Der exzellente Butler Parker 24 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Ihnen, daß es hochinteressant ist.«
»Das hoffe ich in Ihrem Interesse auch«, stellte Lady Agatha grimmig fest. »Andernfalls müßte ich Sie nämlich ein wenig zur Rechenschaft ziehen, weil Sie es wagen, einer vielbeschäftigten Frau die Zeit zu stehlen.«
»Sie wollen nicht unbedingt zusammen mit Mylady gesehen werden?« erkundigte sich Parker höflich, während er seinen Privatwagen aufschloß und einladend die Fondtür aufhielt. »Sie können sicher auch einen Grund dafür nennen?«
»Lassen Sie uns erst mal abfahren, auf dem Weg in die City erkläre ich Ihnen alles«, wehrte der Mann in Violett ab und kletterte hastig in Parkers hochbeiniges Monstrum. »Sie werden es jedenfalls nicht bereuen, mit mir zu sprechen.«
»So ähnlich äußerten Sie sich bereits, sagen Sie mir endlich, um was es sich handelt«, forderte die Detektivin und sah den etwa Fünfundvierzigjährigen ungeduldig von der Seite an.
»Ich hörte per Zufall, daß Sie eine Boutiquenkette besitzen, Madam, das ist doch richtig, oder?«
»Ach, tatsächlich?« wunderte sich Lady Agatha, die im Lokal nicht mitbekommen hatte, mit welchen Informationen Parker den wißbegierigen Kellner versorgt hatte. »Was sage ich dazu, Mister Parker?« wandte sie sich an den Butler, der die Bemerkung des Smokingträgers gehört hatte und umgehend reagierte.
»Normalerweise legt Mylady keinen Wert darauf, daß dies bekannt wird«, meldete er sich von vorn würdevoll. »Mylady schätzt es, mehr aus dem Hintergrund zu agieren und nicht aus selbstsüchtigen Motiven das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu lenken.«
»Das haben Sie sehr treffend formuliert, Mister Parker«, bestätigte Agatha Simpson, die nach wie vor nicht wußte, um was es ging. »In der Tat lege ich auf eine gewisse Zurückhaltung Wert.« Sie nickte gewichtig zu ihren Worten und sah dabei ungemein respektheischend aus.
»Ich besitze also eine Kette von Boutiquen«, erinnerte die Detektivin ihren Gast. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Möglicherweise möchten Sie Mylady in dieser Sache ein Angebot unterbreiten?« vermutete Parker höflich vom Vordersitz her, während er seinen Wagen Richtung Innenstadt lenkte.
»So ist es.« Der Mann im violetten Smoking nickte bestätigend und wandte sich eifrig der Lady zu. »Ich kann Ihnen die neuesten Modelle lange vor der offiziellen Vorstellung auf den einschlägigen Messen und Veranstaltungen besorgen«, erklärte er. »Dazu weit unter Preis und in bester Qualität selbstverständlich. Allerdings ist eine gewisse Mindestabnahme erforderlich, aber das ist ja schließlich überall so.«
»Was sage ich dazu, Mister Parker?« fragte Lady Agatha. »Äußern Sie meine Meinung zu diesem Angebot!« Sie lehnte sich zufrieden in ihrem Sitz zurück und wartete gespannt auf Parkers Antwort. Sie war überzeugt davon, völlig auf dem laufenden zu sein und wollte dies nur von Parker bestätigt wissen.
»Ein durchaus bemerkenswertes Angebot«, gab der Butler zu. »Darf man fragen, wie es Ihnen möglich ist, eine derartige Offerte zu unterbreiten?«
»Man hat halt so seine Beziehungen«, wich der Mann im Smoking aus. »Und natürlich den richtigen Riecher. Sie wissen selbst, wie wichtig der in der Branche ist. Auf jeden Fall können wir die Modelle sämtlicher renommierter Designer liefern, bevor die überhaupt der Fachwelt und der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.«
»Nun sind die englischen nicht unbedingt sehr bedeutend, junger Mann«, bedauerte Lady Agatha. »In erster Linie sind ja Modelle aus Frankreich und Italien gefragt, wie Sie sicher wissen, wenn Sie wirklich aus der Branche sind«, bewies sie erstaunliches Fachwissen.
»Und Modelle aus Japan und zunehmend auch aus Deutschland«, trumpfte ihr Fahrgast auf. »Aber wie gesagt, wir liefern Ihnen, von wem immer Sie wollen, und das lange vor der eigentlichen Vorstellung.«
»Könnte man Sie möglicherweise als sogenannten Kopisten bezeichnen, Sir?« erkundigte sich Parker gemessen.
