Teuflische Versuchung - Blaues Inferno | Erotischer SM-Roman. Angelique CorseЧитать онлайн книгу.
mit der Option auf anschließende Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie veranlassten den Millionärssohn, die Bewachung zu lockern. Zumal den Geschwistern eine direkte Aussage innerhalb des Prozesses erspart geblieben war. Jenes erleichterte Garet bis heute. Er selbst hatte keine Probleme damit gehabt, seinem Vater ins Gesicht zu schauen und die Taten bis ins kleinste Detail zu schildern, aber Melissa wäre daran höchstwahrscheinlich zerbrochen.
Jedoch waren die Gerichtspsychologen und Mitarbeiter sehr kompetent gewesen und hatten die vorsorgliche, leidende Miene des Vaters schnell durchschaut und als Lügengebilde deklariert. Genauso wenig akzeptierten sie die Behauptungen über Melissas und Garets sexuelle Orientierung sowie vermeintliche Inzest.
»Das sind Wahnvorstellungen«, jener Satz hatte seinen Herzschlag vor Glück beschleunigt, während ihm gleichzeitig eine Steinlawine von der Seele gefallen war.
Denn niemand außer ihnen selbst wusste, dass aus Wolfram erstmalig nicht der Alkohol oder das vernebelte Gehirn sprachen. Zwischen Melissa und ihm waren Dinge passiert, wie sie in einer normalen geschwisterlichen Beziehung nicht geschehen durften und oft schon hatte ihn die Frage gequält, ob ihre Annäherungsversuche mehr geworden wären, wenn die beiden sich weniger beherrscht hatten.
Leicht verträumt strich Garet über seine Lippen, die Erinnerung an den wilden Kuss mit Melissa verursachte ein erwartungsvolles Prickeln in ihm und zeitgleich zuckten seine Beinmuskeln reflexartig. Es war schön, verboten gewesen. Und auch wenn ein nicht unerheblicher Teil seines Innern ihn verfluchte, so hatte Garet nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden. Kurz danach hatte er seine Schwester im Badezimmer ertappt, wo sie sich imaginären, sinnlichen Freuden hingegeben hatte.
Das verruchte Glänzen ihrer dunklen Augen sprach dafür, dass der Höhepunkt nur Minuten vorher über sie hinweggerollt war und ihre tomatenähnliche Gesichtsfarbe bestätigte diesen Eindruck. Garet hatte alle Mühe gehabt, seine kühle, unbeteiligte Fassade aufrechtzuerhalten, denn in seinem Herzen brodelte ein Vulkan. Es bedurfte nicht viel logisches Denken, um zu erahnen, dass Melissa seine Fantasie ihm gewidmet hatte.
Die Vorstellung allein hatte einen Schauer über seinen Körper rieseln lassen und alles in ihm hatte danach gelechzt, zu erfahren, was genau Melissa sich vorgestellt hatte. Von Kindesbeinen standen sie sich überdurchschnittlich nahe, hatten den verhängnisvollen Wandel des Vaters sowie die schwierige Pubertät gemeinsam durchgestanden. Und anschließend, an der Schwelle zum Erwachsenenalter, ihre verborgenen, sexuellen Wünsche auf platonische Weise miteinander geteilt. Melissa hatte ihm sogar beim Kauf seines ersten Männerkorsetts begleitet und beim Anziehen geholfen.
Rückblickend war es ungefähr jener Zeitraum gewesen, an dem seine verbotenen Gefühle zum Leben erwacht waren und aus verwandtschaftlicher Nähe sexuelle Leidenschaft wurde. Seine Scham darüber hatte Garet beinahe erstickt, zumal weder Verdrängen noch Ablenken etwas nützte. Und auf Distanz gehen war aufgrund der familiären Situation nicht möglich. Vater Wolfram war mit jedem Tag aggressiver, wahnsinniger geworden und es war seine Aufgabe gewesen, Melissa zu beschützen.
Auch weil die Mutter in jenem Punkt gänzlich versagte. Bei der Erinnerung daran unterdrückte Garet einen Würgereiz. Einschließlich bis zum heutigen Tag verabscheute er seine Mutter dafür, dass sie ihnen selten zu Hilfe gekommen war. Zwar hatte es hier oder da tröstende Worte oder Streicheleinheiten gegeben. Doch das Verhalten ihres Ehemannes entschuldigte sie immer wieder.
Wie konntest du so dämlich sein, Mutter. Garets Hände ballten sich zu Fäusten, doch anstatt laut aufzuschreien, füllten seine Augen sich mit Tränen.
Ärgerlich wische er sie weg. Im Laufe seines Lebens hatte Garet sich selten gestattet, zu weinen. Nicht, weil er es für eine Schwäche hielt, sondern weil die anderen das taten. Aber jetzt in dieser schönen, komfortablen Wohnung, in welcher trotzdem das Grauen der Einsamkeit lauerte, ließen die Tränen sich nicht mehr aufhalten. Wie Sturzbäche rannen sie über sein Gesicht und nach einigen Minuten gab Garet den Kampf auf.
