Butler Parker Box 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
guten Mutes, zumal nicht weit von seiner Düne entfernt einige Strandhütten zu sehen waren, die unbewohnt zu sein schienen.
Alle Deckung, die sich hier anbot geschickt ausnützend, erreichte er schon recht bald eine dieser Hütten und blieb hinter ihr abwartend stehen.
Er sah nicht nur die Spuren im feinen, körnigen Sand, die er hinterlassen hatte, sondern auch die beiden Männer, die wie zwei vorsichtige und mißtrauische Füchse sich heranpirschten.
Sie hatten es relativ einfach. Nicht nur, weil sie bewaffnet waren, sondern weil sie sich nur an die Spuren im Sand zu halten brauchten, um auf Parker zu stoßen.
Parkers Hirn registrierte diesen Nachteil, um ihn dann aber sofort in seinen Plan einzubauen.
Er verließ sein Versteck hinter der ersten Hütte, prägte weitere Spuren in den Sand und verschwand hinter der zweiten und dann hinter der dritten, niedrigen, einfachen Hütte, die praktisch nur aus gehobelten Brettern zusammengeschlagen worden waren.
Dann aber wechselte er zurück zur zweiten Hütte und achtete darauf, nicht in das Blickfeld der beiden Verfolger zu geraten. Mit dem Universal-Regenschirm beseitigte er die Spuren dieses Rückmarsches und blieb seitlich hinter der zweiten Hütte stehen.
Wenige Minuten später waren die beiden Männer heran.
Parker hörte ihre Stimmen.
»Die Spuren gehen weiter«, sagte der erste Verfolger.
»Na, wenn schon«, erwiderte der zweite Mann und lachte leise und geringschätzig auf, »ich möcht’ wissen, welche Chancen sich der noch ausrechnet. Hier ist außer uns weit und breit kein Mensch!«
»Beeilen wir uns«, schlug der erste Verfolger ungeduldig vor. »Je schneller wir ihn haben, desto besser. Ich möchte nur wissen, warum Henderson ausgerechnet hierher in die Dünen gefahren ist!«
»Weiß ich doch nicht«, war die Antwort.
»Ob da vielleicht irgendein Trick dahintersteckt?« fragte sich der erste Verfolger und achtete dabei kaum auf die Regeln seiner Muttersprache.
»Mann …« Mehr hatte sein Partner darauf nicht zu sagen, doch dieses eine Wort besagte mehr als ein ganzer Satz.
»Ich glaube, wir trennen uns und nehmen Henderson in die Zange«, schlug der erste Verfolger vor. »Henderson kann schießen, das wissen wir!«
Josuah Parker, der nun genau wußte, daß er mit irgendeinem Mr. Henderson verwechselt wurde, hörte das Knirschen von Sand. Kurz darauf erschien einer der beiden Verfolger an der Ecke der Hütte.
Parker, der schnell um die nächste Hüttenecke verschwand, ließ sich noch nicht blicken.
Dafür sah er den zweiten Mann, der bereits ahnungslos auf die dritte Hütte zuhielt. Er rechnete augenscheinlich mit bösen Zwischenfällen, denn er hielt seine Schußwaffe – es handelte sich um eine 45er – schußbereit in der Hand.
Der Mann aber, der sich Parker ahnungslos näherte, kam um die Ecke der Holzhütte und stand plötzlich seinem Opfer gegenüber.
Parker war es zwar peinlich, doch er mußte mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Regenschirms kurz und nachdrücklich zuschlagen.
Der Verfolger fand nicht mehr die Zeit, einen Schrei auszustoßen. Er riß weit die Augen auf, ließ sie überrascht rollen, um dann besinnungslos in sich zusammenzubrechen. Malerisch legte er sich zu Parkers Füßen nieder.
Der Butler nahm dankbar die Magnum aus der Hand des Verfolgers und machte sich daran, die Taschen des Schlafenden zu visitieren. Er fand einen 38er und eine Brieftasche, beides Dinge, die Parker ohne Gewissensbisse einsteckte.
Dann widmete er sich dem ersten Verfolger, der inzwischen die dritte Hütte erreicht hatte und sich nun ratlos umdrehte. Er hatte nämlich weder Parker noch weitere Spuren im Sand zu entdecken vermocht.
*
Der Verfolger blieb einen Moment lang verblüfft stehen. Dann kam er zögernd zurück zur zweiten Hütte.