»Nennen Sie mich, wie Sie wollen, wichtig ist nur, daß ich Ihnen ein Angebot unterbreiten kann, das Sie von niemandem sonst bekommen können«, wehrte der Mann in Violett ab. »Der Mindestwert der Erstbestellung sollte hunderttausend Pfund betragen, aber das ist für Sie natürlich ein Klacks, wenn Sie ’ne ganze Kette von Läden haben«
»Haben Sie möglicherweise auch jene Dame beliefert, die auf der Modenschau gestern nachmittag ein wenig aus der Rolle fiel und den Laufsteg stürmte?« setzte Parker seine Befragung fort.
»Das konnte ja keiner ahnen, daß die so ausflippt«, beschwerte sich der Smokingträger. »Meine Firma hat sie mit einer tollen Kollektion beliefert, und sie wird damit glänzende Geschäfte machen. Wir haben ihr ausdrücklich gesagt, daß es sich dabei um Modelle handelt, die auf dieser Modenschau zum erstenmal der Öffentlichkeit gezeigt werden. Es ist mir schleierhaft, warum sie sich trotzdem so benommen hat.«
»Die Dame hatte dem Alkohol zugesprochen, das habe ich deutlich bemerkt«, stellte Lady Agatha fest. »Sie sollten sich Ihre Kunden sorgfältiger aussuchen, junger Mann.«
»Da haben Sie recht, Madam. Aber Sie machen mir nicht den Eindruck, als könnte bei Ihnen was schieflaufen.«
»Wer weiß?« Agatha Simpson lächelte versonnen. »Ich bin immer für eine Überraschung gut, nicht wahr, Mister Parker?«
»In der Tat, Mylady. Aber Mylady sind auch als nüchterne und erfolgsorientierte Geschäftsfrau bekannt, die deshalb ein solch interessantes Angebot wohlwollend überdenken wird.«
»Das ist sehr richtig, Mister Parker, nicht umsonst habe ich soviel Erfolg«, bestätigte die Detektivin ein wenig zweideutig und nickte zufrieden.
*
»Es war ein Fehler, den Mann einfach so aussteigen zu lassen«, stellte Lady Agatha später fest, als man sich wieder im altehrwürdigen Fachwerkhaus in Shepherd’s Market befand. »Ich hätte ihn besser noch ein wenig verhört, aber Sie waren viel zu voreilig, Mister Parker.« Die Detektivin sah den Butler an und nippte ausgiebig an ihrem Glas, um ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
»Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit untröstlich«, versicherte Parker ungeniert. »Man wird sich bemühen, dies künftig zu vermeiden.«
»Ich weiß nicht mal, wer der Kerl war«, fuhr die Lady fort.
»Und dieser Bursche hat Ihnen einfach so die Lieferung dieser Modellimitationen angeboten, ohne Sie zu kennen, Mylady?« wunderte sich Mike Rander. »Ich muß sagen, das halte ich für außerordentlich leichtsinnig.«
»Ich mache eben einen vertrauenswürdigen Eindruck«, stellte Agatha Simpson fest. »Außerdem werde ich den Manager des Lokals verklagen.«
»Was hat er denn angestellt?« erkundigte sich Kathy Porter lächelnd. Lady Agatha hatte bislang nur die Episode mit ihrem seltsamen Fahrgast erwähnt und ihren Aufenthalt im »Le Point« nur kurz gestreift.
»Er hat es gewagt, mir Haus verbot zu erteilen«, teilte die Lady ihrer Gesellschafterin und Sekretärin grimmig mit. »Stellen Sie sich das mal vor, Kindchen!«
»Eine ausgemachte Unverschämtheit, Mylady«, bestätigte Mike Rander und grinste dazu jungenhaft. »Ich möchte wetten, daß dazu nicht der geringste Grund bestand, oder?«
»Eine bedauerliche Verwechslung, Sir«, ließ sich Parker würdevoll vernehmen. »Man lastete Mylady versehentlich eine kleine Auseinandersetzung an und beschuldigte sie der Urheberschaft.«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein, doch nicht Sie, Mylady, das liegt doch ganz und gar nicht auf Ihrer Linie«, rief Kathy Porter aus und wandte sich schnell ab, um aufsteigendes Lachen zu unterdrücken. Sie kannte das Temperament der älteren Dame nur zu gut und hatte sie oft genug in Aktion erlebt. Sie konnte sich die Geschehnisse im Lokal gut vorstellen, ohne Näheres darüber gehört zu haben. Auch Mike Rander drehte sich plötzlich um und sah angestrengt aus dem Fenster, als hätte er dort etwas Interessantes entdeckt. Seine Schultern zuckten verhalten und verrieten, daß auch er mit einem Heiterkeitsausbruch zu kämpfen hatte.
»Wie