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NeuGier - Dein Herz will mehr .... Alexa McNightЧитать онлайн книгу.

NeuGier - Dein Herz will mehr ... - Alexa McNight


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      »Ich bin Kate«, ließ sie ihn wissen. »Wer sind Sie? Und wo sind Sie gerade?« Letztere Frage stellte sie, weil sich die Geräuschkulisse geändert hatte. Es war nicht mehr nur seine Stimme, die sie hörte, sondern auch das Brummen von Autos, das Jaulen einer Sirene und das Pfeifen von Wind.

      »Ich werde dir meinen Namen erst sagen, wenn du mich nicht mehr siezt!«

      Sie grummelte im Stillen, weil er seinen Willen so vehement durchsetzte, doch stimmte zu. »Okay, versprochen.«

      »Ich bin Jackson.« Da war ein Ratschen, als rücke er einen Stuhl zurecht. »Und ich bin auf der Terrasse meines Appartements, von wo aus ich einen tollen Ausblick auf die Stadt habe. Unter anderem auf einen Wolkenkratzer, der sich Transamerica Pyramid nennt.«

      »Sie … du bist in San Francisco«, stellte Kate mit einem Schmunzeln fest.

      »Richtig. Wo bist du?«

      »In Palo Alto. Und nun gehe ich schlafen, denn morgen muss ich früh raus.«

      »Um was zu tun?«

      Nein, beschloss Kate. Sie würde ihm nicht verraten, was sie tat und gab nur vage Auskunft. »Mein Handwerk.«

      »Ah ja, nun denn, bonne nuit!«

      Aus einem Reflex heraus wünschte Kate ihm die Gute Nacht ebenfalls auf Französisch.

      Sobald sie aufgelegt hatte, wurde sie von Unruhe geplagt, die ein Zubettgehen undenkbar machte. Der Auslöser war diesmal nicht Henry, sondern das Bewusstsein über den Freeway, der praktisch vor ihrer Haustür verlief und sie binnen einer Stunde nach San Francisco bringen würde – wenn sie das wollte. Es gab keinen positiven Gedanken, der sie abzulenken vermochte, und so wurde das Kribbeln, das von ihrem Bauch bis in die Zehenspitzen und unter ihrer Kopfhaut prickelte, immer stärker. Kate hielt es nicht länger aus und ging in die Werkstatt. Vorher lud sie Jacksons restliche Anspieltipps herunter, um sie über Kopfhörer zu hören, während sie arbeitete.

      Die Haare zu einem Knoten zurückbindend, nahm sie an ihrem Schreibtisch Platz und schaltete dessen Leuchte ein. Kaum hielt sie den Stift in der Hand, da zeichnete er los, flog wie selbstständig über den weißen Karton und verlieh den Ideen Formen.

      Der Stift begann mit dem Anhänger: Fließende Silhouetten zweier Menschen, deren Arme nach oben ausgestreckt waren, deren Hände den metallenen Strang der Kette umklammerten, während ihre Leiber sich einander entgegenstreckten, deren Beine den Körper des anderen umschlagen, wodurch sich die Figuren in der Mitte vereinigten. Fremde waren sie – auch für Kate – und doch ging so viel Vertrautes von ihnen aus, aber auch viel Begierde und Hitze.

      Der Kette folgten die Ohrstecker: Sie und er waren durch die Schmuckstücke an je ein Ohr gebannt, wo sie sich wanden und nacheinander sehnten. Zuletzt war der Ring an der Reihe: Aneinandergeschmiegt lagen sie nun. Ein wenig auf den Handrücken hinausragend bog sie sich ihm entgegen und hob die Arme über den zurückgelegten Kopf. Sein Kopf ruhte an ihrem Bauch, seine Hände auf ihr, seine Beine liefen bis über den Finger, an dem der Ring getragen werden würde.

      Während sie kleine Korrekturen vornahm und Details schärfte, gingen die acht französischen Lieder in ihren Ohren in die vierte oder fünfte Runde. Kate sang inzwischen mit. Nur wenige Worte kannte sie und ahmte die Laute nach, bewegte sich auf ihrem Hocker zu den Melodien und hielt manchmal inne, um eine Lieblingsstelle mit besonderer Inbrunst zu trällern.

      So in ihr Tun vertieft, bekam sie nicht mit, wie es Morgen wurde. Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr, hob den Kopf und erschrak, weil ihre Mitarbeiterinnen breit feixend vor ihr standen. Schnell schaltete sie die Musik aus und zog die Stöpsel aus den Ohren, hatte aber doch Mühe, in die Realität zurückzufinden.

      »Was ist das für eine Sprache?«, kicherte Lindsay.

      »Französisch oder so ähnlich«, entgegnete Kate und stand auf, um die Mädchen zu begrüßen.

