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Der Arzt vom Tegernsee 50 – Arztroman. Laura MartensЧитать онлайн книгу.

Der Arzt vom Tegernsee 50 – Arztroman - Laura Martens


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daß du auf dem Hof bleibst.«

      Franziska nickte. »Und Paul heiratete«, schrieb sie. »Nur, Liebe kann man nun einmal nicht erzwingen.« Wer weiß das besser als ich, dachte die junge Frau. Obwohl sie ihren Verlobten von ganzem Herzen liebte, konnte sie nicht vergessen, was ihr Eric bedeutete.

      »Sei mir nicht böse, Franziska, ich habe den Eindruck, als wäre es eine Flucht«, sagte Eric. »Ich meine, daß du schon jetzt mit Manfred Kessler zusammenziehst.«

      Wieder nickte die junge Frau. Erneut huschte ihr Stift über den Block. »Ja, es ist eine Flucht«, gab sie zu. »Ich kann die vorwurfsvollen Blicke nicht mehr ertragen, mit denen mich mein Vater und Paul bedenken. Zum Glück kann mich wenigstens Tante Magdalena verstehen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wie war es in München, Eric?«

      Der Arzt erzählte ihr von dem Unfall, an dem er auf der Rückfahrt von München vorbeigekommen war. »Als ich heute morgen im Krankenhaus angerufen habe, sagte man mir, daß die junge Frau im Koma liegt. Ihr Mann steht noch immer unter Schock. Trotz einer Beruhigungsspritze hatte er eine sehr unruhige Nacht.«

      »Gott sei Dank warst du zur richtigen Zeit an der rechten Stelle«, sagte Katharina Wittenberg. Sie wandte sich an Franziska: »Die jungen Leute sind auf der Hochzeitsreise gewesen.«

      »Wie schrecklich«, bemerkte Franziska schriftlich. Sie beugte sich zu Franzl hinunter, der seinen Kopf auf ihr Knie gelegt hatte. Liebevoll kraulte sie ihn, dann gab sie ihm ein Stückchen Wurst, ohne Katharinas vorwurfsvollen Blick zu beachten. Sie wußte nur zu gut, daß weder Katharina noch Eric Franzls bittenden Blicken widerstehen konnten. Also mußte auch sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihm zwischendurch etwas gab.

      Gleich nach dem Mittagessen fuhr Dr. Baumann ins Krankenhaus. Er besuchte Christian Thiele, der in einem Einzelzimmer lag. Der junge Mann schien langsam seinen Schock zu überwinden.

      Eric setzte sich zu ihm ans Bett.

      »Danke, daß Sie uns gestern geholfen haben«, sagte Christian, als Eric seine Hand ergriff. »Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte meine Frau wahrscheinlich nicht überlebt.«

      »Ich bin überzeugt, daß auch der Fahrer eines anderen Wagens den Unfall bemerkt hätte«, erwiderte der Arzt.

      »Das fragt sich noch.« Christian strich mit einer müden Bewegung seine dunklen Haare zurück. »Bisher hat man mich noch nicht zu meiner Frau gelassen. Ich bin überzeugt, daß Carmen auf mich wartet, auch wenn sie im Koma liegt. Bitte glauben Sie mir, ich kann es ertragen, sie auf der Intensivstation zu sehen. Ich muß mich selbst davon überzeugen, daß man mir nicht nur etwas vormacht.«

      »Ihre Frau lebt«, versicherte Eric. »Sie liegt zwar im Koma, nur das bedeutet noch lange nicht, daß sie nicht mehr aufwachen wird. Bei einer Schädel-Hirn-Verletzung kommt es öfter vor, daß die davon Betroffenen ins Koma fallen. Ihre Frau kann schon in den nächsten Stunden aufwachen, oder erst in einigen Tagen. Allerdings könnte es auch sein, daß ihr Koma länger dauert.«

      »Oder bis an ihr Lebensende anhält«, bemerkte Christian. Er holte tief Luft. »Trotzdem möchte ich meine Frau sehen. Sie wird spüren, daß ich bei ihr bin. Vermutlich fragt sie sich schon, weshalb ich sie allein lasse.«

      Dr. Baumann stand auf und wandte sich der Tür zu. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach er. »Ich bin gleich zurück.«

      Es dauerte keine zehn Minuten, bis Eric tatsächlich in das Krankenzimmer zurückkehrte. Er sagte dem jungen Mann, daß einem Besuch bei seiner Frau nichts mehr entgegenstand. »Meinen Sie, daß Sie laufen können?« erkundigte er sich. »Ich könnte Sie auch im Rollstuhl auf die Intensivstation bringen.«

      »Nein, ich kann gehen.« Christian stand auf. Er nahm den Morgenrock aus dem Schrank, den man ihm aus dem Fundus des Krankenhauses gegeben hatte. Schweigend folgte er Dr. Baumann in den Gang hinaus.

