Der exzellente Butler Parker 4 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
kurze Prüfung sagte ihm, daß diese Brieftaschen mit Sicherheit gestohlen worden sein mußten. Dies ging schon aus den Namen und Adressen hervor, die Parker interessiert zur Kenntnis nahm. Die Eigentümer der Gegenstände wohnten in London, Cambridge, Manchester und Dover.
Der Butler packte alles in die beiden Taschen zurück und widmete sich wieder dem Kurs des Hausbootes, zumal ihm jetzt andere Boote begegneten. Nach wie vor machte alles einen recht friedlichen Eindruck.
Die beiden Motorbootbenutzer, die sich ins Schilf geflüchtet hatten, waren noch nicht in Erscheinung getreten. Es war allerdings mehr als fraglich, ob sie sich noch mal mit Mylady und mit ihm anlegen würden. Sie mußten ja schließlich davon ausgehen, daß man inzwischen den Inhalt der beiden Sporttaschen zur Kenntnis genommen hatte.
Parker passierte gerade einen weiteren Seitenarm und wurde erst im letzten Moment auf ein kleines Hausboot aufmerksam, das ein wenig windschief und mit Schlagseite im seichten Wasser hing. Am Heck des Bootes stand eine Frau, die heftig gestikulierte und winkte.
Parker war ein ungemein höflicher Mensch und winkte erst mal verhalten zurück. Dann lüftete er die schwarze Melone und merkte dabei, daß die Frau auf sich aufmerksam machen wollte. Sie schwenkte sogar ein Badetuch und deutete immer wieder in das Innere des Hausbootes.
Josuah Parker nahm sofort eine Kursänderung vor.
Er steuerte in engem Bogen den Seitenarm an und brauchte nur wenige Minuten, bis er die Hilferufe der Frau wahrnehmen konnte. Dabei sah er deutlich, daß ihr leichtes Sommerkleid oben an der Schulter und an der rechten Seite stark zerrissen war. Als er noch näher heran war, entdeckte er eingetrocknete Blutspuren am linken Mundwinkel der immer noch Winkenden.
»Was ist denn, Mister Parker?« ließ Lady Agatha sich vernehmen. Sie hatte endlich auch einen schwachen Hilferuf mitbekommen, stemmte sich hoch und fühlte sich sofort angesprochen, als sie die Hilferufende sah.
»Einen Moment, meine Gute«, donnerte die ältere Dame mit ihrer tiefen und tragfähigen Stimme zum anderen Hausboot hinüber. »Ich werde Ihnen sofort helfen.«
Josuah Parker brachte den breiten, stumpfen Bug an das Heck des anderen Bootes und stellte die beiden Motoren ab. Er ging durchaus würdevoll nach vorn, machte die beiden Boote miteinander fest und stieg über.
»Darf man Ihnen Hilfe anbieten, Madam?« erkundigte er sich dann in seiner höflichen Art.
Sie nickte und ... wurde ohnmächtig. Die Beine kündigten ihr den Dienst und ließen sie in sich zusammenrutschen. Diskret, aber durchaus gekonnt war Parkers Hilfe. Er fing die vielleicht fünfundvierzigjährige Frau geschickt auf und legte sie auf eine gepolsterte Bank.
»Mister Parker, keine Vertraulichkeiten«, hörte er dann hinter sich Lady Agatha, die wieder mal total mißverstand. »Reißen Sie sich zusammen!«
*
»Sie haben meinen Mann mitgenommen«, sagte die Frau schluchzend. »Sie haben ihn einfach verschleppt ... Helfen Sie ihm!«
Sie war wieder zu sich gekommen, nachdem der Butler sie mit einem Kognak aus Myladys Beständen erfrischt hatte. Die Frau saß hilflos auf der Bank und blickte den Butler beschwörend an.
»Natürlich werde ich Ihnen helfen, meine Liebe«, meinte die ältere Dame eindringlich.
»Vielleicht könnte man Einzelheiten in Erfahrung bringen?« Parker reichte ihr ein nasses Tuch. »Was genau, Madam, trug sich hier zu?«
»Zwei Männer waren plötzlich an Bord«, lautete die schluchzende Antwort. »Wir hatten nichts gehört, Clay und ich. Plötzlich waren sie einfach da und wollten Geld und Schmuck haben.«
»Kam es dabei zu einer Auseinandersetzung?« forschte Parker weiter.
