Эротические рассказы

Schopenhauer. Kuno FischerЧитать онлайн книгу.

Schopenhauer - Kuno  Fischer


Скачать книгу
den jedes elende Menschlein beglückt, wenn es ihn lobt?

      Hat aber jemand ihn getadelt oder nicht genug gelobt oder etwa nicht erwähnt oder gar von einem ihm widerwärtigen Philosophen mit Anerkennung gesprochen, da heißt es: »der Lump«, »der Schuft« usw. Wenn er die ihm verhassten Philosophen öffentlich schmäht, lässt er sich vorher von seinem juristischen Freund beraten, wie weit er gehen dürfe, ohne verklagt zu werden. In seinen Briefen schimpft er nach Herzenslust. Wehe dem Famulus, wenn er einmal die Lehre und Werke des Meisters nicht kräftig genug gepriesen, wenn er sie ungenau, inkorrekt, fehlerhaft dargestellt oder gar zu bekritteln den Versuch gemacht, wenn er die verhassten Gegner nicht abschätzig genug verurteilt und nicht mit vollen Backen in die Verdammung der Philosophieprofessoren eingestimmt hat, dann wird er auf das schärfste getadelt, abgekanzelt und heruntergemacht. Aber die Dienste dieses Mannes sind für ihn einzig in ihrer Art, unersetzlich, unentbehrlich. Alsbald besinnt und besänftigt sich Schopenhauer und schreibt als wohlaffektionierter König: »Unser lieber getreuer Dr. Frauenstädt!«

      In seinen Memorabilien berichtet dieser den guten Empfang, den er bei Schopenhauer gefunden, und rühmt wiederholt, wie er ihn neben sich auf dem Sofa habe sitzen lassen. Als er aber eines Tages zu ungelegener Stunde eintrat, wurde er angefahren und bedeutet, dass man nicht nach Belieben bei ihm Audienz habe. Wenn er sich dann wieder der vielen Schriften, der Artikel und Artikelchen erinnert, die Frauenstädt schon über ihn geschrieben, wodurch er ihm Leser geworben und erworben hat, dann wird er gerührt und nennt ihn seinen Theophrast und Metrodorus, seinen »apostolus activus, militans, strenuus, acerrimus«. Die Behandlung wechselt zwischen Prügeln und Streicheln, er streichelt mit unsanfter Hand. Am Ende aber wurde er der flackernden und irrlichtelierenden Art seines Famulus so überdrüssig, dass er ihn wie Mephistopheles das Irrlicht behandelte:

      Geh er nur gerad’ in Teufels Namen,

      Sonst blas ich ihm sein Flackerleben aus!

      Nun ging dem andern auch die Geduld aus, und er antwortete mit heftigen Vorwürfen, worauf Schopenhauer die Korrespondenz abbrach (1856), eigentlich für immer; denn der einzige Brief, den er noch drei Jahre später an ihn geschrieben hat, war nur eine Antwort (Dez. 1859). Er hat nicht vergessen, dass er ihm Dank schuldig war, und es durch sein Testament bewiesen. Und Frauenstädt seinerseits hat nicht vergessen, was dem Famulus nützt:

      Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren,

      Ist ehrenvoll und bringt Gewinn.

      Diesen Gewinn hat es ihm reichlich gebracht; der Gewinn war größer als sein Verdienst.

      Kaum war das Hauptwerk vollständig hergestellt und herausgegeben, als dem Verfasser neue Ergänzungen nötig erschienen, die in Ausführungen teils nebensächlicher, teils einschlägiger in dem bisherigen Werke noch unerledigter Themata bestanden. Jene sollten »Parerga« (Nebenwerke), diese »Paralipomena« (Zurückgebliebenes) heißen. Nach einer sechsjährigen Arbeit (1844 – 1850) war das Ganze in einem so beträchtlichen Umfang vollendet, dass jeder der beiden Teile einen Band für sich ausmachte. Die Parerga bestanden in sechs Abhandlungen, die »Aphorismen über die Lebensweisheit« eingerechnet; die Paralipomena in einunddreißig Kapiteln, wozu noch »einige Verse« kamen. Die Vorrede wurde im Dezember 1850 geschrieben, kurz und ohne Galle; diese hatte sich in dem dritten Stück der Parerga, welches »über die Universitätsphilosophie« handelte, reichlich abgelagert.

      Im behaglichen Vollgenuss ungestörter Muße und »imperturbabler Gesundheit und Kraft«, deren er sich nunmehr erfreute, nur in den beiden ersten Morgenstunden nach stets erquickendem Schlaf hatte er an diesen »opera mixta« gearbeitet und sie mit stilistischer Meisterschaft ausgeführt, insbesondere die Paralipomena, seine »Philosophie für die Welt«, wie er sie nannte: eine Reihe von Essais, die jedem Literaturkenner als Muster ihrer Art in deutscher Sprache gelten dürfen. Im Gefühl der Vollendung war er entschlossen, kein neues Buch mehr zu schreiben, und sagte von seinem Werke, wie Hamlet von seinem Schicksal: »Der Rest ist Schweigen«.

