Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman. Helen CarterЧитать онлайн книгу.
Lachen breitete sich aus.
»Und falls doch, dann solltest du dich jetzt für den Auftritt bereit machen und was dazuverdienen.«
Montague faszinierte Bones, denn genau in solch einem Moment, wo jeder andere gekränkt oder wütend gewesen wäre, schaffte sein Manager es, derart heiter und harmlos zu sprechen, dass man ihm einfach nicht böse sein konnte. Vielleicht schaffte Montague es auch deswegen, sein Konto auf eine Art und Weise zu füllen, wie es Ashes niemals gelungen war. Aber vielleicht war sein alter Manager auch nur zu sehr damit beschäftigt gewesen, hinter Bones herzuräumen und die Ruinen wieder aufzubauen, die sein Schützling hinterlassen hatte.
Mit einem kurzen Nicken begrüßte Bones seine Band. Die Jungs sahen vollkommen k.o. aus. Mit jahrelang eingeübten Griffen schob Bones den Gurt seiner Gitarre über die Schulter und wartete sodann auf die ersten Takte, die vom Schlagzeug vorgegeben wurden. Das Konzert konnte beginnen. Die wenigen Songs des »Line-up« kannte er auswendig. Fünf Lieder und dazwischen zwei neue.
Das Seltsame war, dass er sich noch immer erhitzt von der Nummer fühlte, die er mit Gwen geschoben hatte. Normalerweise, wenn er es mit einem Mädchen getrieben und ihren Duft vom Körper geduscht hatte, vergaß er sie sofort. Die Erinnerung an Gwen blieb auch noch, als er den Club verlassen und im Taxi nach Hause saß. Seine Blicke wanderten die Gehwege entlang, an denen sie vorbeifuhren, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er sie vielleicht doch noch entdecken könnte. Was allerdings nicht geschah.
5.
Ivy saß schon so lange an ihrem Schreibtisch, dass sie die Sonne hatte aufgehen sehen. Es würde ein fantastischer Tag werden mit strahlend blauem Himmel und kleinen Schäfchenwolken. In der Nacht hatte es geregnet und deswegen hatte sie das Fenster ihres Arbeitszimmers geöffnet, um den Duft von Rasen und Blumen riechen zu können. Der nächtliche Regen verstärkte die Düfte und sie war zufrieden. Dennoch empfand sie eine gewisse innere Unruhe. Wegen Montague. Sie konnte nicht glauben, dass sie miteinander geschlafen hatten und noch weniger, dass er überhaupt etwas für sie empfand.
Vor ihrem inneren Auge hatte sie die Bilder diverser Frauen entworfen, die für ihn attraktiv sein mochten. Alle waren sie hochgewachsen, schlank, der sportliche Typ, und in Outfits, die primär aus Farben wie Camel, Creme oder Weiß bestanden.
Ivy grinste breit, als ihr der Gedanke kam, dass Frauen in diesen Farben exakt zu jeglichem Mobiliar passten. Frauen mit Armschmuck, der nur einen Tick dezenter als der eines Rappers war und dazu stets Perlenhalsketten.
Mit zügigen Bewegungen tippte sie Zahlen in ihren Computer, die sie einem der zahlreichen Ordner aus den Regalen an den Wänden entnommen hatte. Sie wollte in diesem Jahr noch einen Weiterbildungskurs machen und da richtige Kurse nicht von den Pharmakonzernen übernommen wurden, musste sie zusehen, dass sie das Geld irgendwie beiseitelegte. Blöderweise sah es im Moment in ihrer Haushaltskasse schlecht aus. Es waren eben nicht alle Ärzte mit einer Yacht und einer Wohnung in Belgravia gesegnet.
Der Mittwoch war ihr freier Vormittag, an dem sie Berichte schrieb und andere Schreibarbeiten erledigte. Jenny, ihre Sprechstundenhilfe, stieß später dazu, setzte sich ins Labor und machte dort das, was während der Woche liegengeblieben war.
Als das Telefon klingelte, zuckte sie etwas zusammen. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass das nicht Jenny war, die sich krankmeldete. Aus Sparsamkeitsgründen hatte sie schon vor Längerem auf eine zweite Helferin verzichten müssen. Fiel Jenny aus, wurden ihre Tage in der Praxis zur Hölle.
»Newman«, meldete sie sich.
»Ivy? Ich bin’s, Clive. Ich wollte nur mal hören, wie es dir so geht.« Es klang, als hätten sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen.
»Ich kann nicht klagen. Danke.«
Was auch immer der Grund sein mochte, dass er sie so früh am Morgen anrief, sie ließ ihn nicht wissen, wie sie empfand. Ihre Stimme würde auf jeden Fall ruhig und neutral bleiben.
