Butler Parker Box 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Finger, die wie Stahlklammern wirkten, nahmen den Butler in Empfang. Ohne jede Rücksicht wurde Josuah Parker in den Wagen gestoßen. Routinierte Hände durchsuchten ihn nach Waffen. Und fanden nichts. Parker wunderte das überhaupt nicht. Wenn er schon eine Waffe mitnahm und sie versteckte, dann wählte er auch ein passendes und sicheres Versteck.
Der Wagen ruckte schnell an. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er hinunter zur angrenzenden Verbindungsstraße, bog nach rechts ab und nahm wieder Fahrt auf.
Josuah Parker saß ungerührt und steif auf dem linken Rücksitz. Er stellte keine Fragen, ignorierte die Anwesenheit seiner Entführer. Er machte allerdings auch nicht den geringsten Versuch, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.
Nach knapp zehn Minuten schon endete die schnelle Fahrt. Der Wagen hüpfte über eine hohe Bodenschwelle, sackte tief in die Federn und blieb stehen.
»Aussteigen …!« kommandierte eine fremde, rauhe Stimme.
»Wenn Sie gestatten, werde ich mich erheben«, meinte Josuah Parker gemessen. Er stieg aus dem Wagen und sah sich verstohlen um. Noch immer – das hatte die Fahrt bewiesen –befand er sich in der Nähe der Kais. Jetzt stand er in einem von hohen Mauern umgebenen Fabrikhof.
Außer dem jungen Mann, der ihn verfolgt hatte, entdeckte Parker nun mit Sicherheit noch zwei weitere Männer, die ihm mit dem Wagen nachgefahren waren.
Irgendwie hatten sie so etwas wie Mitleid mit ihm. Sie verzichteten darauf, ihn zusammenzuschlagen oder mit roher Gewalt in den langen Steinanbau zu schleifen. Parker durfte frei gehen.
Die drei Männer führten ihn an einen Lastenaufzug. Minuten später senkte sich die Bühne nach unten in den Keller. Die Schritte hallten in den niedrigen Gewölben wider. Parkers Nase unterschied fremdartige Gerüche, die ihn an Gewürze und Obst erinnerten.
In einem fensterlosen Büroraum endete der Fußmarsch.
»Nun paß mal gut auf«, sagte der Mann mit der rauhen Stimme, ein breitschultriger Mann, der wie ein Filmgangster aussah. »Ich wette, besonders viel kannst du nicht schlucken, Alterchen. Wir wollen dir nicht den Nerv töten, wenn du schnell das Maul aufmachst und uns die Wahrheit sagst.«
»Sie wünschen, wenn ich nicht irre, einige Informationen von mir?« erkundigte sich Parker. »Ihre Erlaubnis vorausschickend, werde ich mich setzen. Ich muß gestehen, daß dieser Abend recht anstrengend für mich ist.«
»Dann also raus mit der Sprache.« Der Gangster mit dem narbigen, unangenehm bös aussehenden Gesicht, baute sich dicht vor dem Butler auf. »Wer schickt dich, hinter wem bist du her?«
»Je schneller du redest, desto weniger Schmerzen wirst du haben. Wir können nämlich ganz prächtig aufdrehen, wenn man uns mit Zicken kommen will.« Der dritte Mann hatte sich eingemischt.
Er sah recht harmlos aus, war aber sicher der gefährlichste der drei Männer.
Sein Gesicht verriet einige Intelligenz. Er spielte mit einem Stück Gummischlauch, das er aus der Innentasche seiner Jacke hervorgezogen hatte.
»Darf ich eine Frage stellen?« bat Parker ihn ansehend.
»Machen Sie schon …«
»Warum erkundigte Mr. Hostans sich nicht danach?«
»Wer …?« fragte der Gangster zurück. Er wollte harmlos tun, war jedoch ein schlechter Schauspieler. Ein kurzes, schnelles Flackern in seinen Augen verriet ihn. Vielleicht merkte er selbst, wie wenig überzeugend er war. Er brauste sofort auf, schlug den improvisierten Gummiknüppel hart und schnell durch die Luft. Es zischte unangenehm.
»Raus jetzt mit der Antwort«, meinte er dann und grinste Parker dünn an.
