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Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie HornЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 5 – Familienroman - Eva-Marie Horn


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Das ist doch alles kein Problem. Du darfst nicht lange überlegen, du mußt spontan entscheiden. Ich weiß, du hast das schon früher nicht gekonnt. Bei dir rangiert die Pflicht an erster Stelle, eine Alternative gibt es nicht. Dabei ist das Leben viel schöner, wenn man diesen Zwang überwindet. Ich werde dich das lehren, Gudrun.« Diesmal war es Peter ernst mit seiner Aussage.

      Wir sind und bleiben zu verschieden, dachte Gudrun und schwieg.

      *

      Es war schon dämmrig, als Gud-run am Abend dieses Tages in Peters Hotel kam. Eilig ging sie durch die Halle und sofort zum Lift. Niemand hielt sie auf, denn Gudrun Eschenbach war hier bekannt. Sie klopfte kurz an Peters Zimmer und trat dann hastig ein.

      Er lag angezogen auf dem Hotelbett, hatte den Fernseher eingeschaltet und hielt ein Glas Cola mit Rum in der Hand. Auf das Nationalgetränk der Kubaner wollte er auch hier nicht verzichten.

      Erstaunt hob er den Kopf, erkannte Gudrun und richtete sich sofort auf.

      »Gudrun, Darling, welche Überraschung! Dein Besuch macht mich überglücklich. Ich fühle mich, als hätte ich gerade das Große Los gezogen.« Peter Simon stellte das Glas weg und erhob sich eilig. Strahlend kam er auf Gudrun zu. »Laß dich umarmen, Liebste.«

      Gudrun hob abwehrend die Hände. »Conny ist nicht von der Schule nach Hause gekommen«, keuchte sie ohne Einleitung. »Sie hatte Sportunterricht am Nachmittag und wollte über Mittag bei ihrer Freundin Sabine bleiben, weil dieses Mädchen in der Nähe der Schule wohnt. Sie machen das oft, deshalb war ich auch nicht beunruhigt. Aber dann kam Conny auch nicht, nachdem der Sportunterricht beendet war.« Gudrun seufzte. »Zuerst hab’ ich gewartet, denn manchmal machen die Kinder anschließend noch ein Spiel oder sie schwatzen. Eine Stunde, fast zwei, habe ich nichts unternommen, dann bin ich zur Schule gefahren, und dort hat mir der Hausmeister erklärt, daß der Sportunterricht ausgefallen ist.«

      Peter lächelte amüsiert. »Rege dich nicht auf, Gudrun, die Kleine kommt schon wieder. Sicher spielt sie mit anderen Kindern und vergißt darüber die Zeit. So etwas kommt vor. Kein Grund zur Aufregung.«

      »Du kennst Conny eben nicht. Sie würde mich anrufen, wenn sie nicht kommt. Außerdem habe ich mich schon überall erkundigt, auch bei Sabine. Ich habe sämtliche Klassenkameraden angewählt und nach Conny gefragt. Niemand weiß etwas. Ich bin völlig verzweifelt.«

      »Gut, daß du zu mir gekommen bist. Ich werde dich auf andere Gedanken bringen, Gudrun.« Wieder hatte Peter die Absicht, seine geschiedene Frau zu umarmen. Seine schwarzen Augen blitzten siegessicher.

      Doch sie erkannte sein Vorhaben und wich zur Seite hin aus. Sie war hierher gekommen, weil sie Hilfe und Unterstützung brauchte, nicht um ein Liebesabenteuer zu erleben. Deshalb mochte sie auch Peters anzügliche Bemerkung nicht hören.

      »Ich habe sofort die Polizei benachrichtigt, aber da will man noch warten.«

      »Sehr vernünftig«, brummte Peter Simon zufrieden.

      Gudrun überging es. »Peter, wir müssen das Kind suchen. Sofort.«

      »Wir?« fragte der dunkelhaarige Mann gedehnt.

      »Conny ist ebenso dein Kind wie meines.«

      »Ja, ja… nur keine Hektik. Conny ist nicht mehr so klein, daß sie verlorengeht.«

      »Mein Gott, wie kannst du nur so gelassen bleiben? Weißt du denn nicht, was alles passieren kann? Vielleicht hat man sie entführt, vielleicht ist sie einem Verbrecher in die Hände gefallen.«

      »Stop! Mach’ dich doch nicht verrückt, Gudrun. Gewiß, solche Sachen kommen vor, aber Conny passiert das nicht. Sie ist ein cleveres Mädchen. Mußt dir keine Sorgen machen. Wir verbringen ein paar nette Stunden miteinander, und wenn du nach Hause kommst, ist sie wieder da.«

      Gudrun sah ihren geschiedenen Mann groß an. Der Egoismus, der aus diesen Worten sprach, war typisch für ihn. Er war mit der Grund dafür, daß sie sich damals trennten. Jetzt zeigte Peter die Herzlosigkeit anderen gegenüber erneut. Gudrun war zu erregt, um sich Gedanken darüber zu machen. »Ich habe keine Sekunde lang Ruhe, solange ich nicht weiß, wo sich das Kind aufhält. Ich kam zu dir, weil ich dachte, du würdest mich bei der Suche unterstützen. Vier Augen sehen mehr als zwei.«

      Peter zuckte die Achseln. »Entschuldige, Gudrun, aber ich wollte gerade eine Fußballübertragung anschauen. Sie beginnt in wenigen Minuten.«

      »Und das ist dir wichtiger als das Kind?« Peters gelassene Ruhe steigerte Gudruns Erregung. Ihre Stimme wurde laut, überschlug sich fast.