»Hör zu ... Warum ich anrufe ... Ich würde heute Mittag gern mit dir essen gehen. Hast du Zeit?«
Er schlug sie mit ihren eigenen Waffen, denn Ivy konnte weder an dem, was er sagte noch der Art, wie er es sagte, heraushören, was hinter dieser Einladung steckte. So beschloss sie einfach, die Einladung anzunehmen. »Ich habe Zeit. Um halb zwei mache ich hier zu ...«
»Fabelhaft. Ich werde einen Tisch reservieren. Hast du was zu schreiben?«
Sie notierte sich Namen und Adresse des Restaurants und verabschiedete sich von Montague.
***
Das Restaurant befand sich in Kensington und war zu Ivys Erleichterung ein Italiener, in dem es weder Krawattenzwang noch irgendeine andere vornehme Eigenart gab.
Nur in Jeans, Bluse und einem dunkelblauen Blazer trat sie ein. Alle Tische schienen besetzt zu sein.
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Signora?«, fragte der kleine, rundliche Italiener, der mit seinem Schnauzbart wie ein Bilderbuch-Koch aussah.
»Ein Mister Montague hat einen Tisch bestellt ...«
Er legte seinen schütteren Kopf ein wenig zur Seite und lächelte. »Si, Signora, si. Wenn Sie bitte mit mir mitkommen möchten ...«
Montague hatte einen der Tisch ganz am anderen Ende des Lokals genommen und saß dort auch schon. Hätte Ivy ihn nicht anders eingeschätzt, sie hätte die Art, wie er den Stiel seines Glases zwischen den Fingern drehte, für Nervosität gehalten.
Als er aber aufblickte, sie erkannte und sofort aufsprang, wusste sie, dass er sich einfach nur freute. Sie war unendlich stolz, dass sie mit einem solch gut aussehenden Mann am Tisch saß. Sofort fiel ihr der Vergleich mit einem römischen Patrizier ein.
»Es ist fabelhaft, dass du hier bist«, sagte er leise und nickte dem Italiener zu. Dabei hielt er ihre Hand gegen seine Brust gedrückt und seine Blicke tief in ihre Augen versenkt.
Jetzt begann Ivys Herz zu pochen. Das letzte Mal, dass sie so empfunden hatte ... So schnell sie konnte, schob sie die Erinnerung beiseite. Das war alles lange her und vorbei! Sie würde nur noch im Jetzt und Hier leben, und das bedeutete, den wunderbaren Duft von Montague einzuatmen. Die edlen Linien seines Gesichts zu betrachten und zu spüren, wie seine Muskeln unter seiner straffen Haut arbeiteten.
»Du siehst fantastisch aus. Als wärst du gerade von deiner Yacht gestiegen und auf Landgang«, sagte er.
Glühende Röte schoss in ihr Gesicht, obwohl sie dafür eigentlich viel zu alt war, wie sie beschämt feststellte. Damit er das Glühen nicht sah, griff sie nach der Speisekarte und begann, diese intensiv zu studieren.
»Wie viel Zeit hast du?«, wollte er wissen.
»Bis um drei. Dann muss ich wieder zurücksein. Sonst müssen die Leute so lange warten.«
»Eineinhalb Stunden«, murmelte Montague. »Schade. Aber vielleicht kannst du heute Abend noch mal ...«
Ivy schluckte hart. Jetzt legte sie entschlossen die Karte beiseite. »Du scheinst ja gar nicht genug von mir zu bekommen ... Was ist los?«
»Nichts ist los. Ich habe nur unser letztes Zusammensein sehr genossen und will es so oft wie möglich wiederholen. Das ist alles.«
All ihre Kraft zusammennehmend, strich sie mit beiden Händen das weiße Tischtuch vor sich gerade. »Du willst mich nicht etwa über meine Beziehung zu Armstrong ausfragen?«
Im gleichen Moment, da sie es ausgesprochen hatte, bereute sie es auch schon. Zumal es brüsker klang, als sie es beabsichtigt hatte.
Sein Gesicht blieb hingegen vollkommen ausdruckslos. Ruhig. Gefasst. Montague blickte kurz auf sein Glas und schaute dann wieder direkt Ivy an. »Nein, das habe ich nicht vor. Wobei ich zugebe, dass das am Anfang mein Hauptbeweggrund war, dich zu treffen. Ich wollte wissen, was es mit ihm auf sich hat. Inwiefern er zuverlässig ist und ich mein Geld und meine Zeit in ihn investieren kann. Zumal ich nicht bereit bin, Kindermädchen zu spielen, wie mein Vorgänger. Ich vertrete keine Bands, die es für den Höhepunkt künstlerischen