      Die beiden Männer fuhren mit dem Aufzug zur Intensivstation hinauf. Christian hatte Angst vor dem, was ihn erwartete. Er hatte schon sehr viel über Patienten gehört, die im Koma lagen, und er wußte auch, daß viele von ihnen nicht mehr erwachten. Aber warum sollte dieses Schicksal ausgerechnet seine Frau treffen? Er mußte nur daran glauben, daß alles wieder gut werden würde. Doch die Angst, die sich in seinem Herzen eingenistet hatte, wollte nicht daraus weichen.

      Carmen Thiele lag in einem separaten Raum, in dem alle möglichen Apparate und Monitore standen. Inmitten der Schläuche und Kabel, die zu ihrem Körper führten, wirkte sie so klein und hilflos, als sei sie eine zerbrechliche Puppe.

      Dr. Baumann erklärte dem jungen Mann die einzelnen Apparate und machte ihn auch darauf aufmerksam, daß seine Frau von allein atmete und nicht künstlich beatmet werden mußte, was ein sehr gutes Zeichen war.

      Vorsichtig umfaßte Christian die Hand seiner Frau. Sie fühlte sich kühl und feucht an. Leise sprach er auf sie ein, erinnerte sie an die Hochzeit, daran, was sie noch alles für die Zukunft geplant hatte. Mit zitternder Stimme zitierte er ein paar Zeilen aus dem Lied der Lieder, dann sagte er leise: »Wach auf, Schneewittchen, du weißt, was du mir bedeutest. Was wäre denn mein Leben ohne dich?«

      Carmen antwortete ihm nicht. Nichts deutete darauf hin, daß sie seine Stimme hörte. Aber nicht nur Christian, auch Eric war überzeugt, daß sie jedes Wort verstand. Fürsorglich legte er eine Hand auf die Schulter des jungen Mannes. »Sie müssen Ihrer Frau Zeit geben«, meinte er. »Verlieren Sie nicht die Geduld. Wie gesagt, es kann schon heute sein, daß sie erwacht, es kann indes auch länger dauern.«

      Christian nickte. »Carmen hat so viel Zeit, wie sie möchte«, erwiderte er, beugte sich vor und küßte seine Frau auf die Wange.

      Kurz darauf verließen die beiden Männer die Intensivstation. Dr. Baumann brachte Christian zu seinem Zimmer hinunter. Als sich der junge Mann zu Bett legte, fragte er ihn: »Welches Hotel haben Sie gebucht?«

      »Wir wollten im Luisenhof absteigen«, erwiderte Christian. »Ich weiß nicht genau, wann ich aus dem Krankenhaus entlassen werde. Vermutlich in ein paar Tagen. Soweit geht es mir ja gut. Davon abgesehen habe ich nicht vor, unser Zimmer in diesem Hotel zu beziehen. Ohne Carmen wäre mein Aufenthalt dort bedeutungslos. Das beste wird sein, wenn ich mir eine kleine Pension suche.«

      »Sie können zu mir ziehen, Herr Thiele«, bot Dr. Baumann spontan an. »Ich lebe mit meiner Haushälterin zusammen. Sie hat mich schon betreut, als ich noch ein kleiner Bub gewesen bin. Katharina Wittenberg und ich haben gern Gäste.«

      Christian dachte darüber nach. »Ich weiß nicht, ob ich Ihr Angebot annehmen kann«, sagte er zaudernd.

      »Natürlich können Sie es, Herr Thiele«, meinte der Arzt herzlich. »Und bitte, glauben Sie nicht, daß Sie uns irgendwelche Umstände machen.«

      Der junge Mann antwortete nicht sofort. Er dachte darüber nach, daß er außer Dr. Baumann, den Schwestern und Ärzten des Krankenhauses in Tegernsee keinen Menschen kannte. Langsam nickte er. »Gut, ich nehme Ihr Angebot an, Doktor Baumann. Vielleicht ist es wirklich besser, daß ich hier nicht völlig allein bin.« Niedergeschlagen starrte er zum Fenster.

      *

      Stefan Eschen hatte den ganzen Dienstag und Mittwoch in der Münchener Universitätsklinik verbracht und war erst am Donnerstag nach Tegernsee zurückgekehrt. Die Untersuchungen hatten ihn so erschöpft, daß er fast bewegungslos in seinem Bett lag und nicht einmal etwas essen wollte. Daniela, die mit ihrem Mann in München gewesen war, bemühte sich vergeblich, ihn dazu zu bewegen, wenigstens ein paar Bissen zu sich zu nehmen.

      Dr. Baumann besuchte die

      Eschens am frühen Nachmittag. Er hatte mit seinen Kollegen in München telefoniert und erfahren, daß der junge Mann diesmal einen besonders schweren Krankheitsschub erlitten hatte.

      »Sie wissen, daß es nicht gut ist, wenn Sie nicht regelmäßig essen, Herr Eschen«, sagte er mahnend zu dem Kranken.

      »Daniela mag es zwar nicht hören, aber es wäre besser, wenn es mit mir möglichst bald zu Ende gehen würde«, erwiderte Stefan mutlos. »Ich bin nur eine Last für meine Familie.«

      »Du


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