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Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Edgar  Wallace


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verwirrt«, sagte Artur Wilmot mürrisch und widerwillig. »Ich wußte nicht, was ich sagte. Ich meinte keine bestimmte Dame, auch habe ich mich mit meinem Onkel nicht gestritten.«

      Langsam zog Andy ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb diese Worte Wilmots, der ihn wütend beobachtete, auf.

      »Ich danke Ihnen. Ich werde Sie jetzt wohl nicht wieder in dieser Angelegenheit belästigen müssen.«

      Ohne ein weiteres Wort entfernte er sich.

      Wilmot blieb zurück und trug sich mit Mordgedanken.

      »Mr. Macleod!«

      Andy drehte sich an der Gartenpforte noch einmal um. Wilmot kam hinter ihm her.

      »Es ist jetzt sicher kein Grund mehr vorhanden, warum ich das Haus meines Onkels nicht betreten dürfte. Ich bin der gesetzmäßige Erbe Mr. Merrivans, und ich habe einige Vorbereitungen für seine Beerdigung zu treffen.«

      »Ich muß Ihnen im Augenblick nur noch die eine Beschränkung auferlegen, daß Sie nicht in sein Arbeitszimmer gehen. Dieser Raum kann erst nach der Leichenschau freigegeben werden.«

      Andy ging über die Straße und sprach mit dem Polizeisergeanten, der das Haus bewachte.

      »So, diese Sache habe ich in Ordnung gebracht, Mr. Wilmot. Der Beamte wird Sie einlassen.«

      Andy war weder überrascht noch belustigt über den Damenhut in Wilmots Zimmer, der zu vielen Vermutungen Anlaß geben konnte. Wilmots Verlegenheit war zu deutlich und seine Erklärung vollständig unglaubwürdig gewesen. Ein Dienstmädchen sollte den Hut dort genäht haben? Das stimmte doch nicht mit seiner Angabe überein, daß kein Dienstbote in sein Zimmer kommen dürfe, wenn er nicht gerufen war. Wilmot war Junggeselle wahrscheinlich nicht besser und nicht schlechter als alle Junggesellen. Aber es war doch ein wenig überraschend, daß er seine Damen nach Beverley Green brachte, wo alle Dienstboten bekanntermaßen klatschten. Eine solche Unbesonnenheit sah Artur Wilmot gar nicht ähnlich.

      Er ging zu Nelsons. Wenn er nach seinen Wünschen hätte handeln können, wäre er jeden Tag dort hingegangen und die ganze Zeit dort geblieben. Er richtete es jetzt immer so ein, daß er Scottie in den frühen Morgenstunden draußen im Freien traf, gewöhnlich in den Parkanlagen.

      Stella empfing ihn. Ihr Vater war im Atelier und arbeitete. Sie war begeistert, denn Kenneth Nelson hatte ein neues Gemälde begonnen, ein Porträt Scotties.

      »Das ist ja großartig, weil ich dann immer ein gutes Bild von Scottie zur Verfügung habe«, meinte Andy. »Wenn ich ihn in Zukunft wieder einmal verhaften lassen muß, schicke ich meine Leute einfach zur Akademie, damit sie ihn vorher genau studieren können.«

      »Er wird in Zukunft aber nichts mehr anstellen«, sagte sie, denn sie war über seine Worte erschrocken. »Er erzählte mir, daß er sein altes Leben aufgeben und nicht mehr stehlen wolle.«

      Andy lächelte.

      »Ich würde ja nur zu froh sein, wenn es so wäre. Kennst du Artur Wilmot sehr gut, Stella?«

      Sie wollte schon sagen, daß sie ihn nur allzugut kenne.

      »Ich habe es einmal gedacht«, erwiderte sie. »Warum fragst du danach?«

      »Weißt du, ob er irgendwelche Freundinnen oder weibliche Verwandte hat?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Seine einzigen Verwandten waren Mr. Merrivan und eine alte Tante. Er hat nie Besuch gehabt mit Ausnahme seiner Tante, die aber gestorben ist, soviel ich weiß. Er hat nicht einmal Junggesellenabende gegeben. Ich weiß nicht mehr, was vorgeht. Hast du neue Anhaltspunkte gefunden? Der ganze Ort wimmelt von Zeitungsreportern. Einer kam und fragte mich, ob ich ihm irgendwelche Einzelheiten aus Mr. Merrivans Privatleben erzählen könne. Er fragte mich zum Beispiel, ob er regelmäßig zur Kirche gegangen und sonst ein ruhiger, stiller Mensch gewesen sei. Ich gab zur Antwort, daß ich nicht viel über ihn wisse. Er war leicht zufriedenzustellen.«

