Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman. Joanna GreyЧитать онлайн книгу.
ging zum Bett und befühlte zaghaft mit den Fingerspitzen die Handschellen.
»Du kannst sie ruhig in die Hand nehmen«, ermutigte Mario sie.
Warum eigentlich nicht? Er hatte vorhin unumwunden zugegeben, ein Sadist zu sein, da konnte sie ruhig auch mit Handschellen spielen. Und außerdem war sie verdammt neugierig darauf, wie sie sich wohl anfühlen würden. Beherzt griff sie danach und nahm sie genau unter die Lupe.
»Diese Handschellen kann man auch ohne Schlüssel öffnen, indem man den kleinen Hebel hier umlegt«, erklärte Mario.
Laura probierte den Öffnungsmechanismus und zog die beiden Hälften auseinander. Wie sie sich wohl anfühlen würden auf ihrer Haut ... Zur Probe strich sie mit dem Zeigefinger über die Innenseite der Handschellen. Die Kanten hätten für ihren Geschmack ruhig etwas mehr abgerundet sein können. Naja, Tragekomfort dürfte wohl nicht das oberste Ziel des Erfinders gewesen sein. Aber dafür gab es ja den Plüschaufsatz. Sie schloss die Handschellen wieder und legte sie weg. Ihr Blick fiel auf das Seil, das ebenfalls auf dem Bett lag.
»Und was hat es mit dem Seil auf sich?«
»Das ist ein Bondageseil. Man benutzt es ebenfalls zum Fesseln. Der Vorteil ist, dass es wesentlich vielseitiger ist als die Handschellen.«
Angespornt von Lauras Enthusiasmus beschloss Mario, noch einen Schritt weiter zu gehen. »Ich kann dir gern zeigen, wie man es verwendet.«
»Wie?«, fragte Laura argwöhnisch. Marios unschuldiger Tonfall ließ sämtliche Alarmglocken bei ihr läuten.
»Indem du dich von mir fesseln lässt natürlich.«
Gespannt wartete Mario auf ihre Reaktion.
Lauras Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie nur tun? Die Vorstellung, sich von Mario fesseln zu lassen war durchaus erregend. Bestimmt auch für ihn! Er war vorhin schon erregt gewesen, das hatte sie deutlich gespürt, als er auf ihr gelegen hatte. Sie zu fesseln, würde ihn bestimmt erst recht scharf machen. Was, wenn er dann mehr von ihr wollte? Auf einmal fühlte sie sich sehr unwohl in ihrer Haut. Sie musste sich setzten, also ließ sie sich auf das Bett sinken.
Mario ging vor ihr in die Hocke und legte ihr die Hände auf die Oberschenkel. Laura schloss die Augen. Mit liebevoller Stimme versicherte er ihr: »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde nichts tun, womit du nicht einverstanden bist. Wenn es dir nicht gefällt, höre ich sofort auf.«
Ohne darüber nachzudenken, entschlüpfte ihrem Mund ein bitteres »Ja, klar.« Schockiert riss Laura die Augen auf und schlug sich die Hand vor den Mund, als könnte sie die Worte damit wieder einfangen.
Mario starrte sie mit offenem Mund an. Dann schloss er kurz die Augen und atmete geräuschvoll aus. Als er sie wieder anschaute, war seine Miene wie versteinert und sein Blick eiskalt.
Obwohl Laura natürlich nachvollziehen konnte, dass ihm ihre Worte nicht gefallen hatten, insbesondere wenn man ihren verbitterten Tonfall berücksichtigte, überraschte sie doch, wie heftig seine Reaktion ausfiel. Offenbar hatte sie ihn sehr verletzt mit ihren Worten. Sie wünschte wirklich, sie könnte es zurücknehmen.
»Mario es tut mir leid, dass ...«
»Nein«, fiel er ihr mit grimmiger Stimme ins Wort. »Spar dir das! Ich hab schon verstanden.«
Laura sprang vom Bett auf, als Mario sich von ihr abwandte. »Mario, bitte, lass es mich erklären. Es ist nicht ...«
»Was?«, fuhr er sie barsch an. »Was ist es nicht? Es ist nicht etwa so, dass du mir nicht vertraust, aber du vertraust mir halt einfach nicht genug? Du hast deinen Standpunkt mehr als klar gemacht, Laura, da gibt es nichts weiter zu erklären. Verschone mich jetzt bloß mit deinen Erklärungen!«
Mario stapfte zur Tür. Laura überkam die Befürchtung, wenn er das Zimmer jetzt verließ, würde sie keine weitere Möglichkeit mehr bekommen, das wieder geradezubiegen. Verzweiflung und Wut stiegen in ihr hoch. Das war nicht fair von ihm! Er war bereits dabei, die Tür zu öffnen, als Laura beschloss, ihren Stolz und ihre Scham beiseite zu schieben und ihm, wenn es denn sein musste, alles zu erzählen. Und er würde sich das gefälligst auch anhören! Ihre Stimme zitterte, als sie ihm nachschrie: »Verdammt, Mario! Du hast ja überhaupt keine Ahnung!«
Überrascht von ihrem emotionalen Ausbruch hielt Mario inne, ohne sich jedoch zu ihr umzudrehen.
