SexGames | 9 Erotische Geschichten. Kira PageЧитать онлайн книгу.
einfach ein Ignorant. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, das zu ändern. Wie oft hatte sie versucht, Charlie dazu zu bringen, auch einen Meditationskurs zu absolvieren! Genützt hatte es bis zum heutigen Tag nichts. Leider.
Aus irgendeinem Grund wanderte Lynns Blick auf die Bierflasche, die Charlie vor sich auf dem Tisch stehen hatte. Sie sah weiter darauf, als sie sagte: »Ich bin entschlossen, diesen Weg zu gehen, und ich bitte dich, mich dabei zu begleiten.«
»Darling«, Charlies Tonfall bekam etwas Flehendes, »du weißt doch, wie wir sind. Du weißt, wie ich bin, wenn du bei mir bist.« Er suchte nach einer passenden Formulierung für den Abschluss. Sie sollte nicht zu bedürftig klingen, aber den Ernst der Lage klar ausdrücken. Er entschied sich für: »Ich brauche kein esoterisches Ritual, um verrückt nach dir zu sein.«
»Es geht doch nur um einen Monat und das Ergebnis könnte so wichtig sein.«
»Einen Monat, in dem ich dich nicht anfassen darf. Das ist nicht witzig, Darling.«
»Es geht ja auch nicht um Witze und es geht nicht ums Anfassen. Wir dürfen uns theoretisch sogar küssen. Es geht um Bewusstwerdung und das Energielevel.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich habe mich entschieden. Ich gehe diesen Weg.« Lynn streckte ihr Rückgrat durch. Sie saß jetzt kerzengrade, wie bei ihren Meditationsübungen, und schaute ihren Verlobten durchdringend an.
Charlie griff nach seinem Bier. Mit einem Mal kam ihm die Vision, dass seine Zukünftige in die Fänge einer verrückten Yoga-Sekte geraten war. Er schob diesen Gedanken allerdings genauso schnell beiseite wie die Lust auf eine Zigarette. Was übrig blieb, war die frustrierende Erkenntnis, dass Lynn es tatsächlich ernst meinte.
Man schrieb das 21. Jahrhundert. Sie wohnten mitten in New York und seine dreißigjährige Verlobte wollte Enthaltsamkeit. Einen Monat Enthaltsamkeit. Das war kein Witz, und er hatte nicht einmal den Anflug einer Chance, ihr das auszureden. Er konnte Lynn nie irgendetwas ausreden. Man brauchte sich nur ihre Wohnung anzusehen. Lynn hatte die Einrichtung ihrer gemeinsamen vier Wände komplett diktiert. Im Schlafzimmer über dem Bett baumelten Traumfänger von der Decke, in der Küche hing ein riesiges Poster von einem indischen Tempel, dessen Namen er vergessen hatte. Links von Charlie stand eine gut hundert Pfund schwere Buddha-Statue an der Wand.
Er war chancenlos. Es war bloß zu hoffen, dass es Lynn dieses Mal selbst zu viel werden würde und sie einfach aufgab. Er leerte seine Bierflasche und stellte sie zurück auf den Tisch.
»Was sagst du jetzt dazu?«, wollte Lynn wissen.
»Wie wäre es denn, wenn wir statt diese Kein-Sex-Nummer durchzuziehen, einen Monat lang nur Weizengras-Smoothies trinken würden?«
Lynn schüttelte energisch den Kopf.
»Wir ernähren uns ab heute streng vegan. Wie wäre das?«
»Ach Charlie ...«
»Wir ernähren uns vegan und glutenfrei!«
»Lass bitte deinen Sarkasmus.«
Charlie lehnte sich weit im Sofa zurück. Er fixierte den Buddha an der Wand. Da saß er im Lotussitz, gelassen, ruhig, erleuchtet. Mit sich und dem Kosmos im Reinen und über alle Triebe erhaben. Verdammter Scheißkerl!
»Allzu viele Alternativen habe ich dann wohl nicht mehr.« Charlie seufzte resigniert.
»Heißt das: Wir tun es zusammen?«
»Ja, wir haben zusammen keinen Sex. Das wird bestimmt super!«
»Wenn du es ernst meinst, dass sage es bitte auch so.«
»Ja, ja, schon gut. Wir machen es. Einen Monat.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Aber keine Minute länger!«
Lynn stand von ihrem Sessel auf, was ihre Halsketten leise klimpern ließ, und ging zu Charlie hinüber. Sie beugte sich hinab und hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen. Sie schmeckte herrlich, süß, weiblich und so verführerisch, dass Charlie sofort zupacken wollte.
Oh mein Gott, dachte er, als sie ihn noch einmal küsste. Oh mein Gott. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn!
***
Charlie war Journalist. Er schrieb regelmäßig eine Kolumne für den URBAN CHRONICLE. Sie trug den Titel »Bad Notes«. Charlie schrieb darin bissige Kommentare über das Leben in New York. Die meiste Zeit arbeitete er zu Hause. Es gab im Monat nur ein paar Tage, an denen er in die Redaktion fahren musste, um sich mit seinen Kollegen über die Themen seiner Texte abzustimmen.
An diesen Tagen klingelte der Wecker immer schon um sieben Uhr. Zwar musste Charlie erst um zehn in den Redaktionsräumen des CHRONICLE auftauchen, aber er hasste es, sich hetzten und von Lynn losreißen zu müssen. Er hatte sie gern morgens neben sich liegen. Er liebte ihre glatte, weiche Haut, die sich, wenn er aufwachte, immer ganz heiß anfühlte. Und er liebte es, wenn sie anfing sich zu räkeln, ihren ganzen duftenden, heißen Körper an seinem rieb und sie ihn nach ein paar Minuten dahin ließ, wo sie noch heißer war.
Heute war einer jener Tage, an denen er in die Redaktion musste. Charlies innere Uhr ließ ihn um exakt 6:58 Uhr aufwachen. Lynn war offenbar noch nicht so weit. Sie lag auf der Seite und atmete gleichmäßig.
Charlie stellte den Wecker aus – er hatte ihn aus Gewohnheit auf sieben gestellt –, betrachtete Lynns braungebrannten Nacken und roch an ihr. Dann rieb er sich die Augen.
Er hatte furchtbar geschlafen. Seit Lynn vor zwei Wochen den Monat der Enthaltsamkeit ausgerufen hatte, schlief er furchtbar. Er kam nicht richtig zur Ruhe und wachte vier oder fünf Mal in der Nacht auf, weil er mit Lynn zusammenstieß oder sie seine Arme wegschob, die er im Schlaf nach ihr ausstreckte. Manchmal griff sie auch nach ihm und zog plötzlich, im Halbschlaf vermutlich, rückartig ihre Arme weg.
Charlie seufzte. Im Prinzip hätte er noch eine gute Stunde gehabt, um liegen zu bleiben, aber so müde er auch war, einschlafen würde er nicht mehr.
Lynn und er stellten immer eine Flasche Wasser neben das Bett. Er nahm die Flasche und trank einen Schluck. Anschließend sah er sich wieder den kleinen Kopf mit den langen schwarzen Haaren und den braungebrannten Nacken an, den Lynn ihn sehen ließ. In diesem Kopf liefen merkwürdige Dinge ab. Warum steigerte sie sich in diesen esoterischen Blödsinn bloß so hinein? Wie kam man auf so einen Irrsinn? Kein Sex – das wäre ja prinzipiell auszuhalten gewesen, aber mit Lynn ständig um sich, ihren Brüsten, ihren langen Haaren, ihrem Duft, ihren Kurven ...
Charlie rieb sich noch einmal die Augen und knirschte mit den Zähnen.
Als ob das irgendetwas bringen würde, außer schlechten Nächten. Herr im Himmel, als er Lynn gefragt hatte, ob sie ihn heiratete, hatte er das nicht getan, um im Zölibat zu leben! Das Ganze war eine einzige Farce, ein Scheißspiel.
Lynn seufzte im Schlaf und drehte sich ein Stück, sodass die Decke von ihren Schultern rutschte. Charlie musterte sie. Es waren traumhaft schöne Schultern, zart, aufregend, perfekt. Er streckte seine Hand aus und streichelte darüber. Zu gern wäre er jetzt mit seiner Hand weiter um Lynn herumgewandert. Er erinnerte sich daran, wie es war, wenn er ihren Schoß streichelte, an das kitzelende Gefühl, das ihr kleiner Busch hervorrief und endlich an die warme Enge, die er spürte, wenn er mit einem Finger in ihre Pussy fuhr. Er war mit einer Erektion zu sich gekommen, die sich jetzt deutlich bemerkbar machte. Seine Latte wurde steinhart.
Es hatte in seinem Leben einige Frauen gegeben, aber nicht eine, die ihn annährend so wahnsinnig machte wie Lynn. Sie besaß diese unwiderstehliche Mischung aus Niedlichkeit und Sexappeal. Seit sie zusammengekommen waren, konnte er eigentlich nie seine Finger von ihr lassen und beim Sex mir ihr stimmte alles. Im Bett war sie unfassbar gut! Leidenschaftlich, fantasievoll, ein richtiger Vulkan. Genau das, was er wollte.
Seine Hand fuhr streichelnd über ihr Schulterblatt. Lynn seufzte leise. Sie war aufgewacht.
»Guten Morgen«, grummelte sie.
»Guten Morgen, Darling.« Charlie