Wieder erschien Melissas Bild vor seinem geistigen Auge. Jenes wirkte wie ein Geist, der ihn Tag und Nacht verfolgte. Das seltene, jedoch glockenhelle Lachen, ihre seidigen, schwarzen Haare, die schlanke und trotzdem nicht dürre Figur … all das hatte von jenem Augenblick an eine einzigartige Faszination auf ihn ausgeübt. Obwohl die Scham erbarmungslos in seinem Innern tobte.
Garet hatte sich dafür gehasst, tat es oftmals heute noch und trotzdem schwiegen die Empfindungen nicht. Im Gegenteil. Es hatte ihn große Mühe gekostet, im Beisein seiner Schwester gelassen zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Niemand durfte davon erfahren, insbesondere seine Eltern nicht. Andernfalls hätten Melissa und er selbst die Hölle auf Erden gehabt. Und wie jener Zustand auf kurz oder lang geendet hätte, wollte er sich nicht vorstellen.
Sein schlanker Körper vibrierte, als stünde er unter Strom. Wie damals. Aufgrund der räumlichen Nähe glich es fast einem Wunder, das seine Gefühle unentdeckt blieben. Selbst dann, wenn sie sich gegenseitig beim Anziehen halfen, um feiern zu gehen. Jene speziellen Clubs zu besuchen, war ebenfalls Garets nicht ganz uneigennützige Idee. Zum einen, weil man sich dort präsentieren und kleiden konnte, wie man wollte, ohne angestarrt oder belästigt zu werden.
Außerdem hoffte er, dort eine Frau oder auch einen Mann zu finden, der seine törichten Gefühle erstickte oder wenigstens für kurze Zeit ablenkte. Letzteres fand er oft auf unterschiedliche Art und Weise. Nicht selten entdeckte Garet dabei neue, faszinierende Tiefen der Lust, dennoch blieb das eigentliche Ziel unerreicht. Zu seinem Ärger ertappte er sich öfter bei der Vorstellung, die erlernten Praktiken mit Melissa durchzuführen. Was seine Scham bis ins Unermessliche vergrößerte.
Ein Teil von ihm schrie, er solle die Clubbesuche einstellen und Garet ahnte, dass es für ihn das Beste wäre. Aber er sah auch Melissas Freude und ihre leuchtenden Augen bei jedem Mal. Sie schien in diesen Etablissements aufzublühen und pflegte sogar erste sexuelle Kontakte, allerdings mit Frauen. Trotzdem hätte Garet nicht für möglich gehalten, dass es so weit kommen würde. Schließlich stellte ihr Vater Berührungen stets in ein negatives Licht. Denn seine verhießen Schmerzen, Tränen und Qual.
Er atmete tief durch, jene Erinnerung brannte noch immer mehr, als ihm lieb war. Ebenso wie die damalige Entscheidung, seinen eigenen Gram zu ignorieren und Melissa weiterhin in die Clubs zu begleiten. Solange es seiner Schwester gut ging, war alles andere zweitrangig. Und das, obwohl Garets Gefühle, gepaart mit unbändiger Lust sowie einer Prise Eifersucht ihn nicht selten innerlich zerrissen.
Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Züge und er nahm sich eine zweite Bierflasche. Auf einem dieser Streifzüge hatte Melissa Chris kennengelernt, einen gut aussehenden Mann von sechsunddreißig Jahren aus reichem Elternhaus, aber mit speziellen sexuellen Vorlieben. Dass jemand wie er sich überhaupt ins La nuit noire wagte, hatte Garet sehr verwundert. Diese Location befand sich weit unter dem, was dieser Mensch höchstwahrscheinlich gewohnt war.
Trotzdem schien ihm der Besuch dort Spaß zu machen. Erst genehmigte er sich eine SM-Session mit der Empfangsdame, um anschließend an der Bar etwas zu trinken. Von jenem Moment an hatte Garet gemerkt, dass ein Auge auf Melissa ruhte und sich ein teuflisches Lächeln nicht verkneifen können. Seine Schwester würde ihn nach allen Regeln der Kunst abblitzen lassen. Was genau passiert war, hatte sie ihm nicht erzählt, aber ihr schelmisches, triumphierendes Grinsen, als sie auf die Tanzfläche zurückgekehrt war, hatte Bände gesprochen.
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte der reiche Schnösel Garet fast leidgetan. Seine Schwester war eine liebenswerte, junge Frau, aber wenn es darum ging, arroganten Typen eine Abfuhr zu erteilen, konnte sie zum Biest werden, das sein Gegenüber deutlich spüren ließ, was sie von ihm hielt.
Trotzdem hatte Garet unmittelbar nach diesem Abend eine Veränderung bei seiner Schwester festgestellt, die er zunächst selbst nicht einordnen konnte. Sie träumte mehr als sonst, was zu einigen Missgeschicken im Haushalt führte. Gebannt betrachtete Garet erst seine Finger, dann die Handinnenflächen. Noch mehr als eine Stunde danach hatte er die Schmerzen seines eigenen Griffes gespürt, zumal es das erste Mal gewesen war, dass er Wolfram physisch zurückgehalten hatte. Vorher reichten Worte aus.
Natürlich wehrte Melissa sich verbissen gegen die aufkeimenden Empfindungen, was nicht