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Die großen Western 113. Robert UllmannЧитать онлайн книгу.

Die großen Western 113 - Robert Ullmann


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falsch …«

      »Nein, natürlich nicht«, wehrte Costontino ab. Er dachte daran, dass der Fremde »genug geschossen hatte«. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie Ihr Pferd unterbringen können.«

      Nachdem McCullough seinen schwarzen Hengst versorgt hatte, begleitete ihn der Sheriff ins Gefängnis. Von dem Office führte eine Gittertür in einen Stahlkäfig, in dem Gitterzellen angebracht waren. Vom Schreibtisch aus hatte man einen guten Überblick über alle Zellen.

      Der Falschspieler hockte mit angezogenen Beine auf seiner Pritsche und sagte kein Wort.

      Costontino öffnete die dem Gefangenen gegenüberliegende Zellentür, und der Fremde legte Sattel und Bettrolle auf den Boden.

      »Nicht sehr bequem, aber dafür kostet es auch nichts«, lächelte der Sheriff. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich die Tür verschließe? Leider besitze ich keinen zweiten Schlüssel. Wenn Sie etwas brauchen, ich schaue jede Stunde einmal herein.«

      »Schon gut. Vielen Dank, Sheriff. Sie sind der Hausherr. Verschließen Sie nur.«

      »Wenn Sie noch lesen möchten, stelle ich Ihnen eine Lampe rein. Ich habe einige Magazine da.«

      Der Fremde lachte.

      »Wenn ich weiterreite, werde ich allen Banditen des Westens dieses Jail aufs Wärmste empfehlen. Nein danke, Sheriff, ich lege mich gleich hin. Ich bin müde wie ein Hund.«

      »All right. Kommen Sie von weit her?«

      »Von Las Vegas.«

      »Was? Quer durch die Wüste? Ist Trail City Ihr Ziel gewesen?«

      »Ich brauche Geld. Ich hörte, dass es hier von allen Rodeos in Nevada die höchsten Preise gibt. Ich bin kein Rodeospezialist, Sheriff. Ich habe ganz einfach Pech gehabt und brauche Geld.«

      »Die höchsten Preise gibt es im Revolver- und Gewehrschießen«, warf Costontino ein.

      Sofort wurde das Gesicht des Fremden abweisend. Er legt sich aufs Lager, streckte die Beine aus, verschränkte die Arme unterm Kopf, starrte gegen die weiß getünchte Decke und sagte: »Gute Nacht, Sheriff.«

      »Gute Nacht.«

      Howard Costontino setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er wollte die Personalien des Falschspielers aufnehmen, einen Bericht schreiben und ihn zur Western Union bringen. Aber er stützte den Kopf in die Hände und starrte gedankenverloren vor sich hin. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas in der Luft lag. Costontino gab nicht viel auf Gefühle, aber ebenso gut wusste er auch, dass sie ihn bisher selten getrogen hatten. Er ertappte sich dabei, wie er immer wieder durch die Gittertür zum Lager des Fremden starrte, der sich mit dem Gesicht zur Wand gedreht hatte und eingeschlafen war. Immer wieder hatte er den großen Revolver vor Augen, den der Fremde selbst im Schlaf nicht ablegte.

      Die Worte »Ich habe genug geschossen« machten ihn nachdenklich. Wer war dieser Mann, der mit seinem Revolver ins Bett ging und damit nicht schießen wollte? Ihm fiel Otis Kerrigan wieder ein. Er verglich diese beiden Männer miteinander. Ob Otis auch mit seinem Revolver ins Bett ging? Beide kamen aus Texas, trugen schwarze Waffengurte und alte, große, schwere Revolver, deren Läufe durch die Halfterböden ragten. Beide hatten sandblondes Haar, waren Riesen von Gestalt, muskelbepackt und hatten denselben Ausdruck in den Augen.

      Ob da ein Zusammenhang bestand? Durchquerte ein Mann wirklich die Hölle der Ralstonwüste, nur um ein paar hundert Dollar im Calf-Roping, im Bronco-Busting oder Pferderennen zu gewinnen?

      Er warf einen Blick auf die Liste.

      Lacy McCullough.

      Neben der Liste stand die Flasche. Eigentlich trank Costontino wenig. Diesmal hatte er Durst. Er schenkte sein Glas voll und trank. Der Lärm der menschengefüllten Stadt drang in den Raum. Der feuchte Nebel hatte einen faden Modergeruch, der auch hier zu spüren war.

      Morgen würde der Sonnenschein die Schwaden rasch auflösen.

      Der Gedanke, dass morgen und in den folgenden Tagen Otis Kerrigan auf seinen Landsmann Lacy McCullough treffen würde, bereitete ihm unverständlicherweise Unbehagen. Seltsam, dass er mit keinem Gedanken an Tom Shawn dachte.

