Marcs TageBuch | Roman. Sandra ScottЧитать онлайн книгу.
sollen. Wie soll das …
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Nachtrag:
Entschuldigung, ich bin unterbrochen worden.
Ach, Mist. Der zweite Eintrag und schon ist es soweit: Ich entschuldige mich bei einem Tagebuch!
Egal.
Ich musste leider mit dem Schreiben aufhören, weil das Flugzeug plötzlich in einige leichte Turbulenzen geriet, und dann begann auch schon der Landeanflug. Ich musste mich zwingen, nicht die Augen zu schließen und mich in die Armlehnen zu krallen – ich fliege nicht allzu gern und das Wissen, dass mich nur ein dünner Metallboden von tausend Metern freiem Fall trennt, hilft mir nicht gerade, mich zu entspannen. Aber den Ausblick hätte ich nicht verpassen mögen.
Wir flogen geradewegs an der Küste entlang und am Fenster glitt die Stadt vorbei. Ich erkannte Barcelonas Hafen mit der Kolumbus-Statue, den metallenen Fisch, der sich über den Port Olímpic erhebt, die berühmte Rambla, die Barcelonas Altstadt mit ihren engen, verwinkelten Gassen in der Mitte durchteilt, und den Montjuic, den Hausberg der Stadt, auf dem die alte Festung über Stadt und Hafen wacht.
Dann ging das Flugzeug in eine Kurve und ich sah nur noch Wasser, weil wir den Flughafen geradewegs vom Meer aus anflogen. Unter mir rauschten die Küste und anschließend ein Industriegebiet vorbei, dann tauchte auch schon das Flugfeld auf, und nur Augenblicke später setzten die Fahrwerke sanft auf der Landebahn auf.
Durch den engen Schlauch drängten die Passagiere aus dem Flugzeug. Ein sauberes, lichtdurchflutetes Terminal mit endlosen Reihen rotbrauner Stühle erwartete mich. Ich ließ mich von der Menge weiterspülen, an Abfluggates, weiteren Sitzreihen und Toiletten vorbei, bis wir über eine kurze Treppe die Gepäckhalle erreichten. Zwanzig Minuten später zog ich meinen schweren Koffer hinter mir her ins Freie. Vor dem Flughafen standen Palmen und heiße Sommerluft wehte mir ins Gesicht.
Einige Augenblicke stand ich einfach nur da und genoss die Sonne auf meiner Haut. Vor weniger als drei Stunden war ich in London ins Flugzeug gestiegen, bei circa zwölf Grad Außentemperatur und einer dichten, seit Tagen nicht aufbrechenden Wolkendecke am Himmel. Jetzt war ich im Sommer angekommen! Ich schälte mich aus meiner Regenjacke, die ich hoffentlich in den nächsten sechs Wochen nicht mehr brauchen würde, packte meinen Koffer und machte mich auf die Suche nach dem Aerobus, der mich in die Innenstadt bringen sollte.
***
Eine knappe halbe Stunde später stieg ich am Plaça de Catalunya aus dem blauen Bus und blickte mich suchend um. Meine zukünftige Kollegin, und gleichzeitig Mitbewohnerin, Isabelle, wollte mich hier treffen. Sie stand am Anfang ihrer Doktorarbeit in dem Institut, das ich besuchte, und hatte, als ich nach einer passenden Unterkunft suchte, ein Zimmer in ihrer WG angeboten. Sie hatte mir versprochen, vor dem Springbrunnen auf mich zu warten. Die Frage war jetzt nur: vor welchem? Es gab zwei völlig gleich aussehende große Brunnen an zwei Ecken des Platzes eingebettet in ein Meer aus Blumen. Ich näherte mich demjenigen, der näher lag – und da sah ich sie, mit einem Schild in der Hand, auf dem mein Name stand.
Mit ihren langen goldblonden Locken und dem weißen Sommerkleid, das sie trug, sah sie aus wie ein Engel – ein wunderschöner Engel, muss ich hinzufügen, mit einer umwerfenden Figur, endlosen, schlanken, gebräunten Beinen und einer beeindruckenden Oberweite. Die Struktur ihres BHs zeichnete sich deutlich unter dem Kleid ab und ich ertappte mich dabei, sie mit den Augen auszuziehen. Ihr Körper musste umwerfend aussehen! Verdammt, ich habe einfach schon viel zu lange keinen Sex mehr gehabt! Ich sah in ihr schönes, herzförmiges Gesicht, dem die Sommersprossen auf ihrer Nase eine gewisse Niedlichkeit verliehen, und stellte mir unwillkürlich vor, wie es sich vor Lust verzerren würde, wenn ich es ihr besorgen würde. Auch jetzt lassen mich diese Bilder nicht los. Im Grunde eine ziemlich absurde Vorstellung, denn ich kenne mich schließlich: Ich bin viel zu zurückhaltend und schüchtern. Außerdem ist Isabelle wohl eindeutig eine Klasse zu hoch für mich. Am besten, ich schlage mir das gleich wieder aus dem Kopf.
