Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
alles in rosarotem Licht, was bisher trübe und grau erschienen war.
*
Dr. Daniel Norden musste seiner Frau eine betrübliche Eröffnung machen. Er musste an diesem Abend als Notarzt einspringen, weil der Kollege, der dafür eingeteilt war, plötzlich selbst erkrankt in eine Klinik eingeliefert werden musste.
»Es muss nun ja nicht so sein, dass ich die ganze Nacht unterwegs bin«, meinte er tröstend.
»Wenn du Dienst hast, ist bestimmt wieder allerhand los«, orakelte Fee, und so war es auch, obgleich sich der Abend zuerst ruhig anließ.
Kurz nach neun Uhr wurde Daniel zu einem Patienten beordert, der einen schweren Herzanfall hatte. Er blieb eine Stunde aus, war dann aber guter Stimmung, weil seine Bemühungen um den Kranken von Erfolg gekrönt waren.
Weniger guter Stimmung war zu diesem Zeitpunkt Herbert Richter. Er konnte zwar alles abschütteln, was ihm nicht behagte, und das Gespräch mit Monika beschäftigte ihn nicht nachhaltig. Seine Freundin Kitty verstand es außerdem, ihn in Atem zu halten. Sie war eine rassige, temperamentvolle Person, manchmal ziemlich vulgär, aber das störte ihn nicht, weil er im Grunde genauso war.
War er sonst der jeweiligen Verhältnisse überdrüssig geworden, bei Kitty war das anders. Sie hatte ihn raffiniert umgarnt, aber wenn sich ihr die Gelegenheit bot, flirtete sie auch mit anderen Männern, und an diesem Abend hatte es ihr einer besonders angetan.
Für Herbert Richter war das ein Bürschchen, doch Kitty fand den jungen Mann sehr attraktiv, schick, und außerdem war er auch noch der Juniorchef eines bekannten Unternehmens mit klangvollem Namen.
Sie war ganz in ihrem Element, doch verderben wollte sie es mit Herbert Richter nicht. Ihn betrachtete sie sozusagen als ihre Lebensversicherung.
Als er ihr unmissverständlich erklärte, dass sie sich zum Teufel scheren könne, wenn sie das Spiel zu weit treibe, lenkte sie ein.
»Mach doch aus einer Mücke nicht einen Elefanten, Berti«, säuselte sie. »Man kann sich doch ein bisschen amüsieren, wenn du schon schlecht gelaunt bist.«
»Ich war nicht schlecht gelaunt«, widersprach er.
»Mir kannst du doch nichts vormachen. Ich kenne dich zu gut.«
Seine Stirn glättete sich. Er fühlte sich verstanden. Und als Kitty dann sogar vorschlug, dass sie noch ausgehen könnten, war er ganz versöhnt.
Kitty tat es zwar leid, aber auf die Spitze treiben wollte sie nichts. So jung war sie nun auch wieder nicht, dass sie alles aufs Spiel setzen konnte, denn schließlich wollte Herbert Richter sie heiraten, und sie hatte sich zuvor genau erkundigt, was er ihr zu bieten hatte.
In einem eleganten Nachtlokal saßen sie dann bei Champagner, und geschickt verstand sie es, das Gespräch auf die Heirat zu lenken.
»Wenn du mir schon Vorschriften machst, muss ich auch endlich wissen, woran ich bin«, sagte sie schmollend. »Das musst du verstehen, Berti.«
»Ich muss mich noch mit Monika auseinanderraufen«, sagte er.
»Wieso auseinanderraufen?«
»Sie wird aufmüpfig. Sie besteht auf ihrem Erbteil, und wie sie sich heute aufgeführt hat, wird sie morgen tatsächlich zu Dr. Reimer gehen.«
Kittys Augenbrauen schoben sich zusammen. »Deshalb hast du also schlechte Laune«, sagte sie. »Gib ihr doch ihr Erbteil, dann sind wir sie los. Du wolltest sie doch schon lange loswerden. Sie kann doch endlich heiraten.«
»Das ist der zweite Haken. Sie ist dahintergekommen, dass Wilfried ein Verhältnis mit der Buchner hat, und nun löst sie die Verlobung.«
»So ein Esel«, entfuhr es Kitty. »Aber was soll’s. Dich kann es doch nicht tangieren. Oder doch?«, fragte sie lauernd.
»Es könnte schon einige Schwierigkeiten geben«, murmelte er, »aber zerbrechen wir uns jetzt nicht den Kopf. Ich werde diesen dämlichen Zaun richten lassen, und dann wird Monika sich alles noch mal überlegen.«
»Willst du mir nicht lieber sagen, was dir Sorgen bereitet, Berti?«, fragte Kitty, die sich nun doch schon überlegte, ob Herbert Richter wirklich die große Chance für sie sei. »Wenn wir heiraten, will ich doch auch die Sorgen mit dir teilen«, fügte sie schlau hinzu.
Er starrte in sein Glas und trank es dann mit einem Schluck leer.
»Meine Frau hat Monika als Alleinerbin eingesetzt«, sagte er mürrisch. »Ich bin verpflichtet, es ihr auszuzahlen, wenn sie darauf besteht. Natürlich habe ich es im Geschäft investiert.«
»Und wie es scheint, würde es dich in Schwierigkeiten bringen, wenn du es herausziehen musst. Stimmt es?«
»Nun, du weißt ja wohl, wie das ist. Es handelt sich immerhin um eine beträchtliche Summe.«
»Um wie viel?«, fragte sie.
»So um die achthunderttausend Euro.«
Kitty kniff die Augen zusammen. Sie war bisher in ihrem Leben zwar immer auf ihre Kosten gekommen, wie, das wollte sie zwar nicht erörtert wissen, aber eine sechsstellige Summe nahe der Millionengrenze war schon etwas, worauf sie ungern verzichten würde, und darin stimmte sie mit Herbert Richter überein.
»Es bringt mich nicht um«, sagte er rasch, »aber ich müsste doch Kredite aufnehmen, um die Lücke zu füllen. Diese Buchner hat mir da eine schöne Suppe eingebrockt.«
»Wieso die Buchner?«, fragte Kitty.
»Sie hat es Monika doch gesagt, dass sie ein Kind von Wilfried kriegt.«
»Das ist ein starkes Stück. Diese dumme Kuh«, sagte Kitty. »Wirf sie raus.«
Davor schreckte Herbert Richter aus bestimmten Gründen zurück. Doch diese Gründe konnte er Kitty nicht sagen. Momentan meinte er, sowieso schon zu viel gesagt zu haben.
»Fahren wir zu dir«, sagte er. »Da können wir weiterreden. Ich habe schon ein bisschen viel intus.«
»Fahren wir doch zu dir, und wenn Monika kommt, kannst du ihr sagen, dass wir heiraten.«
»Sie ist zu einer Party gegangen. Stell dir das vor. Nie ist sie abends ausgegangen, außer mal mit Wilfried, und heute geht sie auf eine Party.«
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