»Für euch Männer ist das alles so einfach. Ja, Sex ist großartig! Wagt jemand, etwas anderes zu behaupten? Ihr könnt euch doch nicht einmal vorstellen, dass jemand Sex nicht so toll finden könnte. Was für ein absurder Gedanke, wie sollte mann denn auf so etwas kommen?!«
Jetzt drehte Mario sich doch langsam zu ihr um. Was er da hörte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Und dass sie sich so reinsteigerte, war erst recht kein gutes Zeichen. In ihm stieg das ungute Gefühl hoch, dass er möglicherweise einen gravierenden Fehler gemacht hatte. Aber als sie ihn so zynisch abgewiesen hatte, war ihm einfach eine Sicherung durchgebrannt.
»Laura, auf was willst du hinaus?«
Sie lachte bitter. Ihre Augen schimmerten. Sie würde doch nicht etwa zu weinen anfangen.
»Wer bist du, dass du es wagst, über mich zu urteilen! Du hast doch gar keine Ahnung ...« Laura brach in Tränen aus, sie konnte es einfach nicht mehr zurückhalten. Alles kam wieder hoch in ihr. Sie ließ sich einfach dort wo sie stand niedersinken, weil sie sich zu schwach zum Stehen fühlte.
Mario näherte sich ihr vorsichtig. Er war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde, wenn er versuchte, sie zu trösten. So unversöhnlich, wie er sich ihr gegenüber gerade verhalten hatte, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie ihn abwies. Aber er musste es dennoch versuchen. Vor allem musste er sie dazu bringen, weiterzureden. Er kniete sich neben sie, wagte jedoch nicht, sie zu berühren. Leise fragte er: »Laura, wovon habe ich keine Ahnung? Sag es mir.«
Keine Antwort. Natürlich nicht, gerade war er sie schließlich noch wütend angefahren, dass er keine Erklärungen hören wollte. Ob sie wohl eine Entschuldigung von ihm annehmen würde, oder würde sie genauso stur reagieren, wie er es getan hatte?
»Es tut mir leid, Laura. Es war unfair von mir, dass ich dich vorhin nicht zu Wort habe kommen lassen. Bitte erzähl es mir, damit ich es verstehen kann.«
Als sie den Kopf hob, zerriss es ihm fast das Herz, sie so verzweifelt zu sehen. Sie schluckte, um den Kloß im Hals loszuwerden, und wischte sich die Tränen von den Wangen, ehe sie mit tonloser Stimme antwortete. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich hatte auch gar nicht beabsichtigt, das zu sagen. Es ist mir einfach so rausgerutscht.«
»Was hast du damit gemeint, Laura?«
Sie verdrehte die Augen und senkte ihre Stimme etwas. »Wenn es dir nicht gefällt, hören wir sofort auf.«
Mario war verwirrt. Warum war ihr gerade dieser Satz so sauer aufgestoßen? Aber noch bevor er seine Verwirrung artikulieren konnte, fuhr Laura auch schon fort. Ihre Stimme war jetzt so leise, dass er sie kaum noch hören konnte. »Aber sie hören nicht auf. Ich glaube, sie merken es nicht einmal.«
Mario spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.
»Laura, hat dir jemand Gewalt angetan oder dich zu etwas gezwungen, das du nicht wolltest?«
Ein hohles Lachen entrang sich Lauras Kehle. »Nein, es hat mich nie jemand zu etwas gezwungen. Ich war nur nicht stark genug, dass ich Nein gesagt hätte.«
»Nein wozu?«, bohrte Mario nach.
Zögernd gestand Laura: »Zum Sex. Ich verstehe einfach nicht, was die Leute so toll daran finden. Im besten Fall ist es nicht unangenehm, und im schlimmsten Fall ... na ja.«
»Was ist im schlimmsten Fall?«
»Wahrscheinlich liegt es einfach an mir ...«
»Laura, was ist passiert?«
Am liebsten wäre sie einfach davongelaufen. Sie wollte dieses Gespräch nicht führen. Sie hatte mit niemandem jemals darüber geredet. Aber vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie