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Butler Parker Classic 38 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Classic 38 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Ich möchte nur wissen, wie lange dieser Blödsinn noch andauern soll«, sagte Anwalt Mike Rander und schüttelte amüsiert den Kopf, als Butler Josuah Parker ihm die Morgenzeitung reichte. »Sehen Sie sich mal diese verrückte Schlagzeile an. Schon wieder unbekannte Flugobjekte gesichtet.«

      »Nicht nur dies, Sir«, erklärte Josuah Parker gemessen. »Man will jetzt sogar schon Marsmenschen gesichtet haben. Falls Sie sich die Mühe machen wollen und die Innenseiten aufschlagen, werden Sie eingehende Berichte von Augenzeugen finden.«

      »Dumme Massenhysterie«, sagte Mike Rander kopfschüttelnd. »Aber so ist das in jedem besonders heißen Sommer. Die Zeitungen heizen die Phantasie ihrer Leser an und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen, wenn die Augenzeugenberichte eintreffen.«

      »Ich habe mir die Zeit genommen, Sir, diese Augenzeugenberichte genau zu studieren«, meinte der Butler. Josuah Parker stand stocksteif neben dem Sessel seines jungen Herrn und legte ihm das Frühstück vor. Parker trug seine kleine Dienstkleidung. Zur pechschwarzen Hose kam die knappsitzende, gestreifte Weste. Schneeweißer Eckkragen und dunkler Binder waren bei ihm ohnehin obligatorisch.

      »Seit wann lesen Sie solche Berichte?« spottete Mike Rander. »Sind Sie von dieser Hysterie auch angesteckt worden? Keine Sorge, in spätestens zwei oder drei Wochen werden die Zeitungen wieder mal vom Loch-Ness-Ungeheuer berichten. Das ist nun mal so in der Saure-Gurken-Zeit. Sie sollten das inzwischen wissen, Parker.«

      »Diese Augenzeugenberichte waren äußerst interessant«, sagte der Butler, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Sie waren, möchte ich sagen, bestürzend aufschlußreich.«

      »Aufschlußreich?« Rander setzte die angehobene Kaffeetasse ab und sah seinen Butler erstaunt an. »Worauf wollen Sie hinaus?«

      »Ich möchte mir erlauben, Sir, Sie auf die Tatsache hinzuweisen, daß sämtliche Augenzeugenberichte von einer einzigen Person geschrieben worden sein könnte.«

      »Na bitte!« Mike Rander lachte auf. »Einen besseren Beweis für die Massenhysterie gibt es doch gar nicht.«

      »Darf ich mir erlauben, Sir, Ihnen zu widersprechen?«

      »Natürlich! Was haben Sie also entdeckt?«

      »Ich würde sagen, Sir, daß Hysterie die Phantasie beflügelt. Mit anderen Worten, abgesehen von einigen Grundtatsachen, müßten die einzelnen Augenzeugenberichte in Details erheblich voneinander abweichen. Was sie aber auf keinen Fall tun.«

      »Soll das heißen, daß alle Augenzeugenberichte von gleichen Details sprechen?«

      »In der Tat, Sir! Falls Sie die bewußten Augenzeugenberichte lesen, würden Sie sich erheblich wundern, wenn mich nicht alles täuscht.«

      »Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht, Parker. Wo sind die Berichte? Die will ich jetzt lesen!«

      »Ich habe mir erlaubt, Sir, eine Sammlung dieser Augenzeugenberichte anzulegen. Wenn ich Ihnen dienen darf?«

      Während Parker noch redete, legte er seinem jungen Herrn eine ledergebundene Mappe vor, in der sich ausgeschnittene Zeitungsartikel befanden.

      »Ich möchte Sie noch darauf hinweisen, Sir«, sagte er dann, »daß ich alle wichtigen Zeitungen der Stadt und des Bundesstaates ausgewertet habe. Und das über einen Zeitraum von drei Wochen!«

      »Was versprechen Sie sich davon, Parker?« Mike Rander sah nur kurz hoch und blätterte dann die einzelnen Ausschnitte durch. »Wie ich Sie kenne, haben Sie das doch bestimmt nicht aus Langeweile getan.«

      »Gewiß nicht, Sir. Ich vermute, daß hier auf der Erde seit drei Wochen tatsächlich Marsmenschen gelandet sind, oder daß hier systematisch ein Serienverbrechen vorbereitet wird!«

      »Aha, daher pfeift also der Wind!« Rander schmunzelte. »Sie wittern natürlich einen besonders deftigen Kriminalfall, oder?«

      »Ich bin in der Tat äußerst mißtrauisch und besorgt«, gestand der Butler.

      »Na schön, dann will ich mich mal überraschen lassen!« Rander nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse und widmete sich den Ausschnitten. Josuah Parker verließ auf unhörbaren Sohlen den großen Salon und ging hinaus auf den weiträumigen Dachgarten, der auf dem Flachdach eines Bürohochhauses hart am Michigan-See in Chikago angelegt worden war.

      Die Sonne lastete wie flüssiges Blei auf der Stadt. Über dem See stand milchig-weißer Dunst. Selbst hier oben auf dem Dachgarten war der scharfe Geruch des heißen, weichen Asphalts zu riechen.

      Seit Wochen war kein Tropfen Regen vom Himmel gefallen. Der Rasen im nahen Lincoln Park war verbrannt. Die Hitze des Äquators schien sich zum Michigan-See verlagert zu haben. Die Menschen in der riesigen Stadt litten derart unter der sengenden Glut, daß sie kaum noch über das Wetter schimpften und sich apathisch durch die Tage schleppten.

      Parker sah vorsichtig zum blauen Himmel hoch und beschattete seine Augen mit der flachen Hand. Weit und breit war nicht die Andeutung einer Wolke zu sehen.

      Und dennoch konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, daß sich irgendwo über der Stadt ein gewaltiges Gewitter zusammenbraute...

      *

      Fast zu dieser Stunde rollte ein mittelgroßer Lieferwagen mit Kastenaufbau durch die Straßen von Chikago und steuerte die Filiale der North Western Chikago Bank an.

      Dieser graugestrichene Lieferwagen ging im üblichen Verkehr unter. Nichts Besonders war an ihm. Am Steuer saß ein durchschnittlich aussehender Mann von etwa dreißig Jahren, der einen verwaschenen grauen Arbeitsanzug trug.

      Dieser Mann stand zwar Todesängste aus, doch davon war außerhalb des Wagens nichts zu sehen. Konzentriert, fast vorsichtig, bremste er in der Nähe der Bankfiliale ab und hielt in Höhe der parkenden Personenwagen am Straßenrand.

      Dann setzte der graue Kastenlieferwagen schnell und geschickt zurück. Die Zwillingsreifen der Hinterachse rollten über den niedrigen Bordstein und prallten weich gegen die erste Stufe der breiten Treppe, die hinauf zum Portal der Bankfiliale führte.

      Sekunden später sackte der Fahrer in sich zusammen und fiel seitlich auf die Fahrerbank.

      Die hintere Tür des Lieferwagens wurde von innen aufgedrückt.

      Dann geschah etwas, was das Blut der Zuschauer mehr oder weniger leicht gefrieren ließ.

      Sechs seltsam anmutende Gestalten purzelten förmlich aus dem Kastenaufbau und liefen mit der Eilfertigkeit kleiner Kinder über die restliche Treppe hinauf zum Portal, um in der Bankfiliale zu verschwinden.

      Der Vergleich hinsichtlich der eilfertigen Kinder stimmte sogar in etwa.

      Die Gestalten waren fast klein zu nennen. Sie erinnerten an Gnome, wie Zeugen später übereinstimmend aussagten. Und übereinstimmend wurde später ebenfalls ausgesagt, es habe sich um Bewohner eines fremden Planeten gehandelt.

      Auch diese Beschreibung stimmte in etwa.

      Die sechs kleinen, schmalen Männer trugen Raumfahrerhelme, silbern glänzende Raumfahreranzüge und Atemgeräte auf dem Rücken. Auf den Helmen befanden sich je zwei fast gleichlange Antennen, die an dünne, überdimensional große Hörner oder Insektenfühler erinnerten.

      Diese sechs Männer trugen seltsam geformte Instrumente. Sie erinnerten an eine Kreuzung aus Maschinenpistolen und Flammenwerfer. Auch diese seltsamen Geräte waren so glänzend, als handele es sich um frisch poliertes Tafelsilber.

      Die Passanten in der Nähe der Bankfiliale brauchten einige Sekunden, bis sie sich von ihrer Überraschung erholt hatten. Und als sie endlich klar sahen, waren im Schalterraum der Bankfiliale dumpfe, explosionsartige Geräusche zu hören, die an schallgedämpfte Schüsse erinnerten.

      Weitere Sekunden später tauchten die sechs fast klein zu nennenden Raumfahrer wieder auf.

      Sie schleppten sich mit einigen Jutesäcken ab, die prall gefüllt waren.

      Die sechs Raumfahrer von irgendeinem Stern liefen eilfertig zurück zu dem wartenden Wagen und verstauten die Jutesäcke im Kastenaufbau.

      Die


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