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Dr. Norden Bestseller 339 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Bestseller 339 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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> Dr. Norden Bestseller – 339 –

      Dr. Norden hatte einige Patienten, bei denen er tägliche Hausbesuche machen mußte. Sein schwerster Fall derzeit war jedoch Ilse Köster, verheiratet seit zehn Jahren mit dem Drogisten Herbert Köster. Sie war vierzig, zwei Jahre älter als er, aber sie hatte das Geld in die Ehe gebracht und die gutgehende Drogerie, die immer noch unter ihrem Mädchennamen Weller geführt wurde.

      Ilse Köster hatte Krebs, aber noch vor einem Jahr hätte niemand für möglich gehalten, daß sie überhaupt je krank werden könnte. Da hatte sie auch jeden Tag im Geschäft gestanden, und mit Maren Axmann, der jungen Verkäuferin, hatte sie sich gut verstanden.

      In den Semesterferien kam auch Ilses jüngerer Bruder Lothar, um sich zu überzeugen, daß das Geschäft auch gut genug gehe, damit er immer seinen Monatsscheck bekommen konnte. Er konnte ein sorgloses Studentenleben führen. Er war Miterbe, aber er sollte den monatlichen Scheck nur bis zum Abschluß seines Studiums bekommen. Der alte Weller hatte seinem lebenslustigen Sohn nie so recht getraut. Er hatte ihm schon während der Schulzeit einige Sorgen bereitet, und jetzt, mit achtundzwanzig Jahren war er immer noch nicht fertig. Er hatte sich eingebildet, Arzt werden zu müssen, schon aus Prestigegründen, aber zuerst hatte er keinen Studienplatz bekommen, weil er den Numerus clausus nicht erbracht hatte, und so hatte er erst Biologie studiert.

      Dr. Norden wußte das alles, denn es hatte Ilse Köster viel Kummer bereitet, daß er so wenig zielstrebig war. Herbert Köster bereitete er noch mehr Sorgen, weil er in letzter Zeit immer mehr Geld haben wollte und manchmal recht unverschämt wurde. Er hielt Herbert vor, daß er seine Schwester ja nicht aus Liebe geheiratet hätte, sondern nur wegen ihres Geldes.

      Eine Liebesheirat war es sicher nicht gewesen, aber sie verstanden sich gut. Es war eine harmonische Ehe geworden und auch jetzt, während ihrer schweren Krankheit, gab es keine Streitigkeiten. Ilse Köster war eine geduldige Kranke.

      Als Dr. Norden an diesem Abend kam, räumte Maren Axmann den Laden auf. Sie war ein sehr apartes Mädchen. Sie war als Waise bei Verwandten aufgewachsen, auch das hatte Dr. Norden nach und nach erfahren, obgleich Maren scheu und nicht mitteilsam war. Sie war sehr ausgenutzt worden, das hatte ihm Herbert Köster erzählt.

      Dr. Norden hatte auch Marens Vertrauen gewonnen gehabt, aber seit einigen Wochen ging sie ihm aus dem Weg, wann immer es ihr möglich war. Warum nur, dachte er auch an diesem Abend wieder, als sie nur verlegen grüßte und dann gleich wieder den Staubsauger anstellte.

      Die Privatwohnung der Kösters lag über dem Geschäft. Es war ein zweistöckiges Haus, das sehr gepflegt wirkte. Auch das gehörte zu Ilse Kösters Erbe, wie auch noch ein anderes Miethaus und verschiedene Grundstücke.

      Es war eine alteingesessene Familie, und Herbert Kösters Eltern waren sehr mit den Wellers befreundet gewesen, aber bei weitem nicht so vermögend wie diese. Schon deshalb waren auch sie sehr an einer Verbindung der beiden Familien interessiert gewesen, aber Herbert Köster war nicht allein deshalb Drogist geworden.

      Er war schon als Junge bei den Wellers ein und aus gegangen und hatte sich sehr für alles interessiert, was es da so zu kaufen gab. Und er hätte Ilse nicht geheiratet, wenn sie sich nicht so gut verstanden hätten. Daß sie zwei Jahre älter war als er, hatte ihn nicht gestört.

      Dr. Norden betrachtete Maren noch mit einem forschenden Blick, und ihm fiel auf, daß sie rundlicher geworden war. Ihm kam da ein Gedanke, den er gar zu gern von sich gewiesen hätte, aber er konnte diesen nicht verdrängen.

      Von Herbert Köster wurde er freundlich begrüßt, aber auch den maß er mit einem besorgten Blick, denn Köster sah matt und deprimiert aus.

      »Ilse geht es wieder schlechter«, sagte er leise. »Sie tut mir so leid.«

      Er tat Dr. Norden leid. Es mußte ihm ja alles über den Kopf wachsen, wenn er keine Nacht richtig schlafen konnte.

      »Sollten wir Ihre Frau nicht doch in die Klinik bringen, Herr Köster?« fragte Dr. Norden leise.

