Der exzellente Butler Parker 16 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
London zurückgekehrt und hatte die Stellung im Hause Simpson angetreten. Als Rander einige Zeit später folgte und an der nahegelegenen Curzon Street eine Kanzlei eröffnete, hatte der Butler ihn im Haus seiner Herrin eingeführt.
Mylady hatte den blendend aussehenden Anwalt – eine betont sportliche Erscheinung mit braungebranntem Teint – unverzüglich in ihr Herz geschlossen und ihn sogar mit der Verwaltung ihres schwer zu beziffernden Vermögens betraut.
In der Villa in Shepherd’s Market war Mike Rander auch zum erstenmal Myladys Gesellschafterin, der attraktiven Kathy Porter, begegnet. Daß er die junge Dame mit dem Kastanienschimmer im dunklen Haar und den leicht mandelförmig geschnittenen Augen mindestens schätzte, war nicht zu übersehen. Myladys Traum, die »Kinder« bald vor den Traualtar führen zu können, hatte sich bisher jedoch nicht erfüllt.
»Ist das wieder ein Sauwetter!« schimpfte Mike Rander, noch ehe er die Hausherrin begrüßte.
»Mir kann das Wetter nichts anhaben, mein Junge«, verkündete Agatha Simpson strahlend.
»Wirklich nicht, Mylady?« wunderte sich Kathy Porter, die auf dem Sofa neben der älteren Dame Platz genommen hatte.
»Mir tun die armen Leute leid, die keine sinnvolle Beschäftigung haben und nur noch vor dem Fernseher hocken, wenn es draußen so ekelhaft ist«, fuhr Agatha Simpson fort.
»Das hört sich fast so an, als hätten Sie schon wieder mit einem Kriminalfall zu tun, Mylady«, mutmaßte Mike Rander und zog seinen Sessel näher heran.
»Und ob!« warf Lady Agatha sich in die ohnehin voluminöse Brust. »Killerkommandos trachten mir nach dem Leben, meine Lieben.«
»Nicht möglich!« riefen Kathy Porter und Mike Rander in gespieltem Entsetzen und wie aus einem Mund. Beide wußten aus Erfahrung, daß die ältere Dame in ihrem angeborenen Hang zur Dramatik manchmal zu Übertreibungen neigte.
»Alles fing damit an, daß ein unverschämter Lümmel mir einen Ladendiebstahl in die Schuhe schieben wollte«, berichtete Mylady eifrig.
Empört deutete sie auf die schöne Bernsteinkette, die ihren Hals umspannte. »Der Gauner wollte doch allen Ernstes behaupten, ich hätte die Kette heimlich in meine Jackentasche gesteckt.«
»Dabei würden Sie so etwas nie im Leben tun«, warf Rander mit todernster Miene ein.
»Der unverschämte Kerl hat mir das Ding eigenhändig in die Tasche geschmuggelt, um eine Fangprämie von mir kassieren zu können«, setzte die Detektivin ihren Bericht fort. »Aber da war er bei mir natürlich an der falschen Adresse.«
»Sie hatten die Kette schon bezahlt, Mylady?« vergewisserte sich der Anwalt.
»Bezahlt? Wo denken Sie hin, mein Junge!« entrüstete sich die Hausherrin. »Die habe ich so mitgenommen. Strafe muß eben sein.«
»Und wie hängt das mit den Killerkommandos zusammen?« fragte Kathy Porter.
»Die Details kann Ihnen mein Butler erläutern, Kindchen«, spielte Mylady den Ball weiter.
In präzisen Sätzen berichtete Parker über das rätselhafte Verschwinden von voluminösen Haushaltsgeräten aus dem Kaufhaus Wellwood und baute auch eine Schilderung des eleganten Hausdetektivs ein. Er schloß seinen Bericht mit der Erwähnung des unbekannten Verfolgers im grünen Daimler, der offenbar nur Myladys Adresse herausbekommen wollte.
