Die Hütte im Schnee | Erotischer Roman. Svenja MundЧитать онлайн книгу.
Die letzte Nacht war irgendwie zu kurz.«
»Nur für dich«, grinste er und erwiderte den Wangenkuss. »Stört es dich, wenn ich die Schreibmaschine noch ein wenig bearbeite?«
»Nein, dann habe ich morgen wieder was zu lesen«, grinste sie zurück, »ich ziehe den Vorhang zu, das reicht. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
***
Diesmal war es Max, der durch den Duft von frischem Kaffee geweckt wurde. Der Vorhang, der die Schlafkoje von der Stube trennte, war zur Hälfte zur Seite gezogen. Wanda hantierte in der wollenen Schlafkleidung am Herd, sie hatte den Tisch gedeckt, Toast in der Pfanne bereitet, Eier gekocht und natürlich Kaffee. Als sie bemerkte, dass er wach war, brachte sie ihm eine Tasse ans Bett.
Auch Max zog sich nicht an, sondern blieb in den Wollsachen, es war schon warm in der Stube, Wanda hatte ordentlich Holzscheite aufgelegt. Seine Schreibmaschine hatte sie vom Tisch auf den Schrank gestellt; sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die vollgeschriebenen Zettel, die er daneben abgelegt hatte, von ihrem Platz fortzuräumen. Er sollte ruhig wissen, dass sie sie gelesen hatte.
»Die Russen gehen mit deiner Seba ja ganz schön zur Sache«, bemerkte sie, während sie an einem Toast herumkaute.
»Na ja, sie sind eben Machos und Kavaliere par excellence …«
»Kavaliere?«
»Ich habe versucht, meine Protagonisten so darzustellen, wie ich sie in Erinnerung habe. Die Russen hätten Seba niemals angerührt, wenn sie nicht die Initiative ergriffen hätte.«
»War sie denn so? Ich meine, so offensiv?«
»Sie ging mit ihrem Körper sehr frei, aber auch sehr selbstbewusst um. Sie allein bestimmte, mit wem sie schlafen wollte.«
»Hat sie dich auch so direkt angemacht?«
»Damals ging sie vorsichtiger vor, es war aber auch eine andere Situation.«
»Wieso?«
»Sie hatte ja alle Zeit der Welt. Und keinen Stress, den sie abbauen musste.«
Wanda überlegte. »Sex, um Stress abzubauen? Tja, könnte realistisch sein, gibt es wahrscheinlich. Kommt wohl auf den Stress an.«
»Nachdem sie sich im Schnee festgefahren hatte – ich meine, in meiner Geschichte – wollte sie ja zu Fuß zum nächsten Dorf zurück. Dabei von einem Rudel Wölfe begleitet zu werden, ist bestimmt stressig. Die vier Russen haben sie dann ja gerettet und mit in ihre Datscha genommen. Gleich am ersten Abend hat sie ja überlegt, sich selbst zu befriedigen. Aber mal ehrlich: Warum sollte sie das tun, wenn sie vier stramme Russen im Haus hat, die ihr auch noch gefallen?«
»War sie wirklich so? Ich meine, war Sex für sie so was wie ein Allheilmittel in allen Krisen?«
»Sex war sehr wichtig für sie. Ich glaube, sie hat es sich auch oft selbst besorgt, wenn sie keinen Gespielen hatte.«
»Hat sie dir das erzählt? Ich würde meinem Lover doch nicht von meiner Selbstbefriedigung berichten.«
»Sie hat mir nur erzählt, dass sie es sich selbst gern im Flugzeug macht, eigentlich immer, wenn sie fliegt.«
»Im Flugzeug??«
»Sie hat eine Decke oder was auch immer über ihren Schoß gelegt und dann ging’s los. Sie hat es zwar nicht gesagt, aber ich glaube, dass sie damit auch ihre dezente Flugangst bekämpfte.«
»Ich glaube, ich würde es schon komisch finden, wenn ich bemerkte, dass die Frau neben mir sich gerade selbst befriedigt. Man sitzt doch sehr eng nebeneinander.«
»Und? Würdest du was sagen?«
»Natürlich nicht!«
»Siehst du. Sie war auch der Meinung, dass ihr Tun nicht immer so ganz unbemerkt geblieben ist. Vielleicht hat das ja den Reiz noch erhöht.«
»Du meinst den Kick, beim Sex beobachtet zu werden?«
»Sie hat mir von einer Situation erzählt, bei der sie während des Vögelns von einer ganzen Reisegruppe beobachtet worden war, und ein anderes Mal hat sie sich laut eigener Aussage direkt am Fenster befriedigt.«
»Ach, erzähl mal genauer!«
Max lächelte: »Wanda. Ich kann dir hier doch nicht das ganze Buch erklären. Dann wäre ja auch der Reiz weg, wenn du es tatsächlich liest. Es heißt ‚Der Mond über Namibia‘.«
Wanda schwieg einen Moment. Dann sah sie ihm ins Gesicht: »Stehst du auch auf öffentlichen Sex?«
»Weiß nicht. Habe ich noch nicht probiert. Aber ich glaube eher nicht. Und du?«
Wider schwieg sie, sondern sah nur versonnen nach draußen in den Schnee.
»Ich habe es ebenfalls noch nicht versucht«, sagte sie dann.
»Auch nicht davon fantasiert?«
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