LadyBoy Lucy | Transsexuelle Abenteuer. Alex RanklyЧитать онлайн книгу.
in die Lage brachte, den Kredit für die neue Produktionshalle beinahe zurückzuzahlen. Und als die Gesellschaft begeistert von den Ergebnissen berichtete, kamen bald Bestellungen aus den Nachbarländern und danach aus Übersee. Für die garantierte Haltbarkeit waren sämtliche Firmen gern bereit, viel auszugeben, obwohl sich der Schaum aus lauter billigen Rohstoffen zusammensetzte. Fürnkranz war ein gemachter Mann. Er bezahlte seine Arbeitskräfte gut, den Erfinder, der auf dem Parkplatz herumgepantscht hatte, belohnte er großzügig und er selbst genoss es, sich zurücklehnen zu können. Die Firma war ein Selbstgänger.
Mittlerweile lief der Betrieb in drei Schichten und Fürnkranz leistete es sich, einen Freund als Geschäftsführer einzusetzen. Immer öfter blieb er den ganzen Tag zu Hause und überließ es den Menschen, denen er vollends vertraute, die wie von selbst laufende Firma zu führen.
Kurz nach seinem fünfundvierzigsten Geburtstag, den er nicht feierte, sondern ohne jede Wehmut allein mit einer Flasche guten Rotweins auf der Terrasse verbrachte, beschloss er, sich zu belohnen. Seit seine Frau vor drei Jahren ausgezogen war, hatte sein Leben zur Gänze aus enthusiastischer Arbeit bestanden. Jetzt war das Ziel erreicht und sein Verstand konnte sich von dieser Aufgabe lösen und sich nach anderen erstrebenswerten Zielen umsehen. Die unerhörte Disziplin und Arbeitswut, die ihn hierhergebracht hatten, fielen von ihm ab, und von einem Moment zum anderen wollte Fürnkranz nur drei Dinge: blaues Meer, Sonne und schöne Frauen. Alles, was er in den letzten Jahren durch die unglückliche Beziehung und die fordernde Arbeit versäumt hatte, wollte er jetzt nachholen. Und ja, er würde nicht flirten und hofieren, er würde bezahlen. Er wusste auch schon, wohin mit seinem Geld und seiner Lust: Bangkok, Phuket und Pattaya.
Zehn Tage später landete er am Flughafen in Bangkok.
2
Der Zwölf-Stunden-Flug von München war Fürnkranz schnell vergangen. Durch eine gut dosierte Portion Schlaftabletten hatte er zwei Drittel verschlafen und als er aufwachte und sich im Flugzeug ein bisschen die Füße vertrat, hatte er nur noch knappe neunzig Minuten bis zur Landung am Suvarnabhumi-Airport.
Er bestellte sich ausreichend Kaffee, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, und trank französisches Mineralwasser. Sein Geist brauchte ein wenig, bis er wieder auf Touren kam, die Wirkung der Tabletten ließ nur schleichend nach. Aber bald begann die Vorfreude auf zwei aufregende, hoffentlich befriedigende und vor allem wohlverdiente Urlaubswochen in Thailand.
Er hatte einen groben Plan: von Bangkok sofort nach Pattaya, dort ein paar Tage die Sonne und die Strände genießen, dann mit dem Flugzeug weiter für eine ganze Woche nach Phuket, und die letzten paar Tage seiner Reise wollte er in Bangkok verbringen. Bei dem Gedanken, dass er nun genau so ein Sextourist sein würde, wie diese, die er immer verachtet hatte, musste er grinsen. Er log sich zurecht, dass er nicht so war wie die alten geilen Böcke aus den Fernseh-Berichten und dass er auch in seiner Heimat genug Gelegenheit haben könnte. Letztendlich musste er sich aber eingestehen, dass die Beweggründe, warum man sich schöne Frauen kaufen oder mieten wollte, keinen grundsätzlichen Unterschied machten. Aber er versprach sich selbst, diese moralischen Einwände für die nächsten zwei Wochen einfach zur Seite zu schieben und seine neue finanzielle Situation und sein Single-Dasein zu genießen, und zwar nach Strich und Faden! Hauptsächlich Strich.
Fürnkranz war ein attraktiver Mann in den Vierzigern. Man sah ihm sein Alter an und auch, dass er genetisch gute körperliche Voraussetzungen hatte. Er hatte männliche Züge, war für deutsche Verhältnisse mittelgroß, gut gebaut und seine grau melierten Haare verliehen ihm, gemeinsam mit der Energie, die aus seinen blauen Augen strahlte, einen Ausdruck, der sowohl einige Abgeklärtheit als auch Neugier vermittelte. In den Jahren nach der Scheidung hätte es einige Möglichkeiten gegeben. Immer wieder hatten ihm Frauen durch Mimik und Gestik zu verstehen gegeben, dass er sie nur ansprechen musste, um etwas in Bewegung zu bringen. Aber Fürnkranz war in einer dumpfen Gefühlswelt gefangen gewesen, die durch die Zielstrebigkeit, mit der er seiner Arbeit nachgegangen war, noch verstärkt worden war, und so war er nicht ablehnend gegenüber diesen Avancen gewesen, sondern einfach taub und uninteressiert. Er konnte sich an wenige Momente erinnern, an denen ihn seine sexuelle Energie zur Entladung gedrängt hatte. Das war unter der Dusche oder vor dem PC geschehen, und zwar mit derselben Begeisterung, mit der er sich eine Dose Ravioli öffnete und aufwärmte. Er anerkannte die Notwendigkeit und begegnete ihr zweckmäßig, aber das war es auch schon.