»He, Mike, der Kerl ist verschwunden«, rief er seinem immer noch bewußtlosen Partner zu, den er hinter der Hütte vermutete.
Parker konnte nicht gut antworten, denn dies hätte Aufsehen und Mißtrauen erregen können. Er begnügte sich also mit einem undeutlichen Hüsteln und baute sich hinter der Hüttenecke auf.
Der Verfolger fiel auf diesen wirklich sehr einfachen Trick herein.
»Ich wette, der hat sich in der Hütte versteckt«, rief der Ankommende. »Dem werden wir es mal zeigen … Ich denke, wir stecken den ganzen Laden in Brand.«
»So etwas muß ich rüde und wenig vornehm nennen«, antwortete der Butler, der aus seinem Versteck hervortrat.
Der Verfolger bekam so etwas wie eine mittelschwere Maulsperre, zumal er zu Parkers Füßen seinen Partner entdeckte. Er war derart überrascht, daß er glatt vergaß, sich seiner Handfeuerwaffe zu bedienen. Als er sich an diese Möglichkeit erinnerte, war es auch für ihn bereits zu spät.
Parkers Regenschirm trat erneut in Aktion.
Der Verfolger erhielt einen bösen Schlag auf das Handgelenk und verlor seine Waffe. Doch diesmal versuchte er es mit einem fast wütend zu nennenden Ausfall. Er sprang den Butler so jäh und unbeherrscht an, daß alle Vorteile auf seiner Seite waren.
Parker, jeder Auseinandersetzung abhold, trat jedoch einen halben Schritt zur Seite und ließ den Angreifer an sich vorbeizischen. Der Gangster vermochte seinen Schwung nicht mehr abzubremsen und rammte die Bretterwand, die sich daraufhin als äußerst brüchig erwies und nachgab.
Die Bretter rutschten von den Querbalken herunter und ließen den Gangster eintreten. Der Verfolger verschwand in einer Wolke von Staub und landete in der Hütte. Dort schien er mit Gegenständen aus Glas oder Porzellan in Berührung gekommen zu sein, denn das typische Bersten und Klirren zerbrechenden Glases drang nach draußen.
Parker schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
Das hatte er nun wirklich nicht gewollt. Es zeigte sich wieder einmal, daß blinder Eifer tatsächlich nur schadete. Parker hob auch die zweite Waffe auf und wartete geduldig, bis der Gangster wieder vor der Hütte erschien.
Es dauerte fast anderthalb Minuten, bis der Gangster hervorkletterte. Seine Augen waren noch leicht verglast. Torkelnd wie ein Betrunkener trat er über die Brettertrümmer ins Freie, stierte den Butler ungläubig an und ließ sich erschöpft auf dem sandigen Boden nieder.
»Wenn Sie dazu in der Lage sind, sollten Sie mir einige Fragen beantworten«, meinte Parker höflich.
»Geh’ zum Teufel, Henderson«, antwortete der Gangster, dessen Stimme sich erholte.
»Sie bestehen hoffentlich nicht darauf, daß ich Ihren Wünschen nachkomme«, erwiderte Parker. »Darf man höflichst fragen, warum Sie mich unbedingt erschießen wollten?«
»Wir sprechen uns noch«, giftete sich der Gangster, der langsam wieder klar zu denken vermochte.
»Tun wir das nicht bereits?« wunderte sich Parker erstaunt. »Warum sollte ich erschossen werden? Ich bin mir keiner Schuld bewußt, wenigstens nicht Ihnen gegenüber!«
»Quatschen Sie doch nicht, Henderson«, antwortete der Gangster und fuhr sich durch das schweißnasse Gesicht. »Sie wissen doch genau, was Manters Ihnen geliefert hat.«
»Ist Manters jener Unglückliche, der von Ihnen draußen vor der Bar erschossen wurde?«
Der Gangster lächelte schief.
»Darf ich Ihr etwas verunglücktes Lächeln als eine Antwort im positiven Sinn werten?« fragte Parker.
»Wir sind ja unter uns, also werten Sie!« Der Gangster erhob sich vorsichtig. »Wir haben die ganze Zeit über geahnt, daß Manters ein doppeltes Spiel treibt.«
»Wie aufschlußreich«, gab Parker zurück. »Mr. Manters hat also in Wirklichkeit mit mir zusammengearbeitet?«
»Mit