Eva | Erotischer CumingOfAge Roman. Gaby LamarrЧитать онлайн книгу.
rege und in jeder Hinsicht in bester Verfassung.
Sie hatte aber bald herausgefunden, was die Herren der Schöpfung hauptsächlich wollten. Nämlich sich über vergangene Beziehungen ausweinen, über ihre »böse Ex« schimpfen und – vor allem – bedauert werden.
Nein, das aber brauchte Chris so gar nicht! Sollte sie das liebe Weibchen mit dem treuherzigen Augenaufschlag spielen? Die armen, einsamen Männer, die natürlich nie das Geringste dafür konnten, wenn sie verlassen wurden, mit tröstenden Worten anfüttern, nur damit sie endlich zu einem Date kam? Um dann beim ersten Kennenlernen nach zwei Minuten den Impuls »nix wie weg« unterdrücken zu müssen, weil sie einem Mann gegenübersaß, dem sie im normalen Leben nicht einmal einen flüchtigen Blick geschenkt hätte? Nein danke!
Haben denn alle Männer über vierzig Angst vor selbstständigen Frauen, die im Leben stehen? Das fragte sich Chris aufgrund der Reaktionen des starken Geschlechts. Sie träumten offenbar davon, eine Märchenprinzessin in ihrem Leben zu haben, die nach alter Manier den Haushalt schmiss, sie bekochte und auch mal zum Kuscheln herhielt. Idealerweise war die Traumfrau auch noch finanziell unabhängig und in der Altenpflege ausgebildet. Das wäre praktisch, denn dann ersparte man(n) sich später die teuren Pflegehelferinnen. Nur nichts Anstrengendes! Gott bewahre, vielleicht gar eine Frau, mit der man sich auch mal über Literatur und Philosophie unterhalten und ins Theater oder im Winter zum Skifahren gehen sollte!
Was war nur los mit den Männern, dass sie ab der mehr oder weniger gut überstandenen Midlife-Crisis nur noch lamentierend auf die Rente und aufs Sterben warteten?
Natürlich war auch ihr Alter ausschlaggebend. Da war Chris durchaus realistisch. Wenn ein Mann schon in der Lage war, sich eine unter vielen auszusuchen, so griff er doch in Pawlowscher Reflexartigkeit lieber nach den jüngeren Damen. Sei es, weil er hoffte, Cellulitis-freie Schenkel und straffe Busen zu bekommen, sei es, weil weniger Lebenserfahrung leichteren Umgang im Alltag bedeuten konnte. Ehrliche Haut, die Chris war, hatte sie beim Ausfüllen ihres Profils nicht geschummelt und ihr wahres Geburtsjahr angegeben. Sie war damals gerade fünfundvierzig geworden. Natürlich war es unmöglich für Chris abzuschätzen, ob die Herren der Schöpfung bei den jüngeren Jahrgängen erfolgreich waren. Wenn dem so war, dann gönnte sie den jungen Damen nach allem, was sie in den drei Monaten ihrer Mitgliedschaft erlebt hatte, die Herrschaften neidlos und kündigte den Vertrag.
Chris’ damaliges Fazit: Männer in ihrer Altersklasse waren zum Großteil bequem und pessimistisch, unverbesserliche Raunzer und wollten junge Begleiterinnen. Diese Ansicht wurde leider durch Erfahrungswerte dreier Freundinnen bestätigt, die aus verschiedensten Motiven auch auf Dating-Plattformen registriert waren. In allen Fällen handelte es sich dabei ebenfalls um unabhängige, selbstbewusste und attraktive Frauen, der einzige Unterschied war das Alter. Die jüngste war zweiunddreißig, die älteste fünfundsechzig. Dass auch die jungen Damen kein befriedigendes Angebot vorfanden, war sehr beunruhigend. Was war los mit den Kerlen?
