Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman. Julia M. FlinckЧитать онлайн книгу.
eins der beiden Mädchen kannte Janine und mich flüchtig aus dem Andromeda. Und wir hatten Janine versprochen, sie aus allem rauszuhalten und möglichst nicht in Verlegenheit zu bringen. Bens Plan war gewesen, die spontanen Gäste mit seinem jüngeren Bruder Jonas ins Kino zu schicken. Doch der hatte so kurzfristig abgesagt, dass ich bereits eine Stunde auf der Autobahn unterwegs und damit schon fast bei Ben angekommen war. Nun saßen die drei jungen Leute offensichtlich im Wohnzimmer vor der Glotze und fragten sich bestimmt, was zum Teufel hier ablief.
»Was hast du denen erzählt?«, wollte ich wissen.
»Oh, nichts Besonderes. Ich habe nur gesagt, dass ich heute Abend Besuch bekomme, in meinem Schlafzimmer bin und auf keinen Fall gestört werden will …«
»Ach so«, sagte ich. Und damit war das Thema erledigt.
Nun, wir bemühten uns wirklich, nicht übermäßig laut zu sein. Aber ständig musste jemand ins Bad und kam dann zwangsläufig an unserer Zimmertür vorbei. Natürlich gelang es uns nicht ganz, den Eindruck zu erwecken, dass wir hier drinnen hochgeistige Gespräche führten oder Briefmarken sortierten. Als ich später Bens Wohnung verließ, war ich heilfroh, niemandem über den Weg zu laufen. In einer solch grotesken Situation befand ich mich zum ersten Mal – aber das war wahrlich nicht das Einzige, was ich in letzter Zeit zum ersten Mal erlebte.
***
Ben arbeitete immer seltener in der Diskothek. Das war auch besser so, denn dann musste ich nicht diese grausamen Wochenenden überstehen, an denen er bei uns übernachtete. An denen ich ihn nicht anfassen, geschweige denn sonst etwas mit ihm tun durfte und immer auf einen sittsamen Mindestabstand zu achten hatte. Oliver ignorierte mich weiterhin und tat so, als würde ihm gar nicht auffallen, dass ich mich verändert hatte oder irgendwie seltsam verhielt. Ich vermutete, dass es ihm schlichtweg egal war, solange ich ihn in Ruhe ließ und er den Kopf in den Sand stecken konnte.
Janine wusste ja Bescheid. Das war mein Glück, denn sie kannte mich zu gut, als dass ich auf Dauer etwas vor ihr hätte verbergen können. Nicole wusste vermutlich inzwischen auch Bescheid, tat aber so, als wäre alles wie immer. Und dachte sich ihren Teil.
Für mich wurde es immer schwieriger, mich allein im Andromeda aufzuhalten. Ständig wurde ich von irgendwelchen Männern angesprochen. Ich fragte mich langsam wirklich, ob ich ein Brandzeichen auf der Stirn trug: »Ich hab’s getan« oder »Gehe fremd« oder so etwas in der Art. Einmal versuchte ein Grieche, ein wirklich bildschöner Mann, heftig mit mir zu flirten. Ständig machte er mir Komplimente. Er kriegte sich fast nicht ein über meinen »geilen Arsch« und so weiter. Selbstverständlich ging ich nicht auf seine Anmachsprüche ein, doch er war nicht zu entmutigen. Da ich mich nach wie vor nicht von Männern einladen ließ, versuchte ich ihn – zwar höflich, aber sehr bestimmt – loszuwerden. Das funktionierte bei diesem Exemplar leider nicht ganz so reibungslos wie sonst.
An jenem Abend fand ein Tanzwettbewerb statt, daher war es unheimlich voll. Normalerweise hielt ich mich lieber in den ruhigeren Locations auf, dieses Gedränge hier war mir fast zuwider. Doch der Wettbewerb interessierte mich sehr, da auch zwei Bekannte von mir daran teilnahmen. Mühsam hatte ich mir etwas zu trinken und einen Stehplatz an einem kleinen Tisch erkämpft, von dem aus ich die tänzerischen Darbietungen relativ gut sehen konnte. Der Grieche nutzte diesen Umstand zu seinem Vorteil. Ich hatte ständig das Gefühl, als hätte er seine Hände irgendwo an meinem Körper, und bei dem Platzmangel hier war es ganz schön anstrengend, diese zu beaufsichtigen. Überhaupt wusste ich bis dahin gar nicht, dass es Menschen mit so vielen Händen gab! Als er endlich kapierte, dass er so bei mir nicht weiterkam, beschloss er wohl, noch etwas mehr in die Offensive zu gehen: Er behielt seine Hände bei sich. Dafür drückte er mir einen anderen (harten) Teil seines Körpers an die Hüfte und sagte oder schrie mir vielmehr ins Ohr: »Ich hätte jetzt Lust, so richtig geilen Sex mit dir zu haben.«
Ich verschluckte mich an meinem Sekt. Hoppla, das war ziemlich direkt! Sollte ich ihn für besonders draufgängerisch oder nur für besonders unverschämt halten?
