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Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ein Boxer hielt sie die Hände schützend vors Gesicht.

      »Nein, Lars, nicht … nicht schon wieder«, stammelte sie. »Ich kann alles erklären.«

      »Ach ja?« Ihr Mann lachte grimmig. »Dann kannst du mir sicher auch erklären, wo unsere Tochter steckt.«

      Einen Moment lang wurde es Nele schwarz vor Augen. Dann wusste er es also auch schon.

      »Ich kann nichts dafür. Lilli ist mit Felix unterwegs«, beteuerte sie ihre Unschuld. »Auf mich hört sie genauso wenig wie auf dich.«

      »Und? Wessen Schuld ist das?«, fragte Lars und kam schon wieder auf sie zu. Ehe es sich Nele versah, packte er sie erneut am Arm und schleuderte sie mit aller Kraft durch die Kabine. Sie prallte gegen Schreibtisch, stolperte über den Stuhl und knallte gegen den Couchtisch, ehe sie stöhnend auf dem Boden zwischen Bett und Sofa liegen blieb.

      Zuerst lachte Lars auf. Als Nele sich aber nicht mehr bewegte, erstarb das Lachen auf seinem Gesicht.

      »Nele?« Sie reagierte nicht, und er kniete neben ihr nieder. »Sag doch was! Liebling!« Er tätschelte ihre Wange.

      Leise stöhnend kam Nele zu sich. Lars wollte erleichtert aufatmen, als es an der Tür klopfte.

      »Hallo, Nele, bist du da?« Die Stimme von Fee Norden hätte Lars aus tausenden anderen herausgehört. Neben ihrem Mann Daniel war sie im Augenblick die letzte Person, die er sehen wollte.

      Blitzschnell presste er die Hand auf den Mund seiner Frau.

      »Fee, bist du das?«, rief er dann durch die geschlossene Tür.

      Draußen vor der Tür wunderte sich die Ärztin, dass ihr die Tür nicht geöffnet wurde.

      »Lars. Bitte entschuldige die Störung. Ich suche Nele.«

      »Sie fühlt sich nicht gut und hat sich hingelegt. Deshalb möchte ich dich auch nicht reinlassen. Das verstehst du doch, oder?«

      Felicitas verstand kein Wort. Als sie Nele vor einer Stunde zum letzten Mal gesehen hatte, war sie bester Dinge gewesen. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig als zuzustimmen.

      »Klar. Hat sich Lilli bei euch gemeldet?«

      Die Hand immer noch auf Neles Mund gepresst, sah Lars zu ihr hinab. Sie blinzelte und nickte kaum merklich.

      »Ja. Sie hat angerufen. Ich weiß, dass sie das Schiff verpasst hat.«

      »Gut.« Fee stand dicht vor der Tür. Das alles kam ihr mehr als spanisch vor. Wieder musste sie an Neles blaue Flecken denken, die sie auf den nächtlichen Sturm geschoben hatte. Aber war das wirklich wahr? Doch so angestrengt sie auch lauschte, so wenig Verdächtiges konnte sie hören. »Ich hätte mich gern mit euch darüber unterhalten.«

      Lars war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.

      »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, schimpfte er ungehalten. »Nele geht es nicht gut.«

      »Tut mir leid«, entschuldigte sich Fee schnell. »Bitte sag ihr gute Besserung von mir. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.«

      Lars dachte kurz nach.

      »Das hoffe ich auch. Tut mir leid, wenn ich ein bisschen ungehalten bin. Aber ich mache mir Sorgen um Nele. Und natürlich um Lilli.«

      »Um Lilli brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, versprach Fee, ehe sie den Rückzug antrat. »Bei Felix ist sie in den besten Händen.«

      Als sie keine Antwort mehr bekam, blieb ihr nichts anderes übrig, als in die Tapas-Bar zu gehen, in die ihr Mann schon vorgegangen war. Doch all die Vorfreude auf einen harmonischen Abend war zerplatzt wie eine Seifenblase. Übrig geblieben war einzig das ungute Gefühl, dass Nele am Nachmittag am Strand nur die halbe Wahrheit erzählt hatte. Und dass Fee ihrer Freundin, zumindest in diesem Augenblick, nicht helfen konnte.

      *

      In Wahrheit war Lilli nicht halb so cool, wie sie Felix glauben machen wollte. Nachdem ihre Mutter am Telefon aber erstaunlich ruhig reagiert hatte, begann auch sie, das Abenteuer zu genießen.

      »Sieht so aus, als ob das Hotel­essen halbwegs mit der Seemannskost mithalten könnte«, bemerkte sie.

