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Mami Jubiläum 3 – Familienroman. Laura MartensЧитать онлайн книгу.

Mami Jubiläum 3 – Familienroman - Laura Martens


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> Mami Jubiläum – 3 –

      Es war sechs Uhr und schon dämmerig, als Birgit Lohmann, die junge Kosmetikerin, ihre letzte Kundin zur Tür begleitete.

      Kurz darauf sah sie ein kleines Mädchen langsam hinter einem Rosenbusch hervorkommen.

      »Du bist ja noch draußen, Annika«, rief Birgit bestürzt. »Es wird doch schon dunkel.«

      »Mutti hat Besuch«, erwiderte die Kleine schüchtern. »Darf ich ein bisschen zu dir, Birgit?«

      Annika und ihre Mutter, Christine Nielsen, wohnten erst seit zwei Monaten in diesem Haus, in dem sich acht Dreizimmerwohnungen befanden. Im Hochparterre hatte Birgit ihren Kosmetiksalon, im Stockwerk darüber ihre Privatwohnung.

      Christine Nielsen und ihre kleine Tochter wohnten in der Wohnung nebenan.

      Während Frau Nielsen sich sehr reserviert verhielt, hatte Birgit mit der reizenden kleinen Annika schnell Freundschaft geschlossen.

      Das Kind war oft sich selbst überlassen. Birgit hatte dafür wenig Verständnis, denn das Mädchen war erst vier Jahre, und deshalb bemühte sie sich auch nicht, einen engeren Kontakt zu Frau Nielsen herzustellen.

      Mit der Zeit war sie auch dahintergekommen, dass Annika immer dann in den Garten geschickt wurde, wenn Christine Nielsen Herrenbesuch hatte. Es war zwar immer derselbe Mann, aber Birgit befremdete es sehr, dass das Kind dann abgeschoben wurde.

      »Ich mag Onkel Horst nicht«, sagte Annika jetzt. »Er mag mich auch nicht. Mutti streitet heute auch mit ihm.«

      Birgit wollte sich gewiss nicht in die Privatangelegenheiten ihrer Nachbarin einmischen, aber sie meinte doch, dass diese sich mehr um ihr Kind als um diesen Mann kümmern sollte.

      »Hörst du, sie streiten immer noch«, flüsterte Annika, als sie vor Birgits Wohnungstür standen.

      »Das kannst du nicht mit mir machen, Horst!«, tönte es schrill ins Treppenhaus. »Ich brauche dich doch!«

      Schnell schob Birgit das Mädchen in ihre Wohnung.

      »Möchtest du etwas essen, Annika?«, fragte sie, um das Kind abzulenken.

      »Hunger habe ich schon«, erklärte die Kleine. »Bin froh, dass du da bist, Birgit. Hast aber immer viel zu tun. Wann kommt denn Bambi mit ihrer Mami mal wieder zu dir?«

      Inge Auerbach und deren Töchterchen Bambi mochte Annika besonders gern. Mit Bambi konnte sie spielen, wenn sich Inge Auerbach von Birgit behandeln ließ.

      »Morgen kommen sie«, sagte Birgit, aber sie lauschte nach draußen, denn sie hatte gehört, dass nebenan die Tür heftig zugeschlagen wurde.

      »Jetzt geht er endlich«, meinte das Kind. »Aber ich möchte eigentlich noch ein bisschen bei dir bleiben. Mutti weint bestimmt wieder. Sie weint so oft.«

      Vielleicht müsste man sich doch mehr um sie kümmern, dachte Birgit. Dann hörte sie Christine Nielsen auch schon laut, aber mit heiserer Stimme nach Annika rufen.

      »Warte«, bemerkte sie zu der Kleinen, »ich sage deiner Mutti Bescheid.«

      Sie ging hinaus. Annika machte gar keine Anstalten, ihr zu folgen.

      Sie lauschte nur darauf, was Birgit mit ihrer Mutter sprach.

      »Annika ist bei mir, Frau Nielsen«, sagte Birgit. »Wenn es Ihnen recht ist, kann sie auch noch ein bisschen bleiben.«

      »Annika soll gleich kommen«, entgegnete Christine Nielsen rau. Aber dann sah sie Birgit an und sagte: »Danke, dass Sie sich um Annika gekümmert haben.«

      Später ertappte sich Birgit dabei, dass sie immer wieder hinüberlauschte zur andern Wohnung, aber es blieb alles still.