»Ich werde eine Erklärung abgeben«, antwortete Josuah Parker würdevoll wie ein Berufspolitiker. »Ich fragte Mr. Hostans einzig und allein nach einem gewissen Mr. Joel Harrison. Mr. Hostans gab vor, diesen Mann nicht zu kennen. Damit erlischt mein Interesse an Ihrem Arbeitgeber, meine Herren.«
»Wie war der andere Name?« fragte der Mann mit dem narbigen Gesicht. Der Name Joel Harrison schien ihn hellhörig gemacht zu haben.
»Joel Harrison«, wiederholte Parker noch einmal, »darf ich unterstellen, mein Herr, daß Sie diesen Namen kennen?«
Der Gangster mit dem sanften Gesicht und den intelligenten Augen verlor die Geduld. Oder wollte verhindern, daß Parker weiterredete. Er holte mit dem Arm aus, um Parker den Gummischlauch durchs Gesicht zu ziehen.
Nun war Butler Parker mit diesem Vorhaben nicht besonders einverstanden. Er schätzte es überhaupt nicht, geschlagen zu werden. Das widersprach seinem ganz persönlichen Ehrbegriff.
Bevor der Gummischlauch niederzischte, schwebte plötzlich der altväterlich gebundene Regenschirm in der Luft. Er traf genau das Handgelenk des Gangsters.
Der Mann stieß einen Schrei aus, ließ den Gummischlauch fallen. Verdutzt starrte er auf seine Hand, die wie leblos hinuntersank. Bevor die beiden anderen Gangster aktiv werden konnten, baute Josuah Parker seinen Vorsprung weiter aus.
Er machte das sehr geschickt. Und noch konsequenter.
Da der bewußte Regenschirm nun schon einmal in der Luft war, ließ Josuah Parker ihn weiter wandern.
Der junge Lockvogel, der Parker in den Torweg geschickt hatte, wollte noch blitzschnell ausweichen, sich abducken.
Doch der verflixte Regenschirm machte diese Bewegung mit und traf haargenau die Nase des Gangsters.
Wasser schoß ihm in die Augen.
Er brüllte zuerst, um dann in ein leicht fassungsloses Greinen überzugehen. Er hielt sich die Nase und dachte nicht im Traum daran, sich weiter mit Parker zu befassen.
Der dritte Gangster stürzte sich auf den Butler.
Und übersah dabei den Regenschirm, der sich auf dem Rückweg befand.
So konnte es geschehen, daß Parkers Universal-Kampfwaffe im Genick des narbigen Gangsters landete.
Die Wirkung war frappierend.
Auch dieser Gangster interessierte sich plötzlich für den an sich recht schmutzigen Steinboden und beeilte sich, ihn aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. Mit anderen Worten, er legte sich neben seinen Partner, der dort bereits gewisse Studien trieb. Josuah Parker erhob sich langsam.
Mißbilligend schaute er auf die beiden Gangster am Boden, dann wanderte sein Blick hinüber zu dem jungen Mann, der mit der Untersuchung seiner mißhandelten und jetzt leicht blutenden Nase noch nicht fertig war.
»Ich bedaure diesen Zwischenfall ungemein«, sagte Parker dann mit einem verweisenden Unterton in der Stimme. »Ich möchte ausdrücklich versichern, daß ich Gewalttätigkeiten durchaus nicht schätze. Mein
Interesse gilt nach wie vor Mr. Joel Harrison, dem ich eine Botschaft zu überbringen habe. Ganz gleich, wo er sich zur Zeit auch aufhalten mag. Richten Sie das bitte allen einschlägigen Stellen aus, die dafür in Betracht kommen. Und jetzt muß ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ich möchte Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Ich fürchte, ich habe Sie sogar belästigt und inkommodiert.«
Er lüftete seine schwarze Melone und schritt aus dem Kellerbüro. Parker besaß Nerven wie Drahtseile. Er drehte sich überhaupt nicht um, obwohl er doch unterstellen mußte, daß die drei Gangster bewaffnet waren.
Kaum hatte er die Tür jedoch hinter sich geschlossen, da erwachten die drei Gangster zu neuem Leben.
Wie von diversen Taranteln gebissen, sprangen sie hoch, hatten plötzlich ihre Waffen in den Händen.
»Den kauf ich mir …!« hustete der Gangster mit den sanften Augen. Er hielt die Waffe in der linken Hand, da die rechte noch nicht recht mitspielen wollte.
Der pockennarbige Gangster massierte sich sein Genick und entsicherte gleichzeitig seinen Trommelrevolver.
Der junge Gangster mit der blutenden Nase war allerdings noch nicht recht in Form. Vielleicht lag es daran, daß