      »Einen Südamerikaner kann nichts mehr begeistern als ein gu-tes Spiel. Und ich bin nun mal zur Hälfte Mexikaner, auch wenn ich in Deutschland aufgewachsen bin.« Peter lächelte mit jener Eitelkeit, die Gudrun noch nie an ihm leiden konnte.

      In diesem Moment empfand sie Verachtung und Haß. Nein, Peter hatte sich nicht geändert. Er war noch immer der überhebliche Angeber, der sich selbst großartig fand und sich für andere überhaupt nicht interessierte, nicht einmal für sein Kind.

      Wortlos lief Gudrun davon. Sie zitterte vor Empörung, wollte aber nicht weitere kostbare Zeit mit nutzlosen Diskussionen verlieren.

      Noch auf dem Weg zum Auto überlegte sie, wen sie jetzt bitten konnte, ihr bei der Suche nach Conny zu helfen. Jens Seeger fiel ihr ein. Vielleicht wußte der junge Sportlehrer etwas.

      *

      Jens war mieser Stimmung, als ihn Gudruns Anruf erreichte. Zunächst vermutete er, daß es Heidi wäre, die ihn anrief. Deshalb wollte er gar nicht an den Apparat gehen. Heidi würde ihm vermutlich nur mitteilen, daß sie jetzt mit Bulli zusammen war, und daß sie sehr glücklich miteinander waren. Auf diese Information konnte Jens verzichten.

      Die Trennung von Heidi schmerzte ihn nicht so sehr, mehr trauerte er dem Verlust seines Jobs nach. Die Kinder zu unterrichten, hatte ihm Spaß gemacht, aber er war wohl für diesen Beruf zu empfindsam. Eine neue Anstellung würde er ohnehin nicht bekommen, weil man den Vorfall, der eigentlich ganz falsch dargestellt war, in seinen Papieren vermerken würde. Die Kollegen, die schon zuvor sein gutes Verhältnis zu den Schülern gestört hatte, benahmen sich ihm gegenüber wenig kameradschaftlich. Sie hielten ihn für schuldig, ohne sich die Mühe zu machen, Tatsachen zu berücksichtigen.

      Enttäuscht war Jens und verbittert. Deshalb wollte er auch mit niemand reden.

      Erst als das Telefon anhaltend läutete, griff er widerwillig zum Hörer. Er war überzeugt davon, im nächsten Moment Heidis zwitschernde Stimme zu hören.

      Doch dann war es eine Anruferin, die er zunächst gar nicht einordnen konnte. Ihre Stimme klang erregt. Sie sprach hastig. Dazwischen war keuchendes Atmen zu hören.

      Jens dachte an einen Irrtum, bis er den Namen ›Conny‹ vernahm. Jetzt war ihm plötzlich alles klar. Das war die Mutter seiner kleinen Schülerin, die ihn da um Hilfe bat. Jens mochte nicht fragen, weshalb sie sich nicht an ihren geschiedenen Mann wandte, mit dem sie sich doch, nach den Aussagen des Kindes, wieder gut verstand.

      Der vom Dienst suspendierte Lehrer lauschte angestrengt. Er konnte sich gut vorstellen, in welcher Aufregung sich Connys Mutter befand.

      »Wo können wir uns treffen?« fragte er nur und war sofort bereit, Frau Eschenbach zu unterstützen. »Villa Eschenbach«, wiederholte er die Information, legte auf und verließ eilig das Haus.

      »Noch keine Nachricht?« fragte er, als er Connys Mutter am Gartentor traf. Sie hatte dort auf ihn gewartet.

      Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe bei der Polizei die Nummer meines Handys hinterlassen. Auch Conny kennt sie. Bin also jederzeit erreichbar. Was kann man nur sonst noch tun? Wo soll man suchen? Ich bin völlig durcheinander.« Es war inzwischen dunkel geworden. Im Licht der Straßenlaterne wirkte Gudruns Gesicht noch bleicher, fast weiß, wie aus Marmor gemeißelt.

      Trotzdem erschien die junge Frau Jens noch reizvoller als bei der ersten Begegnung. Doch für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit. Es ging um das Leben des Kindes. Jedes Minute konnte kostbar sein.

      »Wir


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