»Das kann doch nur dieser Pool gewesen sein, der Ihnen den Wagen hinterhergeschickt hat«, meinte Rander sofort. »Außer dem Chef weiß doch sonst niemand, daß Sie Ihre Ermittlungen aufgenommen haben, Mylady.«
»Falls Sie gestatten, Sir, möchte auch meine Wenigkeit sich dieser Sicht der Dinge vorbehaltlos anschließen«, pflichtete Parker dem Anwalt bei. »Im übrigen dürfte Mister Pools Stellung es gestatten, gewisse illegale Vorgänge zu decken, falls man diese Formulierung benutzen darf.«
»Papperlapapp, Mister Parker!« entrüstete sich Agatha Simpson. »Der Lümmel kann doch nicht bis drei zählen. Für ein derart raffiniertes Verbrechen kommt er überhaupt nicht in Frage.«
»Aber wer denn sonst, Mylady?« wandte der Anwalt überrascht ein. »Ich denke, bei Ihrer Unterredung mit Mister Wellwood war sonst niemand zugegen?«
»Fool kommt jedenfalls nicht in Betracht«, stellte die Hausherrin in einem Ton fest, der nicht den leisesten Widerspruch duldete. »Eher schon Mister Smellgoods Sekretärin, dieses neugierige Luder.«
»Wellwoods Sekretärin?« wiederholte Rander überrascht.
»Ich habe mitbekommen, wie das Biest an der Tür gelauscht hat«, erinnerte sich die Detektivin plötzlich. »Sie war es, die die Gangster auf mich gehetzt hat. Deshalb werde ich mir das saubere Früchtchen gleich morgen früh vornehmen.«
»Denkbar wäre ja auch, daß Pool dafür gesorgt hat, ohne es zu wollen«, warf Kathy Porter ein.
»Das ist nicht logisch, Kindchen«, belehrte Lady Simpson ihre Gesellschafterin, aber Kathy Porter wollte sich nicht so ohne weiteres belehren lassen.
»Pool hat sich bestimmt schwarz geärgert, als sein Chef ihm eine Privatdetektivin vor die Nase setzte«, erklärte die junge Dame. »Außerdem hat er wahrscheinlich Angst um seinen Job. Da ist es doch nur zu verständlich, wenn er in Gegenwart von Kollegen seinem Ärger Luft macht.«
»Auf diese Möglichkeit wollte ich auch gerade hin weisen, Kindchen«, schwenkte die Hausherrin geistesgegenwärtig um. »Irgend jemand, der zu der Bande gehört, hat es aufgeschnappt und Alarm geschlagen.«
»Alles denkbar«, stimmte der Anwalt zu. »Wenn die Burschen sich aber schon an Ihre Stoßstange hängen, ehe Sie mit den Ermittlungen richtig begonnen haben, ist auf jeden Fall mit entschlossener Gegenwehr zu rechnen.«
»Das will ich hoffen, mein Junge«, verkündete die Detektivin unternehmungslustig. »Sonst macht es ja keinen Spaß.«
»Eine Feststellung, der man nur in vollem Umfang beipflichten kann, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen.«
»Ob die Burschen noch heute abend zur Sache kommen wollen, Parker?« wandte Rander sich an den Butler, der gerade das Kaminfeuer nachgeschürt hatte.
»Diese Möglichkeit sollte man keinesfalls ausschließen, Sir«, sagte Parker. »Die Herren dürften sich vergebliche Hoffnungen machen, Mylady beeindrucken zu können.«
»Vielleicht sind sie das schon«, scherzte der Anwalt, als plötzlich das Telefon schrillte. Er konnte nicht ahnen, wie nahe er damit der Wahrheit kam...
*
»n’ Abend, Mister Parker«, sagte eine fremde Stimme, nachdem der Butler sich gemeldet hatte. »Ich hab’ gehört, daß Sie wegen der Diebstähle im Kaufhaus Wellwood ermitteln.«
»Darf man die Bitte äußern, sich zunächst vorzustellen, Sir?« unterbrach Parker.
»Mein Name tut nichts zur Sache«, entgegnete der Anrufer.
»Wichtig sind die Informationen, die ich Ihnen liefern kann.«
»Meiner Wenigkeit ist nicht bekannt, welche Informationen Sie zu meinen belieben, Sir.«
»Ich weiß alles über die Diebstähle bei Wellwood«, behauptete der Unbekannte. »Wer die Sache organisiert, wo die Klamotten hinkommen, wie sie abgesetzt werden ...«
»Gegebenenfalls könnte man von der Annahme ausgehen, daß Sie bereit sind, Ihr Wissen gegen klingende Münze preiszugeben, Sir?« vergewisserte sich der Butler.
»Kluges Kerlchen«, stellte der Fremde ironisch fest. »Das und nichts anderes ist der Grund meines Anrufes.«
»Vermutlich haben Sie bereits konkrete Vorstellungen vom pekuniären Gegenwert Ihrer Informationen, Sir?«
»Was für Vorstellungen?« erkundigte sich der Anrufer irritiert.
»Meine Wenigkeit war bemüht zu erfahren, welchen Preis Sie fordern, Sir.«
»Fünftausend«,