Sophienlust Classic 42 – Familienroman. Judith ParkerЧитать онлайн книгу.
bin ich aber glücklich. Norbert ist ein unverbesserlicher Romantiker. Sicherlich wird er jeden Abend Feuer machen«, lachte Viola und blickte sich nach ihren Kindern um, die in der Diele standen und sich leise unterhielten. »Frau von Schoenecker, ich hätte eine große Bitte an Sie«, sagte sie. »Ich würde meine drei Rangen gern am Tag bei Ihnen im Kinderheim unterbringen. Mein Mann braucht bei seiner Arbeit unbedingte Ruhe. Kinder sind nun mal lebhaft.«
»Aber ja, Frau Riedl, die Kinder dürfen sich im Heim aufhalten«, antwortete Denise lebhaft. »Unsere Kinder können es kaum mehr erwarten, sie kennenzulernen.«
»Da bin ich wirklich froh.« Viola atmete erleichtert auf. »Bini, Gaby, Holger, kommt mal her!«, rief sie dann.
Die drei Kinder gehorchten sofort. Erwartungsvoll sahen die beiden Mädchen ihre Mutter an, während der Junge mit tief gesenktem Kopf nur dastand.
»Frau von Schoenecker war so liebenswürdig zu erlauben, dass ihr tagsüber im Kinderheim sein dürft. Selbstverständlich kommen wir für die Unkosten auf«, wandte sich Viola wieder an Denise.
»Darüber werden wir uns schon einig werden.« Denise nickte der jungen Frau zu und beschäftigte sich dann mit den Kindern, die sogleich Zutrauen zu ihr fassten. Holger allerdings blieb nach wie vor zurückhaltend. Nur die kleinen Mädchen wollten die Kinder von Sophienlust sofort kennenlernen.
»Aber ja!«, erklärte sich Denise einverstanden. »Ich heiße Tante Isi.«
»Tante Isi klingt lieb«, stellte Gabriele fest.
»Müssen wir auch in die Schule gehen?«, fragte die siebenjährige Sabine.
»Ich glaube schon«, entgegnete Denise lächelnd. »Gaby, gehst du denn auch schon in die Schule?«
»Nein, Tante Isi, erst im Herbst. Aber ich kann schon bis zehn zählen und Buchstaben schreiben«, fügte die Kleine stolz hinzu.
»Ich bleibe heute bei meiner Mutti«, erklärte Holger ernst und trat neben seine Mutter. »Sie braucht bestimmt Hilfe. Überhaupt habe ich keine Lust, in einem Heim zu sein.« Er blitzte Denise feindselig an. »Nicht wahr, Mutti, ich brauche doch nicht zu gehen. Ich werde auch ganz still sein und Vati nicht stören.«
»Wir werden es sehen, mein Junge.« Viola lächelte ihren Sohn an. Sie kannte ihn zur Genüge und wusste, dass man bei ihm mit Gewalt nicht viel erreichen konnte. »Vermutlich wird es hier bald wieder langweilig werden.«
»Niemals, Mutti. Der große schwarzhaarige Junge hat mich vorhin so komisch angesehen.« Holger warf einen Blick aus dem Fenster auf die Kinder, die nun näher gekommen waren und offensichtlich warteten. »Der da mit dem hellblauen Hemd«, fügte er hinzu.
»Aber das ist doch Nick, mein Sohn«, lachte Denise. »Nick hat ein Herz aus Gold und bestimmt nicht die Absicht, dich zu kränken, Holger.«
»Mag schon sein«, gab der Junge zögernd zu. »Aber ich will in kein Kinderheim.«
»Ist schon gut, Holger, sei nicht ungezogen«, ermahnte ihn Viola, leicht beschämt über seinen Starrsinn.
»Lassen Sie ihn nur, Frau Riedl. Eines Tages wird Holger Lust bekommen, mit den anderen Kindern zusammen zu sein.«
»Viola!« Norbert Riedl kam die Treppe herunter. »Ich habe ein Arbeitszimmer für mich ausgesucht. Das Dachzimmer neben dem Speicher ist wunderbar geeignet. Von dort hat man einen herrlichen Ausblick auf die Hügel. Ich hole jetzt meine Schreibmaschine aus dem Wagen und werde bei dieser Gelegenheit gleich den Leuten von der Spedition sagen, dass sie meinen Schreibtisch und den Sessel zuerst hinauftragen sollen.« Er lächelte den Damen zu und verließ das Haus.
Im gleichen Augenblick erschienen zwei kräftige junge Mädchen. »Justus hat uns herbestellt«, erklärte die eine.
