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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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»aber ich werde Euch helfen.«

      Sie brachten das Pferd in den Stall, wo sie eine Kuh auf einen andern Platz hängen mußten, um dem Pferde einen eigenen Stand auszuwirken. Und als Witiko das Pferd wie gewöhnlich bedeckt hatte, sagte er: »Nun führe mich in die Stube.«

      »In die Stube, in die Stube«, sagte der alte Mann, »so folgt mir.«

      Er führte nun Witiko in die Stube, welche eine Eckstube mit vier Fenstern geweißten Wänden und alten Buchengeräten war. Daneben befand sich eine Kammer mit einem Fenster.

      »Da muß ich Euch ja gleich etwas zum Essen bringen«. sagte der alte Mann.

      »Tu das, Huldrik«, sagte Witiko.

      Der alte Mann ging fort, und brachte dann in einem grünen Schüsselchen Milch ein Laibchen weißes Brot ein Messer und einen Hornlöffel. Er stellte die Milch auf den Tisch, und legte Brot Messer und Löffel daneben. Witiko setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch, schnitt sich Stückchen Brotes in die Milch, und aß mit dem Hornlöffel. Huldrik stand vor ihm. Er hatte ein sehr grobes lichtgraues Wollgewand. Sein Rock war viel kürzer und weiter als gewöhnlich, kaum über den Oberkörper hinab reichend. Er war mit Haften geknüpft. Dann war die Beinbekleidung, schlottrig, als sei sie ihm wegen seines Alters zu groß geworden, und dann die Stiefel auch kürzer als gewöhnlich, von dickem Leder, und an den Sohlen mit dicken Eisennägeln beschlagen. Auf dem Kopfe hatte er, selbst da er zu Witiko hinaus gekommen war, keine Bedeckung gehabt.

      »Das ist eine Freude«, sagte er, indem er Witiko in das Angesicht sah, »nun nahet die Erfüllung. Seit Euren Kinderjahren seid Ihr nicht hier gewesen.«

      »Es hat sich nicht gefügt«, sagte Witiko.

      »Ihr seid einmal in Friedberg gewesen«, sagte Huldrik.

      »Damals mußte ich nach Prag reiten«, entgegnete Witiko.

      »Ich habe es von Florian erfahren«, sagte Huldrik, »und wie groß und schön Ihr seit den fünf Jahren geworden seid, da ich Euch nicht gesehen habe.«

      »Ich erkannte dich gleich wieder, Huldrik«, sagte Witiko, »aber des Häuschens hätte ich mich aus meiner Kinderzeit nicht mehr erinnern können.«

      »Nun seid Ihr hier, und nun wird alles anders werden«, entgegnete Huldrik, »Eure Mutter hätte Euch vor fünf Jahren schon, da ich bei Euch war, mit mir gehen lassen sollen, damit damals schon der Anfang gemacht worden wäre.«

      »Ich bleibe aber nicht lange bei dir«, sagte Witiko.

      »Das ist nun einerlei, weil Ihr nur einmal da seid, und der Beginn eingetreten ist«, antwortete Huldrik, »Ihr mögt nun in Plan sein, wie bisher, oder sonst irgend wohin gehen, das ändert jetzt nichts mehr, und die Geschicke gehen schon fort.«

      »Jetzt müssen wir zu dem Pferde sehen«, sagte Witiko, indem er den Hornlöffel hinlegte.

      »Ja«, sagte Huldrik.

      Sie gingen nun von der Stube wieder in den Stall, und Witiko fuhr in der weitern Besorgung des Pferdes fort.

      »Zeige mir jetzt doch auch die Dinge bei euch«, sagte er dann.

      »Nun, hier sind vier Kühe«, sagte Huldrik, »dort zwei Kälber, und in den leeren Stand gehören die zwei Ochsen, mit denen Jakob in das Holz gefahren ist. Folgt mir nun zu den Schafen.«

      Sie gingen nun in einen Stall, in welchem in einer Abteilung zwölf Schafe, in einer andern vier Ziegen und ein Ziegenbock waren. Dann zeigte Huldrik Witiko die vier Schweine in ihrem Stalle. Dann führte er ihn in die Scheuer, wo nur ein Rest Heu vom vorigen Jahre übrig war.

      »Die Hühner und andern Federtiere sind im Hofe und sonst überall«, sagte Huldrik, »das Gewölbe mit der Milch den Eiern und andern Dingen werde ich Euch zeigen, wenn Regina nach Hause kömmt. Sie bewahrt den Schlüssel. In der kleineren Milchkammer ist auch immer nur der kleinere Vorrat. Durch das Scheuertor seht Ihr hier die Hauswiese mit den zwei Rotkirschbäumen, die sehr gute Kirschen geben, und dort über Adams Haus hin, das Stück Feld gehört zu uns, dann ist der Kohlacker, wo die Steine liegen, und dort rechts an den Büschen, wo die Ebereschen stehen, ist ein Streifen Wiese, und wo der Weg von dem Walde herab geht, und die dunkeln Flecke sind, haben wir heuer den Haber, und unter dem Hügel ist auch noch etwas. Ich werde Euch morgen zu allem führen, oder heute noch, es ist nur jetzt niemand bei dem Pferde.«

      »Lassen wir es auf morgen«, sagte Witiko.

