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Mami Classic 39 – Familienroman. Eva-Maria HornЧитать онлайн книгу.

Mami Classic 39 – Familienroman - Eva-Maria Horn


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Mami Classic – 39 –

      Frau Ziegler starrte ihre Tochter verständnislos an. »Tränen, Marianne? Das begreife, wer kann. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der geweint hat, wenn er den ersten Preis gewonnen hat.«

      Marianne wischte zornig die Tränen fort. »Verstehst du das denn nicht, Mama? Ich will Geld verdienen, ich hoffte auf eine Stelle oder zum mindesten wollte ich den Geldbetrag gewinnen. Statt dessen habe ich einen Aufenthalt in einem Luxushotel gewonnen. Was soll ich denn da?«

      Frau Zieglers ganze Liebe gehörte ihrer Tochter. Natürlich verstand sie Mariannes Ungeduld. Wie sehr glich Marianne doch ihrem verstorbenem Vater, der war ebenso ehrgeizig und zielbewußt gewesen.

      »Das ist nun aber wirklich eine dumme Frage, meine Liebe. Was du in einem wunderschönen Hotel sollst? Dich erholen, natürlich, dich amüsieren, wie andere Mädchen es in deinem Alter auch tun.«

      »Möchtest du mir sagen, wovon ich mich erholen soll?« Marianne verzog bitter ihren gut geschnittenen Mund. »Ich hänge seit zwei Monaten faul hier zu Hause herum und mäste mich von deinem Geld.«

      Frau Ziegler lachte belustigt, dabei hätte sie ihre Tochter am liebsten in die Arme genommen und getröstet. Aber Mitleid war hier nicht am Platz.

      »Wie eine gemästete Person siehst du leider nicht aus, du Dummes. Jetzt möchte ich dir einmal etwas sagen, Marianne, selbst auf die Gefahr hin, daß du deine Finger in die Ohren stopfst, wie du es früher getan hast, wenn ich dir eine Strafpredigt hielt.

      Hast du nicht allen Grund, dankbar zu sein? Du hast dein Diplom als Auslandskorrespondentin in der Tasche. Du hast sogar mit Auszeichnung abgeschlossen. Der liebe Gott hat es sehr gut mit dir gemeint, du bist nicht nur bildhübsch, du bist auch gesund. Und als köstliches Bonbon gewinnst du auch noch den ersten Preis. Ist es nicht ein großes Glück, daß wir beide zusammen sind? Daß wir uns gut verstehen, daß wir miteinander lachen können? Ja, miteinander lachen ist sehr wichtig. Ist es nicht völlig egal, wer das Geld in die Haushaltskasse legt? Eines Tages wirst du viel mehr Geld verdienen, als ich in den letzten Jahren zur Verfügung hatte. Warum hast du nicht ein wenig Geduld, Marianne? Warum bist du nicht einfach nur dankbar und freust dich?«

      »Das war wirklich eine lange Rede.« Marianne stand auf, beugte sich zu ihrer Mutter hinunter und küßte sie reuevoll auf die Wange.

      »Natürlich hast du recht, Mama. Ich habe allen Grund, dankbar zu sein. Aber ich brenne so sehr darauf, endlich im Beruf zu sein. Außerdem habe ich dir schon viel zu lange auf der Tasche gelegen. Nein, jetzt mußt du mir einmal zuhören, jetzt spreche ich.

      Seit einem halben Jahr schreibe ich Bewerbungen, ich bin schon damit angefangen, als ich noch längst nicht mein Examen hatte. Jeden Morgen renne ich zum Briefkasten, aber wenn ich schon Post habe, dann sind es nur Absagen.«

      »Na und? Man hätte dir an der Uni nicht nur Sprachen in deinen Kopf pauken sollen, man hätte dir auch Geduld predigen müssen. Aber jetzt hör’ auf, dir selber leid zu tun. Ich finde es wunderbar, daß du Urlaub machen kannst. Zieh nicht solch ein Gesicht, als hättest du in eine Zitrone gebissen. Ich bin als junges Mädchen und später einige Male mit deinem Vater in Hotels abgestiegen, die eindrucksvolle vier Sterne auf ihrer Karte hatten. Jetzt kannst du diesen Luxus genießen, dich 14 Tage verwöhnen lassen. Oh, Marianne, ich freue mich so für dich.«

      »Mama, du kannst wirklich sehr unvernünftig sein. Was soll ich denn in einem so vornehmen Kasten? Ich habe gar nicht die Garderobe dafür.«

      Frau Ziegler unterbrach ihre Tochter lebhaft. Ihre braunen Augen funkelten entrüstet. »Na und? Du hast vielleicht nicht die Kleider, die sündhaft viel Geld kosten, aber du bringst deinen

      Charme, deine Schönheit mit. Du hast es gar nicht nötig, dich mit Schmuck und elegantem Zeug zu behängen. Es ist ein Jammer, daß ich es dir sagen muß, das sollten junge Männer übernehmen. Du hast Ausstrahlung, du hast das gewisse Etwas, das auch Menschen mit viel Geld nicht kaufen können. Man hat sie, oder man hat diese Gabe nicht. So, und jetzt werden wir uns mit deiner Garderobe befassen. Ich kann zwar nicht gut laufen, aber meine Hände gehorchen mir noch immer. Mit ein wenig Geschick werden wir aus deinen Kleidern schon gute Garderobe zaubern. Wie steht es eigentlich mit deinem Skifahren?«

      Sie war aufgestanden und strich unternehmungslustig die weißen Haare aus der Stirn.