      Ihr belustigter Blick ruhte auf Felix’ ratzeputz leer gegessenem Teller.

      Sie hatten ein nettes kleines Hotel in der Nähe des Flughafens gefunden und zwei Zimmer gebucht. Die Tickets für die Weiterreise am nächsten Morgen waren gebucht, und an diesem Abend gab es nichts mehr, worüber sie sich Sorgen machen konnte.

      Ihr Begleiter sah dem Kellner sinnend dabei zu, wie er seinen Teller abräumte.

      »Ja, ich muss zugeben, dass es nicht schlecht war. Hast du Lust auf Nachtisch?«, erkundigte sich Felix galant.

      »Nein, danke! In diesem Kleid hat nichts mehr Platz.« Lillis Hände strichen an dem schwarzen Traum entlang.

      Felix sah sie mit schief gelegtem Kopf an.

      »Hast recht. Es wäre schade, wenn es platzen würde. Meine Kreditkarte ist immer noch bewusstlos.«

      Wohl oder übel hatten die beiden in Strandkleidung in dem Hotel einchecken müssen. Nach dem Bezug der Zimmer waren sie in das erstbeste Geschäft gegangen, um sich einzukleiden. Das Kleid hatte er für Lilli ausgesucht, und er war mehr als zufrieden mit seiner Wahl. Es war aus fließendem schwarzem Georgette. Das eng anliegende Oberteil mit Spaghettiträgern ging in einen schmalen Rock über, der oberhalb des Knies endete. Dazu trug Lilli ihre Flip Flops.

      Felix dagegen hatte sich für eine schwarze Hose und ein schlichtes, weißes Hemd entschieden. Sonnengebräunt, wie die beiden waren, sahen sie aus wie die anderen Paare, die die Atmosphäre des hoteleigenen Restaurants genossen.

      Lilli lachte über Felix’ Scherz.

      »Du hast es nicht anders gewollt.« Ausgestattet mit einer Bankkarte ihres Vaters hatte sie ihr Angebot in der Boutique wiederholt. Doch davon wollte der Arztsohn immer noch nichts wissen und hatte die Rechnungen übernommen. »Aber ein Kaffee geht schon noch.« Sie winkte dem Kellner, der mit einer Kanne an den Tischen vorbeiging.

      »Ein Glück!« Felix lächelte zufrieden. »Ich hatte schon Angst, dass du jetzt ins Bett gehen willst.«

      »An einem Abend in Freiheit wie diesem?« Lilli mimte Entsetzen. »Da wäre ich ja schön blöd.«

      »Alles klar.« Felix lehnte sich zurück und sah sie an. »Dann haben wir ja noch Zeit.« Der Blick, den er ihr schickte, entging ihr nicht.

      Sie wusste nicht, warum, aber plötzlich begann ihr Herz, schneller zu schlagen.

      »Um was zu tun?« Lilli bemerkte das Zittern in ihrer Stimme und ärgerte sich darüber.

      Doch Felix tat, als hätte er nichts gehört.

      »Wir könnten uns über die Erfolge meines Lebens unterhalten, zum Beispiel den ersten Preis im Kirschkernweitspucken im dritten Schuljahr«, machte er einen absolut nicht ernst gemeinten Vorschlag. »Oder aber du erzählst mir mehr von dir.« Noch immer sah er sie unverwandt an. »Wie willst du deine leiblichen Eltern finden, wenn Lars und Nele dich nicht unterstützen?«

      Lillis Lächeln wurde um ein paar Grad schwächer. Das hatte Felix befürchtet.

      »Natürlich nur, wenn du willst«, versicherte er schnell. »Im Grunde geht es mich ja nichts an. Notfalls kann ich stundenlang über die richtige Technik beim Kirschkernspucken referieren.«

      Ob Lilli wollte oder nicht, musste sie lachen. In Felix’ Nähe schien ihr das Leben viel leichter und unbeschwerter zu sein als sonst. Er hatte eine so lockere, unkomplizierte Art und nahm sich selbst nicht so wichtig. Eine Eigenschaft, die er mit Sicherheit von seinen Eltern geerbt hatte. Dieser Gedanke machte Lilli traurig. Nicht nur, dass Lars ganz anders war als Daniel Norden, hatte sie auch keine Ahnung davon, welche Eigenschaften sie von ihren leiblichen Eltern geerbt hatte. Sie seufzte tief.

      »Seit ich weiß, dass ich adoptiert bin, habe ich das Gefühl, mich


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