Als ich wieder Luft bekam, entschied ich mich für Letzteres und erwiderte ebenso direkt: »Tut mir leid, daraus wird nichts. Oder sehe ich etwa so aus, als würde ich mit jedem ins Bett gehen?«
Darauf antwortete er schlagfertig: »Wer hat gesagt, dass ich mit dir ins Bett will? – Ich will dich auf diesem Tisch da, hier und jetzt …«
Mir schoss das Blut in den Kopf. Ich gebe zu, auch in eine tiefer gelegene Region. Ausnahmsweise fiel mir keine passende Antwort ein, da ich erst einmal nach Luft schnappen musste. Also beschloss ich, lieber sofort den Turbo-Rückzug anzutreten und schleunigst nach Hause zu gehen. Ohne mein Glas auszutrinken und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte ich mich um und kämpfte mich durch zum Ausgang. Anscheinend waren alle Männer verrückt geworden! Ich war wirklich weder aufreizend gekleidet noch geschminkt. Ich wäre zu dieser Zeit auf gar keinen Fall so, wie ich mich für Ben zurechtmachte, allein ausgegangen! Außerdem benahm ich mich in der Öffentlichkeit grundsätzlich eher zurückhaltend. Aber vielleicht rochen Frauen, die einen jungen Liebhaber hatten, irgendwie anders als anständige Ehefrauen? Oder es stimmte, dass Frauen mit einem aufregenden Intimleben eine viel stärkere Ausstrahlung hatten und dadurch attraktiver wirkten. Da musste etwas Wahres dran sein, denn momentan liefen mir die Männer regelrecht penetrant hinterher, und das nicht nur, wenn ich ausging. Sogar beim Einkaufen oder wenn ich sonst irgendwo zu Fuß unterwegs war, stellte ich manchmal erstaunt fest, dass die Pfiffe und das Hupen tatsächlich mir galten.
***
Am nächsten Tag beim Frühstück ging mir der Vorfall noch immer durch den Kopf. Ich erzählte meinem Mann von dem Griechen. Vielleicht in der vagen Hoffnung, dass es ihn interessierte, was los war. Oder, dass ich ihn interessierte. Fehlanzeige. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt richtig zugehört hatte. Wo war der Mann geblieben, in den ich mich vor über zwanzig Jahren verliebt hatte? Der den gleichen Humor besaß und sich für die gleichen Bücher und Filme begeistern konnte wie ich? Mit dem ich mich stundenlang über jedes, wirklich jedes erdenkliche Thema unterhalten konnte? Der mich pausenlos – mit manchmal fast derben Späßen – neckte, um mir im nächsten Moment zärtliche Kosenamen zu geben? Wo war Oliver, und wer zum Teufel war der Kerl, der seit mittlerweile fast drei Jahren neben mir herlebte und sich nur noch für sich selbst interessierte?
Schließlich fragte ich beiläufig: »Sag mal, sehe ich irgendwie aus, als hätte ich es nötig?«
Eigentlich hatte ich erwartet, dass er entweder gar nicht reagieren oder aber fragen würde, wie ich das denn genau meinte. Doch Oliver sah mich tatsächlich einen Augenblick lang aufmerksam an.
Dann antwortete er ganz trocken: »Ja« und wandte sich wieder seiner Börsenzeitung zu. Danke schön.
Ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr mich das verletzt hatte. Auch die nächsten Tage bemühte ich mich – wie immer – perfekt zu funktionieren. Arbeiten, Haushalt … der normale Alltag hatte mich wieder. Es fiel mir unheimlich schwer, das durchzuziehen. Doch dann kam er endlich: der Donnerstag, das Highlight der Woche.
Es war immer sehr spannend, denn ich wusste nie, wie Ben mich empfangen würde. Manchmal fiel er schon an der Tür über mich her. Doch manchmal wollte er lieber essen, reden oder fernsehen – bis er dann plötzlich und ohne Vorwarnung damit anfing, mich auszuziehen. Das alles gehörte zu unserem Spiel. An diesem Abend kam ich nicht einmal dazu, »Hallo« zu sagen. Ich wollte gerade meine Sachen an der Garderobe abstellen, da hatte ich schon seine Zunge im Mund und seine Hand zwischen meinen Beinen. Ich trug die schwarze Lederhose, die er so scharf fand – das heißt, ich trug sie nicht besonders lange. Während er mich küsste, dass mir die Luft wegblieb, fiel schon mein Gürtel zu Boden. Im nächsten Moment hatte er mit geschickten Händen meinen Reißverschluss geöffnet und meine Hose heruntergezogen. Er kniete sich vor mir auf den Boden und streifte mir den Slip ab. Bisher war noch kein Wort gefallen, außer meinem keuchenden Atem war kein Geräusch zu hören.
»Ben, lass mich doch erst einmal richtig hereinkommen …«, murmelte ich gepresst.
»Sei still.«
Er drückte mir die Beine auseinander und begann, dort unten mit seiner Zunge zu spielen. Meine Knie zitterten, ich starb fast vor Erregung.