      Witze reißend gingen die beiden zu ihren Werkbänken.

      Vor ihrem Platz stehend, betrachtete Kate die Zeichnungen und grübelte, wo sie die Nacht verbracht hatte. Es war unglaublich, was sie da zu Papier gebracht hatte und nicht vergleichbar mit ihren bisherigen Kreationen. Diese Figuren waren so real. Mal sinnlich, mal sehnend, aber immer voller Hingabe – und sie hatten sie völlig überrumpelt. Klammheimlich hatten sie sich in ihre Gedanken geschlichen, sich dort geliebt und sie zum Zeichnen gezwungen.

      2Love würde diese Kollektion heißen, beschloss Kate.

       Kapitel Drei - Teil 2

      Drei Tage später hatte sie weder von Henry noch von Jackson gehört. Ersteres begann ihr allmählich egal zu werden, vor allem um ihrer selbst willen, Letzteres wurmte sie ein wenig.

      Inzwischen hatte sie mit der Handarbeit an der neuen Kollektion begonnen und das Rohmodell der Kette in den Konturen beinahe fertiggestellt. Wie jedes Mal konnte sie es kaum abwarten, es zu Ende zu bringen, auch den Ring und den Ohrschmuck, und so verließ sie die Werkstatt nur zum Schlafen.

      Lindsay und Jessie hatten sich längst in den Feierabend verabschiedet, da klopfte es an der Ladentür.

      »Wird Zeit, dass du entspannst«, lautete Jills Begrüßung. Sie gab Kate einen Kuss auf die Wange und ging an ihr vorbei. »Wenn du um diese Uhrzeit noch in der Werkstatt hockst, brütest du sicher etwas Neues aus. Und das will ich sofort sehen.«

      Vor Kates Arbeitstisch stehend, ließ sie ein »Wow« nach dem anderen hören.

      »Ich dachte mir, dass es dir gefällt«, grinste Kate und hockte sich auf die Tischkante.

      »Wie bist du denn darauf gekommen? Für gewöhnlich beziehst du deine Inspiration doch aus der Fabelwelt.« Jill sah von den Zeichnungen auf. »Sag nur, der Abend im Seven Seas hat dich dazu verleitet. Wenn ja, solltest du so etwas öfter erleben.«

      »Ich weiß nicht.« Kate zuckte die Schultern. »Der Abend war es aber sicher nicht.«

      »Nicht?« Jill zog die Brauen hoch. »Ist Henry erwacht und hat dich geliebt, wie er es sollte?« Der Ausdruck auf Kates Miene genügte, um sie abwinken zu lassen. »Okay, Henry war es auch nicht. Wer dann?«

      »Es kam einfach über mich«, hob Kate zur Erklärung an, da zwitscherte ihr Telefon. Der Ton kam so überraschend, dass sie zuckte. Die Arme vor der Brust verschränkend, verbot sie es sich, nach dem Gerät zu greifen.

      »Wer auch immer es war«, murmelte Jill, »er hat dir gerade eine Nachricht geschrieben. Willst du nicht wissen, was er dir zu sagen hat?«

      Kates Neugier siegte. Sie nahm das Handy und rief die Nachricht auf, die tatsächlich von Jackson war.

      »Was hast du am Freitagabend vor?«, las sie.

      »Lass mal überlegen, was du antworteten könntest …« Jill tippte sich mit dem Finger gegen die Unterlippe. »Den Freitag verbringe ich wie gewohnt im Cottage meines Lebensgefährten, der mich mit dem Arsch nicht anguckt …«

      Kate warf ihr einen tadelnden Blick zu.

      »Wer ist das?«, beharrte die Freundin.

      »Ich weiß so gut wie nichts von ihm«, gestand Kate mit einem Seufzen. »Ich habe ihn versehentlich angerufen, weil ich doch deine Nummer falsch notiert hatte. Aus dem anfänglichen Sorry-falsch-verbunden-Gespräch ergab sich irgendwie eine Unterhaltung. Und daraufhin zwei weitere.«

      Jill quittierte das mit einem Grinsen. »Was antwortest du ihm?«

      »Natürlich frage ich ihn, was er vorhat«, sagte sie und tippte es ein.

      Jacksons Antwort ließ auf sich warten. In der Zwischenzeit wechselten Kate und Jill von der Werkstatt in die Wohnung, öffneten einen Wein und kochten Spaghetti.

      Als die Nachricht einging, war Jill schneller am Handy. »Ich würde dich gern treffen«, las sie vor.

      Kate nahm ihr das Gerät aus der Hand. Warum?, textete sie zurück und starrte so lange auf das Display, bis es einen Eingang anzeigte.

      Weil


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