Schloss der dunklen Leidenschaft | Erotischer SM-Roman. Angelique CorseЧитать онлайн книгу.
ihrer Tanzkarte. Hoffentlich war diese nicht von alten Säcken beherrscht, in diesem Fall würde sie sofort gehen. Schon die Vorstellung möglicher vermeintlich zufälliger Berührungen ließ sie erschauern. Doch es waren, soweit Celina erkennen konnte, überwiegend junge Männer, die um das Vergnügen buhlten, mit ihr tanzen zu dürfen.
Ein erleichterter Seufzer glitt über ihre Lippen. Die erste negative Hürde auf dem Heiratsmarkt schien erfolgreich überwunden. Denn so heikel und ausweglos ihre Lage auch war – Celina zog ein Leben in Armut einer Ehe mit einem dreißig Jahre älteren Mann vor. Auch wenn sie das Caroline niemals sagen würde. Doch in so einer Verbindung wäre sie niemals mehr als eine mit Ehering geschmückte Hure, einzig und allein dafür zuständig, das verstaubte Bett ihres Mannes zu wärmen.
Die Musiker spielten zum Tanz und Celina erhob sich vom Diwan. Kaum hatte sie das getan, war sie von sechs jungen Männern umringt, die ihr Recht auf einen Tanz einfordern wollten. Celina reichte ihnen willig die mit Spitze bedeckte Hand, obwohl ihr Lächeln nur zum Teil echt war. Ihre Partner waren attraktiv, nach der neuesten Mode gekleidet und von gepflegter Erscheinung. Trotzdem hatte Celina das Gefühl, als würde jeder Einzelne von ihnen sie auf ihr Erscheinungsbild und insbesondere auf ihre hervorgehobene Weiblichkeit reduzieren. Natürlich versuchten sie aus Höflichkeit, den Blick auf ihre Augen oder ihr schmales Gesicht zu richten. Doch Celina spürte, dass die Augen ihrer Gegenüber wie aus einem inneren Zwang heraus immer wieder zu ihrem Dekolleté schweiften. Ebenso waren die Griffe um ihre Taille fester als nötig.
Celina konnte sich lebhaft vorstellen, dass die Herren gern anderes tun würden, als sich nur im Takt der Musik zu bewegen. Obwohl sie nicht prüde war und über eine Menge theoretisches Wissen diesbezüglich verfügte, spürte Celina ein starkes Unbehagen. Trotz der tadellosen Fassade machten diese Männer den Eindruck, als würden sie sie am liebsten sofort ins Bett holen oder schlimmer noch in der nächsten unbeobachteten Ecke verführen. Keiner setzte sich zu ihr oder versuchte, eine Unterhaltung zu beginnen, obwohl ihr Interesse offensichtlich war.
Nach dem gefühlt hundertsten Mal hatte Celina genug. Erschöpft ließ sie sich in die mit Satin bezogenen Kissen sinken und spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne. Verzweifelt versuchte sie, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Zwar hatte Celina gewusst, dass bei einer schnellen Verlobung körperliche Reize eine große Rolle spielten, aber dass die Männer sie ansahen wie ein Stück Fleisch, welches man ohne nachzudenken billig erwerben konnte, ging entschieden zu weit.
Celina ballte die Hände zu Fäusten und rief sich selbst zur Ordnung. Ihre schlechte Situation erforderte bedingungslose Anpassung. Sie musste einen Ehemann finden, um jeden Preis. So unauffällig wie möglich tupfte Celina sich die Schweißperlen von der Stirn und versuchte, ruhig zu bleiben.
Plötzlich fuhr Celina wie vom Blitz getroffen zusammen. Sie spürte einen intensiven Blick auf sich. Doch dieser Blick fühlte sich anders an als die übrigen an diesem Abend. Sie spürte Finsternis, Gier, aber auch eine gewisse Erhabenheit. Sie schluckte. Ihre Nackenhaare stellten sich reflexartig auf, als spürten sie ihre Angst. Wer beobachtete sie? Und wo befand sich derjenige? Obwohl Celina gezwungen war, ihre Haltung unverändert beizubehalten, ließ sie ihren Blick so unauffällig wie möglich durch den weiträumigen Saal wandern. Alles, was sie sah, waren Öllichter, Kerzen und Fackeln, die alles in ein leicht gebrochenes Licht tauchten. Nebenbei schwirrten die zahlreichen Gäste angeregt umher, junge Dandys und Männer jedes Alters. Erstere tanzten und schwatzten, während Letztere sich bevorzugt dem Genuss von Brandy und Zigarren widmeten.
Wenn sie nicht gerade auf Brüste starren, dachte sie zynisch.
Celinas Herzschlag beruhigte sich ein wenig, doch eine gewisse Unruhe blieb. War das Ganze vielleicht nur Einbildung?
Auf einmal hatte Celina das Gefühl, als stünde der Beobachter direkt hinter ihr. Sein kalter Atem streifte ihren Rücken. Gleich würde er sie von hinten packen. Blut schoss in Celinas Wangen und alles in ihr schrie danach, sich umzudrehen. Aber sie wagte es nicht – aus Furcht, sich lächerlich zu machen. Schließlich war es nicht einmal sicher, ob dieser Fremde überhaupt existierte.
