Eine Reise nach Hawaii. Theodor KirchhoffЧитать онлайн книгу.
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Theodor Kirchhoff
Eine Reise nach Hawaii
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[email protected] 2017 OK Publishing ISBN 978-80-7583-855-1
Inhaltsverzeichnis
1890.
Hawaii.
Den Tropen nahe liegst du da,
Hawaii, lichtumflossen.
Du Schmuck von Polynesia,
Dem Ocean entsprossen.
Am sonnigen Gestade glänzt
Das Meer mit blauen Wogen,
Die Bergesstirnen sind bekränzt
Von Iris' Farbenbogen.
Die laue Luft rauscht durch das Grün,
Warm strömt herab der Regen,
Und Blumen allerorten blühn
In Gärten und Gehegen.
Es schmücken Männer sich und Fraun
Das Haupt, die Brust mit Kränzen,
Daraus die Rosen leuchtend schaun
Und wilde Blumen glänzen.
Auf Mauna Loa's Gipfel weht
Von seiner eis'gen Warte,
Wenn blutrot er im Feuer steht,
Des Inselreichs Standarte;
Und unablässig wogt empor
Die Glut an Kraterwänden
Aus Kilauea's Höllenthor
Von Pele's Flammenhänden.
Hier Waldesgrün und Blumenrain,
Und ringsum Palmenbäume,
Und Lebenslust und Sonnenschein,
Musik und heitre Träume;
Dort in der Erde tiefem Schoß
Der Lava roter Schrecken,
Bereit, mit donnerndem Getos'
Den Riesenleib zu recken.
So prangst du, schönes Inselland,
Voll goldnen Lichts und Wonne, –
Ein Paradies am Höllenrand
Im Glanz der Tropensonne.
Laut ist dein Lob, du Feuerbraut,
In alle Welt erklungen.
Auch mir, der deine Pracht geschaut,
Hast du das Herz bezwungen.
Vorwort.
Unsere Zeit ist so schnell lebend, daß mancher, in dessen Hände dies Buch gelangt, sagen wird, es sei diese Schilderung einer Reise nach dem schönen Inselland in der Südsee bereits veraltet. Im Reiche Kalakauas geht die Uhr des Fortschritts aber viel langsamer, als in Europa oder in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo zwei Jahre heute fast so viel bedeuten wie vor hundert Jahren zwei Menschenalter. Die biederen Insulaner sehen das Menschendasein gern von der gemütlichen Seite an, und wem das Glück zuteil wird, auch einmal seinen Fuß auf jenes Stück sonniger Erde zu setzen, dem werden diese Federzeichnungen von Land und Leuten in Hawaii wohl kaum verblaßt erscheinen.
Vom Ufer des blauen Léman sende ich diese Blätter in die weite Welt. Beim Betrachten des Dent du Midi in seinem silbernen Kleide und der idyllischen Umgebungen des Genfer Sees habe ich oft an mich die Frage gestellt, wem wohl der Preis der Schönheit gebühre, der herrlichen Schweiz oder der in meiner Erinnerung hier wieder neu aufgelebten sonnigen Inselwelt Hawaiis: eine müßige Frage, weil die Schönheit beider eigener Art ist.
Für solche, denen es nicht vergönnt ist über die Meere zu wandern und den Glanz fremder Zonen zu schauen, wurden diese Blätter geschrieben. Sie erbitten sich als Wegweiser nach einem der schönsten, noch wenig bekannten Erdenflecke einen wohlwollenden Empfang.
Montreux, im Mai 1890.
Theodor Kirchhoff
Erstes Kapitel.
Mit dem Dampfer Australia von San Francisco nach Honolulu. – Die »Oceanic«-Dampfschiffslinie. – Trennung von der civilisierten Welt. – Ein einsames Meer. – Der Mühlenteich. – Tropische Lüfte. – Privatstühle auf dem Verdeck. – Die Hospitalabgabe. – Die Insel Oahu. – Koko Head und Diamond Head. – Ankunft in Honolulu.
Am 7. Dezember 1887 fuhr ich auf dem stattlichen Dampfer Australia durch das goldene Thor hinaus in den großen westlichen Ocean, um dem Reiche Kalakauas einen Besuch abzustatten. Seit vielen Jahren hatte ich mich nach dieser Reise gesehnt. Ich empfand es als eine gerechte Anklage, daß mir, einem alten Californier, der fast jeden