Figur hin, Oberweite her, am meisten, ob man es glaubt oder nicht, waren es Isabelles großen, himmelblauen Augen, die mich auf Anhieb faszinierten. In diesen Augen konnte ich mich verlieren, und ich hätte sie ewig anstarren können.
Ihre Erscheinung hatte mich derart in den Bann geschlagen, dass ich für einige Augenblicke vergaß, dass sie wegen mir hier stand und die eben ausgestiegenen Touristen musterte. Also riss ich mich zusammen, sammelte mich kurz und trat einen Schritt näher. »Isabelle?«
Sie drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um. »Hola, Marc, da bist du ja! Du bist doch wohl Marc, oder?«
»Erwartest du sonst noch jemanden?«
Sie lachte. »Nein.« Dann trat sie an mich heran, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf jede Wange. Für einen Augenblick konnte ich ihre Oberweite an meiner Brust spüren, dann löste sie sich wieder von mir. Ich spürte, wie mir das Blut in das Gesicht stieg. Verspätet erinnerte ich mich daran, dass dies die übliche Begrüßung in Spanien war.
»Und, wie war der Flug?«, fragte Isabelle.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ruhig, bis auf die letzten Minuten. Ich bin froh, wieder festen Boden unter mir zu haben.«
Isabelle nickte. »Okay. Du willst wahrscheinlich erst mal dein Gepäck loswerden. Oder willst du dich gleich ins Gewühl stürzen? Die Rambla beginnt gleich da vorn.«
Ich schüttelte meinen Kopf. »Nein, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern gleich zur Wohnung fahren.« Ich blickte an mir hinab. »Ich bin für diese Hitze unpassend angezogen.«
»Stimmt.« Isabelle setzte sich in Bewegung und ich folgte ihr quer über den Platz. »Wie ist das Wetter zurzeit in England?«
»Wir haben den Sommer übersprungen und sind direkt zum Herbst übergegangen«, antwortete ich und Isabelle lachte.
Sie führte mich zu einem anderen Platz in der Nähe, wo wir in die Metro einstiegen und einige Stationen weit fuhren. Ich wusste, dass sich unsere Wohnung im Stadtteil Pomblenou befand, einem ehemals industriell geprägten Wohngebiet, das direkt am Meer lag. Während der kurzen Fahrt fragte mich Isabelle neugierig über meine Reise aus. Doch bereits nach wenigen Minuten erreichten wir unser Ziel und stiegen aus. Mühsam zerrte ich meinen schweren Koffer die Treppe hinauf auf die Straße und sah mich aufmerksam um.
Um mich herum herrschte geschäftiges Treiben. Im Erdgeschoss der meisten Häuser befanden sich kleine Läden, Bars oder Cafés, darüber fünf- bis achtstöckige Wohneinheiten. Die Häuser schienen aus den siebziger oder achtziger Jahren zu stammen und befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Abnutzung. Einige sahen frisch renoviert und einladend aus, aber die meisten befanden sich in keinem sonderlich beeindruckenden Zustand. Auf den Bürgersteigen erledigten Menschen ihre Einkäufe und auf den Straßen brausten alte Autos und Mopeds vorbei.
Isabelle führte mich zwei Straßen weiter bis zu einer Ecke der charakteristischen, schachbrettartig angelegten Häuserblöcke, die Barcelona rings um die Altstadt herum prägen. Als wir den Eingangsbereich betraten, staunte ich nicht schlecht über den schicken, glänzenden Steinboden, die Glastür mit dem goldenen Rahmen und die Briefkästen, die aussahen wie aus Marmor gefertigt. Die Bewunderung verschwand sogleich, als wir das enge, heruntergekommene Treppenhaus betraten. Die Wohnungstüren waren alt, das Metall der runden Türknäufe in ihrer Mitte angelaufen, der Steinboden abgenutzt. Der Lift, mit dem wir in das oberste Stockwerk fuhren, war so eng, dass ich mich unvermittelt ganz nahe bei Isabelle wiederfand. Ich roch ihr dezentes Parfüm, das mich an Gänseblümchen erinnerte, und als der dünne Stoff ihres Sommerkleides meinen Arm streifte, spürte ich eine Gänsehaut, die sich über meine Haut ausbreitete.
In der Wohnung selbst war es angenehm kühl. Ein langer Flur verband den Eingangsbereich mit einer Glastür, die auf eine kleine Dachterrasse führte. Mehre Türen gingen davon ab.
»Hier vorn ist die Küche«, erklärte Isabelle und zeigte mir einen kleinen Raum mit einer Küchenzeile, Gasherd und einem gewaltigen Kühlschrank. »Daneben ist das Bad. Und danach kommen unsere Zimmer. Und hier gegenüber ist das Wohnzimmer!«
Isabelle schob mich in einen relativ