Celina räusperte sich und griff hinter sich nach ihrem Jäckchen. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Mit schnellen Schritten flüchtete sie aus dem Ballsaal, ohne nach links oder rechts zu schauen. Die Angst jedoch blieb, sogar dann, als die Mietkutsche sie wohlbehalten ins Elternhaus gebracht hatte.
Immer noch ängstlich zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Was würde Caroline dazu sagen, dass Celina den Ball so überstürzt und ohne Gruß verlassen hatte? Die junge Frau kannte ihre Mutter gut genug, um zu wissen, dass diese ihr keine Vorwürfe machen würde. Aber die Enttäuschung in ihrem Blick zu sehen, war fast noch schlimmer, auch weil die Zeit erbarmungslos davonflog. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie viel Geld Alvin verspielt hatte, während seine Tochter alles versuchte, um die Familie zu beschützen.
Celina stieß einen langen Seufzer aus und kniete sich auf ihr einfaches Bett. Träumerisch wanderte ihr Blick hinaus zum Mond, dessen silbernes Licht ihr Gesicht streichelte. Schon früh hatte sie sich gewünscht, so frei zu sein wie er. Die Menschen zu beobachten, um die Welt zu reisen und dabei vielleicht Wissen zu erlangen, das noch niemand besaß. Celina blinzelte die aufsteigenden Tränen fort und hoffte, dass ihre Träume nicht unwiderruflich der Vergangenheit gehörten.
Du belügst dich selbst, schallte die Vernunft durch ihren Kopf. Das Leben als Ehefrau endet mit dem Tod. Es sei denn, er macht dich zur Witwe.
Energisch versuchte Celina, ihre Gedanken auf etwas anderes zu richten, und erinnerte sich unwillkürlich an den beschämenden, sonderbaren Vorfall im Ballsaal. Jenes Gefühl jagte noch immer eine Gänsehaut über ihren Körper. An eine Einbildung glaubte sie mittlerweile nicht mehr. Jemand hatte sie beobachtet, dessen war Celina sich ganz sicher.
Doch es hatte sich nicht schmierig und vulgär angefühlt wie bei den anderen Männern des Abends, sondern finster, geheimnisvoll und verführerisch. Diese Tatsache löste, wie Celina erst jetzt spürte, ein starkes Prickeln in ihr aus. Etwas Derartiges kannte sie nicht, höchstens vielleicht von ihren nächtlichen Streifzügen in die Bibliothek und vom Genuss verbotener Bücher.
Wild schüttelte Celina den Kopf. Aber es war zu spät. Wie von selbst lehnte ihr Oberkörper sich nach vorn, sodass ihre Brüste kurzzeitig das Fensterbrett streiften. Obwohl diese noch immer durch das eng geschnürte Korsett verhüllt waren, richteten die Nippel sich sofort auf und entlockten ihr einen Seufzer. Ohne es richtig zu merken, leckte Celina sich über die Lippen und ihre Hände begannen, an den Außenseiten ihrer Oberschenkel entlangzustreichen.
Mit jeder einzelnen Bewegung kehrten Celinas Gedanken zu dem Unbekannten zurück. Wer er wohl war? Da sie sein Gesicht nicht kannte, hatte ihre Fantasie freien Lauf. Lange, schwarze Haare, ovales, leicht kantiges Gesicht. Seine Augen konnte sie nicht erkennen, da er hinter ihr auf dem Bett kniete. Sein kühler Atem glitt über ihren Rücken, während eine Hand nach ihrer Schulter griff.
»Du wolltest heute Abend fliehen.« Die männlich tiefe, lockende Traumstimme ließ Celina zusammenzucken. Es war das Angenehmste, was sie seit langer Zeit gehört hatte. »Aber es wird dir nicht gelingen.«
Eine Gänsehaut rieselte über Celinas Körper, während das Trugbild mit kräftiger Hand über die Schnürung rieb, ohne diese jedoch zu öffnen. Sie stieß einen unwilligen Laut aus, was ihn auflachen ließ.
»Du möchtest aus deinem Gefängnis heraus, nicht wahr?«
Celina nickte stockend und vergaß beinahe, dass sich außer ihr selbst niemand im Zimmer befand.
»Nun, es liegt allein in deiner Hand, dich daraus zu befreien.«
Ein flüchtiger Kuss berührte ihren Nacken. Wie von Sinnen versuchte Celina, ihre Brüste herauszuheben, doch die massiven Stäbe hinderten sie daran. Mit jeder Bewegung schienen sie sich noch tiefer in ihre Haut zu drücken. Ärgerlich ballte Celina die Hände zu Fäusten und griff nach den Vorderhaken, um diese zu öffnen.
Caroline würde einen Schreikrampf bekommen, dachte sie, zumal das Kleidungsstück dabei zerbrechen könnte.
Aber Celina kümmerte sich nicht darum. Befreit stieß sie die Luft aus