Die Le(c)ktorin | Erotischer SM-Roman. Luzy FearЧитать онлайн книгу.
geworden.
Ein Klopfen an der Tür und ein fröhlich hereinpolternder Kollege rissen die Verlagsmitarbeiterin aus der fesselnden Lektüre. Ihre Wangen waren beim Lesen rot geworden und irgendwie fühlte sie sich ertappt.
»Hey, Jennifer, wir wollen gleich noch zusammen eine Pizza bei Luigi essen gehen. Kommst du mit?«
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht ungehalten zu reagieren.
»Du, das ist eine total nette Idee. Ich muss hier aber noch ganz dringend eine Sache fertigstellen. Dann fahre ich zu einer Freundin. Sie hat Beziehungsprobleme«, log sie mit bedeutungsvollem Blick und einem leicht schlechten Gewissen.
»Ach, so eine Frauengeschichte. Das verstehe ich. Na, das ist schließlich dein Job«, zwinkerte er und verschwand. Sie war dankbar. Draußen wurde es dunkel und der Lärm auf dem Flur ebbte langsam ab. Sie war gierig auf die Geschichte, wollte wissen, wie es weiterging.
Er stellte sich zwischen ihre leicht gespreizten Beine und zwang diese mit seinen Füßen weit auseinander. Sein Schwanz meldete sich immer deutlicher. Es wurde bald Zeit, sie zu ficken. Er legte sich mit dem Oberkörper auf sie und stützte sich seitlich ab. Das raue Gewebe seiner Jacke kratzte über ihre Haut. Dann begann er, sie wild im Nacken zu küssen. Sie wimmerte. Das machte ihn an. Er biss sie in Hals und Nacken und fuhr mit seiner Zunge über die Haut zwischen ihren Schulterblättern. Sie keuchte auf und drängte sich mit dem Hintern gegen seine hammerharte Erektion, die sie deutlich durch ihre Jeans hindurch fühlen musste.
Schade, nur noch eine Seite. Denn jetzt war es richtig spannend. Jennifer wischte sich ein paar Schweißperlen über der Oberlippe weg und blätterte schnell um. Zu ihrer großen Enttäuschung befand sich dort nur ein weißes Blatt, auf dem zwei Sätze standen:
Sie möchten wissen, welche lustvollen Qualen auf die Einbrecherin warten? Rufen Sie mich unter meiner Mobilnummer an!
Mit einer raschen Bewegung schloss sie die Mappe. So etwas war ihr in den vergangenen acht Jahren noch nie untergekommen. Die vielen Liebesromane, die sie Tag für Tag zu lesen bekam, ließen sie meistens kalt. Bei diesem Text hatte sie richtig mitgefiebert. Ja, sie identifizierte sich mit der Heldin! Zu gern wäre sie selbst das Wachs in den Händen des Security-Mannes. Die Lektüre hatte sie erregt. Was mochte der Mann, der diese Textprobe verfasst hatte, für ein Mensch sein? War er selbst ein Sexmonster oder entsprang das Szenario ausschließlich seiner Fantasie? Sie musste sich erst einmal beruhigen. Als sie die Mappe ins Ablagekörbchen legen wollte, fiel die Visitenkarte wie zufällig heraus auf den Boden. Handelte es sich um das Zeichen einer höheren Instanz, ihrem inneren Drang zu folgen? Sie bückte sich und hob das Kärtchen auf.
Alexander Gernot Priamos, Autor
Sie hatte ihren PC zwar schon ausgeschaltet, doch die Neugier trieb sie dazu, wieder den Startknopf zu drücken. Über diesen Mann musste sie mehr erfahren. Langsam fuhr das Gerät seine Funktionen wieder hoch, wie ein störrischer Esel. Nach einer gefühlten Endlosigkeit war es so weit. Google öffnete sich auf ihrem Bildschirm. Mit fliegenden Fingern hackte sie den Namen ein. Ja, er war tatsächlich Buchautor und freiberuflicher Journalist. Er arbeitete für mehrere renommierte Zeitschriften. Neben spektakulären Reiseberichten verfasste er Artikel zu gesellschaftskritischen Themen und schrieb Geschichten über Menschen jenseits der Norm. Auch Firmenberichte fand sie. Priamos’ Mutter war Deutsche und sein Vater Grieche. Als sie diese Information las, entstand vor ihrem inneren Auge das Bild eines antiken, schwarzhaarigen, muskulösen Kriegers, der sich in spärlicher Bekleidung mit Schild und Schwert bewaffnet der Herausforderung des Kampfes »Mann gegen Mann« stellte. Sie schüttelte den Kopf, als sie sich bei diesem Gedanken ertappte. Moment, es gab ja noch die Funktion, sich Bilder anzuschauen. Ein weiterer Mausklick, und auf zahlreichen Fotos grinste ihr ein dunkelhaariger Bursche mit frechem Blick entgegen. Er war laut seines Facebook-Profils 39 Jahre alt, sah unverschämt gut aus, soweit sie das von den Bildern her beurteilen konnte. Und irgendwie kam er ihr auch bekannt vor. Sie schluckte. Sollte sie ihn jetzt anrufen oder lieber erst nächste Woche? Ihr Herz fing an zu puckern. Schließlich überwand sie sich. Als sie die Festnetz-Nummer gewählt hatte, und es schon zu tuten begann, fiel ihr Blick auf die Uhr. Ach du Schreck, es war schon kurz vor 20:00 Uhr! Schnell legte sie wieder auf. Was für einen Eindruck machte ein Anruf um diese Uhrzeit? Plötzlich klingelte ihr Telefon. Bevor sie den Hörer mit zittrigen Händen aufnahm, räusperte sie sich. Trotzdem piepste ihre Stimme in ungewohnten Höhen, als sie sich mit Name und Firma meldete.
