Der exzellente Butler Parker 23 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
hat der Bursche seine Entschädigung zum Fenster rausgeworfen, statt sie vernünftig zu investieren«, meinte der Anwalt, an Parker gewandt. »Was machen wir denn mit den beiden Gestalten?«
»Möglicherweise sollte man die Herren bitten, sich bis zur vollständigen Klärung der Angelegenheit zur Verfügung zu halten«, schlug der Butler vor und schritt auch sofort zur Tat.
Es dauerte kaum zwei Minuten, bis er die Männer so mit zähem Paketband umwickelt hatte, daß sie keinen Finger mehr rühren konnten. Anschließend versenkte er sie mit Randers Hilfe in einer bauchigen Regentonne, die aber nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt war.
*
»Meinen Sie wirklich, daß Rodney die Burschen geschickt hat, Parker?« erkundigte sich Rander.
»Man sollte die diesbezügliche Aussage mit der gebotenen Skepsis zur Kenntnis nehmen, falls der Hinweis erlaubt ist, Sir«, erwiderte der Butler.
Er hatte soeben im Schein seiner Bleistiftlampe den Boden des hochbeinigen Monstrums einer kurzen Inspektion unterzogen. Erwartungsgemäß fand sich eine Eisensäge. Aber allem Anschein nach war der ungebetene Mechaniker nicht dazu gekommen, seine Arbeit in Angriff zu nehmen. Die Bremsleitungen waren noch unversehrt.
»Die Burschen machen nicht den Eindruck, als hätten sie solch einen Auftrag zum ersten Mal übernommen«, fuhr der Anwalt fort. »Mich würde nicht wundern, wenn wir es mit Angehörigen der Londoner Szene zu tun hätten, Parker.«
»Ein Eindruck, der sich auch meiner bescheidenen Wenigkeit geradezu unwiderstehlich aufdrängt, Sir«, pflichtete der Butler ihm bei.
»Daß die Burschen mich für Myrtle gehalten haben, klingt auch nicht besonders glaubhaft«, meinte Rander nach einer kurzen Pause des Nachdenkens.
»In diesem Zusammenhang dürfte es der Beachtung wert sein, daß die Herren sich Myladys Fahrzeug zuwandten«, erinnerte Parker. »Eine Verwechslung mit Professor Myrtles Automobil dürfte als schlechthin ausgeschlossen gelten.«
Mit der schwarzbehandschuhten Rechten deutete der Butler auf den weißen Bentley des Archäologen, der auf der gegenüberliegenden Hofseite parkte.
»Stimmt«, nickte Rander. »Das läßt nur den Schluß zu, daß man es in Wahrheit auf Sie und Mylady abgesehen hat.«
»Eine Feststellung, der man sich nur mit allem Nachdruck anschließen kann, Sir.«
»Sie denken an die Begegnung heute morgen, Parker? An die beiden Typen im stahlblauen Chevrolet?«
»In der Tat, Sir.«
»Aber es waren bestimmt nicht nur Rachegelüste nach der peinlichen Niederlage, die hinter diesem mißglückten Anschlag stecken, Parker.«
»Keineswegs und mitnichten, Sir. Eher dürfte die Absicht zu vermuten sein, Mylady und meine Wenigkeit nachhaltig an einer nächtlichen Besichtigung des Ausgrabungsgeländes zu hindern.«
»Das legt den Schluß nahe, daß es in dieser kühlen Nacht am Grab des Keltenfürsten heiß hergeht. Wie wär’s mit einer kleinen Ausfahrt, Parker?«
»Ein Vorschlag, den meine bescheidene Wenigkeit soeben auch unterbreiten wollte, Sir«, sagte der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung.
Anschließend öffnete er dem Anwalt die Beifahrertür und begab sich hinter das Lenkrad. Sekunden später rollte das schwarze, schwerfällig wirkende Gefährt vom Hof...
*
Als Parker von der Landstraße in den schmalen Wirtschaftsweg einbog, der zum Ausgrabungsgelände führte, schaltete er die Scheinwerfer aus. Im blassen Mondlicht hatte auch Mike Rander keine Mühe, die sanften Windungen des Weges durch Wald und Sumpfland zu erkennen.
Ein kleines Stück jenseits des Dammes, auf dem man morgens mit den nicht sehr höflichen Chevrolet-Insassen zusammengetroffen war, ließ den Butler sein hochbeiniges Vehikel seitwärts in den Wald rollen und stellte den Motor ab.
»Wenn wir uns rechts vom Weg halten, können wir uns dem Grab von den Hügeln her nähern und haben einen freien Überblick über das Gelände«, meinte der Anwalt.
»Eine Anregung, der man unverzüglich folgen sollte, falls der Hinweis genehm ist, Sir«, pflichtete Parker seinem Begleiter bei.
Mit traumwandlerischer Sicherheit schritt die schwarzgewandete Gestalt des Butlers in der Dunkelheit des kleinen Waldstücks voran. Nicht das leiseste Knacken eines Astes wurde hörbar, während Parker zielstrebig Fuß vor Fuß setzte.
»Allein hätte ich mir in dieser Finsternis bestimmt schon das Genick gebrochen«, murmelte Rander und stieg tastend über einen umgestürzten Baumstamm.
Wenige Minuten später hatten die Männer den Waldsaum erreicht und traten in freies, hügeliges Gelände. Am Himmel waren inzwischen dünne Schäfchenwolken aufgezogen, die das Mondlicht dämpften, ohne die silberne Scheibe ganz zu verdecken.
»Haben Sie das auch gehört, Parker?« fragte Rander im Flüsterton und blieb lauschend stehen.
»Falls man sich nicht gründlich täuscht, dürfte es sich um zwei Personen- und einen Lastwagen handeln, Sir«, meinte Parker, der die Motorengeräusche ebenfalls vernommen hatte.
Die Männer beschleunigten ihre Schritte, bis sie von einer Hügelkuppe auf das in blassem Mondlicht liegende Ausgrabungsgelände sehen konnten.
»Verdammt!« knurrte der Anwalt. »Wir kommen zu spät, Parker.«
Gerade setzten sich die drei Fahrzeuge in Bewegung. Der stahlblaue Chevrolet fuhr an der Spitze des kleinen Konvois. Ein Lastwagen mit Kastenaufbau folgte in geringem Abstand. Ein zweiter Straßenkreuzer amerikanischer Bauart, vermutlich ein Buick, bildete die Nachhut.
»Möglicherweise darf man Ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Fahrzeuge lenken, die noch vor dem Eingang der Grabkammer parken, Sir«, ließ der Butler sich mit gedämpfter Stimme vernehmen.
»Die werden doch wohl der Wachmannschaft gehören«, meinte Rander. »Hoffentlich haben die Gangster die Jungs nicht gleich kaltgemacht.«
»Diese unerfreuliche Möglichkeit sollte man keinesfalls von vornherein ausschließen, Sir«, erwiderte Parker, während er gemessen den Hügel hinabschritt und dabei verstreut stehende Weidenbüsche als Deckung nutzte. »Näheren Aufschluß dürfte eine Besichtigung der Grabkammer erbringen, falls der Vorschlag genehm ist.«
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