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Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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stelle ich die Diagnosen. Mal abgesehen davon, dass du natürlich recht hast«, pflichtete ihr Mann ihr bei. »Trotzdem kann ich ihr das nicht durchgehen lassen. Jakob scheint sie mehr durcheinander zu bringen, als sie zugeben will.«

      Fee wurde hellhörig.

      »Jakob? Mit dem habe ich heute einen Landausflug gemacht. Er hat mir seine Version der Geschichte erzählt. Du wirst es nicht glauben …« In diesem Augenblick klopfte es. »Wer kann das sein?« Alarmiert setzte sich Fee auf dem Bett auf. Sofort musste sie wieder an Nele denken und hatte ein schlechtes Gewissen. Für ein paar Stunden hatte sie die Not der Freundin komplett vergessen. Oder handelte es sich um einen klassischen Fall von Verdrängung in einer Situation, in der sie, Fee, ohnehin machtlos war?

      Daniel bemerkte den Gesichtsausdruck seiner Frau.

      »Was ist los, meine kleine Hexe?«, fragte er und erhob sich. »Das ist sicher nicht der Weihnachtsmann, der wissen will, ob du auch brav warst«, wollte er die gute Laune bewahren, während er die Tür öffnete. »Ich korrigiere mich, es ist doch der Weihnachtsmann.« Er trat zur Seite, um seinen Sohn einzulassen.

      »Lieber der Osterhase«, gab Felix zurück. Er war sichtlich ausgeschlafen und bereit für neue Schandtaten. »Sachen verstecken ist viel spannender.«

      Als sie die Stimme ihres verlorenen Sohnes hörte, sprang Fee aus dem Bett.

      »Oder dich selbst, was?« Barfuß kam sie auf ihren Zweitältesten zu. »Da bist du ja wieder.« Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm durchs Haar zu wuscheln. »Alles klar?«

      »Solange Dad nicht sein Kreditkartenkonto checkt, schon«, gestand Felix vorsichtshalber gleich. »Obwohl ich natürlich schon finde, dass diese Partnerkreditkarten eine super Idee sind.«

      Daniel hielt ihm vorsichtshalber den Mund zu.

      »Lass gut sein. Ich will gar nicht hören, wie viel die Hotelübernachtung und der Flug nach Puerto Plata gekostet haben. Aber freu dich nicht zu früh. Das ziehe ich dir alles vom Taschengeld ab.«

      Grinsend befreite sich Felix von seinem Knebel.

      »Du musst mich mit Janni und Dési verwechseln. Ich bekomme schon lange kein Taschengeld mehr«, erinnerte er seinen Vater verschmitzt an die Tatsachen.

      »Dann arbeitest du deine Schulden eben bei mir ab.« Der Schalk blitzte aus Daniels Augen. »Der Keller der Praxis müsste mal dringend ausgemistet werden und …«

      Abwehrend hob Felix die Hände.

      »Ich hab eine bessere Idee. Sobald wir von der Reise zurück sind, fange ich meine Pilotenausbildung an. Dann kann ich meine Schulden bald zurückzahlen. Das Zimmer, den Flug und sogar das Kleid für Lilli.«

      Während sich Daniel diesen Vorschlag durch den Kopf gehen ließ, sah Fee ihren Sohn an. Als sie Lillis Namen hörte, musste sie schon wieder an Nele und Lars denken, und das Lachen verschwand aus ihrem Gesicht.

      »Wie war es denn mit Lilli? Hat sie was von sich erzählt?«, erkundigte sie sich.

      Mit dieser Frage hatte Felix gerechnet. Die Familie pflegte einen sehr offenen Umgang, und im Normalfall hätte er natürlich mit seinen Eltern über Lillis Krankheit und ihre Adoption gesprochen. Da er aber nicht ahnen konnte, dass seine Mutter längst im Bilde war, hielt er sich an das Versprechen, das er seiner Angebeteten gegeben hatte.

      »Was sollte sie erzählt haben?«, schützte er Unwissenheit vor und ging an seinem Vater vorbei zur Minibar. »Wollt ihr auch einen Saft?«, machte er einen lahmen Versuch, das Thema zu wechseln.

      »Nein, danke«, lehnte Daniel ab.

      »Ich auch nicht.« Fee sah ihrem Sohn dabei zu, wie er sich einen Orangensaft nahm und direkt aus der Flasche trank.

      Sie haderte mit sich. Wenn Lilli von sich aus nichts erzählt hatte, durfte sie nicht eigenmächtig in die Privatsphäre der jungen Frau eingreifen. Das mussten die jungen Leute unter sich regeln.

      Der Blick seiner Mutter irritierte Felix.

      »Was ist? Warum schaust du mich an wie sieben Tage Regenwetter?«, fragte er eine Spur verunsichert.