      »Ich habe seit Jahren nicht mehr auf den Brettern gestanden und habe ganz sicher nicht die Absicht, es zu tun. Meinst du, ich will mir die Hand verstauchen oder das Bein brechen?«

      Frau Ziegler stemmte ihre Fäuste in die Hüften, die kaum sichtbar waren, so schlank war sie.

      »Wie komme ich nur an eine so depressive Tochter? Ich kenne dich überhaupt nicht wieder, Marianne.«

      Das junge Mädchen hockte noch immer auf der Lehne des Biedermeiersessels.

      »Mama, ich werde versuchen, aus dem Preis Geld zu machen, ich werde ihn verkaufen.«

      »Das kannst du gar nicht«, Frau Ziegler krauste triumphierend ihre Nase. Marianne betrachtete ihre Mutter, und die Liebe krampfte ihr Herz zusammen, daß es schmerzte.

      »Schwarz auf weiß steht es da, daß der Preis an deine Person gebunden und nicht übertragbar ist. So, jetzt komm, wir haben keine Zeit zu verschenken. In einer Woche um diese Zeit hast du dich schon so an das Luxusleben gewöhnt, daß du deine Augen nur noch auf reiche Männer gerichtet hast.«

      »So etwas solltest du nicht einmal im Scherz sagen«, rügte sie ihre Mutter, »Männer interessieren mich überhaupt nicht, und reiche schon gar nicht. Ich will arbeiten, ich habe nicht studiert, um meine Zeit am Kochtopf zu verplempern. Mir kann jede Ehefrau nur leid tun, die ihre Tage mit Kindergeschrei verbringen muß, sie ertrinken ja in kleinlichem Kram, und abends müssen sie auch noch ihren Ehemann verwöhnen.«

      Frau Ziegler lachte nur, schüttelte den Kopf und meinte amüsiert:

      »Wenn dir der richtige Mann über den Weg läuft, mein Liebes, dann denkst du ganz anders. Ich jedenfalls bin gern Hausfrau und Mutter gewesen, und deinen Vater habe ich auch gern verwöhnt. Nein, jetzt reden wir nicht mehr, wir haben genug Unsinn gequatscht. Gehen wir zuerst an meinen Kleiderschrank, mal sehen, was wir aus meiner Garderobe für dich verwenden können.«

      *

      Sonja Zimmermann schlang zärtlich ihre Ärmchen um den Nacken ihres Vaters. Das kleine Mädchen war außer sich vor Glück.

      »Papa, ich freue mich so. Ich freue mich ganz doll, ich glaube, ich platze vor lauter Freude.«

      Leopold Zimmermann legte beide Hände um die Taille der Kleinen, hob sie hoch und hielt sie über seinem Kopf. Er lachte in ihr glückliches Gesicht hinein.

      »Ich freue mich auch, Kerlchen, ich freue mich genauso doll wie du. Ich hatte in der letzten Zeit viel zu wenig Zeit für dich, mein Kleines. Aber du bist ja mein vernünftiges Mädchen, das genau weiß, wieviel Arbeit ich habe.«

      Er stellte sie behutsam auf den Teppich zurück, strich zärtlich über die blonden Locken

      seiner Kleinen, die sich trotz

      vieler Mühe nicht bändigen ließen.

      »Klar, weiß ich doch, Papi.« Die Kleine hielt die Hände ihres Vaters und hüpfte wie ein Gummiball. »Wenn Urgroßpapa euch die Fabrik nicht an den Hals gehängt hätte, wäre Großpapa Tierarzt geworden, weiß ich doch alles. Aber jetzt mußt du in dem ollen Fabrikgebäude sitzen und langweilige Maschinen pro-, ich weiß nicht mehr, wie das heißt. Aber du machst die Maschinen ja auch nicht selbst, du hast haufenweise Männer, die für dich arbeiten.«

      Sie hielt mit ihrer Hopserei inne, legte den Kopf schief und krauste die hohe Kinderstirn.

      »Sag’ mal, Papa, wie kommt das, daß die vielen Männer für dich arbeiten, aber sie wohnen längst nicht in einem so großen Haus wie wir? Der Karl sagt, das ist der Sohn von dem Mann, der immer den Hof fegt und einen Rappel kriegt, wenn wir auf dem Hof Rollschuh fahren, sie verdienen nicht mal so viel Geld, daß sie sich ein großes Auto kaufen können, und Häuser haben auch nur wenige. Aber sie tun doch die Arbeit, dann müßten sie doch viel mehr Geld haben als du.«

      Er öffnete schon


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