Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
hatten.
»Ausgezeichnet, Sir. Im Grunde eine recht unheimliche Erfindung. Man kann tatsächlich durchwände hören.«
»Seien Sie froh, daß diese Geräte im freien Handel noch nicht zu bekommen sind«, sagte Rander lächelnd, »zu Ihrer Orientierung, Parker, Mister Bellgon hat wieder angerufen und sorgt sich um die kleine Canters.«
»Sir, bevor ich mir die Freiheit nehme das Tonband abzuspielen, möchte ich die Tatsachen aufzählen.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
»Mister C. Walt Bellgon erschien in Ihrem Büro, Sir, und bat Sie um Ihre Hilfe. Er ist der Onkel der beiden Canters-Kinder Helen und Art. Die Eltern dieser beiden Jugendlichen starben vor etwa sechs Jahren. Mister Bellgon wurde vor dem Gericht als Vormund über Helen und Art bestellt.«
»Sehr schön, daß Sie’s inzwischen nicht vergessen haben«, warf Mike Rander ironisch ein. Er amüsierte sich wieder über die Umständlichkeit des Butlers, den er vor Jahren aus England mitgebracht hatte.
Josuah Parker ließ sich jedoch nicht verwirren, sondern redete weiter.
»Mister Bellgons Bitte um Hilfe bezog sich nur auf sein Mündel Helen. Seinen Worten zufolge hat Helen sich seiner Autorität und Aufsicht entzogen und scheint, wie Mister Bellgon es auszudrücken beliebt, auf die schiefe Bahn geraten zu sein. Mister Bellgon legt nun Wert darauf, zu wissen, in welchen Kreisen seine Nichte verkehrt.
Auf Ihren Wunsch hin, Sir, befaßte ich mich näher mit jener Helen Canters und fand heraus, daß sie in unregelmäßigen Abständen eine gewisse Pension besuchte, aber nie lange blieb. Das erschien Ihnen, Sir, und mir viel wichtiger, als Helen Canters Besuche in Tanzhallen und einigen obskuren Kneipen, in denen aber nur Jugendliche verkehren.
Sie erlaubten mir, Sir, ein Zimmer in dieser Pension zu mieten. Vom Portier erfuhr ich, welches Zimmer Helen Canters aufzusuchen pflegte. Ich ließ mir ein benachbartes Zimmer anweisen und wartete auf das Erscheinen von Helen Canters. Nun, nach zwei Tagen klappte es endlich, Sir. Es gelang mir, eine Tonbandaufzeichnung herzustellen, die aufschlußreich zu sein scheint. Wenn Sie gestatten, werde ich das Band nun ablaufen lassen.«
»Ich bin gespannt«, sagte Rander. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ sich in einem Sessel nieder. Er schloß die Augen fest und hörte sich die Aufzeichnung aufmerksam an. Erst als beim Abschalten ein Klicken zu hören war, richtete Rander sich wieder auf.
»Erstaunlich und unheimlich zugleich«, sagte er kopfschüttelnd, »um welche Art Ware es sich gehandelt hat, dürfte ja wohl auf der Hand liegen. Was meinen Sie, Parker?«
»Ich bin sicher, Sir, daß es sich um Rauschgift handelt«, entgegnete der Butler. »Art Canter ist wohl süchtig, und Ledgers ist sein Lieferant.«
»Nicht in jedem Falle, Parker«, korrigiert Rander den Butler, »vergessen Sie nicht, daß Ledgers sich erst vorstellte. In den anderen, früheren Fällen muß Helen Canters es mit anderen Gift-Lieferanten zu tun gehabt haben.«
»Gewiß, Sir, verzeihen Sie meine Unaufmerksamkeit«, sagte Parker leicht beschämt, »ich hatte meine Wachsamkeit auf diese May gerichtet, die von Helen Canters erwähnt worden ist. Es scheint sich um eine Freundin der Helen Canters zu handeln.«
»Vielleicht war sie es auch, die Art Canters erst mit dem Gift bekanntgemacht hat«, gab Mike Rander zu überlegen, »wir müssen dieser Sache nachgehen, Parker. Meiner Meinung nach handelt es sich nicht mehr allein um Helen Canters. Nein, wenn wir aufpassen, gelingt es uns vielleicht eine Rauschgift-Bande auszunehmen, die sich auf Belieferung von Jugendlichen spezialisiert hat. Erst vor einem halben Jahr konnte die Polizei solch eine Gang ausheben. Erinnern Sie sich noch, Parker?«
»Gewiß, Sir!«