      Aber jetzt, wo er auf der Höhe seiner schriftstellerischen Laufbahn angelangt war, schien er als Schriftsteller allen Kredit verloren zu haben. Vergebens wurden drei Buchhandlungen, darunter den beiden bisherigen Verlegern, die Parerga und Paralipomena für nichts angeboten. Brockhaus hatte mit der neuen Auflage des Hauptwerks wieder ein so schlechtes Geschäft gemacht, dass er sich genötigt sah, den Preis herabzusetzen.

      Endlich nach einigen erfolglosen Bemühungen gelang es seinem Frauenstädt, diese letzten Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und einen Berliner Buchhändler zur Herausgabe des Werks zu bewegen, das in 750 Exemplaren gedruckt wurde und im November 1851 erschien. Schopenhauer behielt das Recht auf die zweite Auflage und erhielt von der ersten zehn Freiexemplare.187

      Es war gewiss kein schwieriges Verdienst, das sich Frauenstädt in dem gegebenen Fall um die Person und Sache Schopenhauers erworben, aber unleugbar einer der wichtigsten Dienste, den er ihm geleistet hat. »Sie sind ein wahrer Treufreund«, schrieb Schopenhauer den 30. September 1850, »et optime meritus de nobis et philosophia nostra, in alle Wege. Herzlichen Dank für Ihre Mühe und Eifer in Herbeischaffung eines Verlegers. Ich hoffe, dass der Mann ein gutes Geschäft macht, da vieles, namentlich die Aphorismen zur Lebensweisheit, die fast den halben ersten Band füllen, sehr populär sind. Aber die Zeitläufe sind schuld, dass man so schwer einen Verleger zu solchen Büchern findet. Alles steckt noch bis über die Ohren in der Politik.«

      1. Die politischen Stürme

      Dass ein tiefer Ruhe und Stille, als des Elementes, in welchem allein die Werke des Genies und des Gedankens reifen können, so bedürftiger und allem Lärm so gründlich abgeneigter Mann, wie Schopenhauer, mit seinem ausgeprägt aristokratischen Selbstgefühl und seiner grenzenlosen Verachtung der Masse die Volksbewegungen der Jahre 1848 und 1849 und den Aufruhr, den sie hervorriefen, gehasst hat, versteht sich nach allem, was wir schon über ihn wissen, wohl von selbst.

      Der März 1848 hatte ihn dermaßen in Schrecken versetzt, dass er sogar seine Bücherbestellungen zurücknahm. Als den 11. Juni der Erzherzog Johann einzog, atmete er auf. »Das ist auch recht«, schrieb er an Frauenstädt, »erhebt sich der Sturm, so zieht man alle Segel ein, aber man breitet sie wieder aus, wenn die Sonne hervorkommt. Diese lässt sich hier, eben diesen Augenblick, herrlich sehen als Erzherzog Johann, dessen Einfahrt sogleich die Kanonen verkünden werden. Der Horizont hellt sich überall auf: Vernunft fängt wieder an zu sprechen und Hoffnung wieder an zu blühen, und die Hundsfötter aller Orten machen lange Gesichter.« Aber den Erzherzog, der ihm jetzt als Sonne leuchtete, nannte er sehr bald den »Johann ohne Land«.

      Höchst anschaulich und charakteristisch hat er dem dienstfertigen Freund den Aufruhr und die Kämpfe des 18. September geschildert, die ihm bis in sein Zimmer gedrungen waren. »Was haben wir erlebt! Denken Sie sich eine Barrikade auf der Brücke und die Schützen bis dicht vor meinem Haus stehend, zielend und schießend auf das Militär in der Fahrgasse, dessen Gegenschüsse das Haus erschütterten: plötzlich Stimmen und Gebrülle an meiner verschlossenen Stubentür: ich, denkend, es sei die souveräne Canaille, verrammle die Tür mit einer Stange: jetzt geschehen gefährliche Stöße gegen dieselbe, endlich die feine Stimme meiner Magd: ›es sind nur einige Österreicher!‹ sogleich öffne ich diesen werten Freunden: 20 blauhosige Stockböhmen stürzen herein, um aus meinem Fenster auf die Souveräne zu schießen; besinnen sich aber bald, es ginge vom nächsten Haus besser.«188

      Als endlich die aufrührerischen Bewegungen unterdrückt und die völlige Ruhe durch Waffengewalt wiederhergestellt war, fühlte er sich den preußischen Kriegern, die den inneren Frieden erkämpft hatten, zu höchstem Dank verpflichtet. Darum ernannte er »den in Berlin errichteten Fonds zur Unterstützung der in den Aufruhr- und Empörungskämpfen der Jahre 1848 und 1849 für Aufrechterhaltung und Herstellung der gesetzlichen Ordnung in Deutschland invalide gewordenen preußischen Soldaten, wie auch der Hinterbliebenen solcher, die in jenen Kämpfen gefallen« durch Testament vom 26. Juni 1852 zu seinem Universalerben.


Скачать книгу

Яндекс.Метрика