Dr. Norden Classic 40 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
ist er nicht verheiratet? Er trägt doch einen Ehering …« Zu ihrem Leidwesen konnte sie die Unterhaltung nicht fortsetzen, da sich in diesem Augenblick die beiden Chefs wie auf ein unsichtbares Zeichen hin zu ihnen gesellten. Der letzte Patient vor der Mittagspause hatte die Praxis verlassen, und es blieb Zeit für ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel.
»Ah, gut, du hast Frau Unterholzners Besuch also überlebt«, bemerkte Daniel schmunzelnd in Richtung seines Sohnes.
»Mit knapper Not«, grinste Danny. »Wie war es mit Frau May?«
»Ich kann mich nicht beklagen. Zu mir ist sie eigentlich immer sehr nett. Ich wusste gar nicht, dass sie die Krallen derart ausfahren kann.«
»Vielleicht ist sie nur in Kombination mit der schönen Else so eine Giftspritze«, mutmaßte Danny und griff in das Glas mit den zuckerfreien Fruchtbonbons. Nachdenklich wickelte er eines aus und steckte es in den Mund. »Was fehlt Frau May eigentlich?«
»Sie leidet an einem Hallux val …«
»…gus … einem Überbein«, fiel Danny seinem Vater ins Wort.
Daniel lächelte zufrieden. »Bei dieser Verformung wandert der erste Mittelfußknochen nach außen und verbreitert den Fuß. Dies geschieht meist wegen zu enger, zu hoher Schuhe und ist daher vor allen Dingen ein Frauenproblem«, zitierte er wie aus dem Lehrbuch.
»Sieh mal einer an. Mein Sohn ist ein wandelndes Medizin-Lexikon. Besser hätte ich es auch nicht beschreiben können«, schmunzelte Dr. Norden zufrieden. »Frau May leidet schon seit einer ganzen Weile unter dieser Deformation. Bevor die Schmerzen unerträglich werden, habe ich ihr zu einer Operation geraten. Sie macht sich gleich am Montagmorgen auf den Weg in die Klinik.«
Vor Schreck schnappte Danny nach Luft. Dabei verschluckte er das Bonbon und begann furchtbar zu husten. Daniel klopfte ihm den Rücken, und Janine sprang auf und stürzte in die Küche, um ihm ein Glas Wasser zu holen. Er dankte ihr krächzend, während ihm Tränen übers Gesicht liefen.
»Ach, du liebe Zeit!«, stöhnte er, nachdem er sich endlich erholt hatte. »Dann können wir nur für Jenny und Konsorten hoffen, dass die beiden sich dort nicht über den Weg laufen.«
»Frau Unterholzner muss auch operiert werden?« Angesichts dieser Neuigkeit runzelte auch Daniel Norden die Stirn. »Bleibt zu hoffen, dass sie auf verschiedenen Stationen behandelt werden.«
Bedauernd schüttelte Danny den Kopf.
»Wenn meine Diagnose stimmt, dann leidet die schöne Else unter einem komplexen Meniskusriss, also einem Fall für die Orthopädie. Und ich kann nur hoffen, dass die Kollegen derselben Meinung sind.« Er sah sein Glas nachdenklich an, ehe er es in einem einzigen, großen Zug leerte.
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