      Bevor Kerrigan hier auftauchte und Vormann der Double-X-Ranch wurde, waren die Wettkämpfe des Rodeo hauptsächlich ein Kampf zwischen den Mannschaften der Domino-Six und der Double-X gewesen. Beide Mannschaften verstanden ihr Handwerk. Immer war es unentschieden ausgegangen. Mit Kerrigan wurde das anders. Er war ein Kämpfer, der jedes Pferd brach und jeden Stier mit bloßen Fäusten auf den Rücken warf.

      Unter seiner Leitung geschahen Dinge, die vorher unmöglich erschienen. Kerrigan legte einen großen See an, in den er den Crazy Woman Creek leitete. Und von diesem See aus zog er meilenlange Wassergräben in das staubige Sageland. Dort, wo vor zwei Jahren nur Staub war, stand heute das Gras kniehoch. Kerrigan spaltete die große Mannschaft in kleine Gruppen auf, die er überall am Rande der Weide in Hütten unterbrachte. So verhinderte er, dass sich allzu viel Vieh in die Berge verlief und in den Schluchten verlor, wie es schon seit Jahren der Fall war.

      Kerrigan führte eine Brändemethode ein, die viel besser funktionierte als die alte. Kerrigan wurde für den Rancher Wade Denson unentbehrlich. Denson sagte heute schon, dass er sich seine Ranch ohne den schweigsamen Texaner nicht vorstellen konnte. Denson hatte keinen Sohn, keine Nachkommen. Kerrigan wusste, dass ihm der Rancher den großen Besitz vielleicht einmal vererben würde. Es mochte sein, dass er wohl deshalb zu Denson und nicht zu Bret Stein gegangen war. Stein hatte eine Tochter. Patricia, die alle nur kurz Pat nannten, war ein wildes Mädel, das den größten Teil ihres Lebens im Sattel und an Lagerfeuern zwischen Reitern verbrachte.

      Pat war es, die aus Goldfield Tom Shawn mitbrachte, damit er Otis Kerrigan im Rodeo besiegte. Tom Shawn gefiel Costontino gar nicht, obschon er ihm nicht den geringsten Grund zur Sorge gab. Shawn war ein ruhiger Mann mit einem starken Willen. Aber es gefiel Costontino nicht, dass er zwei Revolver trug und manchmal seine Pferde misshandelte.

      Die Jungens der Mannschaft arbeiteten nur widerwillig unter ihm, das hatte er schon gemerkt. Und wenn sie jeden Monat in die Stadt kamen, um das Wochenende damit zu verbringen, die Whiskybestände der Saloons zu dezimieren, so sonderten sie sich immer von Shawn ab. Und Shawn schien das nicht unangenehm zu sein.

      Er hatte den seltsamen Mann immer nur allein auf der Weide angetroffen, finster vor sich hinbrütend, oder er war in Begleitung des Mädels. Bei ihr spielte er den Gentleman altmexikanischer Schule, machte ihr Komplimente, über die sie lachte, und stritt mit ihr in wohlgesetzten Worten, wie man sie nur von einem Rechtsanwalt hörte.

      Dieser Tom Shawn hatte also die Aufgabe, Otis Kerrigan zu schlagen. Shawn wusste, dass Pat auf ihn gesetzt hatte.

      Das war gar nicht so weit hergeholt, denn was Kerrigan an Muskelkraft besaß, glich Shawn durch Geschmeidigkeit aus.

      Ein Blick auf die Uhr mahnte Costontino zum nächsten Rundgang. Er erhob sich, stellte Flasche und Gläser in den Gewehrschrank, löschte die Lampe und ging hinaus. Sorgfältig verschloss er die Tür und horchte. Aber nichts war anders als sonst am letzten Tage vor dem Rodeo. Überall legte man im Schein der Lampen und Fackeln Hand an die blau-weiß-roten Kokarden und Bänder, nagelte Bretter vor die Fenster, denn betrunkene Reiter schossen gern auf Glas.

      *

      Tom Shawn stand an der Pumpe und ließ den eiskalten Wasserstrahl über seinen entblößten Oberkörper laufen, als Patricia auf die Veranda des Ranchhauses trat. Die anderen Boys waren bereits gewaschen. Einige standen vor ihren Spinden und schmierten sich Pomade ins Haar. Andere rasierten sich, oder bürsteten ihre besten Hemden glatt. Bügeln kannten Reiter nicht.

      Das Mädchen trat an die Verandabrüstung und beobachtete Tom. Pat trug eine Levishose, Bluse und Cowboystiefel wie immer. Man hatte sie niemals in einem Kleid gesehen. Ihr Haar war braun und kurz geschnitten. Man sah diesem Mädchen an, dass es seine Weiblichkeit sorgfältig ignorierte. Pats Arme waren kraftvoll, die Hände klein und fest.

      Der Rancher Bret Stein trat hinter ihr auf die Veranda und blickte über ihre Schulter zur Pumpe hin.

      Tom


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