Ganz anders, als er sich nun im Anflug nach Bangkok befand. Er konnte es kaum erwarten, wieder eine Frau zu spüren, zu riechen, ja sie einfach nur zu sehen. Auch nach längerem Kramen in seinen Erinnerungen konnte er nicht sagen, wann er das letzte Mal ein weibliches Wesen richtig angesehen hatte. Nun war er erneut bereit und versuchte sich einzureden, dass es wahrscheinlich gut war, dass er seine nicht nur aufkeimende, sondern plötzlich überbordende sexuelle Lust in fremden Gefilden ausleben wollte.
Mitten in seine Überlegungen meldete der Pilot, dass sie nun gleich landen würden. Alle schnallten sich an und freuten sich nach einem halben Tag in diesem Flugzeug, wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
***
Fürnkranz stand mit seiner Umhängetasche, die er auch an Bord gehabt hatte, vor dem Gepäckband und wartete, bis er seine Reisetasche erblickte. Sie war stabil und geräumig und konnte auch wie ein Rucksack mit zwei Gurten getragen werden. Er schnappte sich sein Gepäck und machte sich auf den Weg zum Taxistand, wo er sich einen modernen großen Toyota aussuchte. Der Fahrer sprach einen seltsamen englischen Singsang und Fürnkranz brauchte ein bisschen, um sich einzuhören. Ihm war klar, dass der Preis für die zwei Stunden Fahrt nach Pattaya zu hoch war, hatte es aber nicht nötig, zu verhandeln und auch keine Lust dazu. Der Taxifahrer quälte sich zunächst aus dem dichten Verkehr am und rund um den Flughafen, aber danach ging es zügig voran und es entwickelte sich ein Gespräch zwischen den beiden.
Fürnkranz, der ein aufgeräumtes Gefühl verspürte, ließ sich ein Hotel der oberen Mittelklasse empfehlen. Dann überschritt er eine innere Grenze und fragte seinen Fahrer nach einem guten Bordell. Mit weit aufgerissenen Augen klärte der Gefragte seinen Fahrgast auf, dass Prostitution in Thailand offiziell verboten sei und es deswegen keine offiziellen Häuser dieser Art mehr gab. Aber er kannte natürlich jemanden, der »sehr schöne, gute Frauen« vermitteln konnte und überreichte Fürnkranz eine Visitenkarte.
»Aber wenn du spazieren gehst, siehst du genug Mädchen. Du erkennst sie schon und kannst sie einfach ansprechen. Immer mit Kondom! Ist gefährlich!«, warnte er.
***
Das Hotel, das der Taxifahrer für Fürnkranz ausgesucht hatte, lag unweit vom Strand und sah von außen fantastisch aus. Fürnkranz gab ein großzügiges Trinkgeld und ließ sich sein Gepäck zur Rezeption tragen. Er verabschiedete sich vom Fahrer und musste ein wenig warten, bis er an die Reihe kam. Ein anderer europäischer Gast stand in der Nähe und blätterte in einer Art Speisekarte. Dann zückte er seine Geldbörse, nahm einen Fünfzig-Euro-Schein und ging mit dem Heft zu einem Mitarbeiter an der Rezeption, der gerade telefonierte. Er öffnete die Broschüre, legte sie gleich neben Fürnkranz auf die Theke und platzierte die Banknote auf dem Bild eines hübschen Mädchens.
»This one! One hour«, informierte er den Thai.
Der nickte, schloss die Broschüre und steckte die Note ein. Der Gast ging zum Aufzug. Der Rezeptionist beendete sein Gespräch und wandte sich Fürnkranz zu. Mit ausnehmender Freundlichkeit brachte er ihn dazu, sich ein luxuriöses Zimmer mit Ausblick auf den Strand und das Meer zu mieten. Fürnkranz willigte ein. Er wollte genießen und nicht sparen, und unterschrieb die auszufüllenden Formulare.
Mit der abschließenden Frage: »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, gab er ihm die Möglichkeit, zur Sache zu kommen.
Fürnkranz deutete mit dem Zeigefinger auf den Katalog, den der andere Gast gerade eben studiert hatte.
»Gern! Einen Moment bitte«, erwiderte der Hotelangestellte und klebte einen roten Punkt auf das Bild des Mädchens, das gerade bestellt worden war. »Die mit dem roten Punkt sind nicht verfügbar ...«
Fürnkranz nahm sich den Prospekt und setzte sich an einen Tisch in der Lobby. Tatsächlich, der Huren-Katalog sah aus wie die