      Andy seufzte. »Ich bin nur froh, daß Downer nicht gekommen ist.«

      »Wer ist Downer?«

      »Ein Journalist, der tüchtigste und geschickteste Mann von der ganzen Gesellschaft. Der gibt sich nicht so leicht zufrieden wie der Reporter, der dich aufgesucht hat. Er hätte auch nicht so dumme Fragen gestellt. Er hätte mit deinem Vater über Kunst gesprochen, wäre ins Atelier gegangen, hätte den Pygmalion bewundert und mit deinem Vater über Farbwerte, den Einfluß der Atmosphäre, über Beleuchtungs-und Bewegungsmotive diskutiert. Wenn er aber gegangen wäre, hättest du das unangenehme Gefühl gehabt, mehr gesagt zu haben, als gut war. Und zwar nicht über alte Meister, sondern über Mr. Merrivans Privatleben.«

      Sie wandte die Augen nicht von ihm, während er sprach. Aber er sah sie nicht lange an, denn er fürchtete, er würde sie an sich reißen und nicht wieder freigeben.

      »Du mußt unheimlich viele Menschen kennenlernen, diesen Downer zum Beispiel, und Leute wie Scottie. Ich nannte ihn übrigens aus Versehen auch Scottie, es schien ihm sehr angenehm zu sein. Gibt es eigentlich etwas Neues?«

      »Inspektor Dane hat deinen Ring gefunden. Streust du deine Brillantringe immer so aus?«

      Sie war nicht im mindesten verwirrt.

      »Ich habe ihn weggeworfen, ich weiß nicht mehr, wo. Willst du schon gehen? Du bist noch kaum eine Minute hier und hast weder meinen Vater noch sein Gemälde gesehen.«

      »Ich bin schon lange genug hiergewesen, um die ganze Nachbarschaft in Aufruhr zu bringen. Verstehst du nicht, daß ich dich nur besuchen kann, wenn ich unter dem einen oder anderen Vorwand auch zu allen anderen gehe? Jeden Tag mache ich zehn bis zwölf verschiedene Besuche und falle den Leuten auf die Nerven – nur um dich einmal sehen zu können.«

      Sie begleitete ihn zur Tür.

      »Ich wünschte, du würdest kommen und wieder Staub wischen«, sagte sie zärtlich.

      »Und ich – ich wünschte, wir wären wieder bei dem zweiten Golfloch«, erwiderte er leise.

      Sie lachte, und er hörte sie noch auf dem Gartenweg.

       Inhaltsverzeichnis

      Es war keine Übertreibung, wenn man sagte, daß Artur Wilmot seit dem Tod seines Onkels unter einem ständigen Druck lebte und manchmal glaubte, den Verstand zu verlieren. Weder sein Charakter noch seine Erziehung befähigten ihn, diesen schweren Schlag tapfer zu ertragen und zu überwinden. Er hatte von seiner Mutter, einer gescheiten, aber nervösen Frau, die Schwäche geerbt, sich seinen augenblicklichen Stimmungen und Launen zu überlassen, ohne ihnen irgendwelchen Widerstand entgegenzusetzen. Er kannte keine andere Hemmung als Furcht, gab sich wenig Mühe, sich im Zaum zu halten, und war launenhaft wie ein Kind. Daß Stella zum Beispiel seinen wahren Charakter nicht früher erkannt hatte, lag daran, daß er fest davon überzeugt war, ihre Freundschaft werde sich zu gegebener Zeit so entwickeln, wie er es wünschte. Es war ihr entgangen, daß er ihr immer näherzukommen suchte. Früher hatte er nicht die mindeste Andeutung gemacht, daß er in sie verliebt sei, weil er das Geheimnis seines Lebens nicht preisgeben wollte. Er dachte, daß er dadurch ihr gegenüber aufrichtig handelte, wenigstens versuchte er, sich das einzureden. Er glaubte, sie hätte ihm im Verlauf ihres freundschaftlichen Umganges Anlaß gegeben, ihr Verhältnis enger zu gestalten. Als er sich schließlich entschlossen hatte, ihr in sorgsam gewählten Worten seine Absichten zu erklären, kam ihre Weigerung für ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

      Seine Eitelkeit gestattete ihm nicht, ihre Antwort als endgültig zu betrachten. Er überging ihre Ablehnung, indem er sich sagte, daß Frauen in solchen Augenblicken immer ein wenig sonderbar sind. Nachdem sie ihn auch ein zweites Mal abgewiesen hatte, gefiel er sich in der Rolle des Verzichtenden.

      Ob er sie liebte oder haßte, war bedeutungslos. Er liebte sich selbst, und da er den Gegenstand seiner Begierde


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