»Clay regte sich schrecklich auf«, berichtete die Frau. »Clay ist mein Mann, verstehen Sie? Er regte sich also auf und wollte sie von Bord jagen. Aber dann schlugen sie ihn einfach zusammen. Und mich danach auch. Sie waren ungewöhnlich brutal.«
»Zwei Männer, die möglicherweise maskiert waren, Madam?«
»Sie trugen Taucherbrillen, diese breiten Masken, wie man sie für den Unterwassersport braucht. Außerdem hatten sie Waffen bei sich.«
»Wann, Madam, fand der Überfall statt?« fragte Parker.
»Vor einer halben Stunde ungefähr«, lautete die Antwort. »Ich habe gerade noch gesehen, wie sie Clay mit in ihr Boot nahmen. Dann wurde ich wieder ohnmächtig.«
»Könnten die Gangster etwa die Subjekte sein, die Sie nicht festgehalten haben, Mister Parker?« fragte Lady Agatha.
»Wohl kaum, wie Mylady dies sicher bereits auszurechnen beliebten«, gab Parker höflich zurück. »Zeitlich und technisch waren die beiden Männer kaum in der Lage, dieses Hausboot zu besuchen.«
»Sie haben meinen Mann mitgenommen.« Die Fünfundvierzigjährige wollte aufstehen, doch sie schaffte es nicht und weinte.
»Hatten Sie Bargeld an Bord, Madam?« Parker blickte prüfend auf den See hinaus. Dort herrschte reger Bootsverkehr. Segel- und Motorboote kreuzten auf dem Wasser. Kanufahrer wechselten sich mit Ruderbooten ab.
»Nein, kein Bargeld«, erwiderte sie. »Clay und ich hatten nur Reiseschecks und Scheckbücher dabei. Natürlich auch Kreditkarten.«
»Die man mitgenommen haben dürfte, Madam?«
»Ich denke schon.« Sie richtete sich ein wenig auf und deutete hinunter in die relativ große Wohnkabine des Hausbootes. »Die beiden Gangster haben den Wandschrank aufgebrochen.«
»Sie werden Ihren Mann mit Sicherheit bald Wiedersehen, Madam«, versicherte Parker ihr. »Man wird ihn mitgenommen haben, damit er Bargeld abhebt.«
»Das Sie wiederbekommen werden, meine Liebe«, beruhigte Lady Simpson sie. »Ich verbürge mich dafür. Mister Parker, lassen Sie sich etwas einfallen. Die Gute hier braucht ärztliche Behandlung.«
»Zudem sollte und müßte man die einschlägigen Behörden verständigen«, schlug Josuah Parker vor.
»Das höre ich aber gar nicht gern.« Sie runzelte die Stirn.
»Noch dürfte der Tatbestand einer Entführung gegeben sein, Mylady.«
»Nun gut.« Sie war widerwillig einverstanden. »Aber die Polizei wird natürlich alles unnötig komplizieren, Mister Parker. Man kennt das ja. Ich werde dieses Hausboot zum Yachthafen zurückbringen.«
»Das Boot, Mylady, hat Schlagseite«, erinnerte der Butler. »Vielleicht sollte man hilfswillige Wassersportler alarmieren.«
»Tun Sie, was ich für richtig halte«, gab sie zurück. »Ich lasse Ihnen da freie Hand.«
»Bitte, helfen Sie meinem Mann«, bat die schluchzende Frau. »Ich will nicht weg vom Boot. Wenn er zurückkommt und ich nicht da bin, dann ...«
»Mister Parker, was sehe ich da?« Agatha Simpson trat an die Heck-Reling und deutete auf den See. Parker sah selbstverständlich ebenfalls die beiden Wasserski-Jets, die mit hoher Fahrt den Seitenarm ansteuerten.
Parker machte sich innerlich bereit, einen möglichen Überfall abzuwehren.
*
Sie entpuppten sich als Angestellte des Ferienhotels.
Die beiden jungen, drahtigen Männer brachten gute Nachrichten. Clay Lantam, wie der Entführte hieß, hatte sich leicht entnervt im Ferienhotel eingefunden und die Polizei alarmiert. Daraufhin waren die beiden Hotelmitarbeiter auf ihre Wasserski-Jets gestiegen, um sich um Susan Lantam zu kümmern.
»Es geht ihm wirklich gut, Madam«, versicherte einer der beiden Angestellten nachdrücklich. »Aber es stimmt schon, was Mister Parker da gerade gesagt hat: Ihr Mann wurde gezwungen, einen größeren Geldbetrag abzuheben.«
»Was bedeutet schon Geld?« Susan Lantam war überglücklich. »Hauptsache, Clay ist in Ordnung. Ich will sofort zu ihm.«
»Wir