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Toni der Hüttenwirt 252 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt 252 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ein sehr gutes Verhältnis zu Lotte. Sie ist unser einziges Enkelkind. Sie hatte immer Vertrauen zu uns. Wenn sie mal in der Schule getadelt wurde, hat sie es uns zuerst erzählt, bevor sie mit ihren Eltern sprach. Die meiste Zeit, als sie bei meinem Mann in der Lehre war, wohnte sie hier bei uns. Es ist wichtig, dass ich Ihnen das sage. Denn wir wundern uns doch sehr in letzter Zeit. Lotte machte ein großes Geheimnis um den dritten Engel. Sie verriet uns nicht, für wen er war, wie sehr wir auch versuchten, es ihr zu entlocken. Irgendwann gaben wir es auf. Lotte war eigentlich immer sehr sanft. Ja, sie hat ein liebes und sanftes Wesen, war nie frech und ungezogen. Doch sobald wir auf den Engel zu sprechen kamen, wurde sie ungehalten.«

      »Elli, es war mehr als ungehalten«, ergänzte Wilhelm. »Erinnerst du dich? Gebrüllt hat sie, dass wir aufhören sollten, sie auszufragen. Der Engel sei ihre Angelegenheit und sie würde mit niemanden darüber sprechen. Dabei sind ihr richtig die Nerven durchgegangen. Wir waren richtig erschrocken, über ihre ungewohnt harte Reaktion. Das können Sie sicherlich verstehen.«

      »Ja, ich kann verstehen, dass sie von Charlottes Verhalten überrascht waren«, sagte Justina milde. »Kreiden sie es dem Madl bitte nicht an. Sie hat mir viel von Ihnen beiden erzählt und sie liebt sie sehr. Sie hängt innig an Ihnen. Vielleicht wollte sie Ihnen keinen Kummer machen? Vielleicht dachte sie, es sei besser, wenn sie nichts davon wissen.«

      »Warum denn? Mei, das Madl konnte doch immer über alles mit uns sprechen«, seufzte Elisabeth. »Das klingt, als wollte Lotte uns schonen.«

      »Liebe Frau Wetter, ich kann über Charlotte nur sagen, dass sie eine sehr kluge junge Frau ist, die weiß, was sie tut und sich jeden Schritt genau überlegt.«

      Wilhelms Nerven waren sehr angespannt.

      »Wollen Sie uns nicht endlich sagen, wo sie die Engelskulptur gesehen haben? Oder dürfen Sie es uns nicht sagen?«, fragte Wilhelm sehr nervös.

      »Oh, das kann ich Ihnen sagen. Das ist kein Geheimnis. Ich habe vor einigen Tagen einen Geistlichen besucht, zu dem unser Orden eine enge Verbindung hat. Gemeinsam haben wir schon viele Kinder aus dem Kinderheim in gute Familien vermittelt. Von Zeit zu Zeit treffen wir uns bei Kaffee und Kuchen. Dieses Mal fuhr ich zu ihm. Wir sprachen darüber, was es Neues gab. Unter anderem erzählte ich von der begabten Praktikantin Charlotte Holzer. Das Gespräch ging hin und her, und es stellte sich heraus, dass es sich dabei um die gleiche junge Frau handelte, die ihn aufgesucht hatte. Sie hatte ihn um Hilfe gebeten, bei der Aufstellung einer Engelsfigur auf dem Friedhof des Ortes und hat ihn um den kirchlichen Segen gebeten. Selbstverständlich kam er der Bitte der jungen Frau nach. Er lud sie zum Kaffee ein und fand sie ganz reizend. Pfarrer Zandler war begeistert von der Skulptur und zeigte sie mir. Ich gestehe, ich war beeindruckt. Nein, es war viel mehr. Ich war tief berührt. Danach sprach ich mit Lotte, ob sie eine ähnliche Skulptur machen könnte, wie die Figur auf dem Friedhof, einen Engel mit einem großen Rucksack zwischen den Flügeln, der ihn am Fliegen hindert.«

      Wilhelm Wetter trommelte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte und erntete tadelnde Blicke von seiner Frau.

      »Und wo war das? Sie haben den Ort nicht erwähnt, Schwester.«

      »Tatsächlich nicht? Ich rede von Waldkogel. Das ist ein kleiner Ort unterhalb des alten Pilgerwegs, der über die Berge nach Rom führt. Waldkogel liegt am Ende eines ruhigen Tales. Waldkogel ist ein sehr idyllischer Ort, mit einer wunderschönen Barockkirche. Es liegt unweit von Kirchwalden. Aber Kirchwalden ist sehr viel später entstanden, als Waldkogel.«

      »Kann sein, dass ich den Namen Waldkogel schon einmal gehört habe«, sagte Wilhelm Wetter leise. Dabei tat er so, als versuche er sich zu erinnern.