      *

      Annika hatte gegessen. Christine hatte nichts angerührt.

      »So, jetzt trinkst du noch deinen Kakao, und dann gehst du ins Bett«, sagte Christine.

      »Ich muss noch einen Brief schreiben.«

      »Kann ich mir noch ein Bilderbuch anschauen, Mutti, und den Kakao dabei trinken?«, fragte Annika.

      Mit einem ganz seltsamen Blick sah ihre Mutter sie an.

      »Meinetwegen«, entgegnete sie. »Ich bringe ihn dir ans Bett.«

      »Und wenn ich kleckere?«

      »Das macht auch nichts mehr«, äußerte Christine gepresst.

      »Kommt Onkel Horst jetzt nicht mehr?«, fragte das Kind.

      »Nein, er kommt nicht mehr«, antwortete Christine tonlos.

      »Ich bin eigentlich froh, Mutti. Er war gar nicht lieb mit dir. Gell, wir gehen mal zu Birgit? Sie ist immer so lieb zu mir. Rede doch auch mal mit ihr.«

      Christine erwiderte nichts. Sie ging in die Küche und blieb ziemlich lange fort.

      Annika zog sich indessen aus und kuschelte sich ins Bett.

      Sie blätterte schon in ihrem Bilderbuch, als ihre Mutter mit dem Becher hereinkam.

      »Du musst ihn aber austrinken, Annika«, sagte sie mahnend.

      »Hmmm!«, machte Annika. »Kommst du noch mal rein, Mutti?«

      Christine nickte geistesabwesend. Sie ging ins Wohnzimmer und warf mit flüchtigen Schriftzügen ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier. Ihre Finger zitterten dabei.

      Annika nippte an ihrem Kakao. Sie hatte eigentlich gar keinen Durst, denn sie hatte schon bei Birgit ein Glas Milch getrunken.

      Der Kakao schmeckte komisch. So bitter.

      Sie probierte noch einmal einen größeren Schluck, damit ihre Mutti nicht mit ihr schimpfte.

      Nein, den Kakao wollte sie nicht austrinken. Vielleicht war die Milch schon sauer. Saure Milch mochte Annika nicht.

      Aber das Glas musste ja leer sein, wenn die Mutti hereinkam. Sonst schimpfte sie.

      Manchmal konnte sie richtig böse werden.

      Sie stand auf und schüttete den Kakao aus dem Becher in eine bauchige Blumenvase.

      Als sie sich hinlegte, war ihr ganz schwindelig und sehr übel, aber darüber konnte sie gar nicht mehr nachdenken, denn alles drehte sich, und ihre Augen fielen ganz von selbst zu.

      Christine Nielsen betrat zehn Minuten später das Zimmer. Sie sah das Kind, das wie leblos dalag, und den leeren Becher.

      Sie kniete an dem Bett nieder und flüsterte: »Gott möge mir verzeihen.«

      Dann ging sie schnell zurück, trank hastig ein Glas Tee und sank auf die Couch.

      *

      Brigit schrak zusammen, als sie einen dumpfen Fall hörte.

      Sie schalt sich ihrer Nervosität, aber sie hatte zu lange und unentwegt über Christine Nielsen nachgedacht.

      Sie eilte hinaus, klingelte an der Nachbartür und rief Annikas Namen.

      Keine Antwort kam. Sie rief auch Christines Namen.

      Unten wurde die Tür der Hausmeisterwohnung geöffnet.

      »Was ist denn los?«, fragte Frau Prölling. »Ist was passiert, Frau Lohmann?«

      »Ich weiß nicht. Haben Sie einen Schlüssel zu Frau Nielsens Wohnung?«

      Gleich darauf konnte Birgit feststellen, dass dieses unheimliche Gefühl, das sie den ganzen Abend bewegt hatte, sie nicht getrogen hatte.

      Christine Nielsen lag reglos am Boden. Ihr Körper war ganz verkrampft.

      »Schnell einen Arzt!«, stieß Birgit hervor. »Ich sehe nach Annika.«

      Annika lag auch leblos da, aber Birgit meinte doch, einen schwachen Pulsschlag zu fühlen.

      »Oh, mein Gott!«, flüsterte sie, aber kein Zuruf, kein Schütteln konnte Annika wecken.

      Aber Annika lebte noch. Sie wurde sofort in die Sternseeklinik gebracht, und Birgit


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