Chris war aber weit davon entfernt, die Flinte ins Korn zu werfen. Aufgeben war ihre Sache nicht. Da es sie beim Gedanken an die bereist gemachten Erfahrungen mit Partnerbörsen schauderte, befand sie, dass sie sich eine andere Strategie einfallen lassen musste. Und schon fing ihre Fantasie an zu arbeiten: ade Seriosität, ade allzu strenge Wahrheitsliebe, ade bürgerliche Etikette!
***
Jede Marketingstrategie begann mit der Marktanalyse. Die Kundensegmentierung war klar: Männer zwischen vierzig und fünfundfünfzig. Das nächste war die Bedürfnisanalyse.
Was waren also die Bedürfnisse des Zielpublikums? Am Ende des Tages war es doch Sex, den alle suchten. Sie wollten bewundert und begehrt werden – was ihrer Ansicht nach nur eine Metapher für die menschlichen Grundbedürfnisse nach Nähe und Anerkennung war, davon schloss sie sich selbst nicht aus. Chris war überzeugt, dass alle Männer, die sie in den seriösen Partnerbörsen getroffen hatte, im Endeffekt auch nur von dem Einen träumten. Nur war der herkömmliche Weg dorthin natürlich beschwerlich, bedeutete zeitlichen, persönlichen und finanziellen Einsatz. Dabei war die Zielerreichung keineswegs garantiert. Das galt aber nicht nur für die Herren der Schöpfung. Auch Chris wollte es vermeiden, unnötig Zeit und Energie zu verschwenden, wenn dann am Ende doch nur wieder der Schwanz eingezogen wurde, im wahrsten Sinne des Wortes.
Warum also nicht das Kind beim Namen nennen? Sie und ihre Zielgruppe waren erwachsene Menschen. Wozu also das ganze Herumgerede und das kräftezehrende Balzverhalten? Sie wollte ja keine Beziehung mit Kindern, Haus und Garten, sondern eine unkomplizierte Liaison, die auf sexueller Anziehung und dem Hang zum Hedonismus aufgebaut war. Wenn man Milch einkaufen geht, streichelt man ja auch nicht erst die Kuh, gibt ihr zu fressen und mistet den Stall aus. Nein, man geht in den Supermarkt und kauft sich eine Packung Milch. Ja, okay, der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig und zarte Gemüter könnten sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Chris entschuldigte sich höflich bei all jenen – auch bei den Kühen. Aber damit war ihr Gedankengang klargestellt, nicht wahr?
Die nächste Frage war: Wo fand Chris ihr Zielpublikum? Das berufliche Umfeld war für diese Art von Werbemaßnahmen strikt tabu! Abends im Lokal konnte sie sich auch nicht vorstellen, einen optisch passenden Kandidaten einfach anzusprechen und ihm ihr Anliegen einfach so zu offenbaren: »Hi, du siehst sympathisch aus. Ich bin Chris und würde gern mit dir ficken.« Nein, das ging natürlich gar nicht. Dazu kam, dass man auch nicht alle Tage einen José traf.
Blieb also wieder nur das Internet, wo man sich diskret und anonym erst mal umsehen konnte, bevor die Sache konkret wurde.
Eine Freundin hatte Chris »FriendSearch« empfohlen. Keine Mitgliedschaft, keine Kosten, die einzige Investition bestand aus ein wenig Zeit.
»Na dann probiere ich es halt mal hier.« Gesagt, getan. Schon füllte sie voller Tatendrang und mit Feuereifer das Profil aus. Sie legte sich so richtig ins Zeug. Hoffnung war die beste Motivation und ihr gefiel das Gesamtkunstwerk recht gut. Sie hatte es ein wenig frecher angelegt als in der »seriösen« Version. So, der Köder war ausgelegt.
Mein Name/Pseudonym: ChrisTal
Motto: Carpe diem
Ich suche: Männer zwischen 40 und 55
Was macht Ihre/-n Traumfrau/-mann aus?
Hirn, Humor, Herz – die Reihenfolge ist beliebig. Ich mag keine Bonbonnieren-Männer: tolle Verpackung, aber wenig Inhalt. Eine gewisse Ausgewogenheit sollte allerdings vorhanden sein. Ein BMI von über 30 erstickt leider meine Libido.
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