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Der Sufi-Weg. OshoЧитать онлайн книгу.

Der Sufi-Weg - Osho


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sah, passte es nicht zu deinem Gewand. Dein Gesicht sagt etwas ganz anderes. Und deine Augen sagen noch etwas anderes als das Gesicht; sie stimmen noch nicht einmal mit dem Gesicht überein. Und als ich dich dann in deiner Ganzheit sah, erkannte ich, dass du überhaupt kein Suchender bist.“

      Es heißt, dass Dhun-Nun sein Gewand fortwarf und in die Wüste zurückging. Jahrelang hörte man nichts mehr von ihm und keiner wusste, was ihm zugestoßen war. Zwanzig Jahre lang wusste niemand, wo er war und was er machte. Zwanzig Jahre später… eine plötzliche Explosion. Dhun-Nun explodierte über ganz Ägypten. Tausende von Suchenden aus allen Sufi-Ländern machten sich auf die Reise zu ihm. Noch zu Lebzeiten wurde Dhun-Nun zu einem zweiten Mekka; die Leute kamen zu ihm geströmt, statt nach Mekka zu pilgern. Oft wurde er gefragt: „Was geschah in jenen zwanzig Jahren, nach der Begegnung mit dieser Frau? Was hast du getan? Welche Praktiken hast du benutzt?“ Und darauf antwortete er immer: „Nichts. Ich saß einfach nur in der Wüste – denn was ich auch getan hätte, es wäre ein Stück von mir gewesen, ein Teil meines Ichs. Alles, was ich tue, kann nicht größer sein als ich selber, es wird immer kleiner sein als ich. Und wenn was mit mir nicht stimmt, wie kann ich dann etwas Richtiges tun? Also hörte ich auf, überhaupt etwas zu tun. Zwanzig Jahre lang tat ich nichts, oder besser: Nichts war alles, was ich tat. Ich tat nichts, tat nichts als – nichts. Ich blieb einfach nur bei mir. Nichts war alles, was ich tat.“

      Was geschieht, wenn man zwanzig Jahre lang nur dasitzt, ohne von sich aus etwas zu tun? Dann verschwindet die Horizontale, und es bleibt nur die Senkrechte – keine Handlung, reines Dasein. Aber dazu gehört Geduld; das ist die einzige Methode, die man dazu braucht.

      Da ihr diese Geduld nicht habt, muss ich euch Methoden geben. Wenn ihr nicht in Eile wärt und sagen könntet: „Ich kann warten, ich kann Ewigkeiten warten“, dann wären Methoden nicht nötig. Dann sitzt du einfach nur da, und selbst wenn du die notwendigen Dinge verrichtest, bleibst du innerlich einer, der nichts tut. Natürlich gibt es noch vieles zu tun; zum Beispiel nimmst du ein Bad oder musst dich ums Essen kümmern, oder dein Bett herrichten. Aber bei all diesen Dingen, die du tust, bleibst du trotzdem untätig. Mehr als das ist nicht nötig.

      Indem du still in dir selber bleibst, indem du nichts tust, verschwindet das Ego. Wenn du noch nicht einmal versuchst, ein besserer Mensch zu werden, verschwindet das Ego; ohne dich umwandeln zu wollen, verschwindet das Ego – einfach nur, indem du dich so akzeptierst, wie du bist, ganz egal, was du bist. Ich sehe, dass eure ganze Schwierigkeit darin liegt, dass ihr euch nicht selbst akzeptieren könnt. Jeder möchte ein anderer sein – das ist das ganze Problem. Ansonsten fehlt es an nichts; ansonsten ist alles schon da. Indem Dhun-Nun zwanzig Jahre lang nichts tat, wurde er zu einem der größten Meister überhaupt. Jetzt aber – unsere Geschichte:

      Ein junger Mann kam zu Dhun-Nun, dem Ägypter.

      Er behauptete, dass die Sufis im Irrtum seien,

      und noch viele andere Dinge mehr.

      Wie kann man wissen, dass die Sufis im Irrtum sind, wenn man selber keiner ist? Und hat je ein Mensch, der selber Sufi war, gesagt, dass mit den Sufis irgendetwas nicht stimmt? Wohl kaum. Diejenigen, die selber Sufis waren, haben nie etwas daran verkehrt gefunden, und diejenigen, die den Sufismus kritisieren, sind niemals Sufis gewesen. Woher wollen sie es also wissen?

      Erst vor ein paar Tagen bewies mir jemand, dass all die Meditationsmethoden, die ich lehre, falsch seien, weil Patanjali sie nicht in seinen Yoga-Sutras erwähnt. Und der Mann fragte: „Wir haben nie von solchen Methoden vorher gehört. Auf welche Autorität stützt du dich? Woher nimmst du diese Methoden? Sie gehören weder zum Hatha-Yoga noch zum Raja-Yoga noch zum Bhakti-Yoga.“ Ich fragte zurück: „Hast du je meditiert?“, und er verneinte. Ich fragte noch einmal: „Weißt du, was Meditation ist?“ Seine Antwort war: „Nein“.

      Wenn du nicht weißt, was Meditation ist, wie willst du darüber urteilen, ob eine meditative Methode gut oder schlecht ist? Wenn du nicht weißt, was Meditation ist, wie weißt du dann, was Nicht-Meditation ist? Du weißt nicht, was gut ist, und verdammst trotzdem etwas als schlecht. Man weiß nicht, was Moral ist, aber man verdammt ständig die Unmoral. Wer weiß denn wirklich, was Sufismus ist? Wie leicht es ist, etwas zu verurteilen!

