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Audreys Geheimnis | Erotischer Roman. Claire D. AndersonЧитать онлайн книгу.

Audreys Geheimnis | Erotischer Roman - Claire D. Anderson


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durch und rief der Reihe nach alte Bekannte und Freunde meiner Eltern an, nicht zuletzt, um zu sehen, wie die Auftragslage für Vernissagen und Songtexte war, die sich mittlerweile zuhauf in meinen Notizbüchern gesammelt hatten. Einige von ihnen würde ich ebenfalls am Sommerball von Samantha sehen, andere sollte ich auf den Vernissagen und Konzerten im frühen Herbst treffen. Es war schon fast zehn Uhr abends, als ich endlich den Hörer weglegte. Da fiel mir auf, dass ich den ganzen Tag außer Jacobs Cupcake nichts gegessen hatte, aber ich war zu müde, noch vor die Tür zu gehen. So würde also das Frühstück morgen üppiger ausfallen müssen.

      Das Schlafzimmer war in kühlen Farben eingerichtet und das Kingsize-Doppelbett, das den Raum beherrschte, wurde von einem Baldachin überspannt. Ich kuschelte mich in die weichen Decken und meine Gedanken wanderten zurück zu Jacob. Ich würde mich bei ihm entschuldigen. Von allen Menschen, die ich hier zurückgelassen hatte, als ich weggegangen war, stand er mir noch am nächsten. Er war mein ältester Freund, und auch wenn wir nicht immer in Kontakt geblieben waren, verdiente er es, dass ich ihm mit Freundlichkeit und Respekt begegnete.

      Auf diese nüchterne Erkenntnis folgte ein Ziehen in meinem Unterleib, als ich ihn vor meinem inneren Auge noch einmal vor mir sah: groß, muskulös, breite Schultern, das ebenmäßige Gesicht mit den männlichen Zügen, die schwarzen Haare, die zerzaust von seinem Kopf abstanden, die dunklen, glänzenden Augen. Langsam glitt ich an der Hand dieses Mannes hinüber ins Land der Träume ...

      ... und landete einmal mehr in der dunklen Gasse vor dem Kellerabgang und dem schmierigen Türsteher. Es waren Wochen vergangen, in denen wir gefeiert und unsere Drogen aufgebraucht hatten, und endlich, endlich war wieder eine Tanznacht angesagt. Ich wunderte mich im Nachhinein manchmal, dass niemand von uns sieben ausgestiegen war, bis zum Ende nicht. Aber scheinbar waren wir uns alle einig: Wir wollten ungehorsam sein, wir wollten Spaß haben und wir waren bereit, freiwillig mit unseren Körpern dafür zu bezahlen. Wieder sollten wir nackt tanzen, mit verbundenen Augen. Mein Herz klopfte, denn niemand hatte uns verraten, wie wir unsere Performance vom letzten Mal steigern konnten. Irgendwo in mir drin wusste ich, was als Nächstes kommen würde, aber ich sagte es nicht. Den Blicken der anderen nach zu urteilen vermuteten sie dasselbe.

      Nacheinander holten sie uns in den kleinen Raum, in dem wir uns auszogen. Diesmal fühlte ich mich auch dabei schon beobachtet. Ich trat als Letzte hinaus in den Saal mit dem Teppich und der Musik und sah, wie den anderen bereits die Augenbinden umgelegt wurden. Im Dunkel um die Tanzfläche konnte ich schemenhaft Gestalten ausmachen, doch bevor ich genauer hinsehen konnte, senkte sich auch über mich die Dunkelheit der Blindheit durch den schwarzen, samtweichen Stoff.

      Die Musik setzte ein. Sie schien mir lauter, intensiver zu sein als sonst, und ich nahm die Geräusche um mich viel näher wahr. Jacob war ganz in meiner Nähe und bald spürte ich wieder die Körper und Hände der anderen an mir, doch diesmal schienen es mehr zu sein.

      Die Hände fühlten sich fordernd und besitzergreifend an, wie sie meine Hüften packten, die Körper behaarter, sehniger, die Wangen kratziger und der Duft war anders. Erwachsener, als wir es waren. Begehrlich rieben sich zwei Männer an mir und ich spürte, wie sich die Atmosphäre im Raum immer mehr verdichtete. Schließlich fühlte ich auch eine Frau mit schweren, großen Brüsten an mir. Sie ging langsam in die Knie, während sie meinen Körper mit ihrer heißen Zunge leckte. Als sie schließlich meine Spalte erreichte, spreizte sie meine Schamlippen mit ihren Fingern und tauchte ihre Zunge hinein. Ich stöhnte auf, spürte, wie sich alles in mir zusammenzog und eine nie gekannte Hitze durch meinen ganzen Körper strömte. Jemand biss fast zärtlich in meinen Hals, meine Schultern, ein harter Schaft drängte sich fordernd an meine Haut. Um mich herum hörte ich meine Freunde stöhnen und vor Begierde und Lust schreien, auch Jacobs Stimme konnte ich ganz genau heraushören. Sein schneller Atem und sein Stöhnen erregten mich noch mehr. Ich spürte Atem auf meiner Haut, jemand packte mit festem Griff meine Handgelenke und hielt sie mit einer großen Hand auf meinem Rücken zusammen, während er mit der anderen an den Haaren meinen Kopf zurückzog. Jemand drängte seine Zunge in meinen Mund. Es schmeckte nach Pfefferminz und Alkohol. Ich atmete ein, genoss das Begehren, das all diese Berührungen ausdrückten, und ließ mich weiter von der Frau vor mir befriedigen. Ich war klatschnass und bereit zu kommen, und während ich die ekstatischen Schreie der anderen im Raum hörte und ihr Stöhnen anschwoll, drängte sich jeder vernünftige Gedanke, der zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden gewesen sein mochte, aus meinem Kopf, machte der wollüstigen Hingabe Platz und ich ließ los.