      Oberin Justina überging seine Reaktion kommentarlos. Sie vermutete, dass die Wetters den Geburtsort ihres Schwiegersohns kannten und auch über den Bruch von Charlottes Vater mit seiner Familie wussten. Sie sah Charlottes Großvater an, welche Gedanken durch seinen Kopf gingen. Er vermutete jetzt bestimmt einen Zusammenhang zwischen Charlotte und Alois Holzer, ihrem Großvater väterlicherseits. Ihm dämmerte wohl, dass Charlotte herausgefunden hatte, dass es da einen Großvater gab, der ihr bisher verschwiegen wurde.

      Ja, Elisabeth und Wilhelm wussten von dem großen Schweigen darüber. Ihre Tochter Monika, Charlottes Mutter, war darüber nicht glücklich, dass ihr Mann so tat, als gäbe es keine Verwandten von seiner Seite, bis auf Harald, seinen älteren Bruder, und dessen Familie, seine Frau Karola und die Kinder Kuno und Sophie.

      Schweigen lastete auf der kleinen Runde.

      »Es fällt Ihnen bestimmt wieder ein, Herr Wetter«, bemerkte Justina höflich. »Und vielleicht fahren Sie einmal zusammen mit Ihrer Frau hin und schauen sich die Arbeit ihrer Enkelin an? Es ist wirklich eine außergewöhnlich beeindruckende Skulptur. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht klärt sich alles, wenn sie hinfahren und sich die Skulptur ansehen?«

      Justina schaute auf die Uhr. Sie stand auf.

      »Oh, ich muss fahren! Meine Mitschwestern warten auf mich. Es war schön, Sie kennenzulernen. Ich bedanke mich noch einmal für Ihre großzügige Spende.«

      Wilhelm und Elisabeth Wetter standen auf.

      Justina sah, dass sie sich fragende Blicke zu warfen. Das bestärkte sie in ihrer Annahme, dass ihre unausgesprochene Botschaft, in Form eines sanften Hinweises auf Waldkogel, angekommen war.

      Elisabeth und Wilhelm begleiteten die Klosterleiterin zu ihrem Auto.

      »Vielen Dank, für Ihren Besuch!«, sagte Wilhelm Wetter.

      Die Mutter Oberin lächelte Lottes Großeltern an.

      »Haben Sie Geduld mit Charlotte! Vielleicht muss sie noch viele solche Engel formen, bis sie die Kraft hat, über etwas zu sprechen, was sie tief in ihrem Herzen bewegt. Geduld fordert viel Kraft, das weiß ich. Aber mit Geduld kommt man oft schneller zum Ziel, als mit Ungeduld.«

      Die Ordensfrau ließ den Motor an und wendete. Das Autofenster war heruntergekurbelt. Sie winkte den Wetters zu und wollte abfahren.

      Wilhelm Wetter rief: »Noch einen Augenblick, bitte!«

      Sein Herz klopfte. Seine Frau und er hielten sich an den Händen, als sie neben dem Auto standen.

      »Frau Oberin, können Sie sich an die Gräber erinnern, die in der Nähe des Platzes sind, an dem Charlotte die Engelsfigur aufgestellt hat?«

      »Sie hat sie nicht auf einem Platz aufgestellt, sondern auf einem Familiengrab.«

      »Sage Sie bitte, wer ist da beerdigt?«, brach es aus Wilhelm hervor.

      »Ich erinnere mich nur an einen Namen. Die Frau ist erst vor einigen Jahren gestorben. Die goldene Schrift auf dem Grabstein war noch gut zu lesen. Es ist eine sehr gepflegte Grabstätte. Der Name der Verstorbenen war Hedwig Holzer.«

      Wilhelm und Elisabeth Wetter schauten sich betroffen an.

      »Holzer, sagen Sie, und Hedwig der Vorname?«, fragte Wilhelm nach, so als hätte er es nicht verstanden.

      Die Mutter Oberin lächelte, wie jemand, der mehr wusste, aber schwieg. Justina wünschte den beiden Gottes Segen und drehte das Autofenster hinauf, obwohl es ein sehr warmer Sommerabend war. Es war die deutliche Geste, dass sie nichts mehr zu dieser Angelegenheit sagen wollte. Wilhelm und Elisabeth warfen sich Blicke zu und nickten. Sie hatten verstanden.

      Mutter Oberin Justina fuhr davon. Wilhelm legte den Arm um seine Frau. Sie sahen dem Auto nach. Dann gingen sie wortlos zurück ins Haus.

      Sie setzten sich auf die Terrasse und schwiegen, denn sie waren noch nicht in der Verfassung, darüber zu sprechen. Sie waren sehr aufgewühlt.

      *

      Doktor Martin Englers Frau Katja und die alte Schwanniger Bäuerin saßen in der großen Wohnküche des ehemaligen Schwanniger Hofs am Tisch und putzten gemeinsam Bohnen aus dem Garten.

      »Mei, ist das schön, Katja, dass du den Garten und die ganze Vorratshaltung so machst, wie ich es mein ganzes Leben gemacht habe! Das freut mich«, sagte Waltraud Schwanniger, die Walli gerufen wurde.

      Dabei


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