»Unsere erste Aufgabe ist wohl nun, festzustellen, warum und von wem Ledgers erschossen wurde …?«
»Sir, es dürften vielleicht zwei Möglichkeiten in Betracht kommen«, erwiderte der Butler würdevoll und barock, wie es eben so seine Art war, »entweder wurde Mike Ledgers von Mitgliedern einer Konkurrenzbande erschossen, oder aber er wurde von seinen eigenen Partnern hingerichtet.«
»Die erste Möglichkeit geht mir ein, aber die zweite …?«
»Ledgers könnte sich doch gegen die Statuten seiner Bande vergangen haben.«
»Leuchtet mir nicht ein, Parker …«, erklärte Mike Rander und schüttelte erneut den Kopf, »er sprach mit einem seiner Bandenpartner. Das geht aus der Aufzeichnung hervor. Er unterhielt sich mit diesem Jeffey über die kleine Canters. Jeffey und er mußten damit rechnen, daß die kleine Canters zurückkehrte. In solch einem Moment würde die Bande ein Mitglied ihrer Organisation niemals erschießen lassen.«
»Sie denken also an eine Konkurrenzbande, Sir?«
»Danach werden wir uns auf jeden Fall mal erkundigen. Möglichst unter Umgehung der Polizei. Ich denke, Parker, wir werden noch in dieser Nacht ein Bier trinken.«
»Sie denken an Bill Strattons Etablissement, Sir?«
»So vornehm können nur Sie eine billige Kellerkneipe bezeichnen, Parker«, antwortete Mike Rander auflachend, »also Abmarsch in zehn Minuten, werden Sie’s bis dahin schaffen?«
*
Bill Stratton war ein Mann, der es, was seine Ausmaße anbetraf, durchaus mit einem mittleren Kleiderschrank aufnehmen konnte. Im Gegensatz zu seinem massiven, muskulösen Körper wirkte sein Gesicht kindlich.
Als Rander und Butler Parker im Eingang zu seiner Kellerkneipe auftauchten, warf Stratton die Glasreinigungsbürste mit sehr viel Nachdruck und Schwung in das Spülbecken der Theke und stampfte auf Rander zu.
»Hei, Chef«, sagte er erneut und versuchte, seine Baßstimme zu dämpfen, »ist es denn die Möglichkeit, daß Sie sich hier mal sehen lassen? Setzen wir uns ’rüber in das Hinterzimmer?«
»Darf ich Ihnen Butler Parker vorstellen?« fragte Rander. Er trat etwas zur Seite und wies auf den Butler. Stratton hatte von Parker schon sehr viel gehört, ihn aber noch nie gesehen.
Mike Rander, der sich erinnerte, wo sich das Hinterzimmer befand, ging voraus. Josuah Parker folgte gemessen. Er schaute sich diskret in der Kellerkneipe um, die recht behaglich eingerichtet war. Nur die Polizei konnte eigentlich wissen, daß sich gewisse Kreise der Unterwelt bei Stratton gern ein Stelldichein gaben. Ein unbefangener Besucher hätte so etwas niemals vermutet.
»So, Chef«, sagte Stratton. »Sie sind zufällig hier vorbeigekommen?«
»Feiner Stoff, Billy«, meinte Rander, als er das Glas absetzte, »wir sind nicht zufällig hier vorbeigekommen. Wir haben Sie absichtlich besucht.«
»Habe ich mir schon gedacht. Um was handelt es sich denn?«
»Wir brauchen eine Auskunft, Billy.«
»Na, hoffentlich kann ich wirklich helfen«, erwiderte Stratton vorsichtig.
»Sie werden genauso helfen können, wie ich Ihnen einst geholfen habe, Billy«, erklärte Rander ernst. Stratton verstand und zog ein Gesicht. Er schwieg sich vorerst zu diesem Thema aus.
»Wir brauchen einige allgemeine Informationen über Rauschgift-Händler«, begann Rander ohne Überleitung.
»Warum ausgerechnet über Rauschgift-Händler?« fragte Stratton kurz, »über andere Themen würde ich viel lieber mit Ihnen reden, Chef.«
»Dieses Thema paßt mir jetzt aber besser.«
»Zum Teufel, ich will mir keine Laus in den Pelz setzen«, redete Stratton weiter.
»Mit anderen Worten, es gibt zur Zeit eine gut ausgebildete Organisation, die sich mit Rauschgift befaßt?«
»Nun ja, zur Zeit hat eine Bande das Monopol. Aber das ist ein offenes Geheimnis.«
»Wie lange wird das Monopol andauern, Bill?«
»Vielleicht bröckelt es bereits ab, Chef.«
»Konkurrenz