Gierig & unersättlich | Erotische Geschichten. Amy WalkerЧитать онлайн книгу.
lehnt. Oh Mann, musste er denn die Lederjacke ausziehen und die Ärmel seines Hemdes nach oben krempeln, um mir die sehnigen Muskeln seiner Arme zu präsentieren? Mit weichen Knien hieve ich mich auf einen Barhocker. Unter seiner gebräunten Haut zeichnen sich deutlich die Erhebungen seiner Adern ab. Ich weiß nicht wieso, aber ich stehe auf nackte Männerarme. Hungrig nach mehr von diesem anregenden Anblick checke ich unauffällig aus den Augenwinkeln seinen Körper ab und bleibe an seinem grinsenden Gesicht hängen. Erwischt!
Ich entschiede mich, so zu tun, als wäre nichts, räuspere mich und sehe mich möglichst gelangweilt um. »Sieht nett aus. Aber ob wir hier Paare finden, die unseren Ansprüchen genügen …?« Arbeit – ich nur bin hier, um zu arbeiten, bläue ich mir ein und deute auf einen Tisch, an dem mehrere Paare zusammensitzen, die nicht gerade so aussehen, als wären sie so scharf aufeinander, dass sie es am liebsten heimlich auf der Toilette miteinander treiben würden. Aber genau solche Männer und Frauen brauchen wir. Jack folgt meinem Blick auf die gelangweilt in die Gegend starrenden Paare. »Du hast recht. Wir wollen ja nicht noch einen Anschiss von Ambros kassieren, weil wir die finanziellen Mittel an die falschen Leute verschwenden. Lass uns einfach noch ein bisschen warten.«
Ich nicke und sehe mich verkrampft weiter um. Kommt schon, Leute, ihr könntet euch wenigstens küssen und euch damit als würdig erweisen, ein Angebot von uns zu bekommen. Keine Ahnung, wie lange ich diese angespannte Stimmung aushalten kann, aber ich weiß einfach nicht, worüber ich mich mit Jack unterhalten soll.
»Was willst du trinken?«, fragt er mich mitten in meine Gedanken hinein. »Wodka on the Rocks«, antworte ich prompt und entlocke ihm damit ein kleines Lachen. »Du überraschst mich …« Lässig winkt er dem Barkeeper und bestellt mein Getränk und für sich eine Cola. »Ich hätte eher erwartet, dass du auf süße Bargetränke stehst.« Als würde er mich zum ersten Mal richtig wahrnehmen, mustert er mich. Sein intensiver Blick lässt ein belebendes Prickeln durch mich hindurchrieseln, das sich glühend zwischen meinen Beinen sammelt. Jetzt brauche ich erst recht etwas Hartes, um meine angespannten Nerven zu beruhigen. Ich zucke verlegen mit den Schultern, um Jack von meiner Nervosität abzulenken. »Du kennst mich offensichtlich nicht.«
»Na, dann lernen wir uns eben besser kennen. Erzähl mir von der schwierigen Phase mit deinem Freund«, fordert er mich auf, als unsere Getränke serviert werden. Hastig nehme ich einen großen Schluck von meinem Wodka und verschlucke mich. Das hatte ich nicht erwartet und ich habe keine Ahnung, wie ich ihm die komplizierte Verbindung zu Cory erklären soll. Hustend ringe ich um Fassung. Ich meine, wie sagt man jemandem, dass einen die Beziehung fast nur noch frustriert, ohne völlig naiv dazustehen? Jack würde meine Hoffnungen nicht verstehen, die mich daran glauben lassen, dass alles wieder gut werden kann. »Cory und mich gibt es schon ewig. Das schweißt zusammen, auch wenn es eben nicht gerade rund läuft«, versuche ich es. Jack verzieht das Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. »Klingt nicht gerade spaßig. Da kann ich mir wohl die Idee schenken, dass ihr beide zu Testpersonen werden könntet?«
Will er mich etwa verarschen? Unsicher werfe ich ihm einen Seitenblick zu. Doch anstatt hämisch zu grinsen, wie ich erwartet hatte, ruht sein Blick völlig reglos auf mir. Mir ist, als verdichte sich die Atmosphäre um uns. Plötzlich sind da nur noch wir und die unausgesprochene Frage, ob meine Beziehung nicht längst im Sterben liegt. Mein Nacken kribbelt erwartungsvoll.
»Oh Baby, der Schuppen ist der Hammer! Lass uns die ganze Nacht feiern!«
Widerwillig löse ich meinen Blick von Jack und sehe zur Eingangstür hinüber, um die laute Frau zu betrachten, die gerade das »Chambers 22« betritt. Vielleicht ist er nur Zufall, vielleicht zieht sie meinen Blick tatsächlich magisch an, jedenfalls erstarre ich, als ich sie und ihre Begleitung sehe. »Fuck!«
»Oh ja, fuck!«, bestätigt Jack und lacht leise. »Die beiden müssen wir unbedingt ansprechen!« Ihr Begleiter drängt sich von hinten an die Blondine in der billigen Leopardenaufmachung und packt sie an der Hüfte, sie schiebt ihm den Hintern entgegen. Wie bei einem leidenschaftlichen Duell sind ihre miteinander ringenden Zungen zu sehen, als er sich nach vorn beugt und sie sich küssen.
