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Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Edgar  Wallace


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die größte lebende Autorität über ihn«, erwiderte er bescheiden. »Er ist ein sehr gerissener Junge und arbeitet immer mit einem Mädchen zusammen. Ich weiß es nicht genau, aber nehmen Sie einmal an, daß sie seine Frau ist. Sie hat die Aufgabe, vorher den Mann auszuholen, den der Doppelgänger berauben will. Verstehen Sie mich?«

      »Ja, sie ist so eine Art Lockvogel, die das Opfer auskundschaftet.«

      »Nur auskundschaften?! Das versteht sie bestimmt aus dem Effeff. Aber es wäre viel leichter, Ihnen das alles zu erklären, wenn Sie eine verheiratete Frau wären.«

      »Bilden Sie sich einmal ein, ich wäre das. Sie muß ihn natürlich sehr genau kennenlernen?«

      »Ja, sie muß mit ihm eine Freundschaft – eine Art Verhältnis anfangen.«

      »Ist das immer der Fall?« unterbrach ihn Bobby. »Den alten Smith haben sie doch auf diese Art und Weise nicht hereingelegt? Der ist doch schon fünfundsechzig!«

      Mr. Superbus amüsierte sich.

      »Aber natürlich! Die Leute von fünfundsechzig an sind ja oft die allertollsten! Mit denen können die Weiber machen, was sie wollen. Sie macht sich am liebsten an Denker heran. Sie kann sich sehr gut benehmen und hat eine gebildete Sprache – Sie wissen ja, wie guterzogene Damen reden.«

      »Gibt sie sich als verheiratet aus?« fragte Diana.

      »Ja, es ist immer ein Gatte im Hintergrund. Manchmal lebt er außer Landes, manchmal ist er in einer Irrenanstalt, auf jeden Fall ist er zunächst einmal nicht da.«

      Bobby schwankte und hielt sich an der Tischkante fest. Glücklicherweise bemerkte es Diana in ihrer Aufregung nicht.

      »Und wie geht die Sache weiter?« Diana war nervös geworden.

      »Nun, sie sorgt dafür, daß er wegkommt. Sie lockt ihn irgendwohin, man kann es gar nicht anders nennen. Und während die beiden nun fort sind, erscheint der Doppelgänger als der Abgereiste, er hat genau seine Stimme, alle Einzelheiten sind bis ins letzte kopiert. Das Mädchen hat ja wochen-oder monatelang Zeit dazu, alles zu studieren und es dem Doppelgänger mitzuteilen. Verstehen Sie mich? Das habe ich alles selbst herausgebracht.«

      »Ja, und was macht denn das Mädchen?« fragte Diana.

      »Die zieht sich natürlich zurück. Sie schützt vor, daß ihr Mann unerwartet aus dem Ausland zurückgekommen ist, oder so etwas Ähnliches, aber sie richtet es schon so ein, daß das Opfer nicht nach Hause zurückkehren kann. Gewöhnlich hat er seinen Bekannten gesagt, daß er etwa vierzehn Tage fortbleiben wird, und dann kann er natürlich nicht ohne weiteres zurückkehren.«

      »Das ist aber alles furchtbar gerissen eingefädelt«, sagte Diana entsetzt.

      »Das habe ich auch immer behauptet«, erwiderte Mr. Superbus ernst. »Wenn sich ein Mann erst so weit mit einer Dame eingelassen hat –«

      »Aber jedenfalls brauchen wir uns in dieser Beziehung keinerlei Sorgen über Mr. Selsbury zu machen.« Diana lächelte beruhigt.

      Aber Mr. Superbus schien nicht ganz ihrer Meinung zu sein, denn er war sehr beunruhigt. Er sah sich geheimnisvoll um.

      »Ist Mr. Selsbury schon abgereist?«

      Diana nickte.

      »Wann will er denn zurückkommen?«

      »Etwa in einer Woche.«

      Superbus fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

      »Ja, das ist nun eine sehr delikate Angelegenheit – ich bin ja ein verheirateter Mann, Madam – Miss. Ist er auf eine Geschäftsreise gegangen oder –«

      »Oder?«

      »Ich meine – hat man ihn nicht vielleicht von hier weggelockt ihn wegbugsiert?«

      Diana lachte.