»Hallo, hier ist Alexander Priamos. Na, Sie sind ja noch spät im Büro, Frau Lange!«
Er sprach mit ihr, als ob sie sich schon seit Urzeiten kennen würden. Es war komisch, aber sein lockerer Ton nahm ihr die Befangenheit.
»Ja, ich habe gerade Ihren Brief und Ihre Textprobe gelesen.«
Er lachte tief und wohlklingend.
»Und, hat Ihnen die Lektüre gefallen?«
So ein Ärger, gerade jetzt hatte sie wieder einen Frosch im Hals.
»Äh, ja, ich finde die Idee sehr spannend, obwohl Sie schon ziemlich direkt schreiben. Wie pornografisch wird denn die ganze Sache noch?«, fragte sie. Er antwortete nicht sofort, was sie irritierte. Sie hakte nach: »Herr Priamos? Bin ich jetzt in ein Fettnäpfchen getreten?«
»Wie weit die Geschichte geht, das liegt ganz an Ihnen«, sagte er plötzlich. Wieso hing die Ausgestaltung des Textes mit ihr zusammen? Dann fiel ihr ein, wie er es gemeint haben könnte.
»Ach, Sie wollen damit sagen, dass das Manuskript noch nicht fertig ist und dass Sie hinsichtlich der Ausgestaltung flexibel sind?«
Er lachte.
»Ja, der Roman ist in Planung und nur zum Teil fertiggestellt. Wie wäre es, wenn Sie meinen Vorschlag annehmen? Wir treffen uns, um direkt darüber zu sprechen.«
»Ja, das ist eine gute Idee. Ich schaue in meinen Kalender, wie es nächste Woche aussieht. Warten Sie, ich lege den Hörer gerade mal hin.«
Schnell griff sie nach ihrer Tasche, um den schwarzen Kunstleder-Terminkalender herauszuangeln. Auch wenn viele Kollegen auf elektronische Systeme wie den Google-Kalender schworen, zog sie die altmodische Variante zum Durchblättern vor.
»Da bin ich wieder«, rief sie ins Telefon und fügte schnell hinzu: »Ende nächster Woche sieht es ganz gut bei mir aus. Wie wäre es am Freitagvormittag bei Ihnen, so um 10:00 Uhr?«
Statt einer Antwort fragte er: »Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
Wie? Hatte sie richtig gehört? War das professionell? Andererseits war der Typ Journalist, und die hatten immer unregelmäßige Arbeitszeiten.
»Also, das ist ein bisschen ungewöhnlich …«, begann sie.
»Tja, ja oder nein?«, fragte er beharrlich. Da schoss es aus ihr heraus.
»Ehrlich gesagt habe ich zwar Zeit, aber ein bisschen merkwürdig kommt mir die Sache schon vor. Ich kenne Sie ja gar nicht.«
»Genau deshalb wollen wir uns doch treffen, Frau Lange. Wir sprechen die Grundausrichtung meines Manuskriptes durch und Sie überlegen, ob es für Ihren Verlag interessant ist.«
Priamos ergänzte: »Bloß, weil Freitagabend ist, muss das keine schlechte Idee sein!«
Nach kurzer Überlegung ließ sie sich darauf ein, sich mit ihm in einem nahe gelegenen Restaurant zu treffen. Dort lief meist nur leise Musik im Hintergrund und sie hatten die Möglichkeit, sich ungestört zu unterhalten. Als sie im Verlag noch einmal auf die Toilette ging, prüfte sie ihr Spiegelbild kritisch. Ihre vollen, halblangen dunklen Haare hatte sie zu einer Zwiebel am Hinterkopf zusammengedreht. Anders waren sie nicht zu bändigen. Das Make-up war noch in Ordnung und sie trug heute – entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit – einen dunkelroten Pulli mit tieferem V-Ausschnitt. Er betonte ihre Rundungen, ohne jedoch billig zu wirken. Eine schmal geschnittene, schwarze Hose, die gut mit ihrer Haarfarbe korrespondierte, komplettierte das Outfit. Sie hatte breite Hüften und eine schmale Taille. Auch ihr Hintern war eher rundlich als klein. Als Jugendliche war sie von der Angst besessen gewesen, zu dick zu sein. Doch seit längerer Zeit hatte sie Freundschaft