      Fee riss sich zusammen und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

      »Ich überlege nur gerade, wie ich deinen Vater davon überzeuge, nach seinem langen, harten Arbeitstag mit mir in den Klettergarten zu gehen«, entschied sie sich schnell für eine Ausrede.

      »Ihr wollt in den Klettergarten?« Staunend sah Felix von einem zum anderen. »Ich meine, dass meine Mutter immer für eine Überraschung gut ist, weiß ich ja. Aber mein alter Herr …« Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sich sein Vater spaßeshalber auf ihn stürzen wollte und drehte sich weg. Daniels Attacke ging ins Leere. »Nicht schlecht! Aber nicht gut genug für mich«, grinste Felix.

      Daniel sah seine Frau an.

      »Diese Familie bringt mich noch um den Verstand«, stöhnte er in gespielter Verzweiflung.

      »Keine Sorge«, beruhigte Felix seinen Vater und klopfte ihm auf die Schulter. »Zuerst bringe ich dich in den Klettergarten. Da wollte ich nämlich auch gerade hin. Lilli und ich sind dort verabredet. Und wer weiß, vielleicht bringt es dich ja in Schwung, wenn dir junge, hübsche Damen bei der körperlichen Ertüchtigung zuschauen.«

      »Wenn hier jemand gleich in Schwung kommt, dann bist du das«, drohte Daniel und lief seinem Sohn nach, der lachend aus der Kabine floh.

      Belustigt sah Fee den beiden nach. Während sie zum Schrank ging, um Turnschuhe anzuziehen, beschloss sie, das fällige Gespräch über Nele und das, was zu tun war, noch um ein paar Stunden zu verschieben. Die ausgelassene Zeit mit ihrer Familie war ihr zu kostbar, als dass sie sie leichtfertig verderben wollte. Zumal sie Nele nicht helfen konnte, wenn die nicht den ersten Schritt tat. Und davon war ihre neue Freundin offenbar weit entfernt.

      *

      »Danny Norden hat noch einmal mit seinem Vater telefoniert«, erzählte Rebecca Salomon am nächsten Morgen ihrem Freund Bernd, als sie Seite an Seite durch den herrlichen Garten der Behnisch-Klinik wanderten. Für deutsche Verhältnisse war das Wetter in den vergangenen Tagen ungewöhnlich schön gewesen. Nachts hatte es immer wieder geregnet und die Natur mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt. Blumen und Stauden dankten es mit üppiger Blüte, und das Summen der Bienen war die musikalische Untermalung für dieses schöne Bild. Aber Becky hatte kein Auge für die Schönheit um sich herum. Ihre Gedanken weilten bei dem Arzt, der ihr damals ein enger Vertrauter gewesen war. »Ihm fällt auch nichts mehr ein, wo wir noch nach Elisa suchen könnten.« Sie wirkte so niedergeschlagen, dass sich Bernds Herz zusammenzog.

      »Vielleicht sollten wir die Suche nach Elisa nicht übers Knie brechen und uns erst um unsere anderen Probleme kümmern.«

      »Andere Probleme?« Becky sah ihn so erschrocken an, dass Bernd auflachte.

      »Deine Krankheit, du Dummerchen«, erinnerte er sie zärtlich. »Du denkst wohl immer noch nicht an dich. Das solltest du schleunigst ändern.«

      »Es reicht, wenn du dich um mich kümmerst«, lächelte Rebecca halbwegs beruhigt.

      Schon lange hatte sie keine solche Fürsorge mehr erfahren wie durch Bernd. Er besuchte sie, sooft es seine knapp bemessene Zeit erlaubte, brachte Blumen und Leckereien, von denen er wusste, dass sie sie liebte. Aber das Wichtigste waren die Gespräche. Je mehr Zeit sie zusammen verbrachten, umso tiefer wurde die Innigkeit zwischen ihnen, die es vorher so nicht gegeben hatte. Dagegen war ihre frühere Beziehung nur ein Spiel gewesen. Sie erzählten sich alles, was in ihrem Leben seit der Trennung bedeutsam gewesen war, welche Erlebnisse sie geprägt hatten. Natürlich spielte dabei auch die verlorene Tochter immer wieder eine Rolle. Aber das war längst nicht alles, was Bernd und Rebecca verband. Das fühlten sie beide. Die Sozialpädagogin spürte aber auch die Zurückhaltung ihres Jugendfreundes. Die Angst, die Liebe seines Lebens wieder zu verlieren, war allgegenwärtig, und sie wusste, dass sie den ersten Schritt in Richtung gemeinsamer Zukunft gehen musste. Da sie nicht wagte, ihn direkt anzusprechen, entschied sie sich für einen kleinen Umweg. Dieser Moment, in dem


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