      »Nein, da können Sie ohne Sorge sein. Mr. Selsbury läßt sich nicht wegbugsieren.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Wie sieht denn die Frau aus, die mit dem Doppelgänger zusammenarbeitet? Ist sie sehr schön?«

      »Ach ja, sie wird im allgemeinen so beschrieben.«

      »Gehst du fort, Bobby?«

      Bobby folgte dem Detektiv aus dem Zimmer.

      »Ja, ich habe jetzt eine wichtige Unterredung«, sagte er ein wenig zusammenhanglos. Es war immer noch Zeit, Gordon zurückzuhalten, und er hatte sich zu dieser äußersten Maßnahme entschlossen.

      Nachdem Bobby gegangen war, klingelte Diana. Als Eleanor eintrat, saß sie am Schreibtisch und löschte gerade ein Kuvert ab.

      »Ziehen Sie sich an, Eleanor, und geben Sie diesen Brief im Marble-Arch-Hotel ab. Nehmen Sie ein Auto.«

      »Jawohl, Madam«, sagte Eleanor erstaunt.

      »Fragen Sie, ob Sie Mr. Dempsi sprechen können.«

      Diana machte den Versuch, vollständig gleichgültig zu erscheinen, es gelang ihr aber vollkommen vorbei.

      »Wenn er den Brief küßt oder irgend etwas Derartiges tut brauchen Sie nicht erstaunt zu sein – der Herr ist sehr impulsiv es ist auch möglich, daß er Sie selbst küßt!«

      »Wirklich?«

      »Aber er denkt sich nichts dabei.« Diana war sehr diplomatisch und baute vor. »Er hat die Angewohnheit, alle Leute zu küssen, wenn er sie sieht. Ich wäre nicht einmal erstaunt, wenn er mich selbst küssen würde, wenn er hierherkommt. Wir sind alte Freunde – und in Australien macht man das so.«

      »Ach, das ist aber interessant«, erwiderte Eleanor. Ihr Interesse an Australien war erwacht.

      »Ich fürchte, daß Mr. Selsbury das nicht verstehen würde«, fuhr Diana gleichgültig fort. »Manche Männer haben einen furchtbar engen Horizont. Wenn Sie ihm das erzählten –«

      »Ich würde mir nicht im Traume einfallen lassen, zu Mr. Selsbury darüber zu sprechen«, entgegnete Eleanor etwas beleidigt.

      Sie kam noch einmal herein, bevor sie fortging.

      »Entschuldigen Sie, Miss Ford, aber wenn es passieren sollte, daß mich dieser fremde Herr küßt, dürfte ich Sie dann bitten, Mr. Trenter gegenüber nichts davon zu erwähnen?«

      »Darauf können Sie sich verlassen – wir Frauen müssen doch zusammenhalten.«

      Sie schaute Eleanor nach, bis sie außer Sicht gekommen war, dann warf sie sich in ihren Stuhl zurück. Die Zeitungen lagen noch alle ungelesen auf dem Schreibtisch, und sie nahm eine auf, um sich zu zerstreuen. Aber es gelang ihr nicht. Plötzlich hörte sie ein Klopfen und wandte sich um. Es schien aber nicht von der Tür, sondern vom Fenster herzukommen. Man könnte einen kleinen, viereckigen Teil des unteren Fensters öffnen. Sie schaute näher hin und sah den Schatten eines Kopfes dort.

      »Wer ist dort?« fragte sie.

      Dann hörte sie eine Stimme, die sie bis ins Innerste traf.

      »Erkennst du meine Stimme nicht, Geliebte?«

      »Giuseppe Dempsi!« sagte sie atemlos. »Du darfst nicht hereinkommen! Onkel Artur ist nicht zu Hause, und ich kann dich nicht empfangen!«

      Mit äußerster Willensanstrengung öffnete sie das Fenster und schaute in ein bärtiges Gesicht und in glänzende Augen. Mr. Dempsi trug einen breitkrempigen Hut, den er ins Gesicht geschoben hatte, und um seine Schultern hing ein langes, schwarzes Cape – er hätte direkt von einer Opernbühne entlaufen sein können.

      »Ich – ich kann dich jetzt nicht sehen – wirklich, ich kann nicht! Kannst du nicht nächsten Mittwoch wiederkommen?«

      Das war also Dempsi! Sie sah dunkel einige Ähnlichkeit mit dem bartlosen jungen Mann, den sie gekannt hatte. Diese wildblitzenden Augen, diese heftigen Bewegungen – das war er!

      »Diana«, rief er leidenschaftlich, »ich bin aus dem Grabe zurückgekommen,


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