      »Das kann ich ihr nicht antun, nein, das bringe ich nicht übers Herz.«

      »Dann sollten wir doch eine Nachtschwester bestellen. Es wird in diesem Fall sicher möglich sein.«

      Er zuckte resigniert die Schultern, dann fuhr er sich mit der Hand durch das dichte dunkle Haar, das nun jedoch an den Schläfen schon grau wurde.

      Er war ein gutaussehender, sympathischer Mann, eigentlich ein jugendlicher Typ, aber der Kummer hatte seine Spuren schon hinterlassen, und Dr. Norden dachte, daß diese Krankheit sich noch Monate hinziehen könnte. Für Ilse Köster gab es keine Rettung, man konnte ihr nur noch die Schmerzen lindern, aber lange würde Herbert Köster es auch nicht mehr durchhalten, das fürchtete Dr. Norden, und vielleicht litt auch Maren, die tagsüber auch mit die Kranke betreute, so oft sie abkommen konnte.

      Dr. Norden wußte sehr gut, daß die Angehörigen bei solchen Krankheiten oft mehr ausstehen mußten als die Patienten selber, und er hatte es auch schon oft genug erlebt, daß sie es nicht ertragen konnten, auf längere Zeit solches Leiden anzusehen.

      Ilse Köster sah ihn dankbar an, als er an ihr Bett trat. Geistig war sie immer noch da, und selten kam ein Wort der Klage über ihre Lippen.

      »Meinetwegen kommen Sie auch wieder nicht pünktlich zum Essen, Herr Doktor«, sagte sie stockend. »Ich weiß doch noch, wie oft Ihre Frau das damals zu mir sagte, wenn sie bei uns eingekauft hat, aber da habe ich nicht daran gedacht, daß ich auch mal zu Ihren Plagegeistern gehören würde.«

      »Sie sind kein Plagegeist, Frau Köster, Sie sind eine ganz liebe geduldige Patientin.«

      »Aber Hoffnung können Sie mir trotzdem nicht machen, daß es noch mal besser werden könnte. Wunder vollbringt der Herrgott doch nicht, wenn man auch noch soviel betet.« Sie schöpfte Atem. »Geh zu Maren, Berti«, sagte sie zu ihrem Mann. »Sie soll sich nicht übernehmen. Sie hat heute wieder arg blaß ausgesehen. Aber das darf man ihr ja nicht sagen, sie hetzt trotzdem rauf und runter. Vielleicht sollten Sie ein Machtwort sprechen, Herr Dr. Norden.«

      Ihn erstaunte es immer wieder, wie sie an allem teilnahm und tatsächlich auch noch wahrnehmen konnte, was um sie herum vor sich ging. Sie hörte auch noch Radio, und manchmal wollte sie auch fernsehen.

      Herbert Köster hatte das Zimmer verlassen. Ilse winkte Dr. Norden, der die Injektion aufzog, noch dichter zu sich heran.

      »Wie lange werde ich noch zu leben haben, Herr Doktor?« fragte sie leise, aber deutlich und ohne zu zögern. »Ich will es wissen.«

      »Aber das kann ich nicht sagen und auch sonst niemand«, erwiderte er.

      »Aber Hoffnung gibt es doch keine? An das Wunder glaube ich schon lange nicht mehr. Ich muß Ihnen etwas sagen. Ich habe mein Testament gemacht. Das liegt schon ein paar Wochen zurück. Es liegt in meinem Sekretär. Ich möchte nicht, daß es verschwindet. Würden Sie es bitte an sich nehmen und wenn es sein muß, auch bestätigen, daß ich es bei klarem Verstand geschrieben habe?«

      »Warum bestellen Sie nicht einen Anwalt oder Notar?« fragte er.

      »Weil es Berti dann merken würde. Er geht nicht an meine Sachen, aber wenn Lothar kommt, da bin ich nicht sicher. Er ist mein Bruder, aber ich trau’ ihm nicht. Das möchte ich auch sagen. Er redet immer davon, daß sich Berti in ein gemachtes Nest gesetzt hat und davon profitiert, aber das stimmt nicht. Mein Mann arbeitet sehr hart, und er hat auch gesorgt, daß immer alles stimmt. Er hat nichts genommen, er hat alles noch vermehrt, Lothar kommt nur, um abzukassieren. Unter meinem Kopfkissen liegt mein Täschchen, da ist der Schlüssel zur Schublade drin. Bitte, nehmen Sie den Umschlag an sich, zu Ihnen habe ich Vertrauen.«

      »Ich darf das nicht, Frau Köster«, sagte Daniel Norden.

      »Aber Sie könnten es zu einem Anwalt oder Notar bringen. Er kann Ihnen doch eine Quittung geben, dann hat alles seine Ordnung, und keiner kann Ihnen was anhaben. Ich weiß ja, wie das ist. Die Wellers waren auch immer korrekt, und mein Mann ist es auch. Er soll nicht denken, daß ich ein Testament gemacht habe, weil ich ihm nicht traue. Aber ich habe meine Gründe, alles genau zu bestimmen, so, wie es auch mein Vater gemacht hat.« Sie sah den Arzt flehend an. »Sie werden doch tun, worum ich Sie bitte?«

      »Es ist


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