      »Morgen ist auch mehr Zeit«, antwortete Huldrik.

      Sie gingen nun wieder in die Wohnteile des Hauses, und dort zeigte Huldrik Witiko die Gelasse, in denen er und der Knecht und die Magd hausten. Dann zeigte er ihm noch die Kammern der Vorräte.

      »Wir senden doch alle Jahre einen Betrag des Anwesens ein«, sagte er, »wenn es auch das jetzt nicht ist, was es war. Siebenzig schöne Ziegenkäse einen Laib Rinderkäse und schönes Mehl haben wir Eurer Mutter nach Landshut geschickt.«

      »Sie hat große Freude daran gehabt«, sagte Witiko.

      »Das andere liefern wir nach Pric«, sagte Huldrik.

      »Es ist sehr gut«, antwortete Witiko.

      »Es ist, wie es sein kann«, sagte Huldrik, »jetzt beginnt das Weitere.«

      Sie vollendeten nach einer Weile die Wartung des Pferdes.

      Nun kam auch der Knecht mit dem Holze nach Hause, und lud es an einer Stelle, die etwas von dem Häuschen entfernt war, ab. Dann kam die alte Magd Regina, und brachte in ein grobes Tuch gebunden Kohlblätter, die man den Kühen unter das Futter mischte. Sie wurden Witiko vorgestellt, und begrüßten ihn, und er begrüßte sie. Dann gingen sie noch an ihre heutigen Tagesgeschäfte.

      Witiko wandelte nun allein noch eine Zeit gegen die zerstreuten Wohnungen des Schlages herum. Abends bereitete ihm Regina ein Mahl aus geräuchertem Schweinfleisch und Kohl, und er begab sich, als jede Tagesarbeit vollendet war, auf sein Lager in der Kammer zur Ruhe.

      Als am andern Tage die Morgenaufgabe getan, und das Morgenmahl eingenommen war, führten sie Witiko hinaus, und Huldrik zeigte ihm die Stückchen Wiesen und Felder, die zu dem Häuschen gehörten. Jakob und Regina gingen hintendrein, sie hatten sich wegen der Ankunft Witikos einen Feiertag gemacht. Witiko besah alles sehr genau, und sprach darüber.

      Da sie wieder in der Stube waren, sagte Huldrik, indem er auf einem Stuhle in der Nähe Witikos saß, und indem etwas ferner auch Regina saß, und die Hände in dem Schoße hielt, der Knecht aber stehend zuhörte: ».Das ist nun das Wesen, welches Ihr und Eure Mutter in dem Walde hier besitzet, es trägt nicht viel, es trägt aber doch etwas, wie ich Euch gesagt habe. Euer Vater ist öfter hier gewesen, Eure Mutter auch, und einmal sind zwei Jungfrauen mit ihnen gewesen, die auf Zeltern ritten. Wir haben ihnen ein feines Lager in der Kammer bereitet. Euer Vater ist zuweilen unversehens von Pric gekommen, und hat sich in Stroh gebettet, oder in Heu, oder was es war. Das letzte Mal hat er in der Kammer geschlafen, da wir den Bären in dem Nahleswalde erlegt hatten. Und nun seid Ihr hier, wie es geweissagt worden ist.«

      »Dazu braucht es keiner Weissagung«, antwortete Witiko, »es ist ja zu denken, daß ich einmal kommen werde, und ich will das Haus manches Mal besuchen, wenn es sein kann.«

      »Ja, ja, so ist es«, sagte Huldrik, »da haben sie den Wald ausgereutet, und haben hie und da ein schlechtes Haus gebaut, und haben alles den Wangetschlag geheißen, und haben Felderteile gemacht, auf denen nicht viel wächst, und Wiesen und Hutweiden und Waldschläge, die andern gehören, und von denen auch ein Teil uns gehört, und im Winter liegt sehr lange der tiefe Schnee hier, und die Frucht ist mager, welche dann gedeiht.«

      »Wie es eben das Land bringt«, sagte Witiko, »eines hat dieses, ein anders hat jenes.«

      »Ja so ist es, so ist es«, sagte Huldrik.

      Als sie eine Weile geruht hatten, zeigte die alte Regina Witiko die Butter- und Milchkammer, wo sie im kalten rinnenden Quellwasser, das durch eine steinerne Kufe ging, ihre Butterlaibe schwimmen, und ihre Milchtöpfe stehen hatte, und wo der Vorrat der Eier lag, und zeigte ihm die Kammer, in der die


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