      Ich kam mit einem lauten Stöhnen, in mehreren Wellen hintereinander, und die Frau vor mir trank meinen Saft aus mir.

      Überall im Raum ebbte langsam das Stöhnen wieder ab. Sie hatten uns befriedigt, selbst schienen sie aber nicht zum Zug gekommen zu sein, denn bevor sich diejenigen entfernten, die nicht zu unserer jugendlichen Gruppe gehörten, spürte ich noch, wie sich harte Schwänze und nasse Spalten an mir rieben. Dann, wie auf ein lautloses Zeichen hin, zogen sie sich zurück und ließen mich schwankend auf der Fläche stehen. Mir zitterten die Knie, doch die Musik hörte noch nicht auf und so wussten wir, dass wir weitertanzten mussten, so lange, bis jemand sie leiser machte. Ich bewegte mich träge und losgelöst, und während ich dem Atem der anderen lauschte, konnte ich in den Nischen – wie ich vermutete – hören, wie sich die Leute, die uns zugesehen und uns befriedigt hatten, nun selbst oder einander befriedigten.

      Schließlich endete auch dieser Teil des Abends in heftigem Stöhnen und endlich wurde auch die Musik leiser. Während ich mich anzog, dachte ich an die anderen. Ob es für sie auch so befriedigend gewesen war? Was hatten sie erfahren? Wie ging es ihnen?

      Wieder einmal erhielt ich ein Päckchen Kokain, diesmal schien es etwas größer zu sein. Während ich langsam die Stufen in die mittlerweile etwas kühlere Nachtluft hinaufstieg, dämmerte mir, was sie mit uns machten:

      Zuerst sollten wir uns an die Situation gewöhnen, dann nach und nach unsere Hemmungen fallen lassen, anfangs miteinander, dann mit den gesichtslosen Gestalten, die diese Abende bei wem auch immer buchten und sicher Geld dafür bezahlten. Heute hatten sie uns befriedigt, aber dabei würde es nicht bleiben. Letzten Endes würden wir sie befriedigen oder sie würden uns dabei zusehen, je nachdem, was sie gerade wollten. Wir waren gefangen durch unsere Sucht nach der Droge, das wussten sie, und das ganze Spektakel war für die zahlenden Gäste wie ein Fortsetzungsroman aufgebaut. Mit der Droge hielten uns die Veranstalter bei der Stange.

      Oben traf ich auf die anderen, die begeistert waren über die Menge an Kokain, die sie bekommen hatten – alle waren sie auf ihre Kosten gekommen und niemand fand etwas dabei. Ihre Augen glänzten, sie lächelten oder lachten miteinander, und wieder gingen wir ans Wasser, um uns mit der Droge zu betäuben.

      Diese Abende waren seltsamerweise zeitlich immer so organisiert, dass unsere Eltern alle einer Veranstaltung beiwohnten, ein Museum eröffneten, einen Ausflug unternahmen oder im Urlaub waren. In der Upper Class von Colante waren diese Dinge nichts Ungewöhnliches. Wir waren allesamt siebzehn oder achtzehn und nur zu gern überließen sie uns uns selbst, um wegzufahren. Sie waren alle gleich in dieser Hinsicht.

      Und wir? Wir hatten unseren Spaß. Niemand sprach über das, was im Keller der Lust passierte. Untereinander ließen wir manchmal zweideutige Bemerkungen fallen, aber mehr gestatteten wir uns nicht. Ein unausgesprochener Kodex, eine eiserne Regel. So hielt sich alles in Balance und jeder bekam, was er wollte ...

      ***

      Ich schreckte hoch. Zuerst konnte ich gar nicht zuordnen, wo ich mich befand. Dann sah ich über mir die halb durchsichtigen, weißen Stoffbahnen des Baldachins, ließ meinen Blick durchs Zimmer wandern. Er blieb am Fenster hängen, durch das ich die dunkelgrauen Schattierungen der Morgendämmerung erkennen konnte.

      Hatte ich das alles wieder geträumt? Es war so real, so echt, als wäre ich wahrhaftig noch einmal dort gewesen. Ich setzte mich auf und schlang die Arme um die Beine. Jacob hatte das alles ausgelöst. Ihn wiederzusehen, das stellte sich mehr und mehr als Fluch heraus.

      Plötzlich war ich hellwach. Was hatte mich geweckt? Es war still um mich. War es ein Gedanke gewesen? Die Worte »... alles, was er wollte ...« schossen mir in den Kopf. Hatten sie mit meinem Traum zu tun?

      Ich stand auf und beschloss, mir eine Tasse Tee zu machen.


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