»So wie die aussehen, machen sie noch viel mehr miteinander, als die ganze Nacht zu feiern«, meint Jack ungläubig grinsend und berührt mich an der Schulter. »Komm, wir sprechen sie an, ehe er sie gleich auf dem nächsten Tisch nimmt.« Ein Ruck geht durch mich hindurch. »Nein!«, rutscht es mir viel zu laut heraus. Schnell wende ich mich ab. Der Kerl ist nicht irgendein Kerl. »Gibt es hier einen Hinterausgang?«, frage ich Jack leise. Erstaunt mustert er mich von der Seite, während ich mich hektisch umsehe. Ich halte es keine Sekunde länger hier drin aus, aber der Eingang ist immer noch von dem Paar verstellt, das so etwas wie Trockensexübungen macht. Rhythmisch presst sie ihre Hüften gegen seinen Unterkörper.
»Was ist los?« Jack mustert mich eindringlich. Zum Glück scheint er meine Verzweiflung zu spüren. Er schnappt sich meine Hand, zieht mich durch den Raum und binnen weniger Sekunden stehen wir im Hinterhof. »Was war da drin gerade los?«, fragt er erneut. Verwirrt zieht er seine Augenbrauen zusammen, seine Stimme klingt angespannt.
Doch ich bin selbst viel zu durcheinander und zu überrascht, um ihm diese Frage beantworten zu können. Unruhig beginne ich, vor ihm auf und ab zu tigern. »Ich fasse es nicht, dieses Arschloch!« Ein gewaltiges Gefühl ballt sich in mir zusammen. Scheiße! Eine hässliche Szene hinzulegen liegt weit unter meinem Niveau, aber ich hätte nicht einfach abhauen sollen.
»Hannah?« Jack packt mich am Unterarm und hält mich fest. Es ist, als würde er damit den Korken eines Pulverfasses lösen, das seit Wochen und Monaten, ja vielleicht schon seit Jahren in mir verborgen liegt. Tief aus meinem Innern bricht pure Erleichterung hervor und tausende kleine Blitze zucken ausgehend von seiner kleinen Berührung über meine Haut. Fuck, ich kann tun und lassen was ich will! Das ist geil, unglaublich, mega, was weiß ich … Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie leicht ich mich plötzlich fühle. Weil sich das durch die Probleme mit Cory verursachte schwere Gefühl einfach so in nichts auflöst, ist in meinem Innern plötzlich viel zu viel Raum übrig. Ich fixiere Jacks hübsches Gesicht und erschaudere. Immer noch hält er mich fest. Auf seiner Miene spiegelt sich eine Mischung aus Interesse und Verwirrung. Wenn er nur wüsste, wie scharf ich ihn finde. Fuck … Eine gewaltige Welle aus purem Verlangen flutet mich. Scheiß drauf, was er davon hält.
Ich reiße mich von ihm los, packe ihn am Kragen seines Hemdes und dränge ihn gegen die Backsteinmauer des Clubs. »Das war nicht Nathan, Jack, und ich war vorhin im Büro nicht konzentriert, sondern total geil. Wenn ich ehrlich bin, laufe ich schon seit Monaten völlig unbefriedigt durch die Gegend«, flüstere ich ihm ins Ohr und hauche einen verführerischen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter seinem Ohrläppchen. Jack keucht leise, ich lächle. »Aber damit ist jetzt endgültig Schluss!« Mit seinem Fehltritt hat Cory jedes Recht auf mein Verständnis endgültig verwirkt – ich bin frei. Eine weitere Berührung meiner Lippen lässt Jack erschaudern. Ich will ihn. Alles in mir verlangt nach ihm. Vielleicht habe ich noch nie etwas so sehr begehrt wie ihn in diesem Augenblick. Gierig fahre ich mit meinen Händen über seine breite Brust. Wenn ich seine Signale nicht völlig falsch deute, dann will er mich auch, und wenn nicht: scheiß drauf! Ohne Cory kann ich es mir leisten, den Job an den Nagel zu hängen. Jack hält still, sein Körper fühlt sich unter meinen Händen wie erstarrt an. Na komm schon … Fordernd küsse ich mich von seinem Hals über seine Wange und presse meine Lippen auf seinen Mund.
»Ich verstehe nicht … Wer ist Nathan und was ist mit deinem Freund?«, murmelt er keuchend an meinen Lippen, unternimmt aber keinen Versuch, sich mir zu entziehen. Na also … »Vergiss Cory. So wie es aussieht, fickt er die blonde Tussi da drin«, antworte ich heiser und zerre an seinem Hemd, um es aus dem Bund seiner Jeans herauszubekommen. Ich will seine Haut fühlen. Verflucht, ich will alles von ihm fühlen.
»Der Kerl da drin war dein Freund?«, hakt Jack fassungslos nach und fängt meine Hände ein. Ich schnaube frustriert. Muss er mich dazu zwingen, mich jetzt mit meiner längst verlorenen Beziehung auseinanderzusetzen? »Ja, das war Cory – mein Freund, der sich angeblich mit einem alten Highschool-Kumpel trifft, wie schon so oft in den letzten eineinhalb Jahren, nachdem der Kontakt völlig eingeschlafen war.« Erst jetzt dämmert mir, dass die Geschichte mit der Blondine vielleicht keine einmalige Sache ist. Ein entsetzter