weit und eng gekleidet, alt und jung, Männer und Frauen, Jünglinge und Mädchen, ja selbst fast Kinder. Sie wurden in der Reihe vor Lubomir geführt, und er redete mit ihnen, und schlichtete ihre Sachen. Ein Schreiber schrieb, was nötig war, in eine Mappe.

      Als Witiko dieses eine geraume Weile betrachtet


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