»Fein, dass Sie da sind!« Viola strahlte. »Ich werde mich nur schnell umziehen, dann können wir mit der Arbeit beginnen.«
»Ich habe deinen Koffer aus dem Wagen mitgebracht.« Norbert Riedl war zurückgekommen.
»Vielen Dank, Lieber.« Die junge Frau sah ihn glücklich an. Ein wunderschöner Sommer liegt vor uns, dachte sie. Ein Sommer, in dem Norbert mir endlich einmal ganz allein gehören wird.
»Kommt, Kinder!«, rief Denise Gaby und Bini zu. »Wir gehen jetzt zum Herrenhaus hinüber. Holger, willst du nicht doch mitkommen?«
»Nein.« Der Junge blickte sie finster an.
Denise nahm die beiden kleinen Mädchen an die Hand. Sabine und Gabriele folgten ihr willig. Als die Kinder von Sophienlust angelaufen kamen, und die beiden begrüßten, lachten sie übers ganze Gesicht.
»Ich heiße Sabine. Aber alle nennen mich Bini«, stellte sich das ältere Mädchen vor und reichte allen Kindern die Hand.
»Und ich bin die Gaby«, sagte das kleinere Mädchen lächelnd und begrüßte die anderen ohne Scheu.
»Wollt ihr erst einmal die Fohlen und Pferde sehen? Könnt ihr reiten?« Dominik versuchte, das Vertrauen der beiden zu gewinnen.
»O ja, gern!« Sabine war sofort einverstanden. »Vati hat uns schon erzählt, dass es in Sophienlust viele Tiere gibt. Habt ihr wirklich einen Papagei, der sprechen kann?« Fragend blickte sie Nick an.
»Wir haben sogar zwei. Der eine heißt Habakuk und gehört nach Sophienlust und der andere, Lora, wohnt in Schoeneich. Das ist das Gut meines Vatis. Doch ich erzähle euch das alles später.«
Malu fasste nach der Hand der kleinen Gaby, die ihr ausnehmend gut gefiel. Die Kleine lächelte sie vertrauensselig an.
»Dann fahre ich nach Schoeneich«, erklärte Denise.
»Ich komme am Nachmittag noch einmal vorbei. Nick, sicherlich bleibst du hier?«
»Ja, Mutti. Wo ist denn der Junge?«
»Er hilft seiner Mutti beim Einziehen. Nick, Malu, passt gut auf Bini und Gaby auf. Und setzt sie nicht gleich am ersten Tag in den Sattel.«
»Nein, Mutti«, versprach Dominik enttäuscht, weil er genau das vorgehabt hatte.
Sabine und Gabriele waren so begeistert von allem, dass sie kaum an ihre Eltern dachten. Sie bestaunten die Ponys und kreischten vor Vergnügen, als Habakuk schon bald ihre Namen nachplapperte. Sie waren entzückt von dem Meerschweinchen Micky, das Vicky ihnen voller Stolz zeigte, und setzten sich dann hungrig mit an den langen Tisch, um sich das Mittagessen schmecken zu lassen.
Nach dem Essen liefen die Kinder in den Park und vergnügten sich ein Weilchen an dem Springbrunnen, der vor zwei Tagen wieder in Betrieb gesetzt worden war. Danach hielten sie sich in der Laube auf. Malu erzählte den Kindern ein Märchen. Nick langweilte sich dabei und lief zum Gärtnerhaus. Er war sehr neugierig auf Holger und brannte darauf, dessen Bekanntschaft zu machen.
Die Leute von der Spedition trugen gerade die letzten Möbel ins Haus. Justus saß auf der Bank vor dem Haus und rauchte Pfeife.
»Hallo, Justus!«, rief Nick ihm zu. »Hast du auch geholfen?
»Und ob, junger Herr. Aber jetzt braucht man meine Hilfe nicht mehr. Alles, was nun kommt, ist Frauensache.«
»Sind sie nett?« Dominik deutete auf das Haus.
»Ja, junger Herr.«
»Ob ich mal reingehen darf?«
»Warum nicht, junger Herr. Frau Riedl ist eine liebe Dame. Sie hat mich schon nach dir gefragt.«
»Weiß sie denn, dass ich der Erbe von Sophienlust bin?«, fragte Dominik gespannt.
»Ich glaub schon. Geh nur rein.«
Dominik überlegte nicht lange, sondern trat ins Haus. Er hörte eine helle Jungenstimme, dann die einer Frau. Plötzlich stand Holger vor ihm und sah ihn unfreundlich an. »Wer bist du denn?«, fragte er kurz.
»Dominik von Wellentin-Schoenecker. Und du?« Dominik ärgerte sich über den anmaßenden Ton dieses Jungen so sehr, dass seine Stimme nicht