      Ein Urteil zu fällen ist für den Verstand ein Leichtes. Es ist die allerleichteste Sache von der Welt, zu sagen, dass etwas nicht stimmt. Nichts fällt dem Verstand leichter, als nein zu sagen. Und ja zu sagen, ist für ihn das Allerschwerste. Achte einmal darauf, wie oft dein Verstand nein sagt. Selbst wenn er manchmal ja sagt, sagt er es nur widerwillig. Bei nein fühlt er sich am wohlsten. Sobald du zu jemandem nein sagen kannst, gibt dir das ein großes Machtgefühl. Das Nein sagen ist genussvoll, weil sich das Ego stark fühlt – bei ja löst es sich auf. Und es ist leicht, nein zu sagen, und sehr, sehr schwer, ja zu sagen, denn mit dem Ja geht eine Türe auf – mit dem Nein verschließt sie sich. Wenn du nein sagst, schau hin, was in deinem innersten Wesen passiert – plötzlich gehen alle Türen zu. Wenn du nein sagst, bist du verschlossen. Dann wirst du zu einer Leibniz’schen Monade – ohne Fenster, ohne Türen, ohne Brücken.

      Das Nein schneidet einfach alle Verbindungen zwischen dir und andern ab. Alle Möglichkeiten der Liebe, des Betens, der Hingabe, alle Möglichkeiten der Meditation werden plötzlich zerstört; du brauchst nur nein zu sagen.

      Das Nein macht eine Insel aus dir, und kein Mensch ist eine Insel. Sich selbst für eine Insel zu halten, ist die größte Illusion – jeder ist Teil des Ganzen. Mit deinem Nein bist du abgeschnitten, hast du alle Brücken abgebrochen. Und genau das will das Ego immerzu; es genießt, nein zu sagen, es triumphiert dabei.

      Achte darauf! Sage nie nein, außer wenn es absolut notwendig ist. Wenn du einfach nur das Wort aus deinem Wortschatz streichst, werden dir die Auswirkungen immer mehr bewusst werden. Und wenn du es trotzdem einmal sagen musst, dann sage das Nein in einer Weise, dass es eine positive Aussage wird, dass es die Form eines Ja annimmt. Wenn du einfach das Nein streichst, werden sich plötzlich viele neue Dinge in dir ereignen, denn es ist ein ungeheuer mächtiges Wort. Ja und nein – das sind zwei sehr machtvolle Wörter. Sie können dein ganzes Wesen verwandeln; denn sie sind keine gewöhnlichen Wörter. Es sind nicht Worte, sondern Haltungen. Ja und nein bezeichnen deinen Weg, deine ganze Lebensweise. Ein Mensch, der fortwährend nein sagt, wird immer trauriger und resignierter, denn das Leben klopft immer seltener an seine Tür. Wenn einer ewig nur nein sagt, warum soll sich das Leben dann weiter um ihn kümmern?

      Der Wind wird ihn nicht mehr streicheln, Blumen werden nicht mehr auf seinem Wege blühen. Er sät Dornen, indem er alles verneint. Der Nein-Sager ist der einzige Atheist. Gott zu verneinen, ist nur die Essenz seiner ganzen inneren Negativität. Und ja zum Leben zu sagen – das ist es, was Gottesgläubigkeit für mich bedeutet: ja zum Leben zu sagen, die Türen aufzumachen, sich unter die anderen zu mischen, offen zu sein.

      Sag ja, und plötzlich fühlst du, wie sich in dir Fenster öffnen. Sitz einfach nur still unter einem Baum und sage laut ja. Fühle die Veränderung. Dann sage nein und fühle die Veränderung. Du schaffst jedes Mal eine andere Atmosphäre. Die Schwingungen sind völlig verschieden. Mit dem Ja setzt du etwas in Gang – wie wenn du einen Kiesel in einen See wirfst, und es entstehen kleine Wellenringe, die sich immer mehr ausdehnen, bis sie sogar das andere Ufer erreichen. Wenn du ja sagst, wirfst du einen Stein der Bejahung, der Liebe, des Gebets, der Bereitschaft, der Selbstaufgabe in den See – und dann setzen sich die Wellenkreise fort und fort, bis ins Unendliche. Ein Ja-Sager muss früher oder später zum Gläubigen werden, denn jedes Ja gipfelt am Ende im Göttlichen. Aus Ja entsteht Gott. Nein wird am Ende zu Gottlosigkeit.

      Ein junger Mann kam zu Dhun-Nun, dem Ägypter.

      Er behauptete, dass die Sufis im Irrtum seien,

      und noch viele andere Dinge mehr.

      Wie töricht! – Aber das kommt vor. Ich weiß es; denn es kommt hier bei mir täglich vor. Leute, die von nichts eine Ahnung haben, kommen her und geben mir gute Ratschläge – dass dieses so und jenes nicht so gemacht werden muss. Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos.

      Es gibt nur zwei Dinge, die unendlich sind: die Dummheit der Menschen und die Liebe Gottes. Wie sonst könnte der Mensch weiterleben? Aber Gottes Erbarmen ist grenzenlos. Die Schöpfung gibt unaufhörlich


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